Buchtipp: „Alles im Flow? Die Kunst, ein musikalisches Leben zu führen“
Maria Busqués Beginn in der Musik ist holprig, „zu spät“: Mit 17 beschließt sie, Pianistin zu werden. Die meisten sagen: „Der Zug ist abgefahren“ – ihr ist das egal. Sie spürt einen starken Impuls, Musik zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen. Auf dem Weg dahin sucht sie nach Möglichkeiten, ihre Defizite aufzuarbeiten, mit Körper- und innerer Arbeit. Mit 25 macht sie am Konservatorium in Barcelona, der dortigen Musikhochschule, ihren Abschluss im künstlerischen Hauptfach Klavier. Zwei Jahre später zieht sie nach Berlin. Dort angekommen, nehmen die nächsten musikalischen Abenteuer und Hindernisse ihren Lauf… In ihrem Buch „Alles im Flow? Die Kunst, ein musikalisches Leben zu führen“ will sie andere Menschen inspirieren und Mut machen, den eigenen Träumen zu folgen. Sie spricht darüber, wie wir Hürden überwinden können, um das zu erreichen, was wir uns von Herzen wünschen. Ein Buch, das Hoffnung gibt und Vertrauen schafft, nicht zuletzt in dich selbst. Ein Buch für jeden, der anstrebt, ein schwieriges Unterfangen zu meistern – und auf dem Weg dahin Freude zu finden.
240 Seiten | 7 Illustrationen und einige Grafiken
20,0 x 14,5 cm | ISBN 978-3-95786-325-6 | 29,80 €
Buchtipp: „Musik und Emotionen. Studien zur Strebetendenz-Theorie“
Musik wirkt emotional. Doch wie das funktioniert, war lange Zeit ein Rätsel – auch für die Wissenschaft. Besteht Musik doch – nüchtern betrachtet – nur aus schwingenden Luftmolekülen, die zunächst wenig Gemeinsames mit Emotionen erkennen lassen. Die Strebetendenz-Theorie (Theory of Musical Equilibration), die Daniela und Bernd Willimek in ihrem Buch „Musik und Emotionen“ (2019) entwickeln, besagt, dass Musik gar nicht in der Lage sei, auf direktem Weg Emotionen zu erzeugen. Vielmehr könne Musik bewirken, dass man sich mit „Willensvorgängen“ identifiziert, die in der Musik encodiert sind. Erst aufgrund dieser Identifikationen, so die Theorie, empfände man Musik emotional, ähnlich wie eine Kinobesucherin, die sich empathisch mit den Willensvorgängen der Protagonistin identifiziert.
Diese Willensvorgänge hätten etwas mit dem zu tun, was in der Musiktheorie als Leitton bezeichnet wird. Damit sind Töne gemeint, die den Drang zur Verwandlung in Nachbartöne in sich tragen. Die Strebetendenz-Theorie erklärt diese Leittöne jedoch auf eine andere Art: Sie sagt, dass man bei Leittönen keinen Drang zur Verwandlung in Nachbartöne wahrnimmt, sondern sich mit einem Willen identifiziert, den betreffenden Leitton unverändert beizubehalten. Aus dieser Sichtweise ergäbe sich die Möglichkeit, die emotionalen Charakter von Klängen zu erklären, z.B., warum ein Durakkord heiter, ein Akkord in Moll traurig klingt, warum der verminderte Septakkord als Ausdruck von Verzweiflung wahrgenommen wird usw. Die Autor*innen erklären ihre Theorie anhand zahlreicher Musikbeispiele – von Bach bis hin zur Popmusik. Ihre Erkenntnisse könnten auch für die Musiktherapie interessant sein: Schon vor einiger Zeit führten die Autor*innen weltweit Befragungen bei Schulkindern durch, die deutliche Übereinstimmungen in der Zuordnung von Klängen zu emotionalen Begriffen ergaben. Leichte Abweichungen zeigten sich jedoch, wenn Kinder mit psychischen Störungen diese Klänge emotionalen Begriffen zuordneten. Das könnte ein Hinweis sein, dass die Erkenntnisse der Strebetendenz-Theorie auch für die Musiktherapie wertvoll sein könnten, etwa bei der Diagnostik. Zukünftige Forschungen sollten darüber Aufschluss geben.
Das Buch ist im DWV-Verlag erhältlich und kostet 20 € zzgl. Versand.
Buchtipp: „Plötzlich Hip(p)“ von Ilona Haberkamp
Nicht allzu vielen dürfte die deutsche Pianistin Jutta Hipp (1925-2003) ein Begriff sein, dabei war sie Shooting Star und Ausnahmeerscheinung in der männerdominierten Welt des Jazz, bis sie zu Beginn der 60er Jahre ihre musikalische Karriere abrupt beendete. Keine hat ihre Biografie so genau unter die Lupe genommen wie die Musikerin Ilona Haberkamp, die ihr in New York noch einen Besuch abstatten konnte. Mit „Plötzlich Hip(p) – Das Leben der Jutta Hipp zwischen Jazz und Kunst“ hat sie jetzt eine ungewöhnliche Biografie veröffentlicht. Darin beleuchtet sie die Persönlichkeit und Vielseitigkeit der Künstlerin und bettet sie in die gesellschaftlichen und kulturpolitischen Geschehnisse ihrer Zeit ein. Von den Anfängen als Shooting Star und „Europe’s First Lady of Jazz“ im westlichen Nachkriegsdeutschland, bis zu ihrer Karriere in der New Yorker Jazzszene, in der sie mit den Jazzgrößen ihrer Zeit spielte und schließlich zum großen Durchbruch bei der renommierten Plattenfirma Blue Note Records, als sie als erste weiße und deutsche Jazzpianistin zwischen ausschließlich afroamerikanischen Kollegen wie Miles Davis, Thelonious Monk, Horace Silver u.v.a. unter Vertrag kam. Auf dem Zenit ihres Erfolgs beendete sie ihre Karriere und tauschte das Klavier gegen eine Nähmaschine, führte ihre Kreativität aber in der Kunst fort.
224 S., farb. Abb., pb., € 28.–, 978-3-95593-137-7
Buchtipp: ROOTS | HEIMAT. Diversity in Jazz
Jazz ist ein Symbol für Diversität – so mag man zumindest meinen, wenn man die Geschichte afro-amerikanischer Musik betrachtet. Doch zollen wir insbesondere in Europa dieser Idee genügend Respekt? Ist unsere Verehrung der großen Jazzheroen nicht ein bloßes Lippenbekenntnis, wenn wir in dieser Musik, die doch von Freiheit und Individualität handelt, gleichzeitig feststellen müssen, dass Frauen hierzulande nach wie vor selten sind, von BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) einmal ganz zu schweigen? Ist der Jazz in Deutschland nicht lange zu einer etablierten Hochkultur geworden, die nur von einer akademischen Minderheit gemacht und gehört wird? Und wenn dem so ist, wie zufrieden sind wir mit dem Status quo bzw. wie können wir diesen ändern? Fragen, auf die dieses Buchs in sehr unterschiedlichen Ansätzen nach Antworten sucht. Die vorliegenden Beiträge sind Vorträge, Diskussionen und Performances, die während des 17. Jazzforums in Darmstadt präsentiert wurden, zu dem das Jazzinstitut Darmstadt im Herbst 2021 eingeladen hatte. Das Buch ist in fünf Themenblöcke gegliedert und befasst sich mit kultureller Identität, dem Aneignungsprozess afroamerikanischer Musik in Europa, Innen- und Außensichten, konkreten Beispielen von Musiker*innen und ihrem Umgang mit Herkunft und Identität sowie einer Perspektivänderung.
Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Band 17, Hg. Von Wolfram Knauer, 303 S., pb., 29€, 978-3-95593-017-2, Wolke Verlag
Lesetour „Punk As F*ck – Die Szene aus FLINTA Perspektive“ ab Oktober
Diana Ringelsiep und Ronja Schwikowski möchten mit ihrem Buch „PUNK AS F*CK – Die Szene aus FLINTA Perspektive“ Menschen eine Plattform geben, die es leid sind, in ihrem subkulturellen Umfeld bloß gesehen, aber nicht gehört zu werden. 50 Autor*innen berichten in diesem Sammelband davon, was sie als FLINTA in der Szene erleben bzw. erleben mussten. Gleichzeitig gehen sie darauf ein, was ihnen Punk bedeutet und warum es sich aus ihrer Sicht für diese Subkultur zu kämpfen lohnt. 50 unterschiedliche Erfahrungsberichte, die einen unmittelbaren Einblick in den Alltag von FLINTA verschiedenster biografischer Hintergründe gewähren. Der Abend ist nicht nur eine Lesung mit Auszügen aus dem Buch, sondern auch ein Vortrag zu den Themen Punk und Feminismus und zur #punktoo Bewegung, die für Diana und Ronja die Grundlage für die Arbeit am Buch war. Die Lesetour startet am 01.10. in Lüneburg.
Das Akronym FLINTA steht für „Frauen, Lesben, Intersexuelle-, Nicht-Binäre-, Transgender- und Agender-Personen“. Der Begriff dient der Sichtbarmachung von Geschlechtsidentitäten und eint somit alle Menschen, die von patriarchalen Strukturen betroffen sind – auch und gerade in der Punkszene.
Vivien Goldman geht mit „Rache der She-Punks“ auf Lesetour

Buchtipp: The Routledge Companion to Jazz and Gender

Buchtipp: „Conversations with Women in Music Production – The Interviews“
Als gefeierte und gefragte Produzentin und Toningenieurin hat Kallie Marie aus erster Hand die Möglichkeiten und Herausforderungen miterlebt, denen Frauen in ihrem Berufsfeld jeden Tag gegenüberstehen. In ihrem Buch „Conversations with Women in Music Production – The Interviews“ interviewt Marie einige der renommiertesten Frauen in der Audio- und Musikproduktion, um aufzuzeigen, wie sie ihre Karrieren gesteuert haben. Die Berichte, die sich sowohl auf das Persönliche als auch auf das Berufliche erstrecken, enthalten unterschiedliche Sichtweisen sowie viele gemeinsame Erfahrungen, die Themen wie Vielfalt, Kinderbetreuung, Gesundheitsversorgung, Lohngleichheit und die Art und Weise umfassen, wie der technologische Wandel die Branchenlandschaft verändert. Voller aufrichtiger Perspektiven und wertvoller Einblicke ist „Gespräche mit Frauen in der Musikproduktion“ eine zum Nachdenken anregende Erkundung des Feldes in einem Moment bedeutender historischer Veränderungen. 2022, 240 Seiten, ISBN: 9781493065066.
Buchtipp: „Awesome HipHop Humans“ von Sookee & Gazal (Hg.)
Awesome HipHop Humans sind Veranstalter*innen, DJ-Kollektive, Fans, Jornalist*innen, Aktivist*innen, Rapper*innen, Sprüher*innen, Booker*innen, Radiomacher*innen, Beatboxer*innen … Weitab vom HipHop-Mainstream hat sich im deutschsprachigen Raum im Verlauf der letzten zehn Jahre eine ausgesprochen linke, dezidiert feministische und in Teilen queere Szene entwickelt. Sie trägt eine Leidenschaft für die Möglichkeiten von HipHop in sich und hat Spaß an der politischen Artikulation. Von Anpassung oder Anbiederung an dominanzmännliche Maßstäbe kaum eine Spur. Feministische Werte und Praxen wie Wertschätzung, Selbstbestimmung und Intersektionalität gehen in Form von Songs auf Demos, Partys und Konzerten sowie in zahlreichen Biografien auf. In der Anthologie „Awesome HipHop Humans – Queer*Fem*Rap im deutschsprachigen Raum“ (2021) teilen Menschen, die sich mit Queer*Fem*Rap befassen und identifizieren, ihre Erfahrungen, Politisierungsprozesse, biografischen Einlassungen, subkulturellen Netzwerke und diskursiven Reflexionen. Es ist eine Bestandsaufnahme dessen, was sich an unterschiedlichen Orten im HipHop niederschlägt und was nur danach schreit, gelebt, argumentiert, gehört, wertgeschätzt und dokumentiert zu werden. Die Beiträge schreiben die Geschichte sowohl von HipHop als auch von Feminismen fort und bestehen aus Porträts, Interviews, Briefwechseln, Songanalysen, Essays, Artikeln, Collagen und Flashlights. Ihnen liegt nicht der akademische Anspruch abgeschlossener, final ausrecherchierter Sachtexte zugrunde, stattdessen sprechen Herzensbildung und Leidenschaft. Das Buch mit 384 Seiten gibt es für 24 Euro im Ventil Verlag zu kaufen.
Buchtipp: „Ich brauche eine Genie“-Songbook
Sandra und Kersty Grether gelten als Erfinderinnen des Pop-Feminismus in Deutschland. In der von ihnen herausgegebenen umfassenden und empowernden Sammlung von Lyrics und dazugehörigen Illustrationen hiesiger Musikerinnen „Ich brauche eine Genie“ wird ein neues Selbstverständnis im Umgang mit Politik, Alltag, Ich und Liebe sichtbar: kämpferisch, divers, zärtlich, nachdenklich, lustig, queer, selbstbewusst, gekonnt. Frei nach dem Motto ihres Indie-Labels Bohemian Strawberry Records: Weil es nichts Schöneres gibt, als einer Frau zuzuhören. Welche 70 Musikerinnen* in ihrem heute veröffentlichten Songbook dabei sind, könnt ihr hier nachlesen. Am 30. September 2021 stellen sie es im Literaturforum im Brecht-Haus bei „Krawalle & Liebe #18“ mit Mary Ocher, Gudrun Gut in Berlin vor. Am 15. Oktober 2021 folgt eine Online-Premiere „Ich brauche eine Genie. Der Film“ mit Live-Sets von Drunk at Your Wedding, Das Rattenkabinett, The Doctorella, Die Supererbin und Lesungen von: Shirley Holmes, Malonda, Zuckerklub u.v.a. Das Buch umfasst 304 Seiten und ist hier erhältlich.
Buchtipp: „Gender und Neue Musik“
„Gender und Neue Musik: Von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart“ heißt ein neu erschienener, von Vera Grund und Nina Noeske herausgegebener Sammelband aus dem Transcript Verlag. In ihm dreht sich alles um sexistische Praktiken und Diskriminierungen in der Neuen Musik-Szene, in der z.B. Frauen über Jahrzehnte kaum als Komponistinnen wahrgenommen wurden. Die Beiträge des Bandes repräsentieren unterschiedliche Perspektiven der Autor*innen auf den Themenkomplex. Gefragt wird nach Vorurteilen in Bezug auf die Geschlechter, die fest in der Tradition verankert und teilweise bis heute mit Blick auf ästhetische, institutionelle und soziale Voraussetzungen Neuer Musik wirksam sind. Im Fokus steht der Zeitraum von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart. Mit Beiträgen von Antje Tumat, Kirsten Reese, Gesa Finke, Imke Misch, Vera Grund, Nina Noeske, Janina Klassen, Marie-Anne Kohl, Monika Pasiecznik, Bastian Zimmermann, Beatrix Borchard, Ute Henseler, Stefan Drees, Katarzyna Grebosz-Haring und Simone Heilgendorff, Elisabeth Treydte, Svenja Reiner und Tatjana Böhme-Mehner.