Projektstudie: „Erfahrungen mit sexueller Belästigung und Gewalt in der deutschen Kultur- und Medienbranche“
Noch bis 30.10.2020 können Interessierte bei der aktuellen Projektstudie „Erfahrungen mit sexueller Belästigung und Gewalt in der deutschen Kultur- und Medienbranche“ mitmachen. Die Studie wird im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durchgeführt und ist die erste spartenübergreifende Befragung zu diesem Thema in Deutschland. Durch die Befragung soll ein belastbares Bild der Häufigkeit und Hintergründe von sexueller Belästigung und Gewalt in der deutschen Kultur- und Medienbranche entstehen, so dass Betroffene besser unterstützt werden können. Die Teilnahme dauert erfahrungsgemäß 10 bis 20 Minuten, es werden keine personenbezogenen Daten erhoben und alle Angaben werden streng vertraulich behandelt. Hier geht es zur Studie.
„Code Of Conduct“ für Safer Spaces
We Have Voice ist ein Kollektiv von 14 Musikerinnen, Performerinnen, Lehrerinnen und Denkerinnen verschiedenen Alters und verschiedener Herkunft, das sich 2018 zusammengeschlossen hat, um sich für Vielfalt, Awareness und Inklusion einzusetzen und gegen Ungleichheit, sexuelle Belästigung und Mobbing, vor allem im pädagogischen Bereich vorzugehen. Um mehr Menschen das Arbeiten in sicheren und supportiven Unterrichtszusammenhängen zu ermöglichen, haben sie einen „Code Of Conduct“ herausgegeben, der (Musik-)Lehrer*innen und Institutionen eine Anleitung für eine gender- und diversity-sensible Arbeitsumgebung an die Hand geben soll. Das Kollektiv besteht aus Fay Victor, Ganavya Doraiswamy, Imani Uzuri, Jen Shyu, Kavita Shah, Linda May Han Oh, María Grand, Nicole Mitchell, Okkyung Lee, Rajna Swaminathan, Sara Serpa, Tamar Sella, Terri Lyne Carrington und Tia Fuller. Das Plakat findet ihr hier.
Aktionstag an der HMT Leipzig zu Sexismus in Musikausbildung und Kulturbetrieb
Der Studierendenrat und das mentoringArts-Programm der Hochschule für Musik und Theater (HMT) Leipzig laden am 22. Juni 2018 um 14.00 Uhr zum Aktionstag zu „Machtmissbrauch und sexualisierte Diskriminierung in der Musik(-Ausbildung)“ (Podium und Workshop) in den Orchesterprobensaal der HMT Leipzig, Grassistraße 8, ein. Die #MeToo-Bewegung entfachte im Herbst 2017 einen lauten öffentlichen Diskurs über Machtmissbrauch und sexualisierte Diskriminierung, unter anderem im Kulturbetrieb. Der Diskurs sorgte auch in Deutschland für Wirbel. Musikhochschulen sind, aufgrund der Notwendigkeit des Einzelunterrichts, ein für dieses Thema sensibler Ort. Seit der Verurteilung des ehemaligen Rektors der Münchener Hochschule für Musik und Theater wegen eines sexuell motivierten Übergriffs erließen Musikhochschulen Richtlinien gegen sexuelle Belästigung und Gewalt. Studierendenrat und mentoringArts der HMT Leipzig wollen mit dieser Veranstaltung das Bewusstsein für diese Thematik schärfen und mit Studierenden und Lehrenden Strategien und Hilfestellungen zur Prävention erarbeiten. Mit namhaften Podiumsgästen aus dem Hochschulkontext und dem Kulturbetrieb wird dieses Thema aufgegriffen, mit dabei ist z.B. Nora Hantzsch aka sookee, die sich künstlerisch und öffentlich gegen Sexismus, Homophobie und Rassismus einsetzt. Die kanadische Mezzosopranistin Wallis Giunta nimmt öffentlich Stellung zu Erfahrungen mit sexueller Belästigung im Opernbetrieb. Als Kanzler der Hochschule für Musik und Theater (HMT) Leipzig setzt sich Oliver Grimm für die Verbesserung des Schutzes vor Machtmissbrauch und sexualisierter Diskriminierung ein und hat sich als Jurist mit den vielgestaltigen rechtlichen Aspekten zu dieser Thematik befasst. Nhi Le moderiert das Podium. Die Leipzigerin ist Autorin, Speakerin und mehrfach ausgezeichnete Slam-Poetin. Sie setzt sich vielseitig mit dem Thema Sexismus auseinander. Im Anschluss an das Podium können sich alle Interessierten an moderierten Tischen im World-Café-Format über eigene Erfahrungen, Lösungsansätze und Handlungsbedarf austauschen. Eine Präsentation der Ergebnisse fasst zum Abschluss zusammen, was zu tun bleibt und wirft einen Blick in die Zukunft.
Buchtipp: „Sound und Sexismus“ von L.J.Müller
Sexismus wird in Texten und in Bildern meist schnell erkannt und kritisiert, wenn es aber um Klang geht, fehlen oft die Worte. L. J. Müller befasst sich in ihrem Buch „Sound und Sexismus – Geschlecht im Klang populärer Musik. Eine feministisch-musiktheoretische Annäherung“ mit geschlechterbedingten Machtverhältnissen und wie sie sich im Klang von Popmusik finden lassen. Dabei nutzt sie weniger althergebrachte Kategorien der Musikanalyse (Harmonie, Melodie, Form) als neue Werkzeuge zur Untersuchung populärer Musik, die direkter an der Hörerfahrung ansetzen. Vor allem die Stimme wird hierbei als klangliche Performanz von Körperlichkeit und Subjektivität zum Ausgangspunkt näherer Betrachtungen. In der Analyse einiger bekannter Popsongs arbeitet sie auf dieser theoretischen Basis Unterschiede in der Darstellung von Geschlecht heraus, die nahelegen, dass die Beziehung zur eigenen Stimme und zum eigenen Körper nach geschlechtsspezifischen Normen geformt wird. Es geht ihr dabei um den Anteil von Musik an der machtvollen kulturellen Reproduktion von Geschlechter- und Sexualitätsbildern in populären Medien.
Das Buch ist bei Marta Press erschienen und kann hier bestellt werden.
PULS Festival Podiumsdiskussion „Warum wir mehr Frauen im Musikbiz brauchen“ 02.12.2017
Im Rahmen seines PULS Festivals veranstaltet der Radiosender PULS am 02.12. eine Podiumsdiskussion zum Thema „Warum wir mehr Frauen im Musikbiz brauchen“. Bei der Veranstaltung tauschen sich Frauen aus der Branche ab 19 Uhr über die Unterrepräsentanz von Frauen im Popbusiness aus und diskutieren darüber, wie wir gemeinsam etwas verändern können. Der Radiosender hatte Ende letzten Jahres zusammen mit der GEMA die Radio-Airplays analysiert und war zum Ergebnis gekommen, dass nicht einmal ein Drittel der erfolgreichsten Songs im Radio von Frauen gesungen werden.
Es diskutieren: Ina Jedlicka (A&R Managerin bei Sony Music Entertainment/Columbia), Mirca Lotz (Veranstalterin und Bookerin, Gründerin des “We Make Waves” Musik-Festivals für Frauen, trans- und non-binäre Menschen in der Musik), Sophie Raml (Artist Management u.a. Blumentopf, Jesper Munk, Joy Denalane etc.), Katharina Adler (Konzertproduktion und Veranstaltungstechnik Landstreicher Booking, unter anderem für KIZ, Annenmaykantereit, Prinz Pi, Casper, etc.) und die Band Musikerinnen Andreya Casablanca und Laura Lee Jenkins aka Gurr.
Film- & CD-Tipp: „Planet 9 on Composing, Feminism and Human Rights“
Der Film Planet 9. ON COMPOSING, FEMINISM AND HUMAN RIGHTS dokumentiert Stimmen des gleichnamigen Jazz-Kollektivs, das 2016/17 von den studentischen Frauenbeauftragten des Jazz-Instituts Berlin an der UdK Berlin initiiert wurde. Julia Hülsmann, die künstlerische Leiterin des Projektes und Mia Knop Jacobsen werfen einen kritischen Blick auf die männliche Dominanz in der heutigen Jazzszene und vier weitere Komponistinnen geben Einblicke in ihre künstlerische Arbeit. Hier geht es zum Film: https://www.udk-berlin.de/universitaet/mediathek/imagefilme/dokumentation/planet-9-on-composing-feminism-and-human-rights/.
Parallel dazu präsentiert das Jazz-Institut Berlin (JIB) studentische Eigenkompositionen zu den Themen Feminismus, Menschenrechte und Gender Equality auf der CD „Planet 9“ (VÖ:2017, Betont). Das am Jazz-Institut Berlin entstandene Projekt greift die jüngste Entdeckung des Planeten Nummer 9 auf und setzt ein musikalisches Statement, das sich Gehör für Vielfalt verschafft und strukturelle Hürden überwindet. Unter der künstlerischen Leitung der Jazz-Pianistin und Komponistin Julia Hülsmann entwickelten 14 Studentinnen ihre Kompositionen und spielten sie für dieses Album ein.
PopScriptum No. 12 zu „Sound, Sex und Sexismus“ erschienen
PopScriptum, eine Schriftenreihe herausgegeben vom Forschungszentrum Populäre Musik der Humboldt-Universität zu Berlin, ist jetzt in seiner 12. Ausgabe erschienen. In der Einleitung heißt es: „Mit „Sound, Sex und Sexismus“ wurde diese Ausgabe des PopScriptums betitelt und verweist damit auf drei Aspekte der Beziehung von Geschlecht und populärer Musik, die bisher wenig in der Forschung thematisiert wurden. Denn trotz eines grundsätzlich erfreulich großen Interesses vieler AutorInnen der Popmusikforschung an Geschlechterkonstruktionen scheint dieses Thema gerade auf der klanglichen Ebene schwer zu greifen zu sein, so dass Antworten auf die Frage, wie Geschlecht und Sexualität klanglich konstruiert werden, bisher nur in Ansätzen vorliegen. Auch Sexualität wird oft nur als Differenz von Hetero- oder Homosexualität und dann getrennt von Geschlecht thematisiert; die Beteiligung populärer Musik an der Konstruktion von erotischen Phantasien und sexuellem Begehren und die Verbundenheit derselben mit verschiedenen gesellschaftlichen Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit erscheint jedoch beim Einschalten des Radios schnell offensichtlich. Schließlich möchte ich mit dem Begriff des „Sexismus“ darauf hinweisen, dass Geschlecht auch im Jahr 2016 immer noch keine ’neutrale‘ Kategorie ist, sondern ein politisch umkämpftes Phänomen, das bis heute mit Ungleichbehandlung und Ungerechtigkeiten einhergeht, diese stabilisiert und reproduziert. Diese drei Aspekte bilden dabei den Rahmen dieser Ausgabe (…) Die vielen unterschiedlichen Ansätze zeigen dabei, wie sich populäre Musik nach wie vor in einem Spannungsfeld bewegt, in dem sie sowohl als Ort kraftvoller Subversion, die alternative Selbstentwürfe ermöglicht und stärkt, oder auch als ‚goldener Käfig‘, der zur unbewussten Verinnerlichung repressiver Ideologien führt, verstanden werden kann“. Zu den AutorInnen der Ausgabe gehören Veronika Muchitsch, Barbara Bradby, Clara Becker, Franziska Knöppchen und Lisa Pfahl, Katharina Rost, Martin Moling, José Gálvez, Yannig Dreeßen, Anna Gavanas and Rosa Reitsamer, Kate Lewis und Florian Heesch und Reinhard Kopanski.
Die Ausgabe ist zweisprachig und enthält Artikel auf Deutsch und auf Englisch; das PopScriptum ist wie gewohnt allgemein im Internet zugänglich. Hier geht es zu den Artikeln: https://www2.hu-berlin.de/fpm/popscrip/themen/pst12/index.htm