Schwarze Stimmen in einer weißen Musikwelt
Die Jazzmusikerin Natalie Greffel hatte kürzlich den Mut, in ihrer Dankesrede beim Deutschen Jazzpreis 2023 von ihren Diskriminierungserfahrungen im Musikstudium und in der Jazzszene zu berichten. Als BIPoC erlebte sie Ignoranz und Mikroaggressionen, sie habe die Jazzszene als „weiße, überwiegend cis-hetero-männliche Jazz-Gemeinschaften und -Institute“ kennengelernt, die weder das Wissen noch das Bewusstsein hätten, sich intensiv mit der Politik und Geschichte des Schwarzen Bewusstseins auseinanderzusetzen.
Ihre Erfahrungen decken sich mit der neuen Studie „Schwarze Stimmen in einer weißen Musikwelt“ von Nepomuk Riva, Professor für Ethnomusikologie an der Universität Würzburg. Die Interviews, die er mit 6 Schwarzen Studierenden von 2016-2020 führte, offenbaren Diskriminierungserfahrungen, die von persönlichen Zurückweisungen bis hin zu institutionellen Praktiken reichen, die sich oftmals hinter dem Rücken der Handelnden vollziehen. Dabei geht es ihm nicht darum, objektiv rassistische Diskriminierungen nachzuweisen, sondern darzustellen, wie die Musiker*innen ihren Studierendenalltag wahrnehmen, interpretieren und ihr Verhalten danach ausrichten. Mit seiner – nicht repräsentativen – Studie möchte er einen Dialog über ein faires, diskriminierungsfreies Miteinander von Schwarzen und Weißen an deutschen (Musik-)Hochschulen eröffnen. Außerdem gibt er Handlungsempfehlungen mit, was von institutioneller Seite und dem Lehrpersonal getan werden könnte, um Schwarzen Studierenden solche diskriminierenden Erfahrungen zu ersparen, ihnen ein gleichberechtigteres Studium zu ermöglichen sowie ihr kreatives Potenzial besser zu fördern. Die Studie kann als kostenloses pdf auf der Website der Rosa-Luxemburg-Stiftung heruntergeladen werden.
Übrigens: am 17.06.2023 findet von 10-15:30 Uhr das 2. Online-Fachsymposium „Anti-Schwarzer Rassismus und Bildung (*PAD only)“ statt. Es bringt ein interdisziplinäres Netzwerk angehender und praktizierender Schwarzer (pädagogischer) Fachkräfte der verschiedenen Bildungsabschnitte, wie z.B. frühe Bildung, schulische Bildung, Hochschul- und Berufsbildung, außerschulische Bildung zusammen. Strategien und Tools für das Wohlbefinden von (pädagogischen) Fachkräften im Kontext von Anti-Schwarzem Rassismus und Bildung sollen erarbeitet und nutzbar gemacht werden. *Das Fachsymposium findet im Rahmen der UN-Dekade für Menschen Afrikanischer Herkunft (PAD People of African Descent) statt und richtet sich an alle angehenden und praktizierenden Schwarzen, Afrikanischen und Afrodiasporischen (pädagogischen) Fachkräfte der verschiedenen Bildungsabschnitte, wie z.B. frühe Bildung, schulische Bildung, Hochschul- und Berufsbildung, außerschulische Bildung. Es findet in deutscher Lautsprache über Zoom statt.
Ringvorlesung mdw-Gender Studies: „Performing Challenges“ 31.05. & 01.06.
Postdoc-Stelle an Sophie Drinker Institut Bremen zu besetzen
Das Sophie Drinker Institut, gegründet 2001, hat sich in der Vergangenheit schwerpunktmäßig mit musikwissenschaftlicher Frauen- und Geschlechterforschung befasst, gibt ein Online-Lexikon „Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts“ heraus, publiziert eine Schriftenreihe (bisher 18 Bände) sowie eine Online-Schriftenreihe und hat zuletzt ein dreibändiges „Handbuch Konservatorien“ im Laaber Verlag veröffentlicht. In Vorbereitung sind Forschungsprojekte zur Musikausbildung im NS-Staat und zu Filmmusikkomponistinnen. Ab 1. September 2023 ist am Institut die Stelle eines/r Wissenschaftlichen Mitarbeiter*in (Postdoc-Stelle) (m/w/d) zu besetzen. Voraussetzung sind eine abgeschlossene Promotion in Musikwissenschaft oder Musikpädagogik, Kenntnisse in Genderforschung und kulturgeschichtlichen Forschungsansätzen. Die Stelle ist unbefristet, sie ist teilzeitgeeignet, kann aber nicht im Homeoffice erledigt werden. Die Bezahlung orientiert sich an TVL 13.
Bewerbungen werden bis zum 15. Juni 2023 an die Leitung des Sophie Drinker Instituts, Außer der Schleifmühle 28, 28203 Bremen oder per Mail erbeten.
Infos | Kontakt: Prof. Dr. Freia Hoffmann, Tel. 0421/94 90 800 oder 0421/70 05 40
Call for papers: Jahrbuch „Musik & Politik“
Das Verhältnis von Musik und Politik rückt aus insbesondere zwei Gründen immer wieder ins Zentrum eines wissenschaftlichen Interesses an Musikkultur und an Musikwirtschaft: Erstens, weil in Musikkontexten „die Zukunft“ früher oder sogar zuerst aufscheint. Zweitens, weil hier nicht nur Entwürfe einer besseren Zukunft verhandelt werden, sondern weil damit auch Transformationsanforderungen einhergehen, die sich in Krisen, Strukturüberforderungen, sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit zeigen. So entstehen grundlegende Fragen danach, wie wir gerechter und nachhaltig leben und arbeiten können. Der aktuelle Call des Jahrbuchs sucht nach Beiträgen mit folgenden oder ähnlichen Themen:
● „Musik“ als Gegenstand und Thema in lokaler, regionaler und nationaler Politik
● Die „Politik“ relevanter Verbände (im Kontext der Covid-19 Pandemie oder allgemein)
● Politische Aktivitäten/Ziele von neuen Musikakteur*innen wie neuen Netzwerken
● Politische Anliegen Geschlechtergerechtigkeit, Anti-Rassismus, Awareness, Barrierearmut und neuen Agency-Festivals mit und zu politischen Themen oder in den Konjunkturen von Musikstädten
● Studien oder Beiträge zu politischen Herausforderungen im Kontext von Digitalisierung, Krisen oder Covid-19
● Musikpädagogische Perspektiven in Hinblick auf z. B. Curricula, Didaktiken, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Zugangshürden, Ressourcenverteilung
Erbeten sind Textskizzen (max. 1500 Worte, Word-Datei) bis zum 31.05.23 per Mail. Die Abgabe der Beiträge wird bis zum 31.07.2023 erwartet. Der Band soll im 1. Quartal 2024 publiziert werden. Hinweise zur Manuskriptgestaltung erhalten Beiträger*innen in einer späteren separaten Mail.
Doktorand*innenstelle in Växjö/Schweden zu Musik im Populismus
Die Erforschung der Frage, wie Musik und/oder Klänge in die Rhetorik und Verbreitung eines illiberalen Diskurses verwickelt sind, verspricht ein tieferes Verständnis des zeitgenössischen illiberalen Populismus und der ästhetischen, kulturellen und audiovisuellen Ressourcen, auf die er zurückgreift. Ein*e Doktorand*in (4 Jahre) in Musikwissenschaft innerhalb der Graduate School „The Future of Democracy: Cultural Analyses of Illiberal Populism in Times of Crises“ (FUDEM) am Department of Music and Art der Linnæus University Växjö soll diese Fragestellungen ausarbeiten. Die/der erfolgreiche Kandidat*in wird Mitglied eines reichen multidisziplinären Forschungsumfelds sowie Teil eines akademischen Forschungsnetzwerks, das sechs schwedische Universitäten umfasst. Die Arbeitssprache des Programms ist Englisch. Bewerbungsschluss: 26.05.2023
Rektor*in an Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin gesucht
An der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin – Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Dienstherrnfähigkeit – ist das Amt der Rektorin/des Rektors (m/w/d) zum 01.10.2023 zu besetzen. Die Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin verfügt über ein umfassendes und exzellentes Lehrangebot für die künstlerische Ausbildung. Das Studienangebot umfasst die Ausbildung (Bachelor, Master, Konzertexamen, Meisterklasse) u.a. in den Studienfächern Orchesterinstrumente, Gesang, Regie für Musiktheater, Dirigieren, Klavier, Komposition, Musiktheorie und Jazz. Hervorzuheben sind neben dem hochkarätig besetzten Lehrkörper und dem Praxisbezug in der Ausbildung vor allem die Impulse, die für die Studierenden durch Kooperationen mit zahlreichen Kultureinrichtungen in der Hauptstadt entstehen. Gesucht wird eine national und international vernetzte Persönlichkeit mit Kompetenz zur kollegialen Leitung der Hochschule (…), Kreativität, eine hohe soziale Führungskompetenz sowie Integrations- und Kommunikationsfähigkeit nach innen und außen. Sie sollte die Ausbildungslandschaft im Bereich Musik und Theater kennen und die Hochschule konzeptionell – auch in punkto Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Qualitätsmanagement – weiterentwickeln können. Die Hochschule strebt eine Erhöhung des Anteils von Frauen in Leitungspositionen an und bittet qualifizierte Frauen ausdrücklich um ihre Bewerbung. Der Bewerbungsschluss wurde auf den 23.05.2023 verlängert.
Postdoc-Stelle in Bern zu besetzen
Die Hochschule der Künste Bern HKB lädt zur Bewerbung um eine Postdoc-Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt des Schweizerischen Nationalfonds „Helvetia through a Twelve-Note Lens: A 20th-Century History of Swiss Musical Modernism, Progress and Regression“ ein. Der/die* Postdoc widmet sich dem Leben und Werk der Schriftstellerin Aline Valangin (1889–1986). Sie galt lange vor allem als Muse und Mäzenin der männlichen Künstler, mit denen sie verkehrte, allen voran des Zwölftonkomponisten Wladimir Vogel. Im Projekt soll ihre Rolle im Herzen eines Künstler*innen-Netzwerks an der Spitze der Schweizer Moderne und ihre eigenen Aktivitäten als Schriftstellerin, Musikerin, Psychoanalytikerin und Intellektuelle untersucht werden. Das Projekt ist implizit interdisziplinär und Bewerber*innen sollten idealerweise über gute Französisch- und Deutsch-, sowie über ausreichende Italienischkenntnisse verfügen. Das Postdoc beginnt am 1. August 2023 und dauert vier Jahre. Darin enthalten ist ein Lohn gemäss Reglement des SNF, der zur Deckung des Lebensunterhalts bestimmt ist. Bewerbungsschluss: 28.04.2023
Deutscher Musikrat startet Offensive #SchuleNeuDenken: mehr Musik!
Das Präsidium des Deutschen Musikrates hat in seiner Sitzung am 10. März 2023 die Stellungnahme #SchuleNeuDenken: mehr Musik! verabschiedet. Darin werden in fünf zentralen Feldern die grundlegenden Stellschrauben für eine bessere musikalische Bildung identifiziert (mehr dazu hier). „Der Deutsche Musikrat fordert alle Abgeordneten und Regierungen in Bund, Ländern und Gemeinden auf, allen Kindern und Jugendlichen von Anfang an eine fundierte musikalische Bildung zu ermöglichen. Die Erstbegegnung mit Musik und anderen künstlerischen Fächern an den Orten, an denen alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden – den Kitas und Schulen –, ist für viele ein Schlüsselelement in ihrer persönlichen Entwicklung. Diese Fächer auf die Ersatzbank zu setzen, wie es vielerorts derzeit passiert, ist unverantwortlich und kurzsichtig: Denn es bringt Kinder und Jugendliche massiv um ihre Bildungschancen und prägt damit auch die Gesellschaft von heute und morgen auf fatale Weise. Selbstwirksamkeit zu erfahren und die Neugierde auf Unbekanntes zu befördern, ist für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft und damit auch für unsere Demokratie von existenzieller Bedeutung. #SchuleNeuDenken ist daher viel mehr als nur ein Hashtag: Es ist eine Mission für uns alle.“
Mit der Stellungnahme startet der Deutsche Musikrat zugleich auch eine Informations-, Diskussions- und Vernetzungsoffensive zum Thema musikalische Bildung. Unter anderem werden im Rahmen des Austauschformats „Musikforum“ in den nächsten Wochen die Kernbereiche der Stellungnahme mit Expertinnen und Experten aus der Bildungs- und Kulturpolitik, der Verbändelandschaft und der Wissenschaft diskutiert und gemeinsame Handlungsansätze angestoßen.
Call for Articles für Jahrbuch Musik & Gender: non_binäre resonanzen
Für das Jahrbuch Musik und Gender 17 (Konzept und Herausgabe: Cornelia Bartsch, Anna Schürmer, Jonas Spieker) ist jetzt ein Call for Articles ausgeschrieben: „non_binäre resonanzen. sound und gender im posthumanismus„. Wie klingt ein nonbinäres Subjekt? Was verbindet die Kulturgeschichte eines aussterbenden Pilzes oder das Internet der Dinge mit Musik? Was hat der ökologische Begriff der Assemblage mit polyphonem Hören zu tun? Ökofeministische und anthropozentrismus–kritische Forschungen der letzten Jahre (Haraway, Tsing, van Dooren) weisen, indem sie solche Fragen aufwerfen, eine auffällige Affinität zu Klang, Musik und Hören auf. Zugleich öffnen sie Denk– und Handlungsräume jenseits binärer Logiken und Subjektkonzeptionen – und sind in diesem Sinne doppelt anschlussfähig für musikwissenschaftliche Genderforschung: Haben sich Musik und Sound nicht schon immer einer Einordnung in Semantisierungsmuster und damit einer Logik des Binären entzogen? Vor dem Hintergrund dieser Fragen beschäftigt sich das Jahrbuch Musik und Gender 17 (2024/25) mit Musik und Sound im Posthumanismus und will dabei vor allem das Thema Non_binarität im Hinblick auf soziale, politische und ästhetische Debatten unserer Zeit fruchtbar machen. Einreichfrist: 31.03.2023
Dorothea-Erxleben-Programm: Arbeitsstipendium in Hannover zu vergeben
Die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover schreibt zum 01.10.2023 im Rahmen des Dorothea–Erxleben–Programms drei Arbeitsstipendien in Vollzeit – d.h., dass anderweitige Tätigkeiten als Nebentätigkeiten nur in geringfügigem Umfang gestattet sind, aus. Unter anderem wird eine Musikerin (Hauptfach offen) im Bereich JazzRockPop zur Durchführung eines auf zwei Jahre angelegten künstlerischen Projektes gesucht, vorzugsweise im Ensemble–/Combobereich. Verbunden mit der Annahme des Stipendiums wird die Erteilung eines Hochschullehrauftrages im Bereich JazzRockPop in den Studiengängen Jazz und jazzverwandte Musik/Popular Music/Fachübergreifender Bachelor Erstes Fach Musik (JRP) in Höhe von 2 SWS ermöglicht, der gesondert vergütet wird. Im Rahmen dieses Unterrichts sollte, flankierend zum Arbeitsstipendium, das künstlerische/kompositorische Projekt mit Studierenden erarbeitet werden. Neben einer hohen künstlerischen Qualifikation sollten bei allen Bewerberinnen Erfahrungen in der Anleitung von gruppendynamischen Prozessen vorhanden sein, die Arbeitsstipendien sind aber auch explizit als Qualifikationsmaßnahme für eine Laufbahn im Hochschuldienst nutzbar und konzipiert, insbesondere bei der Qualifikation für eine Professur. Die Laufzeit der Stipendien beträgt maximal zwei Jahre und die Dotierung ist mit 1750,– € (plus 250,– € Sach– und Reisekostenzuschuss sowie ggf. Kinderzuschlag) monatlich festgesetzt. Antragsschluss: 30.04.2023
Professur für Schlagzeug in Hannover zu besetzen
An der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Professur für Schlagzeug (m/w/d; NBesGr. W3 BesO W; 100%) zu besetzen. Gesucht wird eine Persönlichkeit, die sich im Konzertleben eine profilierte Reputation von internationaler Ausstrahlung erarbeitet hat und in der Lage ist, pädagogisch leidenschaftlich und kompetent Studierende erfolgreich auf den Beruf als Musiker*in mit seinen vielfältigen Anforderungen vorzubereiten. Es gelten die Einstellungsvoraussetzungen nach § 25 NHG (abgeschlossenes Hochschulstudium, durch praktische Erfahrungen bestätigte pädagogisch-didaktische Eignung, besondere Befähigung zu künstlerischer Arbeit sowie zusätzliche künstlerische Leistungen). Die Stelle ist teilzeitgeeignet. Bewerbungsschluss: 13.04.2023
Juniorprofessur für Musikwissenschaft mit Schwerpunkt Gender Studies
An der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover ist im Rahmen des Bund–Länder–Programms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (Nachwuchspakt) zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Juniorprofessur (m/w/d) für Musikwissenschaft mit einem Schwerpunkt in Gender Studies BesGr. W1 NBesO mit Tenure Track nach W2 (100%) zu besetzen. Der*Die Stelleninhaber*in soll das Fach unter Berücksichtigung von Genderaspekten in Forschung und Lehre vertreten und das Profil sowie das Archiv des Forschungszentrums Musik und Gender weiterentwickeln. Der*Die Stelleninhaber*in koordiniert und verantwortet die Erschließung, digitale Edition sowie Nutzbarmachung des Archivs in Forschung, Lehre und Transfer. Zudem soll sich der*die Stelleninhaber*in aktiv an der Weiterentwicklung der Wissenschaften an der HMTMH beteiligen. Die Bereitschaft zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wird vorausgesetzt. Bewerbungsschluss: 30.04.2023