Badi Assad (BRA)

Die beste Gitarristin Brasiliens

Lange, viel zu lange war es still geworden um die brasilianische Musikerin mit der immensen Lockenmähne. Immerhin lag die letzte Veröffentlichung, „Chameleon“, schon sechs Jahre zurück.
In der schnelllebigen Zeit der Medienwelt ist das fast ein Leben, und der Neustart beginnt meist wieder bei Zero.
Badi Assad mußte aus gesund-heitlichen Gründen pausieren, eine Funktionsstörung in ihrer Hand machte ihr das Gitarrespielen zeitweise unmöglich. Doch nun meldet sich Badi Assad mit „Verde“, der Farbe Grün, zurück und zeigt, dass die 38jährige zurück ist auf dem Parkett der Instrumen-talvirtuosen und Vokalakrobaten.
Im Frühjahr wird Badi Assad ihre „Grüne CD“ auch auf deutschen Bühnen vorstellen: Live-Tipp!!!!

Frühe Preise und spannende Projekte

Ihre musikalische Laufbahn liest sich gut: 1966 geboren in der Kleinstadt Sao Joao da Boa Vista (im Bundesstatt Sao Paulo), wächst sie in Rio de Janeiro auf. Ihr Vater hatte immer Wert auf die musikalische Ausbildung seiner Kinder gelegt, und so feiert Badi zusammen mit ihrem Bruder als „Duo Assad“ erste internationale Erfolge. Während ihres Musikstudiums an der Uni von Rio gewinnt sie ´84 (15-jährig!) den Concurso Jovens Instrumentistas (Wettbewerb junger Instrumentalisten). Bald darauf jammt sie mit Pat Metheny, Milton Nascimento u.a., und erhält 1987 beim internationalen Villa-Lobos-Festival die Auszeichnung als beste brasilianische Gitarristin. 1989 nimmt sie ihr erstes Album „Danca dos tons“ (Tanz der Töne) auf, das allerdings nur in Brasilien erscheint. Anno ´93 wechselt sie zu einem amerikanischen Label und veröffentlicht dort einige Solo-Alben. 1999 erscheint ihre CD „Chameleon“, auf der sich Badi (sprich Ba-schi) Assad erstmals auch als wichtige Stimme vorstellt und in Europa, auf Tour, ein breites Fanpublikum erspielt.

Ihre neue CD „Verde“ (die soeben erscheint) enthält eine verrückte Mischung von Songs, die auf den ersten Blick scheinbar nicht zu vereinbaren ist: Bono, Björk, eigenes und traditionelle brasilianische Musik werden aber so geschickt bearbeitet, dass ein roter Faden durch die siebzehn Stücke läuft. Zusammen mit Percussionist Nana Vasconcelos, Bassist und Koproduzent Rudolfo Stroeter, dem großen Gitarristen Tonquinho oder dem Flötisten Teco Cardoso nimmt Badi Assad ihre Zuhörer auf eine Reise durch verschiedene musikalische Welten mit.

„Ich möchte mein musikalisches Universum vorstellen“ sagt die sympathische Brasilianerin. „Und ich glaube, dass ich auch anderen Menschen etwas mitzuteilen habe, nicht nur denen, die mein Gitarrenspiel lieben.

Melodiva: Seit deiner CD Chameleon ist einige Zeit ins Land gegangen. Sechs Jahre sind ein ganzes Leben im Plattenbusiness. Was waren die Gründe für die lange Pause? Deine Focal Dystonia? Die Trennung von deinem Ehemann? Die Rückkehr in dein Heimatland Brasilien?

Badi Assad: Der Hauptgrund war meine Focal Dystonia. Deswegen konnte zwei Jahre lang keine Gitarre spielen und war gezwungen, eine Pause zu nehmen. Als ich wieder begonnen habe, dauerte es eine Weile, bis ich meine Chops wieder beisammen hatte. Und zu guter Letzt mußt du wissen, dass du nach einer so langen Pause im Plattenbusiness fast wieder bei Null beginnst. All diese Dinge kamen zusammen, so dass es doch einige Zeit gedauert hat, bis ich wieder voll im Geschäft und beschäftigt war. Aber – ich finde, dass die Zeit jetzt genau richtig ist.

Melodiva: „Verde“ enthält eine verrückt breite Bandbreite. Wie hast du die Stücke ausgesucht und so bearbeitet, dass sie so gut zusammen passen? Wenn mir jemand erzählt hätte, dass auf einer Badi Assad CD Stücke von U2, Björk, Yann Thiersen, traditionelle brasilianische Lieder und eigene Kompositionen vereint sind, hätte ich vermutlich gelacht, weil ich es mir nicht vorstellen konnte.

Badi Assad: Zu jedem Stück, das ich ausgewählt habe, habe ich eine besondere Verbindung. Deshalb habe ich sie ausgewählt. Weil das Herzstück der Arrangements auf meiner Stimme und meiner Gitarre liegt – oder auf beidem – sind es meine Gefühle, die alles zusammen binden. Das schafft die Möglichkeit, ein so weit gestreutes Programm in Angriff zu nehmen.

Melodiva: Ist die CD als Trip um die Welt gemeint? Ich höre selbstverständlich eine Menge Brasilien, aber auch Argentinien, Frankreich oder Island.

Badi Assad: Nein, die Musik und die Arrangements kamen zufällig. Aber ich möchte dir sagen, dass ich mich selber als Weltbürger sehe. Unter diesem Gesichtspunkt ist mein normales tägliches Leben gespickt mit ethnischen Einflüssen. Ich bin nicht so fest eingefahren, dass es für mich nur eine Art gibt, Sachen zu machen. Ich war immer offen für neue Erfahrungen, neue Kulturen, neue Abenteuer, und das spiegelt sich natürlich auch im Umgang mit meiner Musik wider.

Melodiva: Siehst du dich mehr als eine Sängerin oder als eine Gitarristin auf &Mac226;Verde‘? Mein Eindruck wechselt zwischen überwältigenden Vocals, auch zusammen mit deiner Nichte, und erst beim zweiten Hinhören entdecke ich wilde Gitarrenparts wie die präparierte Gitarre in „The Being Inbetween“.

Badi Assad: Das ist eine schwere Frage. Obwohl ich eine Menge schwieriger Gitarrenparts auf Verde habe, singe ich mehr, als ich Gitarre spiele. In letzter Zeit war die Interaktion mit meiner Stimme sehr stark und hat mir eine Menge Freude bereitet. Daher gilt: Momentan kann ich sagen, dass meine Stimme in der jetzigen Periode meines Lebens mehr erstrahlt.

Melodiva: Ich mag die Abwechslung auf deiner CD und auch die Spieldauer, die genau richtig dosiert ist. Mit 17 Stücken ist die CD absolut perfekt, nicht zu lang, nicht zu kurz. Wie viele Gedanken zur perfekten Menge des Materials hast du dir im Vorfeld gemacht?

Badi Assad: Als ich mit meiner Auswahl begonnen habe, standen 30 Songs auf meiner Liste! Dann begann ich, diese Liste zu filtern, um auf eine Länge zu kommen, die intuitiv Sinn für mich machte. Das war dann schon die Endauswahl, und die ist das fertige Produkt, das du in Händen hältst. In anderen Worten heißt das, dass du deine Intuition walten lassen sollst, dann landet alles da, wo es landen soll. Viele große Portionen von ‚Mystery‘, aber zur gleichen Zeit ganz simple ‚Reality‘.

Melodiva: Ich habe den Eindruck, dass ich mehr Musikerinnen (nicht nur Sängerinnen) aus Süd- und Lateinamerika höre und sehe als in Europa. Sind Musikerinnen eher akzeptiert? Oder hat es damit etwas zu tun, dass Musik im täglichen Leben von zum Beispiel Brasilien viel wichtiger ist als in Europa?

Badi Assad: Ich glaube, dass es damit zu tun hat, dass der Welt feminine Energie fehlt. Langsam, aber auf sehr natürliche Art und Weise finden die Frauen mehr Luft zwischen den Cracks der etablierten und störrischen Mächte. Die Welt braucht Liebe, und das Feminine in uns allen – Männern und Frauen – kann uns helfen, uns an diese Kraft und Energie zu erinnern.

Melodiva: Du warst auch im Gitarrentrio mit den Jazzgitarristen John Abercrombie und Larry Coryell auf Tour. Jazz und Gitarre gehören zusammen und sind sehr „macho“ (allerdings kenne ich sowohl Abercrombie wie auch Coryell und könnte mir eine solche Einstellung bei beiden nicht vorstellen). Hast du jemals den Punkt erreicht, dass du zweimal so gut wie ein männlicher Musiker sein mußtest, um akzeptiert zu werden?

Badi Assad: Glücklicherweise habe ich mich nie so gefühlt. Ich glaube, das liegt daran, dass ich ziemlich selbstbewußt mit meiner Art zu spielen und meiner Musikalität umgehe. Ich glaube, dass ’sie‘ spüren können, dass das, was ich anbieten kann, etwas ist, das sehr viel wichtiger ist als die Tatsache, ob ich ein Junge oder ein Mädchen bin.

Melodiva: Was erwartet den Zuhörer auf deiner Europatour? Welches Material wird zu hören sein? In welcher Besetzung reist du? Und hast du Tipps, wie man erschöpfende Tourneen am besten durchsteht?

Badi Assad: Ich bin auf Tour, um mein Album ‚Verde‘ in Europa bekannt zu machen. Mit diesem Hintergedanken werde ich alle Songs von ‚Verde‘ und die erfolgreichsten Stücke meiner letzten Veröffentlichung ‚Chameleon‘ spielen. Einen Teil des Konzerts werde ich solo bestreiten, einen Teil mit meiner Band, in der ein Bassist und ein Percussionist sind.
Und was das Leben ‚on the road‘ angeht: Da sollte man sich immer vor Augen halten, dass sich unsere Körper bewegen müssen. Wenn wir im Hotel ankommen und ich das Bett sehe, weiß ich, dass ich mich einfach da rein schmeißen möchte. Aber – wir müssen uns bewegen, um unser Blut in Bewegung zu halten. So bauen wir die neuen Energien auf, die wir dringend für das nächste Konzert brauchen.

Melodiva: Letzte Frage: Du hast eine großartige Website, sehr informativ und sehr gut aufgemacht. Von wem stammt die Idee, die Menu-Punkte wie in einem Apartment mit Keller, Küche, Wohnzimmer etc zu verteilen?

Badi Assad: Danke schön, das war meine Idee….

Melodiva: Danke für das Interview und ich freue mich schon auf die Konzerte!

[Booking (D): www.transatlantico.com

Discographie:

Aktuelle CD: „Verde“ (Universal Music 02-2005)

CD: Danca das Ondas (2003)

CD: Chameleon (1998)

CD: Echoes of Brazil (1997)

CD: Rhythms (1996)

Weitere CDs:

Juarez Moreira & Badi Assad – 1995
Solo – 1994
Badi Assad (1993)
Danca do Toms – 1989
Dança dos Tons (1989)
Released in Brazil, contains compositions by Sérgio Assad, Leo Brouwer, Roland Dyens. Re-released in 2003 as Dança das Ondas, available at Guitare Diffusion.

Copyright: Redaktion Melodiva

www.badiassad.com
Autorin: Angela Ballhorn

19.02.2005