Helvetiarockt on tour: Sexualisierte Gewalt in Clubs & Festivals
Der Schweizer Verein Helvetiarockt geht ab April auf Bildungstour und bietet mehrere Workshops und Austauschformate für Mitarbeitende von Clubs und Festivals zum Thema sexualisierte Gewalt:
- Workshop: Wie holen wir das ganze Team für Awareness an Bord?
26.04. @ Case à Chocs, Lausanne (französisch)
28.04. @ Palace, St. Gallen (deutsch) - Austauschformat: Wo finden wir (finanzielle) Ressourcen für Awareness-Arbeit?
15.05. @ Amalgame, Yverdon-Les-Bains (französisch)
22.05. @ i45, Zug (deutsch) - Workshop: Wie messen wir die Wirkung unserer Awareness-Massnahmen?
19.11. @ Gaskessel, Bern (deutsch)
TBA @ Les Créatives, Genf (französisch)
Workshop „Haltung zeigen“ 15.10.2024 HMT Leipzig
Die strukturellen Probleme mit sexualisierter Gewalt und anderen Diskriminierungsformen in der Musikbranche waren vielen Akteur*innen schon offensichtlich, bevor die Vorwürfe um die Band Rammstein bekannt wurden. Doch warum sind die meisten dazu so schweigsam? Warum beziehen kaum Menschen aus der Branche eine Position? Es gibt Kritik, dass die Branche solche Zustände duldet, wegschaut und zu wenig Haltung zeigt. Das Ländernetzwerk von Music Women* Germany Sachsen lädt daher zu dem Workshop „Haltung zeigen“ am Dienstag, 15.10.2024 an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Gemeinsam mit den Workshopteilnehmer*innen wollen die Macherinnen* einen Blick auf Studien und Konzepte werfen, die dabei helfen können, eine Haltung zu entwickeln, sie mit Fakten zu unterfüttern und in Diskussionen standzuhalten. Außerdem möchten die Beteiligten Möglichkeiten sammeln, die es jetzt schon gibt, um sich zu engagieren. Der Workshop ist kostenfrei und richtet sich an alle, die Musik lieben und sich eine vielfältige, gerechtere und sicherere Musiklandschaft in Deutschland wünschen: All genders, genres and professions are welcome! Bitte meldet euch bis 12.10. per Mail an.
Veranstaltungsort: Hochschule für Musik und Theater, Dittrichring 21, 04109 Leipzig
Helvetiarockt befragt Publikum zum Thema sexualisierte Gewalt @ Gurtenfestival
Der schweizweite Verein Helvetiarockt, der sich für mehr Frauen, inter, non-binäre, trans und agender Menschen im Jazz, Pop und Rock einsetzt, hat am Gurtenfestival Menschen zum Thema sexualisierte Gewalt befragt. Was die Gäst*innen brauchen, um sich während eines Festivals sicherer zu fühlen, was das Gurtenfestival tut, um gegen sexualisierte Gewalt vorzugehen und was sich eine Artist von Organisator*innen wünscht, erfährst du im Video.
Machtmissbrauch, Diskriminierung & sexualisierte Gewalt an der Münchner Musikhochschule
Nach Missbrauchsfällen an der Münchner Musikhochschule – Ex-Präsident Siegfried Mauser wurde vom Bundesgerichtshof in letzter Instanz im Oktober 2019 zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt und der Münchner Musikprofessor Hans-Jürgen von Bose wurde in drei Fällen der Vergewaltigung angeklagt, aber freigesprochen – hat die Hochschule für Musik und Theater in München das Institut für Praxisforschung und Projektberatung mit einer wissenschaftlichen Befragung beauftragt. Unter dem Thema „Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und Diskriminierung“ wurden im Sommer 2023 alle Hochschulangehörigen befragt. Die Ergebnisse liegen nun vor. Etwa jede*r fünfte Studierende der Hochschule und sogar jede*r zweite Verwaltungsangestellte erfährt Machtmissbrauch und 6 Prozent der Hochschulangehörigen berichten, meist im Einzelunterricht selbst sexualisierte Gewalt erlebt zu haben. Von körperlicher und/oder psychischer Gewalt wird vor allem aus der Ballettakademie und der Jugendakademie berichtet. Die HMTM hat basierend auf den Ergebnissen der aktuellen Studie einen 7-Punkt-Plan entworfen, der das Kriterium „Nähe – Distanz“ in alle Berufungs- und Besetzungsverfahren in Lehre und Verwaltung integriert, Angestellte zu Fortbildungen verpflichtet, eine anonyme Lehrevaluation als Kontrollinstrument weiterführt und anonyme Beschwerdewege weiter ausbauen will. Die Ballettakademie soll künftig von einer Doppelspitze geleitet werden und künftig Intimitätskoordinator*innen und -coaches einsetzen. Eine große Herausforderung bleibt nach wie vor, so zeigt es die Münchner Studie, mit Fragen zum Thema Machtmissbrauch auch die internationale Studierendenschaft zu erreichen. Größtenteils kommen die Teilnehmer*innen aus Deutschland (88 Prozent), dabei haben etwa 40 Prozent aller Studierenden einen internationalen Hintergrund. Um diese besser zu erreichen, wird in München auch das International Office neu strukturiert.
Workshop: Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt in Clubs & Festivals
Podiumsdiskussion – Prävention gegen sexualisierte Gewalt in Clubs und an Festivals
Was brauchen wir, um sexualisierte Gewalt in Clubs und an Festivals zu bekämpfen? In einer Podiumsdiskussion, die von Helvetiarockt zusammen mit We Can Dance It organisiert wird, diskutieren wir, welche (nationalen) Massnahmen ergriffen werden sollten, um Clubs und Festivals bei der Prävention gegen sexualisierte Gewalt zu unterstützen. Die Podiumsdiskussion findet am 16.09.2022 in Lausanne im Rahmen des Label Suisse Festival statt.
Themis-Vertrauensstelle berät nun auch Betroffene von sexueller Belästigung und Gewalt aus der Musikbranche
Die Themis-Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt wurde von Brancheneinrichtungen der Film-, Fernseh- und Theaterbranche gegründet. Namenspatin ist die griechische Göttin Themis; sie tritt für Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt ein. Nun erweitert sie ihr Branchenspektrum ab Januar 2022 auf Teile der Musikbranche. Ab dem 1. Januar 2022 werden der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) und der Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen (VUT) dem Trägerkreis der Vertrauensstelle angehören. Damit können sich dann auch Beschäftigte aus den von BVMI und VUT vertretenden Unternehmen, die sexuelle Belästigung oder Gewalt an ihrem Arbeitsplatz erlebt haben, vertraulich und, wenn gewünscht, anonym an die Vertrauensstelle wenden, um über das Erlebte zu sprechen sowie juristische oder psychologische Beratung zu erhalten. Finanziert wird die Vertrauensstelle durch Beiträge aus der Branche, namentlich von Branchenverbänden, Gewerkschaften, Sendern und Plattformen. Die Vertrauensstelle Themis erhält außerdem öffentliche Förderung von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Band aus Russland startet Benefizkampagne für Gewaltopfer
Moscow Death Brigade, eine „Sturmhauben-tragende Techno/Rap/Punk-Band“ aus Russland, startet eine neue Benefizkampagne, um Spenden für die Initiative Reborn in Russland zu sammeln. Diese will ein Rehabilitationszentrum und ein Gemeindezentrum fürFrauen* und Mädchen* schaffen, die Opfer häuslicher, sexueller und anderer Arten von Gewalt geworden sind. Im Rahmen der NO MEANS NO Phase II-Kampagne verkauft die Band ab sofort Benefiz-T-Shirts, das Artwork wurde von der Hamburger Tätowiererin Rike daszausel* geschaffen. Die T-Shirts können online beim deutschen MDB-Label Fire and Flames Music gekauft werden, alle Erlöse gehen an Reborn. Das Zentrum wird einen sicheren Hafen und einen Ort bieten, an dem man heilen und Hilfe bekommen kann. Es wird von Veteranen der russischen gemeinnützigen Arbeit und des Aktivismus geleitet und bekommt Unterstützung durch einige große Frauenrechtsorganisationen. Das Projekt befindet sich derzeit in der Registrierungsphase und ist im Begriff ein Expertenteam aufzubauen, um u.a. weitere Mittel aufzubringen. Im Sommer 2020 hatten MDB gemeinsam mit der Streetwear-Marke True Rebel eine weitere Kampagne zugunsten der Stiftung „Enjoyable Ageing“ in Russland gemacht, um älteren und behinderten Menschen zu helfen. Für jede verkaufte Maske verteilten MDB und True Rebel auch eine Maske an Obdachlose in Deutschland.
Man kommt davon. Sexualisierte Gewalt, Status und die bayrische Justiz
Auf seinem Bad-Boy Blog berichtet der Komponist Moritz Eggert über den Umgang der bayrischen Justiz mit den Angesehenen und Mächtigen: „Am 10.12. 2020 wurde der ehemalige Kompositionsprofessor der Münchener Musikhochschule, Hans-Jürgen von Bose, vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen und trotz Drogenbesitzes eines ganzen Arsenals von illegalen Drogen zu einer so geringen Strafe verurteilt, dass ihm seine Beamtenbezüge voll erhalten bleiben. (…) Bose wurde nicht freigesprochen, weil das Gericht den Vorwürfen der Vergewaltigung nicht Glauben schenkte. Das Gericht hing sich an Spitzfindigkeiten der Beschreibungen der Taten auf, stellte aber die Glaubwürdigkeit des Opfers nie auch nur im Geringsten in Frage. Das tat auch die Gutachterin nicht, die hierüber ausführlich befragt wurde. Auf dem Tisch war nicht nur der Tatbestand einer Vergewaltigung, sondern einer schweren Vergewaltigung samt Freiheitsberaubung.“ Seine lesenswerte Zusammenfassung der Ereignisse und seiner Gedanken dazu sind hier nachzulesen.