Was bedeutet dir deine Chorarbeit? 

Die Chorarbeit ist ein wichtiger Teil meiner verschiedenen Tätigkeitsfelder als Musikerin. Ich liebe die Arbeit mit Gruppen – insbesondere mit Chören, denn hier kann ich auch gleichzeitig viele meiner Fähigkeiten und Interessen einsetzen, wie zum Beispiel Arrangieren, Komponieren, Theater, Choreografie, Programme konzipieren und Humor ausleben. Es macht mir Freude, auf die Endprodukte von themenorientierten Chorprojekten hinzuarbeiten und im optimalen Fall zu erreichen, dass alle Beteiligten mit Begeisterung und Spaß dabei sind. Da momentan einige Bereiche lahmgelegt sind – Live-Acts, Konzerte, Posaunenspiel etc., – ist mir besonders wichtig, dass innerhalb der regelmäßigen Probenarbeit meiner Chöre kein Stillstand erfolgt – und dazu möchte ich gerne beitragen. 

Welche Strategien hast du seit dem letzten Jahr gegen diesen Stillstand entwickelt?

Nach der ersten „Schockstarre“ wurde mir ziemlich schnell klar, dass die gesamte Probenarbeit anders werden würde. Ich habe mich dann langsam vorgetastet in dem, was machbar ist, immer aber – so gut es ging – orientiert am Feedback der Sänger*innen. Jeder Fall liegt anders: Es macht einen Unterschied, ob bei einem Chor gerade ein neues Programm in Entwicklung ist, oder ob ein Chor wegen Corona-Auflagen die Premiere des aktuellen Programms nicht aufführen kann. Was ich insgesamt in dieser Zeit sehr wichtig finde, ist Beziehungsarbeit zu leisten und mitzuhelfen, dass die Chorgemeinschaft bestehen bleibt. Außerdem habe ich für mich auch neue Arbeitsbereiche entdeckt wie zum Beispiel die Audio-Bearbeitung, was mir wiederum neue Möglichkeiten in Bezug auf Komponieren und Arrangieren eröffnet. Aber bei allem Bemühen habe ich natürlich auch regelmäßig Zweifel und Durchhänger, wenn ich darüber nachdenke, wie sich alles in Zukunft entwickeln und in welcher Form ein Live-Musizieren wieder möglich sein wird: Anknüpfen, Neubeginn, Aufhören oder Weitermachen?

Was kann man während der Pandemie mit Chören überhaupt machen? 

Für mich haben sich konkret einige Themen angeboten, die besonders gut geeignet sind, weil vermutlich die Sensibilität aller Beteiligten dafür nur in dieser Zeit vorhanden ist. Ich wollte Corona künstlerisch thematisieren, und so sind Audio- und Video-Collagen entstanden, die eine emotionale Beteiligung der Chorsänger*innen erforderten, wie z.B. das „Corona-Tagebuch(Die Dissonanten Tanten) oder die „O-Töne aus der Quarantäne(Sound of Praunheim – Frauenchor). Beim Hochschulchor der Frankfurt University of Applied Sciences konnte ich noch im Sommersemester 2020 an einer Auftragskomposition für Bigband und Chor arbeiten, der „ViruSuite“. Aber inzwischen ruht dort der gesamte musikalische Betrieb. Mit jedem meiner Chöre erarbeite ich andere Inhalte, immer aber mit vielen kompositorischen Elementen und eigenem Herzblut: Zum Beispiel hatte ich als Lehrbeauftragte der Fra-UAS im Wintersemester 2020/21 die Möglichkeit, ein Projekt mit Studierenden durchzuführen, was ich speziell auf junge Leute zugeschnitten hatte. Es hieß „Isoliert und angeschmiert – Soundschnipsel von drinnen für draußen“.

Weitere aktuelle und geplante Kompositionen für Chor sind zum einen die „Flexionen II/ Deklinationen“: Darin werden „böse“ Hauptworte, die mit Corona zusammenhängen, im Singular und im Plural buchstäblich kaputt dekliniert. Über diesem vermeintlichen Chaos entfaltet sich dann eine hoffnungsvolle Melodie. Das zweite Projekt heißt „Dum spiro, spero“, in dem unter anderem der Atem eine zentrale Rolle spielt – da ist also ein Bezug zu Corona, aber auch zu dem Konzept der bipolaren Atemtypen, der Terlusollogie, denn es geht um aktiven Einatem und aktiven Ausatem. Außerdem sind darin mit den Worten von Cicero Schlüsselbegriffe des Menschseins angesprochen: Atem, Hoffnung, Liebe, Leben. Die Vertonung dieser Worte erfolgt mit pentatonischen Motiven, die pandemische Ausmaße annehmen, wieder also ein Corona-Bezug, in diesem Fall zur Fülle des gewählten Tonmaterials. Für dieses digitale Projekt suche ich auch überregional noch singende Menschen, die an einer Teilnahme interessiert sind. Was allgemein die Struktur meiner Online-Proben betrifft, da biete ich kleinteilige Angebote aus unterschiedlichen Bereichen an: Neben der Repertoire-Arbeit und dem Erarbeiten neuer Songs findet in den virtuellen Chor-Sessions Platz, was sonst in den normalen Chorproben zu kurz käme, wie Gehörbildung, Musiktheorie und Rhythmik. Schwierige Stellen werden durch die Lupe betrachtet, und das Teilen des Bildschirms gewinnt eine gemeinschaftliche Dimension der besonderen Art. 

Und wie kommt diese andere Arbeit bei den Mitgliedern an?

Natürlich gibt es von Seiten der Chorsänger*innen unterschiedliche Reaktionen auf das neue Online-Format und zum Teil auch auf die Inhalte, die ich anbiete: Nicht alle wollen oder können sich mit dem ungewohnten Format anfreunden, aber der Großteil freut sich über die Angebote, die ich mache und dankt es mir mit Teilnahme und Engagement. Niemand wird ja gezwungen, bei den Corona-inspirierten Projekten mitzumachen, deswegen mache ich gleichrangig dazu alternative Singangebote, sodass die Leute eine Wahl haben und sich inhaltlich damit identifizieren können.

Und du selbst? Wie bindest du jetzt im Lockdown Musik in deinen Alltag ein?

Ich höre momentan kaum Musik, es ist, als ob alles eher in mir drin stattfindet. Was mir Spaß macht ist das Arrangieren und Komponieren sowie das Schreiben neuer Konzepte, egal, ob sie jemals umgesetzt werden. Unterm Strich habe ich viel weniger zu tun, aber das, was ich tue, mache ich gründlicher und fokussierter. Ich sondiere mein gesamtes Notenmaterial, bearbeite alte Musikskizzen neu und verwerfe auch vieles. Außerdem bin ich seit vielen Jahren schon im Musikausschuss des Sängerkreis Frankfurt e. V. ehrenamtlich tätig, seit Januar 2021 als Kreis-Chorleiterin: Da gibt es momentan viel zu tun, um den angeschlossenen Mitglieds-Chören Perspektiven für chorische Aktivitäten zu bieten und mitzuhelfen, dass das Chorleben trotz gesangsfeindlicher Corona-Auflagen nicht zum Erliegen kommt.

Welche Strategien hast du für dich gefunden, um gut mit der schwierigen Lage umzugehen?

Offenbleiben für Neues, dabei in meinen Angeboten die Menschen, mit denen ich arbeite, auch von Überraschendem, Ungewohnten überzeugen, auf jeden Fall mehrgleisige Angebote machen, damit sich alle wiederfinden können und vor allem – so gut es geht – positiv bleiben. Ich habe schon das Gefühl, dass es weitergeht – momentan passiert das nur in einem anderen Modus. Es wird anders gelernt, anders aufgenommen, das kann man sich zunutze machen. Natürlich wünsche ich mir – wie wahrscheinlich alle – den Zustand von „früher“ wieder zurück, aber ich glaube nicht, dass wir so einfach den Schalter wieder umlegen können…

Und was fehlt dir trotz allem?

Wirklich lebendige Kommunikation – wie ich mir sie vorstelle – sehe ich momentan bei den Online-Chorproben noch nicht, aber vielleicht ist das auch ein Lernprozess. So kurios es klingen mag: Manchmal wünsche ich mir, dass jemand dazwischenredet, mir widerspricht oder irgendetwas Spontanes sagt.

Und nicht zuletzt fehlt mir natürlich meine Posaune als Ausdrucksmittel, sie muss schleunigstwieder „zum Zuge“ kommen…

Mehr über Viola Engelbrecht und ihre Projekte ist hier nachzulesen:

www.violaengelbrecht.com

(Titelbild: Die „Dissonanten Tanten singen das Programm „Märchenhaft“, Foto: Dietrich vom Berge)

RockCity in Hamburg sieht in den Maßnahmen die Zerstörung der Kulturlandschaft in Deutschland und stellt sich in einem eindringlichen Appell offen dagegen:  „Auch der Kulturbereich [ist] bereit, Einschränkungen hinzunehmen, wo sie notwendig und verhältnismäßig sind. Wir haben Verständnis gezeigt, Einschränkungen bis in die Existenznot hingenommen, Geduld und Spucke bewiesen und die besten Hygienekonzepte des Landes präsentiert, ohne jemandem an den Kragen zu gehen. (…) Die Kulturbranche hat gelitten, ausgehalten, querfinanziert, runtergeschraubt und ihre Altersversorgung aufgegessen. Doch seit Sie die gesamte Kulturszene zum Sozialfall machen, ist unsere Geduld am Ende. Das ist nicht länger hinnehmbar, sichern Sie die Kulturwirtschaft während und nach der Corona-Krise!“. Die Verfasser*innen fordern: „Verzahnen Sie endlich die Kulturförderung mit der Wirtschaftsförderung, retten Sie die Kulturhäuser, schaffen Sie Bestandsschutz und finanzielle Absicherung, machen Sie Arbeitslosenversicherung zu Einkommensausfallversicherung, schaffen Sie den Unternehmer_innenlohn, erhalten Sie unsere Räume und bewahren Sie Akteur_innen und Gesellschaft vor den von Ihnen in Kauf genommenen und somit geplanten Verlusten!“ Hier geht es zum ganzen Text.

Der Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage e.V. unterstützt den Appell der Kultusministerinnen und -minister vom 30.10.2020, eine Förderung für Soloselbständige unabhängig von anfallenden Betriebskosten vorzusehen und bittet ausdrücklich um Berücksichtigung der besonderen Finanzierungssituation dieses für den Kulturstandort Deutschland elementaren Bereiches. Er wendet sich mit einem Offenen Brief an den Bundesminister der Finanzen und den Bundesminister für Wirtschaft und Energie. Darin heißt es: „Wir begrüßen die Ankündigung der außerordentlichen finanziellen Unterstützung der betroffenen Berufszweige ausdrücklich. Erste Informationen lassen jedoch befürchten, dass die Unterstützung viele Künstler*innen nicht erreichen könnte, da sie sich ausschließlich auf fixe Betriebskosten beziehen soll. Insbesondere für die Bühne schreibende Künstler*innen, also Bühnenautor*innen, Komponist*innen und Übersetzer*innen, haben in der Regel kaum Betriebskosten, die geltend gemacht werden können. Dies hat sich bereits bei bisherigen Unterstützungsmaßnahmen gezeigt. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt zum maßgeblichen Teil von Urhebervergütungen aus Bühnenaufführungen. Diese bleiben durch die Schließung der Konzerthäuser, Opern und Theater nun vollständig aus.“

Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn verteidigen gemeinsam die neuen Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie: „Die Infektionszahlen steigen seit Wochen an. Wir haben diesen Trend bis heute nicht stoppen können. Was uns vor allem alarmiert: In drei von vier Fällen können die Gesundheitsämter nicht mehr sagen, wo sich die Infizierten angesteckt haben. Das lässt nur einen Schluss zu: Wir müssen Kontakte wieder massiv reduzieren. (…) Diese erneuten Einschränkungen sind ein harter Schnitt. Ganz besonders im Kulturbereich: Kultur lebt vom direkten Kontakt zwischen Menschen, das ist ihre große Qualität, das macht sie aber auch so verwundbar. Kultur ist ein unersetzlicher Teil einer lebendigen demokratischen Gesellschaft und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Aber wir sollten nicht vergessen, worum es geht: Diese Beschränkung ist ein Beitrag dazu, die Gesundheit von Menschen zu schützen und eine tückische Krankheit aufzuhalten, die schwere bleibende Schäden verursachen und tödlich sein kann. (…) Vom Restaurant bis zum Fitnessstudio, vom Kino über das Theater bis zum Museum: An ganz vielen dieser Orte sind umfangreiche Hygienekonzepte erarbeitet und umgesetzt worden. Das ist wichtig und das war vor allem nicht umsonst! Denn wir werden die Konzepte dringend benötigen, wenn diese Bereiche hoffentlich bald wieder öffnen können. (…) Jetzt geht es darum, Hilfen auf die Beine zu stellen, die bei denen ankommen, die sie am meisten brauchen. Die Bundesregierung hat finanzielle Hilfen für betroffene Betriebe und auch für Soloselbstständige angekündigt, die deutlich weitreichender sind als im März.“

Der Musikrat in Rheinland-Pfalz sieht den neuen Lockdown als „Katastrophe für die Musik“. Er begrüßt zwar die Möglichkeit, dass der außerschulische und schulische Musikunterricht weiterhin stattfinden kann, sieht aber für die Laien- bzw. Amateurmusik und die Soloselbständigen deutlichen Nachbesserungsbedarf. Kritisiert wird zum Beispiel, dass Proben und Auftritte für Chöre und Blasorchester untersagt wurden, allerdings der Einsatz von Chören und Blasorchestern im Gottesdienst erlaubt ist – dies stelle eine Ungleichbehandlung dar. Für die Unterstützungen für Soloselbstständige fordert der Musikrat: „Die begrüßenswerten Unterstützungen seitens des Bundes mit bis zu 75% Prozent des Umsatzes im November 2019 oder anderen Vergleichseinnahmen sind aktuell nur unter Zuhilfenahme eines Steuerberaters möglich. Vor allem Solo-Selbständige mit nahezu prekären Einkommensverhältnissen, wie sie in der Musik leider oft zu finden sind, verfügen über keinen eigenen Steuerberater und werden von den ohnehin stark belasteten Steuerberatungskanzleien bei solch geringen Umsätzen nicht aufgenommen. Hier muss dringend nachgebessert werden. Darüber hinaus wird mit diesem einmonatigen Ansatz der Eindruck vermittelt, den Solo-Selbständigen würde umfassend geholfen werden. Die Wahrheit ist, dass dieser Personengruppe seit März 2020 keine angemessene Unterstützung zuteilwurde. Ein Monat der Kompensation reicht nicht aus!“ Auch die Schließung der Kultureinrichtungen trotz überzeugender Hygienekonzepte sind für den Musikrat RLP nicht nachvollziehbar.

Auch in München stößt die Schließung der Bühnen auf wenig Verständnis. Darum setzen nach dem gemeinsamen offenen Brief ihrer Intendantinnen und Intendanten an Ministerpräsident Markus Söder vom 26. Oktober die Münchner Bühnen nun erneut ein Zeichen. Während der Dauer der Schließung werden die Bayerische Staatsoper, das Residenztheater, der Gasteig, das Gärtnerplatztheater, das Prinzregententheater, das Staatstheater Augsburg sowie das Deutsche Theater jeweils von 16.30 bis 22 Uhr rot beleuchtet. Dieses Statement soll unter dem Motto #alarmstuferot das Augenmerk auf die besondere Situation der Kulturschaffenden richten. Die Tatsache, dass umfangreiche Hygienekonzepte vorliegen und erprobt sind, findet bei der Entscheidung keine Berücksichtigung. Des Weiteren wird außer Acht gelassen, dass kulturelle Einrichtungen mehr als bloße Freizeiteinrichtungen sind. Die Ensembles der beteiligten Theater formulieren dies in einem offenen Brief: „Auf die gesellschaftliche Lage kreativ zu reagieren und Denkanstöße anzubieten, ist unsere Kunst. Eine Kunst, die in diesen Zeiten Halt geben kann und muss.“

Das Bündnis Alarmstufe Rot  rief auf Initiative der Münchner Philharmoniker  dazu auf, am 02.11.2020 um 20 Uhr – dem Tag des Kultur-Lockdowns – Videos, Livestreams und Beiträge zu veröffentlichen, die individuell dargestellte Stille zeigen. Dies immer mit dem einenden Hashtag „#sangundklanglos #alarmstuferot“, in allen verfügbaren Medien und auf allen Kanälen. Auf der Webseite des Bündnisses sind einige Ergebnisse dieser Aktion zu sehen.

Der Deutsche Kulturrat veröffentlicht zum zweiten Mal in diesem Jahr die rote Liste durch Corona bedrohter Kultureinrichtungen. Politik & Kultur, die Zeitung des Deutschen Kulturrates, stellt dazu die Arbeit der Einrichtungen vor und teilt sie, in Absprache mit den Institutionen, in Gefährdungskategorien von 0 (geschlossen) bis 4 (Gefährung aufgehoben/ungefährdet) ein. Die zweite Liste stellt vier neue gefährdete Kulturinstitutionen vor. Hinweise zu weiteren durch Corona bedrohten Kultureinrichtungen und Initiativen nimmt der Kulturrat unter ed.ta1728490354rrutl1728490354uk@ku1728490354p1728490354 gern entgegen.

Beitragsbild: Staatstheater am Gärtnerplatz, rot beleuchtet (Foto: Christian Pogozach)

Bereits seit Beginn des Lockdowns im März verfolgen wir intensiv die Situation von Musiker*innen, die von einem auf den anderen Tag mit einem vollständigen Berufsverbot zurechtkommen mussten. Mitte März hatten wir die Musikerinnen* aus unserem Netzwerk erstmals angeschrieben und die Ergebnisse in einer Pressemitteilung veröffentlicht. Damals konnte sich noch keine*r vorstellen, dass wir uns im Herbst immer noch mit dem Thema beschäftigen müssen und Hilfsangebote für Soloselbstständige in den meisten Bundesländern nach wie vor an der Lebensrealität von freischaffenden Künstler*innen vorbeigehen. Auch zwei weitere Umfragen im Juni und September zeigen zwar kurzzeitige zarte Verbesserungen in den Lebensumständen der Musikerinnen*, offenbaren aber auch, dass der monatelange Lockdown vor allem ein Gefühl hinterlässt: eine tiefe Erschöpfung. 

 

„Die Anträge für Soloselbstständige sind nach wie vor weit an der Realität der Kulturschaffenden vorbei gedacht.“

Denn während größere Betriebe auf Kurzarbeitergeld und andere Maßnahmen zurückgreifen konnten, dürfen nach wie vor nur in wenigen Bundesländern die Soforthilfen für Soloselbstständige auch für die Lebenshaltungskosten verwendet werden. Für viele Musiker*innen greift die Soforthilfe also nach wie vor nicht.

Ich fühle mich alleine gelassen von der Regierung und den zuständigen Stellen. Die Anträge für Soloselbstständige sind nach wie vor weit an der Realität der Kulturschaffenden vorbei gedacht. Wenn ich schon Arbeitsverbot habe, erwarte ich eine „Grundsicherung“ für meine Lebenshaltungskosten (und nicht für meine nicht existenten Betriebskosten). Das ist nicht der Fall.“

Dass eine solche Soforthilfe unter Einbeziehung der Lebenshaltungskosten durchaus sinnvoll sein kann, beschreibt eine Musikerin aus Berlin:

Ich habe die Soforthilfe beantragt und konnte sie auch für ausgefallene Konzerte und Schüler im Frühling benutzen. Da ich in Berlin lebe, denke ich, dass ich das Geld auch für meinen Gehalt benutzen kann, so, wie es mir die IBB geschrieben hatte. Ich habe viel gelesen, dass Künstler ihre Soforthilfe nur für Betriebskosten benutzen dürfen. Das gilt aber nicht für Berlin. Ich bedauere es sehr, dass es für die anderen Länder komplizierter ist. Ich bin eigentlich diesbezüglich fassungslos.

Als nicht „systemrelevant“ eingestuft, von der Politik ignoriert zu werden, stößt vielen auf und trägt zusätzlich zum Frust bei. Es sei dem Wirtschaftsministerium anscheinend egal, wenn Tausende Kulturschaffende verhungern, obdachlos werden oder sich umbringen, weil große Player wie Spotify, Amazon und Youtube davon profitierten, dass es keine Live-Events mehr gibt, heißt es in einem Statement. Auch das mangelnde Engagement der Berufsverbände wie GEMA, GVL, KSK u.a. wird kritisiert.

 

„Ich möchte doch keine Almosen erhalten, sondern selber arbeiten und dafür bezahlt werden.“

Zwar gab es inzwischen weitere Hilfsprogramme, Stipendien, Spendenaktionen und Fördertöpfe, aber sich in diesem Antragswald zurechtzufinden, erfordert erstens viel Kraft und Zeit, und zweitens ist es dann immer noch Glückssache, zu denen zu gehören, die für eine Förderung ausgewählt wurden. Auch muss in der Zeit des Wartens auf eine Zusage weiter Miete bezahlt und Essen eingekauft werden! Ein Ersatz für den Wegfall regelmäßiger Einnahmen ist dies jedenfalls nicht. Musiker*innen, die in der Regel ohnehin wenige finanzielle Ressourcen haben, brauchen seit Monaten die Spareinlagen auf, die für die Rente gedacht waren. 

Bild: Pfohlmann

Bereits in normalen Zeiten verlangt ein Leben als freiberufliche*r Musiker*in ein großes Maß an Flexibilität, Kompromissbereitschaft und Idealismus ab. Die Coronakrise hat diese Belastungen jedoch noch verstärkt und führt bei vielen zu einem Gefühl der chronischen Erschöpfung.

Als Freelancerin war ich schon immer recht anspruchslos und war gewohnt alleine und irgendwie mit der momentanen Situation improvisierend zurecht zu kommen, aber mit zunehmendem Alter fällt es mir immer schwerer, die positive Kraft für die immer gleichen finanziellen Probleme aufzubringen. In dieser Coronakrise habe ich tatsächlich Bedenken, ob der Kulturbetrieb „danach“ wieder weitergehen kann wie vorher. Ich fühle mich ausgepowert, etwas verunsichert und darin jetzt erst recht bestätigt, dass die freie – nicht kommerziell tätige, kreative – Kulturszene einfach dauerhaft zu wenig Unterstützung hat und zu wenig ernst genommen wird. Auch halte ich es für schwierig, immer wieder neue Bedingungen erfüllen zu müssen, um Unterstützung zu bekommen: die Organisationsarbeit nimmt immer mehr Raum ein, im Gegensatz zur ausübenden künstlerischen Tätigkeit.“

Dass langjährige erfolgreiche selbstständige Musiker*innen, die häufig ein Hochschulstudium vorweisen können, von der Politik wie in Hessen auf die Grundsicherung verwiesen werden, die sie noch dazu selten bekommen, weil der/die Partner*in zu viel verdient, beschreiben sie als Abwertung der eigenen Arbeit. Auch die Spendensammlungen, so sehr das Engagement zu begrüßen ist, verstärken den Eindruck, dass die Arbeit von Freischaffenden nicht gewürdigt wird.

Warum gibt z.B. die Oper Frankfurt nicht direkt freiberuflichen Musikern die Chance, dort aufzutreten, und zwar gegen eine ordentliche Gage, statt dass man die angestellten Orchestermusiker ins Rennen schickt, ohne Eintritt zu nehmen, und Spenden für uns arme Freiberufler sammelt (…). Ich empfinde das als entwürdigend. Ich möchte doch keine Almosen erhalten, sondern selber arbeiten und dafür bezahlt werden.“

„Die Online-„Zwischenlösungen“ sind mittlerweile die meisten leid.“

Viele Musikerinnen* hatten gleich zu Beginn der Krise neue Projekte im Online-Bereich entwickelt, manche konnten ihren Unterricht online weiterführen, bei anderen ging dies gerade nicht, da die Klangqualität oder die Zeitverzögerung der digitalen Übertragung das, worum es in einem hochwertigen Musikunterricht geht, nicht mit übertragen kann. Eine Chorleiterin berichtet, dass sie mit einem ihrer Chöre über Zoom geprobt hat, dort aber die Sänger*innen abwechselnd stumm stellen musste, weil der Klang der einzelnen Stimmen sich über dieses Medium eben nicht zusammensetzt. Dies erhielt zwar ein wenig die Motivation der Gruppe, machte aber musikalisch wenig Sinn. Bereits in unserer zweiten und noch mehr in der letzten Umfrage zeigte sich zunehmend, dass die Energie sich über Onlinelösungen für Konzerte und Unterricht nicht über Monate hinweg aufrechterhalten lässt.

Die Online-„Zwischenlösungen“ sind mittlerweile die meisten leid. Unsere Proben und die Musikprojekte leben von dem kooperativen, inspirierenden LIVE Miteinander. (…) Für kreative Freiberufler ist die Situation ein Albtraum.“

Künstlerisch befriedigend ist es nicht, in eine Kamera hinein zu unterrichten, es ist auch energetisch und zwischenmenschlich eher reduziert. Dennoch ist die Entwicklung von Onlineformaten als Ergänzung sicher ein Gewinn der Krise.“

Noch nie habe ich so einen Rückfall im Ansehen der Frau empfunden.“

Bild: mauritius images / dieKleinert / Markus Grolik

Bei vielen Musikerinnen*, die Kinder haben, kam noch eine weitere Belastung hinzu, wenn sie zwischen Online-Unterricht, Projektanträgen, Booking, Üben, Komponieren, der Entwicklung von neuen Webinhalten (Webshops, Livestreams, Online-Unterrichtsplattformen), um Einkommen zu generieren, monatelang auch noch die Kinderbetreuung und Homeschooling übernehmen mussten.

Noch nie habe ich so einen Rückfall im Ansehen der Frau empfunden, wenn es darum geht Muttiresourcen auszubeuten ohne Wenn und Aber, ohne Ausgleich. Ich „arbeite“ seit Monaten 18 Stunden am Tag.“

Ist der/die Partner*in selbst freischaffend, ist die Not noch größer. Ohnehin zeigen die einzelnen Schilderungen, dass auch die Strategie vieler Künstler*innen, sich für den Lebensunterhalt mehrere Standbeine anzuschaffen, kein Garant ist, diese Krise zu meistern.

Seit ca. 30 Jahren bin ich als freiberufliche Sängerin/Musikerin tätig und diese Einnahmen sind für die Sicherung des Lebensunterhaltes als Alleinerziehende existenziell! Der Kindsvater ist freiberuflicher Profimusiker und bezahlt seit April keinen Unterhalt mehr. Das Unternehmen, in dem ich als Büro-Angestellte arbeite, hat seit April auf Kurzarbeit umgestellt. Entsprechend sind meine Einnahmen auf einen extrem niedrigen Betrag zusammengeschrumpft. Meinen Vermieter musste ich im letzten Monat um Reduzierung der Miete bitten. Da ich nicht im Haupterwerb als Sängerin tätig bin, bekomme ich keine Soforthilfe. Da ich nicht arbeitslos bin, habe ich keinen Anpruch auf Arbeitslosengeld. Ich bin durch alle Raster gefallen.“

Live-Konzerte unter den aktuellen Bedingungen (…) sind ein absolutes Verlustgeschäft.“

Während des Sommers konnten zumindest einige Konzerte Open-Air stattfinden. Mit großem Aufwand, viel Herzblut und professionellem Know-How entwickelten Veranstalter*innen und Musiker*innen neue Formate, die endlich wieder Liveerlebnisse ermöglichten.

Dank des Sommerwetters waren viele Konzerte Open Air möglich. Im Duo oder mit der ganzen 8-köpfigen Band, Hofkonzerte, Fensterkonzerte, in Biergärten, offenen Scheunen und überdachten Bühnen draußen. Weniger Zuschauer, mehr Auflagen und Einschränkungen und dennoch Musik, und sogar vor echtem Publikum. Dafür bin ich sehr dankbar. Nothilfe haben wir von der GEMA bekommen für die vielen ausgefallenen Konzerte. (…) Dass wir schon so viele kleinere Auftrittsmöglichkeiten hatten, erfüllt mich mit Respekt und Dankbarkeit.“

Foto: Ralph Köhler

 

Schwierig wird es jetzt in der kalten Jahreszeit. Zwar sind inzwischen in allen Bundesländern teilweise Lockerungen der Auftrittsverbote erfolgt. Dass dies die Situation der Musiker*innen entspannt, ist jedoch ein Trugschluss. Durch die Abstandsregelungen im Zuschauerraum können Veranstalter*innen jeweils nur einen Bruchteil der Plätze belegen, sodass die Einnahmen die Kosten nicht aufwiegen können. Die Clubs können also weiterhin entweder gar nicht öffnen oder nur verschwindend geringe Gagen auszahlen. Bei Streaming-Konzerten, die im Frühjahr noch Zulauf hatten, ist das Interesse deutlich abgeflaut und es kommt für die Musiker*innen ebenfalls kaum Geld zusammen – vielleicht auch durch den Eindruck, es gäbe ja wieder Konzerte. Die Regelungen kommen jedoch in Wirklichkeit weiterhin einem Berufsverbot gleich. 

Onlinekonzerte bringen nicht viel Geld und sind kein Ersatz für das Erlebnis, live zu spielen. Live-Konzerte unter den aktuellen Bedingungen mit wenigen Zuschauer*innen sind ein absolutes Verlustgeschäft, was sich direkt auf die Gagen der Musiker*innen auswirkt. Die Musiker*innen, die Hartz 4 bekommen können, müssen ihre Gagen dann auch zum großen Teil wieder abgeben. Das System passt nicht auf die flexible Situation der Freiberufler*innen.“

Außenstehenden, auch im direkten privaten Umfeld der Musikerinnen* ist oft nicht vermittelbar, unter welchem Druck selbst die bis vor Corona seit Jahrzehnten erfolgreichen Musikerinnen* stehen.

Ich habe das Gefühl, dass ich ständig irgendwelche Anträge schreibe und mir Sachen ausdenke. Auf Dauer finde ich das sehr anstrengend und ich bin mittlerweile erschöpft. Ich habe das Gefühl, ich arbeite noch mehr als vor Corona. Ich fühle mich manchmal alleingelassen und ärgere mich über das Unverständnis von Menschen (auch Freunden), die nicht betroffen sind und sich einfach scheinbar überhaupt gar nicht vorstellen können, wie doof die aktuelle Situation für freiberufliche Musiker*innen ist.“

Am meisten aber ärgert mich die Ignoranz für die Kultur und die falsche Berichterstattung in den Medien über die angeblich fließenden Gelder. Die Lockerungen sind keine Hilfe, auch wenn die kleineren Spielstätten öffnen dürfen, so doch unter dermaßen eingeschränkten Bedingungen, dass eine kurze Überschlagsrechnung (Beispiel in München: das Ars Musica – normal 77 Sitzplätze, jetzt erlaubte 27 Besucher, maximal Trio auf der Bühne – zahlt also jeden Abend drauf, wenn’s öffnet) den Unsinn der Aktion zeigt. Aber offiziell heißt es: ihr dürft ja wieder spielen. Alles eine hohle Augenwischerei. Straßenkonzerte und Wohnzimmer-Livestreams generieren ebenfalls kaum Geld und werden zu allem Überfluss sofort pauschal von der GEMA in Rechnung gestellt. Das ist einfach eine Frechheit.“

 

„Die Tontechnik-Firmen sind pleite. Die Clubs geben auf. Die Bühnen schmeißen hin. Wir stehen alle so dicht vor dem totalen Aus.“

Die Planungsunsicherheit wirkt weit in das nächste Jahr hinein: Viele Konzerte aus diesem Jahr sind bereits auf das nächste Jahr verschoben worden. Damit bleiben kaum Spielräume für Veranstalter*innen, neue Konzerte zu buchen. Dazu kommt die ständige Unsicherheit, ob jetzt geplante Veranstaltungen tatsächlich stattfinden können, und nicht zuletzt die immer konkreter werdende Gefahr, dass immer mehr Clubs pleitegehen werden. 

„Aber es sind nur sehr sehr wenige Konzerte geplant, die Veranstalter sind 1. im Wartemodus, 2. spielen zuerst diejenigen, deren Konzerte in Frühjahr ausgefallen sind, d.h. es gibt einen Konzertstau. Bis es wieder „normal“ losgeht wird es dauern…“

„Wir haben schon viele Buchungen für Festivals für nächstes Jahr – aber die ersten haben schon wieder auf 2022 durchgeschoben“.

Nicht nur die Musiker*innen bangen um ihre Existenz, eine komplette Branche steht vor dem Aus, denn immer mehr Veranstalter*innen, Gaststätten, Cateringfirmen, Konzertagenturen, Techniker*innen, usw. kurz: die Berufe, die hinter den Kulissen arbeiten, gehen nach und nach pleite.

Wir machen uns furchtbare Sorgen. Wir brauchen für unsere Bälle Gastwirtschaften mit Saal ab 200 qm. Denen geht es so nass rein, wir wissen nicht ob es nachher überhaupt noch einen Gastropartner für unsere Bälle gibt. Wir hören von den Festival-Veranstaltern, dass die meisten Händler und Gastro Stände mit denen sie arbeiten, nächste Jahr nicht mehr kommen werden – die sind insolvent. Die Veranstalter schmeißen dann auch die Flinte ins Korn. Wir werden, wenn es so weiter geht, keine Infrastruktur mehr haben. Die Tontechnik-Firmen sind pleite. Die Clubs geben auf. Die Bühnen schmeißen hin. Wir stehen alle so dicht vor dem totalen Aus.“

Vorschläge, wie die schlimmen Folgen auf die Veranstaltungsbranche abgemildert werden könnten, gibt es genug: das Forum Musik Festivals, in dem sich über 100 Festivals aus Deutschland zusammengeschlossen haben, hat Forderungen vorgelegt, wie die Kulturbranche wieder auf die Füße kommen könnte, die Deutsche Jazzunion hat gemeinsam mit der Allianz der Freien Künste Änderungen bei der Soforthilfe gefordert, die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbstständigenverbände setzt sich mit ihrer Petition für eine Verlängerung und rechtssichere Ausgestaltung von Soforthilfen für Selbstständige ein, der Deutsche Kulturrat fordert die Schaffung eines Bundeskulturministeriums in der nächsten Legislaturperiode, u.v.a. Noch gibt es sie in Deutschland: die vielfältige und lebendige Kulturszene. Wenn wir diese nicht ausbluten lassen wollen, müssen wir jetzt handeln. 

Alle Zitate stammen aus den Rückläufen unserer zweiten und dritten Umfrage. Sie werden hier anonymisiert wiedergegeben. Die jeweiligen Personen sind der Redaktion bekannt.

Titelbild: AdobeStock

Autorinnen: Maria Bätzing, Mane Stelzer

Alarmstufe Rot Demo Berlin (Foto: Radio WAF)

Seit dem Ende des vollständigen Veranstaltungsverbots am 30. Juni sind zweieinhalb Monate vergangen. Veranstaltungsorte, die die strengen Hygiene- und Abstandsauflagen gewährleisten können, haben den Vorstellungsbetrieb auf Sparflamme wieder aufgenommen und auch große Spielorte wie Theater und Opernhäuser öffnen spätestens mit dem Beginn der neuen Saison unter umfassenden Sicherheitsmaßnahmen wieder ihre Pforten. Es könnte der Eindruck entstehen, dass der Veranstaltungssektor allmählich auf dem Weg zur Normalität sei.
Dass die Realität davon nicht weiter entfernt sein könnte, darauf machte am 9. September das Aktionsbündnis #Alarmstufe Rot mit einer Großdemonstration zum Regierungsviertel in Berlin aufmerksam. 15.000 Teilnehmer, unter ihnen prominente Redner wie Herbert Grönemeyer, hatten vor allem vor dem drohenden wirtschaftlichen Ruin der Branche gewarnt. Dass hinter den beeindruckenden Zahlen, die das Bündnis auf seiner Website www.alarmstuferot.org veröffentlicht – es handele sich immerhin um den sechstgrößten Wirtschaftssektor mit 130 Milliarden Euro Umsatz und über einer Million Beschäftigter – unzählige persönliche Existenzkrisen stehen, lässt sich leicht erahnen.
Eine in mehrfacher Hinsicht Betroffene ist die Musikerin und Konzertagenturbetreiberin Gudrun Walther. Seit 17 Jahren tourt sie mit ihrer Irish Folk-Band Cara durch Deutschland, Europa und die USA und hat sich mit ihrem fünfköpfigen Ensemble nicht nur einen exzellenten Ruf in der internationalen Szene erspielt, sondern das Projekt auch auf eine solide finanzielle Basis gestellt. Daneben betreibt sie seit zwei Jahrzehnten eine Konzertagentur für Folkmusik. Für gut 15 Bands mit über hundert Gigs jährlich zeichnet die Agentur verantwortlich. Eine gut funktionierende Struktur zwischen Agenturaufgaben im Konzertbüro und eigener künstlerischer Arbeit im Studio, auf der Bühne und im Proberaum hat sich Gudrun Walther mit den Jahren geschaffen, die ihr eine verlässliche Existenz gesichert hat.

Booking wird zur Absagenverwaltung

Seit dem 11. März diesen Jahres ist nichts mehr, wie es war. Das war der Tag, an dem die Corona-Epidemie zur Pandemie erklärt wurde und von dem an das Telefon mit Absagen für Walthers Band und die von ihr vermittelten Ensembles nicht mehr stillstand. „Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt Gudrun Walther. „Bis zu diesem Zeitpunkt lief alles super, der Konzertkalender war voll, wir waren gut gebucht und haben zuverlässig verdient. Wir hatten jede Menge Pläne, die plötzlich mit einem Schlag hinfällig waren.“ 44 Gigs hat ihre eigene Band durch die Absagenwelle bislang verloren, 27 Gigs der von ihr gebuchten Bands wurden in den letzten Monaten gecancelt. Dank einiger krisenfester, kreativer Veranstalter*innen und dem vom Land Baden-Württemberg geförderten Programm „Kultur Sommer 2020“ kamen im Sommer für Cara und einige der vermittelten Bands wenigstens einzelne kleinere Open Air-Gigs hinzu, die jedoch den Verlust teilweise ganzer Tourneen nicht auffangen konnten.
Die Open Air-Saison, die mit den wenigen Ersatzgigs dem Alltag wieder so etwas wie Normalität verliehen hat, liegt nun hinter ihnen, ihr jetziger Alltag, so Walther, sehe anders aus. Statt, wie sonst im September üblich, in die Zukunft zu planen und Programme für das Folgejahr festzuzurren, verwaltet Gudrun Walther nun Absagen. Diese betreffen die bislang noch stehenden Herbsttourneen und bereits die ersten Frühjahrstermine 2021. Unabhängigen Veranstalter*innen, die zu hundert Prozent auf Eintrittsgelder angewiesen sind, ist durch die Einbußen aufgrund der Abstandsregeln der Konzertbetrieb teilweise unmöglich gemacht worden. Zwar seien für diese Betriebe nun Fördergelder in Aussicht gestellt, deren Beantragung jedoch kompliziert sei, da nicht jeder Veranstalter die dafür geforderten Voraussetzungen erfülle. Auch viele engagierte ehrenamtliche Kulturinitiativen können das Ausrichten von Konzerten nicht verantworten, wenn ein zu großer Anteil der aktiven Helfer*innen der Risikogruppe angehören.
Die dritte Gruppe sind die städtischen Veranstalter wie Kulturämter. Diese können weiter Konzerte ausrichten, da sie nicht unbedingt darauf angewiesen sind, schwarze Zahlen zu schreiben. „Dies führt dazu, dass Tourneepläne, die ursprünglich chronologisch und geografisch effektiv gebucht waren, mittlerweile vollkommen zerschossen sind“, so Walther. „Bei einer Absagenquote von 50 Prozent sind manche Tourneen vor allem für Künstler aus dem Ausland wirtschaftlich nicht mehr haltbar, da die Hotelkosten für die zahlreichen entstandenen Lückentage in keinem Verhältnis mehr zu den Gagen für die verbleibenden Gigs stehen – eine perfide Situation, wenn man dann als Agentur selbst die wenigen noch verbleibenden Konzerte absagen muss.“ Für die abgesagten Termine versuche sie dann Ersatzkünstler*innen zu schicken.

Konzerte hinter Plexiglas und vor fast leeren „ausverkauften“ Sälen

Für dieses unbezahlte Krisenmanagement rotiert Gudrun Walther nun seit mehreren Monaten, teilweise bis zur Erschöpfung. Jetzt vermelden die ersten Festivals für den Sommer 2021, dass sie womöglich nicht stattfinden können. Und auch der derzeitige Touralltag ist alles andere als alltäglich. Da wird so mancher Gig in skurriler Erinnerung bleiben. So fuhr die in Baden-Württemberg lebende Musikerin 900 km für ein Konzert mit ihrer Band auf der Insel Föhr, um dann dort vor „ausverkauftem Haus“, sprich in diesem Fall 35 Zuhörer*innen, aufzutreten. Der Auftritt am Folgetag in Neumünster musste hingegen hinter einer Plexiglasscheibe stattfinden, da der Veranstalter die geforderten sechs Meter Abstand zwischen Bühne und Publikum nicht gewährleisten konnte. „Das war ein wenig wie Spielen im Terrarium“, sagt Gudrun Walther, die versucht, ihren Humor zu bewahren, „aber was tut man nicht alles, um auftreten zu dürfen.“

Eigeninitiiertes Onlinefestival „Sang und Klang“ sammelte 30.000 Euro für die freie Musikszene

Unermüdlich und mit kreativen Konzepten versuchen ehrenamtliche Veranstalter*innen, die Livemusik am Leben zu halten. Und auch Gudrun Walther hat mit einigen Musikerkolleg*inen ein solches Projekt buchstäblich aus dem Boden gestampft. Im Juni reifte die Idee, ein Onlinefestival für Folkmusik und Singer-Songwriter*innen aus Deutschland zu veranstalten. Dabei sollten Spenden generiert werden für die teilnehmenden Musiker*innen und drei große Künstlernothilfeorganisationen. Fünf Wochen verblieben dem Team für Namensfindung, inhaltliches Konzept, Kuratieren des Line-ups, Verpflichtung der Künstler*innen, die sämtlich ihre exklusiv produzierten Konzertmitschnitte kostenfrei zur Verfügung stellten, Filmschnitt und technische Realisation, Erstellen von Website und Social Media-Kanälen und Bewerbung des gänzlich unbekannten Formats, ehe am 11. Juli das Festival „Sang und Klang“ als Livestream online ging. 14 Acts, unter ihnen Größen wie Stoppok, Dota, Wenzel und Sarah Lesch, gaben sich sieben Stunden lang die Klinke in die Hand, mit im Boot Deutschlands größte Zeitschrift für Folkmusik „folker“, deren Herausgeber Mike Kamp die Moderation übernahm.
Die Resonanz auf das Festival war überwältigend. Fans und Fachkreise zeigten sich begeistert und voll des Lobes. Weit über 19.000 Klicks verzeichneten die Festivalstreams auf YouTube und Facebook und der schönste Lohn: Über 30.000 Euro Spendengelder können derzeit an die Corona-Hilfsorganisationen Die Deutsche Orchesterstiftung, Initiative Musik gGmbH und #handforahand sowie die 44 beim Festival beteiligten Musiker*innen verteilt werden. „Ein toller Erfolg und mein persönliches Highlight 2020“, sagt Gudrun Walther über das unverhoffte Pilotprojekt.

Rückkehr zur Normalität frühestens in 2022

Mittlerweile setzt die Musikerin fast ausschließlich auf derartige Selbsthilfe: „Am Anfang habe ich noch viele Petitionen zur Rettung der Kulturbranche unterschrieben und E-Mails an Abgeordnete geschrieben, aber irgendwann wird man dessen müde, weil einfach so wenig Resonanz seitens der Politik kommt, abgesehen vom Verweis auf Grundsicherung. Es ist für mich als Musikerin aber keine Lösung, meine Instrumente verkaufen zu müssen, um Grundsicherung zu erhalten, oder dass ich, wenn ich diese bezöge, vereinzelt reinkommende Auftrittsangebote nicht annehmen kann, weil ich nichts dazuverdienen darf. Dieses Angebot empfinde ich schlichtweg als Affront.“
Bis 2022, so rechnet Gudrun Walther, wird es wohl mindestens dauern, bis in der Konzertszene wieder so etwas wie Normalität einkehrt. Durch die permanente Verschiebung von Veranstaltungsterminen werde eine Planung fast unmöglich gemacht. „Normalerweise würde ich jetzt Tourneen für den Zeitraum bis Frühjahr 2022 buchen, das ist jedoch der Zeitraum, in den die Veranstalter jetzt alle Veranstaltungen aus dem Jahr 2020 verschoben haben. Daher gibt es dort keine freien Termine mehr. Das heißt, alle noch nicht gebuchten Gigs und auch solche, die man bräuchte, um die besagten Lücken in den Tourneen zu füllen, müssen erst mal auf Eis gelegt werden. Wenn wir großes Glück haben, sind bis Herbst 2022 die gröbsten Trümmer der Krise beseitigt.“

(Titelbild Gudrun Walther: Eva Giovannini)

Infos & Kontakt: Anne Gladitz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, moc.g1728490354nalkd1728490354nugna1728490354s@ess1728490354erp1728490354, www.sangundklang.com

Überall wird gelockert was das Zeug hält, doch die Livemusik-Branche muss sich weiter in Geduld üben. Bis 31.08.2020 sind alle sog. Großveranstaltungen untersagt, nach welchen Besucherzahlen sich eine Großveranstaltung definiert, ist aber nach wie vor nicht festgelegt, sondern variiert abhängig vom Bundesland und den jeweiligen Verordnungen (der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. und seiner Tochtergesellschaften (EVVC) hat eine Liste der aktuell geltenden Regelungen der einzelnen Bundesländer erstellt). Viele Bundesländer erlauben ab Ende Mai oder Mitte Juni wieder kleinere Konzerte mit maximal 50 Besucher*innen im Inneren und 100 im Freien – allerdings unter strengen Auflagen zu Hygiene und Abstand (Maskenpflicht), festen Sitzplätzen und namentlich bekannten Besucher*innen. Dass die Vorschriften nicht ganz durchdacht erscheinen, lässt eine Grafik vermuten, die die oberösterreichische Initiative Kulturretten veröffentlicht hat (s. rechts). Sie zeigt, wie nah sich Menschen in verschiedenen Räumen unter Einhaltung der geltenden Abstandsregelungen kommen. Und selbst wenn frau miteinbezieht, dass die Belüftung der Räume eine große Rolle spielt und Passagieren in einem Flugzeug eventuell eine gereinigtere Luft zur Verfügung steht, erscheinen die Vorgaben für Restaurants und Konzertsäle kaum logisch.

Fakt ist jedenfalls, dass unter den derzeitig geltenden Abstands-Auflagen fast kein Liveclub Konzerte veranstalten kann! Die Corona-gerechte Bestuhlungsvariante der Werretalhalle Löhne (Foto links) zeigt, wie ein Konzert-/Theatersaal nach den neuen Lockerungen mit Abstandgebot bestuhlt werden darf. Das Theater hat eigentlich 313 Plätze, im Falle einer „Wiedereröffnung“ werden daraus 66. Die geltenden Hygieneschutzbestimmungen bedeuten eine Reduzierung der verkaufbaren Plätze (also Tickets!) um 70 bis 80 Prozent.

Die Frankfurter Brotfabrik hat ausgerechnet, dass sie ca. 20-30 Gäste in den Saal lassen könnte, was sich natürlich nicht rechnen würde. Wie der Schlachthof Wiesbaden ist es den Veranstalter*innen wirtschaftlich nicht möglich, solche „Kleinstveranstaltungen“ durchzuführen, ohne sie mit größeren Veranstaltungen wie Clubnächten subventionieren zu können. Während also in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, dass die Kultur bald wieder fröhlich losgehen kann, erweisen sich die neuen Abstandsregelungen in der Realität und betriebswirtschaftlich als nicht umsetzbar. 

Neue Konzert-Formate: von Versammlung bis Autokino

Doch natürlich gibt es zarte neue Event-Pflänzchen von findigen Veranstalter*innen, die Szene ist ja schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Die Kulturhalle Stockheim hat sich z.B. die Geisterstunde+12 ausgedacht: Es gibt zwei Live-Sets (19/20:20 Uhr) und zu jedem Set sind je 12 Livegäste erlaubt. Der Rest darf per Livestream via Facebook & Youtube zuschauen und virtuellen Eintritt zahlen. Am 03.06. sind dort gleich vier Singer-/Songwriterinnen zu sehen: Tess Wiley, Maren Sequens, Uta Desch & Vanessa Novak

Der Stadtgarten in Köln hat bereits mit „richtigen“ Live-Konzerten begonnen: ausschließlich Open-Air und mit nicht mehr als 80 Besucher*innen. In seiner Reihe „NICA live“ findet z.B. am 18.06. das CD Release-Konzert des Filippa Gojo Quartetts & Elisabeth Coudoux‘s Emißatetts im neuen Open-Air-Konzertraum GREEN ROOM im hinteren Teil der Außengastronomie des Stadtgartens (dem ehemaligen „Al Bosco“) statt. Tickets können für den 2er-Tisch für 10.-€ und für den 4er-Tisch für 20.-€ gekauft werden. Auch das BIX in Stuttgart bietet wieder Live-Konzerte, allerdings vorerst ohne Bläser*innen und Sänger*innen, um etwaige Risiken zu minimieren. Das Ella & Louis in Mannheim veranstaltet ebenfalls wieder Konzerte mit zwei voneinander getrennten Sets pro Abend an den kommenden Freitagen.

Das AZ Rödermark trotzt Corona mit der Reihe „Kultur am Sonntag“ jeweils 16 Uhr im Hof Oberfranz, Egerländerstr. 8, Rödermark-Urberach vom 21. Juni bis 16. August. Am 21.06. kann sich das konzerthungrige Publikum auf  Sue Ferrers & Steffen Huther – Mittsommer mit Nyckelharpa und Gitarre freuen. Anmeldung über ed.kr1728490354amred1728490354eor-z1728490354a@zna1728490354rfreb1728490354o.d1728490354 erforderlich, Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. Bei Regen muss das Konzert leider ausfallen.

Die Band Django 3000 spielte Anfang Mai das erste Live-Konzert in Bayern mit 35 Zuschauer*innen in einem von Absperrband begrenzen Bereich (Foto: Andreas Richter/Rocket Studios). Sie hatte ihr Konzert auf dem Alpensegelflugplatz Unterwössen kurzerhand als Versammlung angemeldet, musste dann aber auch diverse Vorgaben beachten (Quelle).

Ob frau den neusten Schrei – Autokino-Konzerte (!) – gut findet, sei dahingestellt. Kulturinteressierte finden jedenfalls auch in diesem Monat wieder tolle Konzerte. Livestreams & Onlinekonzerte aller Arten gibt es auf dringeblieben.de, tv noir aus meinem Wohnzimmer, Sofar Listening Room, Quaratunes, Stageit, Artists Against Corona, Mylocalmusic, Kulturama.digital oder ihr schaut mal bei Facebook bei der Gruppe „Online Konzerte“ vorbei. In der Schweiz treten Künstler*innen bei Sofakultur, Art on Air, MusicStage oder Artist Remote auf; weitere Online-Kulturangebote findet ihr hier.

Festivals

Einige Festivals haben für diesen Monat ein Ersatzprogramm geschnürt: In der ersten Online-Ausgabe des Morgenland-Festivals vom 18.-27.06.2020 werden die Festivalmusiker*innen in ihrer Heimat spielen, das Morgenland-Team zeichnet die Konzerte auf und sendet über seinen eigenen Youtube-Kanal. Bei „Balkans Beyond Brass“ werden Divna Ljubojević & Melódi, Amira Medunjanin & Nedyalko Nedyalkov und Merima Ključo (Akkordeon) und Jelena Milušić (Gesang) mit ihrem Projekt Lume (Foto links: Marko Ercegović) zu sehen sein. Außerdem treten Savina Yannatou & Primavera En Salonico, Bojana Nikolić & Serbian Voices, Nataša Mirković  & Osnabrücker Jugendchor u.a. auf. Die zweite Ausgabe soll vom 02.-06.12.2020 als reguläres Livefestival mit neun Veranstaltungen in Osnabrück stattfinden.

48h-Wilhelmsburg vom 12. – 14. Juni 2020 bringt Musik, Orte und die Nachbarschaft zusammen und zwar in diesem Jahr kontaktlos via Internet, Radio und Fernsehen. Im Fokus steht dieses Jahr das Online-Programm: The show must go online! Am Festival-Wochenende wird es viele verschiedene Livestreams aus der Minibar, der Deichdiele und dem Café Nova geben. Viele Musiker*innen werden außerdem aus ihren Wohnzimmern von zu Hause aus streamen. Mit dabei sind Folky June (Foto), River & Rain, Naïs u.a. Teil des Programmes sind außerdem Videos und Podcastfolgen, die das Bürgerhaus Wilhelmsburg aufgenommen hat. Wie immer bei 48h wurden Orte und Musiker*innen zusammengebracht: Die Konzerte und Podcasts sind deshalb nicht nur Konzertaufzeichnungen, sondern stellen immer auch den Ort vor, an dem das Konzert eigentlich hätte stattfinden sollen.

Das Jazzfestival Basel wollte sein 30-jähriges Jubiläum eigentlich mit einem großen Eröffnungskonzert am 19. April feiern. Jetzt werden die Highlights in zwei Blöcke aufgesplittet: Festival-Konzerte rund um „New Horizons“, die neue Kooperation mit dem Kunstmuseum Basel, sollen Ende Juni 2020 und Festival-Konzerte rund um die Eröffnung des neuen Stadtcasinos Ende August 2020 stattfinden. Bestätigt sind bereits das Basler Jazz-Openair am 21. Juni von 12-18 Uhr im Garten der Kunsthalle, Lisette Spinnler 3, Kappeler/Zumthor in der Dorfkirche Riehen um 20 Uhr.

Das geplante 15. Kulturfestival St.Gallen findet leider nicht statt, dafür gibt es in diesem Jahr ein Kulturfestival St.Gallen „light“ vom 26. Juni – 18. Juli 2020 mit ausschließlich lokalen Künstler*innen. Das bereits gebuchte Line Up war komplett weggebrochen, zudem dürfen nur 300 Personen in den Innenhof reingelassen werden. So haben sich die Macher*innen entschieden, ihr 15. Jubiläum auf nächstes Jahr zu verschieben und in diesem Jahr ein abgespecktes Kulturfestival St.Gallen durchzuführen. Die Bühne wird etwas kleiner und einfacher, die Bands werden fast ausschließlich aus der Ostschweiz kommen und das Essensangebot wird reduziert und im Foodtruck der Geschmacksträger vor dem Museum zubereitet. Dafür wird das Festival von den geplanten 15 Konzertabenden auf 17 Veranstaltungen ausgedehnt.

„Liebling, ich habe SummerKLAENG geschrumpft“, heißt es auf der Homepage des „buntesten Musikmarathons der Stadt Köln“ auf dem Ateliergelände Odonien. Viel Jazz und improvisierte Musik, wild, rotzig, aufmüpfig und subversiv, dafür sind die Festivalmacher, das Kölner Jazzkollektiv KLAENG bekannt. 2020 macht die Corona-Pandemie ihnen einen Strich durch die Rechnung. So können die „Lite“-Version am Samstag, 27. Juni nicht mehr als 100 Gäste besuchen, um ab 16 Uhr dem Johanna Klein Quartett (Foto links), dem Fay Claassen Köln Projekt u.a. zu lauschen.

Das Kulturprojekt Mainzer KulturGärten veranstaltet im Juni Open-Air Konzerte im Biergarten des Schlosses und im KUZ. Neben der Gastronomie kann sich das Publikum auf ein Rahmenprogramm mit lokalen Künstler*innen unter Berücksichtigung aller Abstands- und Hygieneregeln freuen. Maximal 100 Besucher*innen gleichzeitig sind erlaubt. Eintritt: frei, Reservierungen während der Öffnungszeiten telefonisch unter: 06131-242-514, max. 6 Personen & max. 2 verschiedene Haushalte. Timeslots: 16 bis 18 Uhr, 18 bis 20 Uhr, 20 bis 22 Uhr.

JazzBaltica wollte Ende Juni sein 30-jähriges Jubiläum feiern. Zwar wurde das auf 2021 verschoben, aber der künstlerische Leiter Nils Landgren hat ein attraktives Alternativprogramm auf die Beine gestellt. Am JazzBaltica-Wochenende vom 20.- 21. Juni werden sich Jazzmusiker*innen im Maritim Seehotel in Timmendorfer Strand einfinden, um dort, allerdings ohne Publikum, in einem stilvollen Setting aufzutreten. Im Hammerprogramm stehen die Sängerin Viktoria Tolstoy, die Kontrabassistinnen Lisa Wulff und Eva Kruse, die Schlagzeuger*innen Eva Klesse und Christin Neddens, die Sängerin und Saxofonistin Fabia Mantwill, Saxofonistin Tini Thomsen, die Sängerinnen Ida Sand und Cæcilie Norby u.v.m. Die Konzerte werden von ZDFkultur live übertragen und aufgezeichnet.

Hammer! Am 24. Juni startet die Pasinger Fabrik ihr großes Sommerfestival SOMMERFRISCHE mit vielen Open-Air-Veranstaltungen im Ebenböckhaus und Schloss Blutenburg. Das bunte Programm – romantische Opernabende, unterhaltsames Kabarett, fesselnde Lesungen und zahlreiche Konzerte von Jazz bis Rock mit Simone Saitenfeder, Lewi & Waldenfels, Anja Morell & Hello Gypsy, Liab (Lost in a bar) sowie Kiko Pedrozo, Finni Melchior & Hansi Zeller u.v.a. – läuft bis 29.08.2020. Aufgrund der geltenden Abstands- und Hygienereglungen sind Tickets in den Kategorien Einzelplatz, bzw. Doppelplatz erhältlich. Plätze der Kategorie Doppelplatz können ausschließlich im Zweierpack von Gästen erworben werden, die im Verhältnis zueinander von den Kontaktbeschränkungen befreit sind. Bei schlechtem Wetter finden die Veranstaltungen (mit wenigen Ausnahmen) in der Wagenhalle der Pasinger Fabrik statt. Bei einer Verlegung in die Pasinger Fabrik erhalten ausschließlich Kunden mit einem Allwetterticket einen Platz in der Wagenhalle. Kunden mit einem Schönwetterticket erhalten an der Vorverkaufsstelle, an der die Karte gekauft wurde, den Eintrittspreis zurück.

 

Veranstalter*innen unterstützen

Zahlreiche Kulturveranstalter*innen brauchen jetzt dringend unseren Support! Das Open Air Programm des Stalburg Theaters in Frankfurt (Stoffel) musste abgesagt werden, schaut mal hier. Die Sommerwerft Frankfurt tüftelt an einem Konzept, wie sie im Juli starten können, das Afro Pfingsten sammelt Spenden für Künstler*innen, denen sie absagen mussten. Die Konzertreihe Musik zwischen den Welten in Dresden braucht ebenfalls dringend Spenden, wenn sie fortbestehen will; für jede Spende über 25.-€ gibt es eine CD aus dem Musiker*innenkatalog dieser Konzertreihe, spezielle Wünsche dürfen auch noch angemeldet werden. Erkundigt euch einfach bei eurer Lieblings-Festival- und Konzertlocation – damit sie nach der Krise auch noch da ist!

(Titelbild Mainzer Open Ohr 2017: Sascha Kopp)

Aber erst einmal: was sagt die GEMA zum Thema Live-Stream? Wenn ihr als Veranstaltende euer geplantes vertraglich geregeltes Konzert nun ins Internet verlegt, dann ist dieses bereits durch den bestehenden Pauschal- bzw. Lizenzvertrag, den ihr habt, abgedeckt. Das heißt eine separate Lizenzierung ist nicht notwendig. Wenn euer Konzert über Social Media-Plattformen wie YouTube, Facebook, Twitch, Twitter läuft, ist ebenfalls nichts weiter zu tun. Anders sieht es jedoch aus, wenn ihr Live-Streams auf der eigenen Website anbietet, hier gilt der Tarif VR-OD 10. Dieser kann jedoch, in Absprache mit der GEMA, bei unangemessener Härte angepasst werden. Dazu solltet ihr euch direkt mit der GEMA in Kontakt setzen. Mehr dazu hier.

STREAMING-PLATTFORMEN

Mitte März haben die Kölner Event-Empfehler*innen von rausgegangen.de die Plattform DRINGEBLIEBEN.DE gestartet, „die zeigt, welche großartigen Erlebnisse es da draußen zu erleben gibt“. Die Livestreams auf der Plattform „dringeblieben.de“ bieten ein Panoptikum aus Livestreams von Künstler*innen, Sportler*innen, Köch*innen, Vorleser*innen u.a. und die Möglichkeit für Zuschauer*innen, über einen Chat mit den Künstler*innen zu kommunizieren und sie im Stream finanziell zu unterstützen. Musiker*innen, die ihr Konzert anbieten wollen, können entweder mit eigenem Equipment im heimischen Musikzimmer/Lieblingsplatz auftreten oder bei rausgegangen anfragen, ob sie eine Location für deinen Stream organisieren. Schaut mal rein in die (Wohnzimmer-)Konzerte von Mimose, Johanna Amelie, Annika, Molass, Lamea, Aylin Celik u.v.a. (sie sind auch später noch abrufbar). Wenn ihr hören wollt, an welchen Songs Charly Klauser (Foto: Felix Mayr) gerade arbeitet (ihr Album soll dieses Jahr veröffentlicht werden), könnt ihr sie solo mit Loopstation am 09.04. um 21 Uhr im Live-Stream erleben. Die Erlöse gehen an die Künstler*innen, manche nutzen aber auch die Möglichkeit, ein Benefizkonzert z.B. für Seebrücke oder Solidaritätspakt für die Kölner Club-Kultur zu spielen. Im Moment kommen sehr viele Anfragen rein, es kann also dauern, bis Du eine Antwort bekommst.

Keimfrei exklusive Konzerte genießen, das verspricht die neue Plattform QUARANTÄNE TV. Der Macher von Quarantäne TV war einer der ersten, die in Windeseile eine Plattform ins Leben gerufen haben, auf der Künstler*innen ihre Videokonzerte hochladen und Livestreams bereitstellen können. Ihre solidarischen Fans können dafür per Paypal bezahlen, die/der Künstler*in erhält den kompletten Betrag ohne Abzüge. Die Plattform richtet sich nicht nur an Musiker*innen, die dort z.B. eine Preview neuer Songs, ein kleines Akustik-Konzert oder ein Best-Of vergangener Auftritte einstellen können. Auch Poesie und Comedy sowie Bildende Kunst sind angesprochen. Schon verfügbar sind Konzerte von Maryam.fyi, Rag Treasure, u.a. Interessierte Künstler*innen können entweder einen Live-Stream auf Instagram TV starten oder ein Video auf Vimeo hochladen. Dann legt Ihr Euch einen PayPal me-Account an und schickt die Infos an Quarantäne TV. Das genaue Prozedere ist hier beschrieben.

TV Noir sendet Konzerte in der neuen Reihe „Aus meinem Wohnzimmer“ und sammelt dafür Eintritt für die Künstler*innen. Die Konzerte werden auf dem Instagram- und oder Facebook-Kanal von TV Noir live gestreamt. Ihr könnt auch noch bis 24 Std. nach dem Livestream das Konzert genießen und nachträglich ein „Ticket“ kaufen. Zu Gast waren schon Lina Maly, Antje Schomaker, Rue Royale, Wilhelmine, Hundreds, Alin Coen & Charlotte Brandi, Mira Lu Kovacs u.a., als nächstes könnt ihr z.B. Dota (Foto) am 21.04. zur Primetime (20:15 Uhr) in ihrem Wohnzimmer zuhören (Eintritt: 1.- bis 50.-€). 100% der Einnahmen gehen an die Künstler*innen, TV Noir übernimmt alle Gebühren für Systeme und Zahlungen etc. und die Ticketeinnahmen werden solidarisch mit den anderen Künstler*innen geteilt. Künstler*innen-Vorschläge und Bewerbungen könnt ihr hier einreichen.

Auch die Berliner Clubkultur steht vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte. Seit dem 13.03. sind mehr als 9.000 Mitarbeiter*innen der Clubszene sowie zehntausende Kunstschaffende schlagartig ohne Beschäftigung und die vielen für Berlin identitätsstiftenden Orte stehen vor dem Ruin. Die Berliner Clubszene will der Stilllegung der Clubs trotzen und bringt mit #UNITEDWESTREAM die Musik direkt zu Dir nach Hause. Deshalb sollen täglich von 19 Uhr an DJ-Sets live übertragen werden. Rette die Berliner Clubszene mit einer Einzelspende oder werde Fördermitglied und erhalte die virtuelle Clubmarke. Zusätzlich kannst Du an Clubs auch direkt eine Zuwendung geben oder Solidarity-Merch erwerben. Alle Einnahmen der Streams fließen in einen Rettungsfond, mit dem notleidende Clubs unterstützt werden können und aus dem 8% an den Stiftungsfonds Zivile Seetnotrettung fließen. Für Ausschüttungen des Rettungsfonds hat die Clubcommission Berlin e.V und Reclaim Club Culture einen Kriterienkatalog entwickelt und eine unabhängige Jury beauftragt. Heute, am 08.04. läuft ab 16 Uhr der Talk „Tear down borders“ zum Aufruf der Seebrücke #LeaveNoOneBehind, ab 19 Uhr Diskothek Melancholie 2 (Foto: Fibphoto/Shutterstock).

Auch KEEP LISTENING von Sofar Concerts featured intime Performances von talentierten Musiker*innen, für die ihr bezahlen könnt, in dem ihr in den Sofar Global Artist Fund einzahlt. Hier könnt Ihr Euch bewerben.

Die Macher von „Unterhaltungsreederei“ und Ahoi Concerts wollen unter dem Hashtag #KULTURRETTER einen „Kulturrettungsfond“ ins Leben rufen. Dafür bitten sie um Spenden, mit denen selbstständigen Künstler*innen und Techniker*innen, aber auch privaten Theatern und Musikclubs eine virtuelle Bühne geschaffen werden soll. In den leeren Hallen, ungenutzten Clubs, Probenräumen und Musikstudios soll vom 26. März und vorerst bis 19.04. an jedem Tag eine Veranstaltung live für den Stream produziert werden – kostenlos zugänglich, finanziert über Spenden. Um 26 Tage Programm zu machen und um alle beteiligten Künstler*innen, Clubs, Techniker*innen, Dienstleister*innen u.a. fair für ihre eigentliche Arbeit zu entlohnen, ist es das Ziel, ca. 100.000.-€ zusammen zu bekommen. Ihr seid Künstler*in/eine Band – egal welchen Genres – und habt Lust, Euren Beitrag dazu zu leisten, egal ob live gesendet oder bereits produziertes Video? Alle Einnahmen im #kulturretter Topf werden gesammelt und nach dem Ende der Aktion fair unter allen teilnehmenden Künstler*innen, Projekten, Clubs etc. aufgeteilt und ausgezahlt. Bitte kontaktiert hierzu ed.re1728490354tterr1728490354utluk1728490354@olla1728490354h1728490354. (Foto: Wes Hicks)

QUARANTUNES ist ein nagelneues Streaming-Gemeinschaftsprojekt der Karsten Jahnke Konzertdirektion, PM Blue Veranstaltungstechnik und RockCity Hamburg e.V.  Musikfans bekommen ein hochprofessionelles Couch-Kultur-Live-Erlebnis via Livestream und Hamburgs Musiker*innen eine digitale Profi-Bühne im Elefantenhaus und zu zwei Dritteln den Erlös der Ticketverkäufe/Spenden der User*innen (ab 3,50€ möglich), das restliche Drittel verwendet PM Blue zur Unterstützung aller freischaffenden Dienstleister*innen im Bereich Bühnentechnik. Bewerbt Euch für ein Konzert auf der Quaratunes-Streamingbühne! RockCity zahlt den Musiker*innen eine Gage, gemeinsam mit der Redaktion von NDR Info packen sie für ausgewählte Bands auch noch einen Radiomitschnitt mit obendrauf. Kontakt

Die internationale Plattform Stageit bietet Musiker*innen die Möglichkeit, Livestreams gegen Eintritt anzubieten. Fans können während der Live-Streams über Chat mit den Künstler*innen interagieren – so wird das Erlebnis trotz digitaler Barriere möglichst einzigartig und persönlich.

Unter dem Hashtag #togetherathome auf Instagram veröffentlichen gerade viele Musiker*innen ihre Livekonzerte von zuhause. Der NDR hat jetzt auch eine Aktion „Kultur trotz Corona“ gestartet: Eine Online-Plattform, auf der Musiker*innen, Autor*innen, Schauspieler*innen, Kabarettist*innen oder Poetry Slammer*innen in selbstgefilmten Videos ihr Können zeigen. Die Clips von Fjarill, u.v.a. sind online abrufbar und werden auszugsweise auch im Fernsehen gezeigt und im Hörfunk gesendet. Auch 3sat bietet „Kultur trotz(t) Corona“ im Internet und auch im Fernsehen, werktäglich in der 3sat Kulturzeit ab 19.20 Uhr. Dort sind schon tolle Porträts von Mine, Lin und anderen Musiker*innen zu sehen. Auf den Seiten von ARTE gibts Jazz aus den Wohnzimmern und Gärten.

„Solidarität ist ansteckender als jeder Virus“, sagt auch die Plattform Artists Against Corona und bietet Fans die Möglichkeit, hochwertig produzierte Filme von Künstler*innen anzuschauen, aus den Genres Musik, Comedy, Chanson, Kabarett, Pantomime oder Poetry Slam. Die Zuschauer*innen können auf freiwilliger Basis ein virtuelles Ticket kaufen und die Künstler*innen damit direkt in Zeiten der Corona Krise unterstützen. Mit dabei sind z.B. Les Brünettes, Antje Rietz & Band, Katharine Mehrling, HazelWood u.v.m.

ONLINE-FESTIVALS

Auf der Plattform myLocalMusic können Bands ihre Online-Konzerte posten: „Diese Auflistung soll dazu dienen den aus bekannten Gründen derzeit vermehrt auftauchenden Online- oder Geisterkonzerten eine eigene Plattform zu bieten. Lasst uns der livemusikfreien Zeit etwas konstruktives entgegenhalten! Und vielleicht macht es ja auch dem ein oder anderen Musikschaffenden Mut sich mit dem Thema zu beschäftigen“, schreiben die Macher*innen. Kontakt

Die ehrenamtlichen Macher*innen der Lauschbefehl-Liedermacherkonzerte veranstalten gerade das virtuelle Online-Festival DIE FLACHE KURVE und sammeln dafür über Startnext Geld, um Musiker*innen in Corona-Zeiten zu unterstützen. Noch 29 Tage könnt ihr in die virtuelle Kasse der Crowdfunding-Aktion einzahlen, um Wohnzimmerkonzerten von Musiker*innen wie Mackefisch, Maria Schüritz, die Bandt. und Franzi Kusche zu lauschen. Mit euren Spenden und CD-Käufen, die auf Startnext angeboten werden, könnt ihr die Künstler*innen während des Auftrittsverbots unterstützen. Die Konzerte findet ihr hier und auf Facebook bei „Lauschbefehl Liedermacherkonzerte“. Alle gesammelten Einnahmen werden auf die Künstler*innen verteilt. Ihr könnt entweder einzelne Künstler*innen oder alle zusammen supporten.

Bald tut sich auch bei der Raketerei was: vom 10.-13.04.2020 findet nämlich das digitale Festival FEMALE IN MUSIC FESTIVAL statt. Zwölf Künstlerinnen aus ganz Deutschland und aus nahezu allen Genres begleiten euch durch das Osterwochenende: Jazz à la flute, Tabea Booz, Juc, Josephine Wirtssohn von APILA, Franziska Schicketanz, MRJN, Tokunbo, Sara Decker Band, Klara Finck, Blanca Núñez, Gwencobain und Linda Kyei. Den Zugang bekommt ihr mit dem Erwerb eines Tickets für 14.-€. Für die Regionen, in denen kein stabiles Internet gegeben ist oder für all diejenigen die nur wenig Zeit haben, stehen die Auftritte nach jedem Gig jeweils als Mitschnitt zur Verfügung.

Am 18.04. wollen Lady Gaga und unzählige weitere Musiker*innen auf einer Benefizveranstaltung zum Kampf gegen Covid-19 aufrufen. Bei dem Konzert ONE WORLD – TOGETHER AT HOME wird sie gemeinsam mit Kolleg*innen wie Billie Eilish, Alanis Morisette, Lizzo u.v.a. von zuhause aus auftreten, außerdem sollen Ärzt*innen aus der ganzen Welt mit ihren Familien zu sehen sein. Mit der Veranstaltung wollen die Künstler*innen Regierungen und große internationale Unternehmen auffordern, mehr Geld für den Solidaritätsfonds der Weltgesundheitsorganisation bereitzustellen. Der WHO-Fond unterstützt weltweit Kliniken, Gesundheitspersonal und lokale Wohltätigkeitsorganisationen bei der Eindämmung des Coronavirus. Das Streamingfestival wird von Global Citizen gemeinsam mit der WHO und den Vereinen Nationen ausgerichtet. Die Vorberichterstattung über das Streaming-Festival beginnt um 21 Uhr auf zahlreichen Plattformen, darunter YouTube, Facebook, Instagram und Twitter. Die Premiere des Events „One World Together At Home“ läuft dann in der Nacht des 19. April 2020 zwischen 2 und 4 Uhr live auf den TV-Sendern NBC, CBS, ABC und BBC sowie als Live-Stream auf YouTube und Twitter – und ist hinterher als digitaler Stream online verfügbar.

Mehr Online-Konzerte und Festivals findet Ihr z.B. hier.

(Titelbild: One World Together at Home)

Dokumentation der Ausfälle

Es ist wichtig, dass ihr alle eure finanziellen Ausfälle dokumentiert, damit ihr sie geltend machen könnt. Hier findet ihr ein Formular, das ihr als Vorlage nutzen könnt; es wurde von Musikland Niedersachsen nach verdi-Vorgaben erstellt.

Der Deutsche Musikrat hat eine Umfrage gestartet, um das Ausmaß der Beeinträchtigungen und sinnvolle Hilfsmaßnahmen abschätzen zu können, an der ihr unbedingt bis 31.03.2020 hier teilnehmen solltet. Der DMR, in dem über 100 Dachverbände des Musiklebens als Mitglieder vertreten sind, fordert ein auf sechs Monate befristetes Grundeinkommen in Höhe von 1.000.-€ für alle freiberuflichen Kreativschaffenden.

Der Landesmusikrat Berlin e.V. macht zur Zeit eine Umfrage zu den Auswirkungen auf die Berliner Musiklandschaft.

Meldet euch gern auch beim VUT (Verband Unabhängiger Musikunternehmer*innen e.V.). Je besser dieser Bescheid weiß, umso effektiver kann er konkrete Forderungen an die politischen Entscheidungsträger*innen richten. Die Ansprechpartnerin Beate ist im Home-Office per Mail zu erreichen. (Foto: NDR)

 

Infos Konzertabsagen & Verdienstausfall

Veranstalter dürfen Konzerte nach einer Risikobewertung auch ohne behördliche Anordnung absagen. Ob euch als Freischaffenden dann ein Ausfallhonorar zusteht, hängt von eurem jeweiligen Vertrag ab (der auch in mündlicher oder per SMS/WhatsApp vereinbarter Form wirksam ist). Handelt der Veranstalter aufgrund einer behördlichen Empfehlung, lässt sich darüber streiten, wer die Schuld an der Absage trägt. Doch schon jetzt spricht viel dafür, dass bei einer Pandemie höhere Gewalt vorliegt und der Veranstalter keine Gage zahlen muss (Quelle). Sind bereits Teilleistungen zu einem Projekt (z.B. Proben) erbracht worden, besteht der Honoraranspruch zumindest anteilig. Mehr Infos findet ihr in einem Leitfaden der DOV und im Factsheet von RockCity e.V. Der Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs hat eine übersichtliche Info bzgl. Lohnzahlungen bei Musikschulschließungen veröffentlicht. Hier können betroffene Lehrer*innen schauen, ob ihr Gehalt weiterbezahlt werden muss. Der VDSG beantwortet die Frage, was passiert, wenn ein*e Selbständige*r auf Corona positiv getestet wurde und das Gesundheitsamt eine Quarantäne anordnet. Nach dem Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten erhalten auch sie den Verdienstausfall ersetzt.

Der Deutsche Tonkünstlerbund (DTKV) äußert sich zu Anfragen, ob der Vertrag bei reinem Online-Unterricht weiter seine Gültigkeit behält. Nach Aussage des Justiziars Hans-Jürgen Werner „… ist der Vertrag nicht nichtig, sondern es gibt nur eine Abweichung hinsichtlich Örtlichkeit und evtl. Uhrzeit des Unterrichts. Hier kann eine – auch mündliche – Vertragsanpassung Abhilfe schaffen. Zwei übereinstimmende Willenserklärungen des Vertraggebers und des Vertragnehmers, hinsichtlich des Unterrichtsortes „Online“ zu dem und dem Zeitpunkt heilen den Vertrag“. Einzelunterricht falle vielerorts noch nicht unter die Verbote der allgemeinen Verordnungen, sodass die Verdienstausfallentschädigungen nach §§ 56 ff des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) nicht unbedingt griffen. Er rät, bei den örtlichen Gesundheitsämtern um Auskunft zu bitten. Das Infektionsschutzgesetz siehe Entschädigungen vor und man könne über die Landrats-/Gesundheitsämter auch als Selbständiger das Antragsformular wegen Verdienstausfällen herunterladen. Sobald Abmeldungen vom Unterricht erfolgen, sollten Eltern gebeten werden, dies als Begründung zum Ausdruck zu bringen, damit man bei Antragsstellung diesen Nachweis hat. Der Vordruck heißt meist: Antrag auf Verdienstausfallentschädigung nach §§ 56 ff des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) (Foto: Caramondo) (Quelle).

 

Finanzielle Soforthilfe

Der Bund will 40 Milliarden Euro für Klein- und Kleinstunternehmer*innen zur Verfügung stellen. 10 Mrd. sollen direkte Transferleistungen für in Not geratene Solo-Selbständige sein, die restlichen 30 Mrd. Euro sollen als Darlehen vergeben werden. Alle Anträge sollen zunächst bewilligt werden, eine Bedürftigkeitsprüfung erfolgt erst nachträglich. Selbständige und Unternehmen mit bis zu 5 Beschäftigten erhalten eine Einmalzahlung bis zu 9000.-€ für 3 Monate, die nicht zurückgezahlt werden muss. Die Beantragung ist über die jeweiligen Landesbanken in den meisten Bundesländern ab 25.03. möglich. Eine Übersicht über die jeweiligen Nothilfeprogramme und Kontaktadressen könnt ihr hier einsehen; auch das Jazzinstitut Darmstadt hat eine übersichtliche und laufend aktualisierte Liste erstellt. Die Vorgaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) lassen den Bundesländern Spielraum bei der Frage, ob betrieblich relevante Lebenshaltungskosten bei Selbstständigen für die Inanspruchnahme von staatlicher Soforthilfe anerkannt werden oder ob nur Betriebskosten wie Büroräume, Leasingraten u.ä. angegeben werden können. Dies wird von den für die Antragsbearbeitung und Auszahlung zuständigen Landesbehörden bislang unterschiedlich gehandhabt. Ob diese Soforthilfe also wirklich bei Musiker*innen greift, bleibt abzuwarten. Habt ihr bereits Soforthilfe erhalten? Dann schreibt uns eine Mail.

Außerdem wird Selbstständigen der Zugang zur Grundsicherung erleichtert: jede*r kann für die nächsten sechs Monate Grundsicherung (ALG II) beantragen, ohne zuerst ihre/seine Rücklagen aufbrauchen oder seine Raumverhältnisse rechtfertigen zu müssen (was insbesondere für bildende Künstlerinnen und Künstler, ebenso für Tänzerinnen und Tänzer wichtig ist). Aktuelle Infos findet ihr hier. Ob ein Antrag wirklich sinnvoll ist, sollte gut überlegt sein; die Süddeutsche Zeitung hat sich so einen Antrag genauer angeschaut und berichtet in einem Artikel darüber.

Über die GVL können Inhaber*innen eines Wahrnehmungsvertrags aus der freien Szene eine einmalige Soforthilfe in Höhe von 250.-€ beantragen. Darüber hinaus vergibt sie auch Künstler*innen-Vorschüsse an Wahrnehmungsberechtigte. Die Frist zur Antragstellung ist der 30. April 2020, wer bereits die Corona-Hilfe in Anspruch genommen hat, muss keinen erneuten Antrag stellen.  Die Orchesterstiftung hat einen Nothilfefonds für freiberuflichen Musiker*innen (die Mitgliedschaft in der DOV ist keine Antragsvoraussetzung) aufgesetzt, aus dem sie bereits 2500 Antragsteller*innen eine Unterstützung von 400.-€ ausgezahlt hat; aktuell werden weitere der rund 4000 vorliegenden Anträge bearbeitet und entsprechend der vorhandenen Spendenmittel Unterstützungen ausgezahlt. Sollte es zukünftig der Spendenstand wieder ermöglichen, werden weitere Anträge zugelassen und zuvor darüber informiert. Wer selbst spenden will, kann hier das Spendenkonto einsehen.

Das Musikmagazin Crescendo hat ebenfalls ein Hilfskonto eingerichtet. Musiker*innen können bis zu 500.-€ formlos bis 28.03. per Mail beantragen. Die Sängerhilfe hat für freiberufliche Sänger*innen, Regisseur*innen, Regieassistent*innen und all jene freien Künstler*innen, die ausschließlich für einzelne Projekte oder Aufführungen engagiert und bezahlt werden, eine Spendenaktion gestartet, die bis heute fast 100.000.-€ gesammelt hat. Betroffene können bei der Manfred Strohscheer Stiftung eine einmalige Nothilfe von bis zu 2000.-€ beantragen. Dazu scannen sie den ausgefüllten Antrag und mailen ihn an ed.gn1728490354utfit1728490354s-ree1728490354hcsho1728490354rts-d1728490354erfna1728490354m@efl1728490354ihreg1728490354neas1728490354.

Bei der Künstlersozialkasse (KSK) könnt ihr über das Absinken des vorrausichtlichen Jahreseinkommens informieren, bis Ende März eingereichte Korrekturen können einen geringeren Beitrag ab Mai ermöglichen. Eine Absenkung auf 3900.-€ ist möglich (hierbei handelt es sich um das niedrigste was geht). Bestehen akute Zahlungsschwierigkeiten, können individuelle Zahlungserleichterungen gewährt werden. Es genügt ein formloser, schriftlicher Antrag auf Stundung der Beiträge oder Ratenzahlung per E-Mail an ed.es1728490354sakla1728490354izosr1728490354eltsn1728490354euk@t1728490354fnuks1728490354ua1728490354 . Der Antrag soll eine kurze Begründung zu den Umständen der Zahlungsschwierigkeiten beinhalten. Ohne weitere Ermittlungen kann in diesen Fällen eine zinslose Stundung bis zunächst 30. Juni 2020 erfolgen. Dies bedeutet, dass die monatlichen Beitragsforderungen zwar nach wie vor entstehen, jedoch von der Künstlersozialkasse nicht vor Juli 2020 geltend gemacht werden.

Das Finanzamt kann Steuervorauszahlungen (u.a. für Einkommens-, Umsatz- und Körperschaftsteuer) für das Quartal 2/2020 herabstufen. Kurzarbeitergeld bekommt nur, wer in einem Unternehmen festangestellt ist. (Foto: Matthew Waring)

 

Tipps für Online-Unterricht

Wenn der Musik-Unterricht face-to-face nicht stattfinden kann, können Musiklehrer*innen auf Programme wie Skype, FaceTime, Signal oder Zoom zurückgreifen, die auf dem Handy, Laptop oder PC laufen. Derzeit bieten viele erfahrene Online-Musiklehrer*innen ihren Kolleg*innen Tipps für den Online-Unterricht an. Bei der Harfenistin Nicole Müller könnt ihr euch für ein Online Training anmelden. Die Cellistin Stefanie Buller bietet ebenfalls Unterstützung bei Online-Ersatzunterricht an. Auch Maria Busqué bietet wichtige Tipps und Best Practices an.

Im Podcast Motivation Musikpädagogik geht es ebenfalls um die Frage, wie ihr eure Schüler*innen auch über die wochenlange Zwangspause mit Input versorgen könnt und was ihr als Musikpädagog*innen mit der gewonnenen Zeit anfangen könnt (Fragen & Anregungen könnt ihr direkt per ed.ki1728490354gogad1728490354eapki1728490354sum-n1728490354oitav1728490354itom@1728490354ofni1728490354" target="_blank" rel="noopener noreferrer">Mail senden). Die Forschungsstelle Appmusik hat in einem ausführlichen Beitrag viele Fragen & Tipps von Musiker*innen zum Online-Musikunterricht zusammengetragen inklusive Video-Tutorials. Stadtkultur Hamburg hat eine Handreichung fürs homeoffice geschrieben und verschiedene Tools für kooperatives Arbeiten vorgestellt, mit denen eine online Zusammenarbeit möglich ist. Vielleicht hilft sie ja auch für euren Unterricht: AP_Handreichnung_Homeoffice_extern. Der Deutsche Tonkünstlerbund lädt Musikpädagog*innen ein, sich über sein Facebook-Profil über best-practice-Beispiele und gemachte Erfahrungen auszutauschen (Foto: Musikschule Darmstadt).

 

Online Vermarktung

Die GEMA sagt folgendes zum Thema Live-Stream: Wenn ihr als Veranstaltende euer geplantes vertraglich geregeltes Konzert nun ins Internet verlegt, dann ist dieses bereits durch den bestehenden Pauschal- bzw. Lizenzvertrag, den ihr habt, abgedeckt. Das heißt eine separate Lizenzierung ist nicht notwendig. Wenn euer Konzert über Social Media-Plattformen wie YouTube, Facebook, Twitch, Twitter läuft, ist ebenfalls nichts weiter zu tun. Anders sieht es jedoch aus, wenn ihr Live-Streams auf der eigenen Website anbietet, hier gilt der Tarif VR-OD 10. Dieser kann jedoch, in Absprache mit der GEMA, bei unangemessener Härte angepasst werden. Dazu solltet ihr euch direkt mit der GEMA in Kontakt setzen. Mehr hier.

Ob Wohnzimmerkonzert, digitales Festival oder Studiolivekonzert: nach der ersten lähmenden Phase des Corona-Shutdowns sind Visionär*innen und kreative Köpfe auf die Idee gekommen, Festivals und Konzerte einfach ins Internet zu verlegen. Und zwar nicht „für umme“ – das wäre ja nicht der Sinn der Sache – sondern gegen einen virtuellen Eintrittspreis. So gibt es inzwischen viele großartige Plattformen, auf denen Künstler*innen ihre Konzerte gegen Entgelt für die Bands streamen können. Weil dieser Beitrag zu groß geworden ist, haben wir die Infos zu Live-Streaming-Plattformen und Digitalen Festivals in einem eigenen Report ausgelagert, den ihr hier lesen könnt.

 

Petitionen & Protestbriefe

Die Petition von David Erler aus Leipzig Hilfen für Freiberufler und Künstler während des Corona Shutdowns fordert von der Bundes- und den Landesregierungen unbürokratische Finanzhilfen für Freiberufler*innen. Auch die Modedesignerin Tonia Merz hat eine Petition gestartet, sie fordert konkret ein bedingungsloses Grundeinkommen (und nicht für Hilfskredite) für 6 Monate. Die Freiberuflerin Maria Kochendörfer fordert in ihrer Petition, dass Künstler*innen über einen Nothilfefonds unterstützt werden. Ingo Mützel hat sich entschlossen, direkt an den Finanzminister Olaf Scholz und weitere Minister*innen zu schreiben und an sie zu appellieren, kurzfristige Liquiditätshilfen für Freiberufler*innen bereitzustellen. Wer das adressfreie PDF zum Selbstversenden haben möchte, schicke eine PM. (Foto: iPetitions.com)

 

Rat & Hilfe

Wenn du noch Fragen hast, schreib uns einfach eine Mail. Nutze die Schwarm-Intelligenz und trete einer Facebook-Gruppe wie Raketerei Backstage bei, in der sich Musikerinnen* gegenseitig supporten und gute Tipps geben. In der Facebook-Gruppe „Coronakrise – Infos für freischaffende Musiker*innen in Deutschland“ werden nützliche Infos zur Coronakrise und den Einfluss auf den Musikbetrieb sowie die berufliche Existenz geteilt.
Abonniere den Newsletter des Deutschen Kulturrats. Die Hamburg Kreativ Gesellschaft bietet eine Telefon-Hotline (Di-Do 14-17 Uhr, Fr 10-13 Uhr unter der Tel. 040 879 7986 – 28); RockCity e.V. bietet Rad & Tat über das Coronaphone (Mo-Fr 11-17 Uhr unter Tel. 040-317 16 58) an. Auf der jüngst eingerichteten Plattform 2gather.jetzt kannst du dich mit anderen vernetzen: ob Crowdfunding, Petitionen, Online-Aktionen oder den einfachen Austausch von Informationen, hier soll ein Netzwerk geschaffen werden, dass zusammenhält. Der Verband zur Förderung der mentalen Gesundheit in der Musikbranche, kurz: MIM, ist die zentrale Anlaufstelle für alle Personen aus der Musikbranche und Kreativwirtschaft mit einem Interesse am Thema Psychische Gesundheit.

 

Für Veranstalter*innen

Auf der Website der LiveMusikKommission (LiveKomm) des Verbands der Musikspielstätten in Deutschland e.V. gibt es Handlungsempfehlungen zur Abwehr der Clubinsolvenz, es geht um Kurzarbeitergeld, Steuern, Stakeholder, Finanzen und Clubrettung! Die LiveKomm ist zusammen mit anderen Vereinen (u.a. RockCity Hamburg e.V.) mit der Politik im Gespräch, hat bereits Zahlen evaluiert über Blitzumfragen und ist für Euch da.

Die Bundesregierung hat Hilfen beschlossen, die der Kultur- und Kreativwirtschaft zugutekommen sollen. Dazu zählt, neben dem Kurzarbeitergeld und steuerlichen Liquiditätshilfen, ein massives Kreditprogramm. Ab sofort können betroffene Unternehmen bis hin zu Kleinstselbständigen die neuen Sonderkredite bei der KfW in Anspruch nehmen. Anträge hierzu können bereits jetzt über die Hausbank eingereicht werden. Privatbanken, Sparkassen und Volksbanken arbeiten dazu gemeinsam mit der KfW an beschleunigten Kreditgenehmigungsprozessen.

Die Staatsministerin für Kultur und Medien flankiert die Maßnahmen der Bundesregierung mit speziell auf die Kulturbelange zugeschnittenen Unterstützungen in ihrem Zuständigkeitsbereich. So soll beispielsweise auf Rückforderungen von Fördermitteln so weit wie möglich verzichtet werden, wenn Veranstaltungen oder Projekte aufgrund der Pandemie nicht umgesetzt werden können. Die Instrumente des Kulturetats, insbesondere die bestehenden Förderprogramme, sollen mit Blick auf die aktuellen Bedürfnisse angepasst und geschärft werden. Alle Maßnahmen findet ihr hier im Überblick. (Foto: Markus Spiske)

 

Kinder-Betreuung

Muss ich Kita-Gebühren zahlen, auch wenn mein Kind aufgrund der Corona-Krise nicht in der Kita betreut wird? Dazu gibt es erneut keine einheitliche Regelung. Frankfurts Dezernentin für Bildung und Integration hat z.B. veranlasst, dass die Kita-Gebühren in Frankfurt für den Monat April aufgehoben werden; das gilt auch für Familien, die zu den sog. systemrelevanten Berufsgruppen gehören und eine Notbetreuung in Anspruch nehmen. Manche Bundesländer erheben weiter Gebühren, haben aber eine Erstattung zugesagt.

Die Bundeselternvertretung der Kindergärten fordert unterdessen eine bundesweit einheitliche Regelung beim Umgang mit Kita-Gebühren während der Coronavirus-Pandemie. Eine flächendeckende Übernahme der Gebühren ist das Gebot der Stunde, erklärte die Bundeselternsprecherin Ulrike Grosse-Röthig. Sie forderte zudem einen finanziellen Ausgleich für Eltern, die ihre Kinder jetzt zu Hause betreuen und dadurch finanzielle Einbußen haben, etwa weil sie unbezahlte freie Tage nehmen müssen. Ähnlich wie bei einer Lohnfortzahlung im Krankheitsfall müsse es in diesen Fällen eine Ausfallzahlung geben, die vom Bund finanziert werden solle, so Grosse-Röthig (Quelle).

Der Bundestag hat jüngst beschlossen, dass in diesen Fällen der Staat einspringt und den Verdienstausfall zumindest teilweise ersetzt. 67 Prozent des Nettoeinkommens sollen diejenigen erhalten, die wegen fehlender Kinderbetreuung zu Hause bleiben müssen und nicht arbeiten können. Es geht darum, den Verdienstausfall zu ersetzen, heißt es in der Neufassung des Infektionsschutzgesetzes – gezahlt wird für maximal sechs Wochen und maximal 2016 Euro im Monat. Die Eltern müssen dabei glaubhaft versichern, dass sie es anders nicht schaffen, die Kinderbetreuung sicher zu stellen – zu Hause bleiben, obwohl der Partner nicht arbeitet und Zeit hätte, geht also nicht. Und wer noch Überstunden auf dem Arbeitszeitkonto hat, muss die erstmal aufbrauchen. (Quelle) (Foto: Tagesschau)

 

Soli-Aktionen

RockCity sammelt Spenden für Hamburger Musiker*innen, Techniker*innen, Veranstalter*innen, Tänzer*innen, DJs mit einem Ausfallhonorarfonds. Alle Spenden ab dem 13.03.2020 gehen zu 100% an Hamburger Musiker*innen in „Corona-Not“. RockCity Hamburg e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, Spenden können somit von der Steuer abgesetzt werden. Spendenbescheinigungen werden auf Anfrage ausgestellt.

Mit vielen weiteren guten Ideen können wir jetzt Künster*innen und Veranstalter*innen unter die Arme greifen. Bucht schon jetzt ein Konzert im Herbst, damit helft ihr aktuell den Veranstalter*innen. Manche Veranstalter wie das Musiktheater Rex oder Frank Diedrich in Frankfurt bieten jetzt Gutscheine an, die man einlösen kann, wenn wieder Konzerte stattfinden. Der Jazzkeller Frankfurt veröffentlicht Videos, Musik und Backstage-Geschichten während des Shutdowns – zu sehen und zu hören, wenn ihr euch auf Patreon als „patron“ des Clubs eintragt: mit 5.-€ pro Monat könnt ihr euch als „local hero patron“ eintragen, ab 15.-€ werdet ihr zum „rising star patron“, ab 25.-€ pro Monat zum „world star patron“ könnt ihr unterschiedlich viel Content abrufen. Bei Sofa Concerts könnt ihr einen Mut-machenden Videogruß mit persönlicher Botschaft an Eure Liebsten inform von einem Mini-Konzert versenden. Ihr könnt eure*n Wunschmusiker*in & Song plus den Beitrag, mit dem ihr sie oder ihn unterstützen möchtet, auswählen. Das Video wird euch dann innerhalb von 2-3 Tagen per Download­link geschickt, sodass du es mit Familie und Freund*innen teilen kannst.

> Du leitest ein Unternehmen, dem es weiterhin gut geht und möchtest eine Kultureinrichtung sponsern?
> Vielleicht kannst du es dir leisten, für ein bereits gekauftes Konzertticket nicht das Geld zurückzuverlangen?
> Kaufe online eine Konzert-Karte bei einer Künstlerin deiner Wahl für ein Konzert in der Zukunft.
> Hinterlasse deiner/m Lieblingskünstler*in einen netten Kommentar.
> Kaufe CDs, T-Shirts und anderen Merch von deiner Lieblingsband! Am besten nicht bei Amazon, sondern direkt bei der Musikerin oder über Plattformen wie Bandcamp, die nicht eine goldene Nase an den Bands verdienen.
> Werde Mitglied im Förderverein Deiner Lieblingskulturstätte und und und…

Zusammen schaffen wir das! (Foto: Céline Martin/Pixabay)

Alle Angaben ohne Gewähr!

Titelbild: Urs Becher