16. Schaffhauser Jazzgespräche: „Wo sind die Frauen im Schweizer Jazz?“
Das Programm der 16. Schaffhauser Jazzgespräche am 25. Mai kann sich sehen lassen: Unter dem Motto „Wo sind die Frauen im Schweizer Jazz?“ hat die Saxofonistin und Jazzgespräche-Kuratorin Sarah Chaksad ein Programm konzipiert, bei dem es um verschiedene Themenschwerpunkte geht: „Frauen in Kultur & Medien – von Parität noch keine Spur“, „Männerwelt Jazz – ‚It Ain’t Necessarily So’“, „Formate zur Förderung von Gleichstellung im Jazz“ und „Haben Jazzinstrumente ein Geschlecht?“. Als Gäste sprechen Frau Dr. Cornelie Kunkat (Referentin für Frauen in Kultur & Medien), Susanne Abbühl (Musikerin, Leiterin Institut Jazz und Volksmusik der Hochschule Luzern), Kate Espasandin (Künstlerische Leitung Cully Jazz, Live in Vevey), Lukas Thöni (Musiker, Swiss Jazz Orchestra), Alexandra Lehmler (Vorstand Union Deutscher Jazzmusiker) u.a. Außerdem stellen das Jugendjazzorchester.ch, das Förderprogramm SOFIA, Helvetiarockt!, IMF Collective ihre Arbeit vor. Die Veranstaltung findet von 13-18 Uhr im Sorell Hotel Rüden statt. Eintritt frei.
Veranstaltungsort: Sorell Hotel Rüden, Oberstadt 20, 8200 Schaffhausen
Konferenz zur Netzwerkbildung am 06.01.2019 in Köln
Obwohl das Gleichstellungsthema auch im Bereich Jazz wieder verstärkt zur Sprache kommt, hat sich bisher an der bekannten Problematik wenig geändert. Viele Podiumsdiskussionen, Panels und Symposien – die auffälligerweise häufig männlich besetzt sind – haben schon stattgefunden, die Fragestellungen wiederholen sich, es gibt kaum mehr neue Sichtweisen. Der Handlungsbedarf ist anerkannt, trotzdem gibt es noch so viel Subtiles, Unbedachtes, scheinbar Selbstverständliches, strukturell fest Etabliertes.
Die Musikerinnen Ulla Oster und Angelika Niescier laden darum alle Interessierten zu einer Konferenz zum Thema ein, deren Ziel die Vision und die Prüfung des Bedarf eines Netzwerkes nach dem Beispiel der mannigfaltigen Frauen-im-Business-Netzwerke ist.
Sie wollen mit einem persönlichen Treffen die Diskussion fokussieren um zu klären, welche Standpunkte und Meinungen es unter Musikerinnen und Protagonistinnen im Jazz und Verwandtem überhaupt gibt. Die Fragestellung beschreiben sie so:
– Haben wir selbst klare Positionen und genügend Gelegenheiten, um sie zu äußern?
– Was können wir konkret tun neben dem Beschreiben von Missständen und Formulieren von Forderungen? Können wir Formen der Zusammenarbeit untereinander finden, Formen der persönlichen/künstlerischen/(kultur)politischen Weiterentwicklung?
Im ersten Teil der Konferenz berichten die Pia Lenz und Anna Orth über die Recherchen zu ihrem Film „Der kleine Unterschied 2018“. Die beiden Autorinnen haben 18 ganz normale Frauen dazu befragt, was sie in ihrem Berufsleben erleben. Ihre aufwühlenden Alltagsberichte zeigen, wie weit entfernt die Gesellschaft in Deutschland von Gleichberechtigung ist. Der Bericht und das anschließende Gespräch mit den beiden Regisseurinnen soll Impulse für die weitere gedankliche Arbeit geben.
Im zweiten Teil der Konferenz wird das Gespräch in Arbeitgruppen weitergeführt, in denen effektiv und ergebnisorientiert Modelle für die Gründung eines Netzwerks diskutiert und Möglichkeiten zur weiteren Zusammenarbeit entwickelt werden sollen.
Zur Diskussion stehen mehrere Modelle solcher Netzwerk-Arbeit. Eine langfristige Vision könnte unter anderem sein: die Öffnung des Netzwerkes für alle Interessierten und eine lockere Folge von Treffen, an denen unterschiedliche ReferentInnen Impulse für künstlerische, gesellschaftliche und politische Arbeit geben.
Die Konferenz findet im Kölner Stadtgarten/europäischen Zentrum für Jazz und aktuelle Musik am 06.01.19, 11.00- 18.00 Uhr statt. Für ein kleines Catering wird gesorgt.
Anmeldung bis zum 01.12.2018 an: moc.l1685816615oa@re1685816615tsOal1685816615lU1685816615
Aufruf zur Mitzeichnung: Erklärung zur Gleichstellung von Frauen im Jazz
Die Union deutscher Jazzmusiker fordert in einer Gemeinsamen Erklärung zusammen mit rund 80 Institutionen und Erstzeichner*innen eine bessere Umsetzung der Gleichstellung von Frauen im Jazz. Sie bezieht sich dabei auf die Jazzstudie 2016, in der festgestellt wird, dass immer noch nur ein Fünftel der deutschen Jazzmusiker Frauen sind. Dabei ist der Anteil an Sängerinnen mit 86% im Vergleich zu Instrumentalistinnen überproportional hoch. Dieses Ungleichgewicht beginnt laut der Studie bereits im Jugendalter mit einem schlechteren Zugang von Mädchen zu Bands und Auftritten. Mit dem steigenden Grad der weiteren Professionalisierung sinkt der Anteil der Frauen unter den Musikstudent*innen, Band-Leader*innen, Dozent*innen oder Professor*innen im Jazzbereich dann immer weiter. Der Aufruf der UDJ will die Sichtbarkeit von Frauen im Jazz verbessern und auf eine tatsächliche Gleichstellung hinarbeiten. Dazu stellt er eine umfassende Reihe von Forderungen und Maßnahmen auf. Unter anderem treten die Unterzeichner für gendergerechte Sprache ein, fordern eine geschlechterbewusste Unterrichtspädagogik und eine stereotypenfreie Darstellung in allen Medien, sowie die stärkere Beteiligung von Frauen an entscheidungsrelevanten Ämtern. Außerdem fordern sie nicht nur mehr spezifische Förderprogramme für Frauen und Mädchen im Jazz, sondern darüber hinaus eine Kopplung der Vergabe öffentlicher Mittel überhaupt an eine angemessene Beteiligung von Frauen. Hier können sowohl Einzelpersonen als auch Institutionen die Erklärung mitzeichnen. Die Hochschule für Musik und Tanz in Köln veranstaltet als Mitunterzeichnerin am 14. 10. einen Konzert- und Diskussionsabend. In der Reihe „La Cité des Dames“ spielt das Eva Klesse Quartett, anschließender sind Eva Klesse, Anette von Eichel u. a. zu einer Gesprächsrunde zum Thema „Frauen im Jazz und Pop – Rolemodels und Perspektiven“ geladen.
Eva Klesse wird erste Instrumentalprofessorin
Erst heute haben wir diese Nachricht entdeckt, die am 11.5. auf der website von Jazzthing veröffentlicht wurde: „… Klesse, die in Weimar, Leipzig und Paris Jazz-Schlagzeug studiert hatte, 2013 mit dem „Leipziger Jazznachwuchspreis“ ausgezeichnet wurde, 2015 als „Newcomer des Jahres“ einen ECHO Jazz und 2017 im Rahmen des Jazzfestivals Münster den „Westfalen Jazz Preis“ bekommen hat, hat nun als erste Jazzmusikerin die Berufung zu einer Instrumentalprofessur erhalten und wird an der Jazzabteilung der Hochschule für Musik, Tanz und Medien Hannover Schlagzeug unterrichten. „,Nur‘ 56 Jahre nach Gründung des ersten Jazzstudiengangs in Deutschland (1962 in Dresden) wird zum ersten Mal eine Musikerin Professorin in einem Instrumentalfach“, so die Mannheimer Saxofonistin Alexandra Lehmler, „das ist ein Grund zum Feiern! Das ist aber auch ein Zeichen dafür, dass Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft noch ein weit entferntes Ziel ist.“ Ähnliches sagt Julia Hülsmann, die zuvor schon einmal ein Jahr lang Gastprofessorin am Jazzinstitut Berlin war: „Eva Klesse ist Schlagzeugprofessorin in Hannover. Das ist eine sehr gute Nachricht“, so die Berliner Pianistin. „Verdient hat sie es sich: durch ihre konstante Arbeit am Instrument, an ihrer Musik, beim Netzwerken und Organisieren von Konzerten und vielem mehr. Vielleicht ist jetzt das Eis gebrochen und weitere Hochschulen folgen dem Beispiel und trauen sich.“ Weiterlesen
London – grandioses Treffen von Frauen im Jazz!
Am 13. Oktober 2012 fand in London (The Forge) eine fantastische CD-Präsentation mit der Gruppe TERRYAZOOME (www.terryazoome.com) statt. Die Bouzouki-Spielerin, Gitarristin und Komponistin Terry Hunt vereinte mit Alison Rayner (Electric & Kontrabass), Angelos Georgakis (Lead Bouzouki), Diane McLoughlin (Sopran & Tenor Saxes, Akkordeon) und Winston Clifford (Drums) fünf brillante Musikerinnen und Musiker zu einem musikalischen Mix aus Jazz, Latin, Musik aus Griechenland und afrikanischen Traditionals.
Als CD-Rezensorin habe ich in den seltensten Fällen die Möglichkeit, die Band live zu sehen. Doch bei TERRYAZOOME erfüllte sich mein Wunsch, endlich die Gruppe einmal live zu erleben. Ich war rundum begeistert von der interessanten Stimmung und aufregenden Spannung, was wohl als nächstes musikalisches Highlight auftauchen würde. Terry Hunt schafft mit ihren überwiegend instrumentalen Kompositionen eine Rarität im Jazz, indem sie für jede Musikerin und jeden Musiker ein Solo-Gesangsstück komponierte, passend für die jeweilige Stimme. Die Gastsängerin Lorraine Jordan (www.lorrainejordan.net) erfrischte das Konzert nochmal mit einer ganz besonderen Note.
Eingebettet in dieses Konzert war eine Charité für WOMA (World of Music & Arts Assists). WOMA ist eine gemeinnützige Stiftung und hilft Frauen, die verwitwet sind oder benachteiligt durch Krieg, Hunger oder Aids, indem sie die Ausbildungsförderung für Frauen unterstützt. Mehr Informationen darüber unter: www.womatrust.org

Guest Stars
Nach dem Konzert hatte ich Gelegenheit, mit den Musikerinnen zu sprechen. Unter anderem mit der Bassisten Alison Rayner, die mir verriet, dass sie auch bei den GUEST STARS mitspielt und diese Gruppe am 17. November 2012 erneut in London auftreten wird: beim London Jazz Festival vom 16.-17.11.2012 in Chats Palace (http://www.chatspalace.co.uk/whatson/). Gezeigt wird unter anderem der Film „Frauen im Jazz“ (Höhepunkte und Live-Konzerte aus 1980, frühe Aufnahmen, erste Begegnungen und Filmausschnitte hinter den Kulissen aus dem Jahr 1977; Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=OQPwViZjSgs&feature=player_embedded). Die Musikerinnen werden live dabei sein und den Film mit eigenen Geschichten ergänzen. Sie werden sich darüber hinaus auf das Thema: „Frauen und Jazz – damals und heute“ beziehen. Die zweite Hälfte des Abends wird musikalisch gestaltet mit Deirdre Cartwright (Gitarre), Josefina Cupido (Drums & Vocal), Laka Daisical (Piano & Vocal), Linda da Mango (Congas & Vocal), Alison Rayner (Bass) und Ruthie Smith (Sax & Vocal). Weitere Informationen: http://www.blowthefuse.com/
Anita Rahm