Die Idee zum Projekt hatten die beiden Spark-Gründer*innen Andrea Ritter und Daniel Koschitzki, die schon lange vorgehabt hatten, ein Programm mit Komponistinnen zusammenzustellen. Der zündende Moment kam dann tatsächlich bei der Begegnung mit Wallis Bird, die sich seit dem Beginn ihrer Karriere für Themen für Female Empowerment, Gender Equality und die LGBTQI*-Community einsetzt. Wallis war sofort begeistert. „Die weite Zeitspanne, die wir in dem Programm beschreiten, gab uns allen die Möglichkeit, Neues kennenzulernen, die eigene Komfortzone zu verlassen, Risiken einzugehen. Es war eine wunderbare, sehr inspirierende gemeinsame Reise“, beschreibt Daniel Koschitzki die Zusammenarbeit. „Wir haben zunächst sehr viele Frauen aus unterschiedlichen Epochen, Ländern und Genres gesammelt und die Auswahl dann im Lauf der Zeit immer mehr eingedampft und verdichtet. Wallis war Vielfalt und Diversität extrem wichtig. Es sind Frauen unterschiedlicher Ethnien aus neun verschiedenen Ländern und drei verschiedenen Kontinenten auf dem Album vertreten.  Wir wollten unbedingt ganz unterschiedliche Geschichten erzählen“, ergänzt seine Kollegin Andrea Ritter.

Im konzeptionellen Entwicklungsprozess des Programms von 2019 bis 2022 fanden zuerst regelmäßige Online-Meetings statt, wo sich die Musiker*innen über die Komponistinnen und den Spannungsbogen des Programm ausgetauscht haben. 2022 trafen sich die sechs Musiker*innen zum gemeinsamen Musizieren an der Ostsee. Da waren die ersten Arrangements bereits erstellt, aber es ging bei vielen Songs auch darum, Tonarten zu testen, Arrangementideen auszuprobieren etc. Die letzten Stücke wurden erst wenige Tage vor der Premiere im Sommer 2023 fertig, die beim stARTfestival in Leverkusen stattfand. Im Herbst 2023 ging es dann ins Studio. 

Bei den Arrangements gab es verschiedene Herangehensweisen. Zum einen wurden Komponist*innen und Arrangeur*innen aus ihrem Netzwerk beauftragt, die Songs für die spezielle Spark-Besetzung zu arrangieren, die ein großes Instrumentarium zur Verfügung hat. An diesen Arrangements wurde dann weiterexperimentiert und kleine Anpassungen vorgenommen. Einige der Songs sind auch von Mitgliedern von Spark arrangiert, wie z.B. „Visions of Venus“, das von Andrea Ritter für Spark final gestaltet wurde. „Es war ein sehr aufwendiger und zeitintensiver Weg, bis wir bei den finalen Stücken angelangt sind, in der Form wie sie auf der Bühne und auf dem Album erklingen“, beschreibt Koschitzki den Projektablauf.

Live 21.07.2024 @ Casals Forum Kronberg

Wer kann, sollte sich ein Konzert dieser fantastischen 5+1 Formation jedenfalls nicht entgehen lassen! Eine klassische Band (ja Band!), in der hochtalentierte, virtuose und beseelte Musiker*innen völlig in ihrer Musik aufgehen und ungemein dynamisch und gut aufeinander eingespielt sind. Atemberaubend schnelle Blockflötenmelodien & Grooves, Piano, Cello und Geige in perfektem Zusammenspiel, gefühlvolle und berührende leise Szenen und mittendrin die Person, die der Band in Sachen Talent, künstlerischer Version und Leidenschaft um nichts nachsteht: Wallis Bird. Die irische Singer-/Songwriterin mit der Liebe zum Groove ist für ihre energiegeladenen Shows bekannt und geht auch im Casals Forum in Kronberg, wo ich am 21.07. das neue Programm „Visions of Venus“ im Rahmen des Rheingau Musik Festivals erleben durfte, völlig in den sorgsam ausgewählten Songs auf.

Das Programm umspannt Tausend Jahre des Musikschaffens von weiblichen* Komponistinnen und wird live sehr abwechslungsreich präsentiert; mal spielen alle gemeinsam, mal nur die Band, mal nur Bird mit Piano oder einer Flöte. Auf der Bühne ist also schon mal jede Menge Bewegung, zumal die Musiker*innen allesamt vor Energie und Gefühl regelrecht überschäumen. Neben Flügel (Christian Fritz), Violine (Stefan Balazsovics) und Violincello (Victor Plumettaz) betten viele verschiedene Blockflöten Birds Stimme kammermusikalisch wunderbar ein. Andrea Ritter und Daniel Koschitzki fahren ein ganzes Arsenal von Blockflöten auf (im Studio waren es 30!), auf der Bühne sind es nicht ganz so viele. Dafür erklingt eine sog. Paetzold-Bassflöte, eine große, viereckige Bassflöte. Ritter und Koschitzki sind schon allein eine dynamisch hervorragende Einheit; ihr Spiel ist groovig und ausdrucksstark und beschert dem Gesamtsound eine Fülle von Klangfarben. Vor allem die warmen tiefen Klänge passen wunderbar zu Birds leicht rauchiger und souliger Stimme.

Auf die erwartungsvolle Spannung im Saal erklingt als erstes Hildegard von Bingens Stück „O Virtus Sapientiae“, das Bird und die Flötistin Andrea Ritter gemeinsam mit leisen, geloopten Chören und wunderschönen Blockflötenmelodien bestreiten. Weiter geht es mit dem einzigartigen „Oceania“, das Björk als Eröffnungssong für die Olympischen Spiele 2004 geschrieben hat und das aus der Sicht des Meeres auf die menschliche Evolution schaut. Hier bekommen wir Birds Stimmkraft eindrucksvoll zu hören. Beim folgenden „Dreier“ aus Amy Beach, Clara Schumann und Fanny Hensel beweist sie, dass sie sich auch der Klassik mit wandlungsfähiger Stimme nähern kann. Hensels Stück „There be none of beauty’s Daughters“ schmettert sie voller Freude in die Konzerthalle hinaus. Jazzig wird es bei „Now Or Never“ von Billie Holiday, von der viele nicht wissen, dass sie selbst auch Songs geschrieben hat. Ein Duett mit Christian Fritz am Flügel bringt uns Tori Amos‘ „Cloud On My Tongue“ wieder in wunderschöner Weise in Erinnerung (es ist aber wie einige andere live gespielte Songs nicht auf dem neuen Album zu finden). Bei Joni Mitchells „Big Yellow Taxi“ greift Bird dann selbst zur Gitarre. Auch das Publikum wird auf charmante Weise von ihr zum Singen eingeladen, bei Kate Bushs „Babooshka“ (best version ever!) zum Beispiel, bei Janis Joplins „Mercedes Benz“ und auch grandios: bei „You Make Me Feel Like A Natural Women“ von Carol King.

Auch die Instrumentalstücke sorgen für Highlights wie z.B. „Fast Blue Village“, eine rhythmisch herausfordernde Komposition der australischen Komponistin Elena Kats-Chernin, eigens für Spark komponiert und von den fünf perfekt in Szene gesetzt. Germaine Tailleferre, der einzige weibliche Teil der legendären „Groupe de Six“, eines einflussreichen Komponistenkollektivs der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, war mit dem zauberhaften „Larghetto“ ebenfalls Teil des Programms, neben einer Komposition von Isabella Leonarda, die eine Pionierin der frühbarocken Instrumentalmusik war.

Wallis Birds‘ Songs dürfen natürlich nicht fehlen. „Home“ erklingt aber nicht in der A Cappella-Originalversion, sondern von Andrea Ritter für die Band arrangiert. Das mitreißende Titelstück des Albums „Visions of Venus“ wird mir noch lang im Ohr nachklingen. Im Song „James Barry“ erzählt Bird die Geschichte eines 1798 geborenen Chirurgen, der eigentlich eine Frau war und sich als Mann ausgab, um praktizieren zu können. Bird setzt sich seit vielen Jahren für Female Empowerment und die LGBTQIA*-Community ein; so hat sie bewusst auch ein Lied einer Transperson ausgewählt: „Daylight And The Sun“ der transidenten Musikerin Anohni, die* für ihre tiefgründigen Lyrics bekannt ist. Enyas „Only Time“ ist ein würdiger und epischer Abschluss des sagenhaften Programms, das mit Standing Ovations belohnt wird. Hier zeigt sich mal wieder, dass Spark mit ihrem Konzept recht haben: das Publikum ist nicht so „geschmacksunbeweglich“, wie oft angenommen wird!

„Visions Of Venus“ will mutigen Menschen ein Denkmal setzen: denen, die sich gesellschaftlichen Erwartungen widersetzt haben, die sich hinter einer anderen Identität verstecken mussten oder im Verlauf ihrer Karriere diskriminiert und nie angemessen entlohnt wurden. Es ist ein Programm, das diese Pionierinnen, Ikonen und Role Models feiert – spannend und vielfältig. Genres werden freudig gesprengt und vergangene Epochen ins Heute überstellt. „Letztlich soll Visions of Venus Spaß und Befreiung sein, Unterhaltung, Erzählung, Einführung – fernab der Fragen nach Color und Sexual Identity“, heißt es im Promotext. „Love, Respect, Peace, Sex, Death, Healing“ ist denn auch auf Birds Effekte-Rack zu lesen. Ein herausragendes Programm, das ihr noch vier Mal in diesem Jahr erleben könnt.

Fotos: Leonard Kötters

CD „Visions of Venus
(VÖ: 19.04.2024 Neue Meister)

 

 

 

Termine:
20.08. Kiel, Casino der Stadtwerke  (Schleswig-Holstein Musik Festival)
21.08. Hamburg, Elbphilharmonie (Schleswig-Holstein Musik Festival)
04.09. Meran, Südtirol Festival (IT)
07.11. Fürth, Kulturforum

Infos: Wallis Bird & Spark

Das Programmteam (Olaf Stötzler, der Manager der hr-Bigband, Claus Gnichwitz und Jürgen Schwab, beide hr2-Jazzredaktion), wurde durch ein neues Organisationsteam (Frank Lauber, Janina Schmid und Tim Wirth) erweitert. Die Eröffnung in der Alten Oper wurde aus Kostengründen gestrichen und wieder in den hr-Sendesaal verlegt. Hier fanden drei Konzertabende statt, davon am Mittwoch und Donnerstag mit je 2 Acts und am Samstag – wie früher – mit 3 Ensembles. An den Abenden mit Doppelkonzerten konnten die Bands ein Set von mind. einer Stunde plus Zugabe spielen. Da ohne Pause, geriet dies (je nach Geschmack) etwas anstrengend. Neu war die Clubnacht am Freitag: fünf parallele Konzerte in den Jazzlocations der Stadt (Jazz-Initiative in der Romanfabrik, Alte Seilerei mit „Fabrik außer Haus“, Milchsackfabrik, Jazzkeller und Jazz Montez). Das Abschlusskonzert fand, wie in den Vorjahren, am Sonntag im Mousonturm statt.

Bemerkenswert war eine neue inhaltliche Gewichtung in Bezug auf die stärkere Präsentation von Musikerinnen, und zwar nicht in quantitativer sondern qualitativer Hinsicht. Bei 3 von 4 Konzerten an den beiden ersten Tagen waren die „wichtigen“ Rollen in den Bands von Musikerinnen besetzt. So trat im Eröffnungskonzert die hr-Bigband unter der Leitung von Theresia Philipp und mit der Pianistin Julia Hülsmann als gefeaturete Gastsolistin auf. Julia Hülsmann, die preisgekrönte Grande Dame der deutschen Jazzszene, hatten wir schon 2001 als Dozentin für die 4. Frauen Musik Woche engagiert. Damals stand sie in den Startlöchern ihrer Karriere. Als Solistin am Klavier eröffnete sie jetzt mehr als 20 Jahre später, gemeinsam mit der hr-Bigband und der vielversprechenden jungen Dirigentin Theresia Philipp das Jazzfestival. Gerade hat diese den WDR-Jazzpreis für Komposition erhalten. Kompositionen von Julia Hülsmann, von ihr arrangiert für das Konzert mit der Bigband sowie zwei Arrangements von Theresia Philipp bildeten das Thema des Auftritts.

 

Foto links Theresia Philipp: © hr/Lukas Diller, Foto rechts Julia Hülsmann: © hr/Peter Hundert

 

Den zweiten Abend prägten zwei Saxofonistinnen: Die deutsche Tenor- und Sopransaxofonistin Ingrid Laubrock ist in New Yorks Avantgarde-Szene zuhause und kam mit ihrem Quartett angereist. Ebenfalls aus New York kam die Altsaxofonistin Lakecia Benjamin mit ihrem Quartett, mit dabei die Pianistin Miki Hayam. Mit ihrem Konzert würdigte Benjamin das Vermächtnis der Coltranes, und zwar dezidiert nicht nur John’s, sondern auch dessen unter Kennern hoch geschätzter Gattin, der Harfenistin, Pianistin und Organistin Alice Coltrane. Das allein ist schon eine bemerkenswert feministische Note ihrer Musik, denn sicher hatte bis zu diesem Konzert kaum jemand der Besucher*innen (wie auch ich) etwas von Alice Coltrane gehört! Dafür vielen Dank an die Musikerin. Am Samstag beschloss der Oud-Virtuose Rabin Abou-Khalil mit seinem Quintett, zu dem die Sängerin Elina Duni gehört, den letzten Abend im hr-Sendesaal.

 

Foto links Ingrid Laubrock: © hr/Caroline Mardok, Foto rechts Lakecia Benjamin: © hr/Elizabeth Leitzell

 
Diese Präsenz der Frauen war auffallend und bedeutet eine Aufwertung in der Wahrnehmung der Jazz-Musikerinnen in Deutschland und international! Eine erfreuliche Entwicklung nach Jahren der kaum vorhandenen Beachtung von Frauen bei der Festivalkonzeption – und auch bitter notwendig. In den letzten Jahren kamen immer mehr kritische Nachfragen – auch von männlichen Besuchern, warum so wenige Frauen auf der Bühne stünden. Und spätestens seit der Keychange-Initiative des Hamburger Reeperbahn-Festivals (die eine 50 %-Quote fordert) wird deutlich, dass sich die Zeiten geändert haben und dass auch Veranstalter*innen von Festivals den veränderten Gegebenheiten Rechnung tragen sollten. Denn es gibt sie inzwischen in großer Zahl: die hochqualifizierten, talentierten Jazzmusikerinnen und ihre großartigen Projekte.
 
Im Jahr 2019 hatten wir uns schon einmal gefreut: Zum 50jährigen Jubiläum des Festivals präsentierten die Veranstalter die „German All Stars“ mit einer überwiegend weiblichen Besetzung: Angelika Niescier | Alto Saxophone, Johannes Lauer | Trombone, Ronnie Graupe | Guitar, Julia Kadel | Piano, Eva Kruse | Bass und Eva Kresse | Drums. Beim 1. Deutschen Jazzfestival 1953 waren die „Deutschen All Stars“ die Headliner des Festivals, eine Zusammenstellung der besten deutschen Instrumentalisten – allesamt männlich. 

Wir hoffen, dass die zu beobachtende Neuausrichtung konsequent fortgeführt wird und 2022 nicht nur ein Zufall war! Deshalb schlagen wir vor: Solange nicht die Hälfte der auftretenden Musiker*innen weiblich ist, sollten 50 % der Acts von Bandleaderinnen geführt bzw. die Musik maßgeblich von ihnen gestaltet sein oder die Bands sind paritätisch besetzt!

 

Foto Julia Hülsmann (li), Theresia Philipp (re) & hr Bigband @ Deutsches Jazzfestival 2022: © hr/Sascha Rheker

Inzwischen wissen wir, auch wenn sich die Macher*innen des hr-Jazzfestivals um mehr Musikerinnen in der Bigband und beim Festival bemühen (s. Report): Insgesamt müssen sich Prioritäten, Strukturen und Netzwerke der bestehenden Musikszene verändern, sonst erreichen wir nichts oder nur sehr sehr langsam und sehr, sehr wenig in den nächsten Jahren.

Titelfoto Lakecia Benjamin @ Deutsches Jazzfestival 2022: © hr/Sascha Rheker
 

2015 gewann die damals knapp Zwanzigjährige den „Prix Découvertes“ des französischen Radiosenders RFI, der seit 1981 das Ziel verfolgt, musikalische Talente aus Afrika bekannter zu machen. In ihrer Heimat hatte Elida Almeida sich bereits einen Namen als Sängerin gemacht. Die Auszeichnung von 2015 katapultierte die Sängerin schnell von den lokalen kapverdischen Bars auf große internationale Bühnen.

Am Montag, dem 30. September 2019 performte sie mit ihrer Band vor einem völlig begeisterten Düsseldorfer Publikum. Funkig geht es los. Während die Band sich einspielt, tanzt die Sängerin auf roten Pumps hinaus auf die Bühne, der Rock ihres pastellblauen Tupfenkleids schwingt und wirbelt zu der Musik mit afro-kubanischen Anklängen. Dann stimmt sie ein rhythmisches Lied an, das sie mit einem kecken, mädchenhaften Knicks beendet und nach dem sie ins Publikum ruft: „Alles gut?“ „Ja!“ ruft das hingerissene Publikum zurück. Dem feurigen Intro folgt eine Ballade, inspiriert von ihrem „Ex“, wie die Sängerin erzählt. Dieser Ex wird im Laufe des Abends für einige weitere Balladen herhalten. Mit ausdruckstarker Stimme singt sie davon, was auch immer dieser Ex getan oder nicht getan hat. Da die Künstlerin alle Songs in ihrer kreolischen Muttersprache singt, verstehe ich den Text nicht, so wie vermutlich die meisten Konzertbesucher*innen auch nicht. Aber das ist auch völlig egal, denn Elida Almeida singt mit ganzem Körpereinsatz und viel Gesichtsmimik, so dass sich die Stimmungen der einzelnen Songs ohne Worte übertragen. Bei dem Song „Forti Dor“ wird ihr Gesichtsausdruck so traurig, dass man sofort die trübe Stimmung nachempfinden kann, die der junge Mann verursacht haben muss.

So wechselt sie bei dem Konzert zwischen ruhigeren Liedern und Gesangsexplosionen, die den traditionellen kapverdischen Sound – Funaná, Coladera und Tabanka – mit Latino- Flair vermengen. Elida Almeida ist ein Energiebündel auf der Bühne, die mit ihrer Musik eine ansteckende Lebensfreude versprüht. Man merkt ihr deutlich an, wie viel Spaß sie selber hat. Es ist, als ob sie singend und tanzend eine private Party mit ihren Musikern feiert, mit denen sie im ständigen Kontakt ist. Pausenlos in Bewegung, tanzt sie ständig von einem Bandmitglied zum nächsten. Beim vierten Song – ein traditioneller Beat – Cachupa? – ist sie nicht mehr zu halten. Der Schlagzeuger legt sich ins Zeug. Die roten Pumps werden abgeworfen und barfuß geht es weiter. Elida singt und kreist dabei wild ihre Hüften zur Musik. Zum Mittanzen holt sie sich zwei Frauen aus dem Publikum, die recht gekonnt die Hüftkreisbewegungen mitmachen.


 

Mit „Djam Krel Pa Mi“ wird es wieder etwas ruhiger. Es folgt ein gefühlvoll gesungenes, gesellschaftkritisches Lied („Grogu Kaba“), in dem die Sängerin auf Missstände auf den Kapverden hinweist. Am Ende des Konzerts sitzt kein Mensch mehr auf den Plätzen. Alle tanzen auf den beengten Brettern zwischen den bunten Stuhlreihen. Zwei Zugaben gibt es noch, das Publikum darf „Oh lé lé lé“ und einen einfachen kreolischen Refrain mitsingen. Und dann ist Schluss. Wenn es eine Kritik an diesem Konzert gibt, dann diese: Solche Musik eignet sich einfach nicht für ein bestuhltes Sitzkonzert.

Elida Almeida und Band waren ein toller Abschluss zu einem wunderbaren Festival, das im kommenden Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feiert. Der Termin steht auch schon fest: 9. bis 27. September 2020.

Fotos: N’Krumah Lawson Daku (Titelbild), Tina Adomako (Livefotos)

Autorin: Tina Adomako