Frankfurter Clubs bekommen Open Air-Flächen

Von Mitte August an sollen in Frankfurt bis zu 1000 Personen in sogenannten Kultur-Sommergärten zusammenkommen können, die von Clubs und Gastronom*innen betrieben werden. Das hat ein Gespräch zwischen Vertreter*innen der Frankfurter Clubszene, des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Hessen und Vertreter*innen der Stadt Frankfurt ergeben. Die Einigung stehe in einem zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang mit den Ausschreitungen auf dem Opernplatz in der Nacht zum 19. Juli, sei aber keine unmittelbare Reaktion darauf, hieß es am Samstag. Das Konzept sieht vor, dass in der Frankfurter Innenstadt und einigen Randbezirken von Mitte August an große Freiluft-Sommergärten eingerichtet werden, die von Clubbesitzer*innen und der Gastronomie betrieben werden sollen. Diese Lokale sollen bis zu 3000 Quadratmeter groß sein und bis zu 1000 Gäste fassen können. Dort können Künstler*innen auftreten und es werden Tanzböden ausgelegt. Als Standorte für die Sommergärten sind der Rossmarkt in der Frankfurter Innenstadt, Flächen vor dem Musikclub Batschkapp in Seckbach und vor dem Club Tanzhaus West an der Gutleutstraße sowie der Metzlerpark neben dem Museum Angewandte Kunst am Museumsufer im Gespräch.

Der Frankfurter Dezernent für Wirtschaft und Sicherheit Markus Frank (CDU), der wie Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Die Grünen) an dem Gespräch am Freitagabend teilgenommen hatte, nannte die Einigung ein Zeichen, das die Stadt der Gastronomie und vor allem der Clubszene geben wolle. „Wir zeigen der Branche, dass wir sie wertschätzen, denn sie steht mit dem Rücken zur Wand“, sagte Frank der F.A.Z. Robert Mangold, Geschäftsführer der Tiger-Palmen-Gruppe und Vizepräsident des Dehoga Hessen, bezeichnete die bevorstehende Einrichtung der sogenannten Kultur-Sommergärten als beispielhafte Aktion, die helfen solle, den immer noch im Lockdown befindlichen Clubs „einen Hoffnungsschimmer zu geben“. Damit käme die Stadt den Clubs und Diskotheken entgegen, die bereits seit vielen Wochen erklären, dass sie Veranstaltungen mit bis zu 1000 Personen konform zu den Corona-Regeln gestalten können. Bei erfolgreicher Durchführung könnte das auch in den Gesprächen im Herbst hilfreich sein, wenn mit der Landesregierung über die Zukunft der Betriebe und ob sie unter Auflagen wieder öffnen dürfen, verhandelt wird.

Zu der Situation von Clubs wie der Frankfurter Batschkapp gibt es hier einen Beitrag der Hessenschau vom 23.07.2020.

27.07.2020

Flammender Appell für die Veranstaltungsbranche: Aktion „Night of light“ 22.06.2020

Eine Branche steht vor dem finanziellen Aus, denn „Mit Abstand geht es nicht“. Darauf weist eine große Kundgebung von Kunst und Kultur Live am 22.6.2020 um 11:55 (5 vor 12!) auf dem Open Air Gelände vor der Jahrhunderthalle in Frankfurt a. M. hin. Die Veranstalter*innen wollen mit der ca. 2-stündigen Veranstaltung auf die katastrophale wirtschaftliche Situation in der zweitgrößten Wirtschaftsbranche in Deutschland, der Veranstaltungsbranche aufmerksam machen. Die Veranstaltung unterstützt die Aktion „Night of Light“, welche ebenfalls am 22.06. abends stattfindet und auf die dramatische Situation der Veranstaltungsbranche hinweisen wird. Im Rahmen dieser Aktion strahlen Unternehmen aus der Veranstaltungswirtschaft sowie Veranstaltungs-Locations in ganz Deutschland in der Nacht vom 22. auf den 23.06.2020 bundesweit ihre Gebäude oder stellvertretend ein Bauwerk in ihrer Region oder Stadt mit roter Beleuchtung an, um auf die dramatische Situation in der Veranstaltungswirtschaft aufmerksam zu machen. Denn nach wie vor gibt es in den meisten Bundesländern keine Perspektive, wann und wie Veranstaltungen wieder wirtschaftlich durchgeführt werden können. „Wir können unter der Einhaltung der geforderten Mindestabstände keine Veranstaltungen durchführen, ohne dabei ein horrendes Minusgeschäft zu produzieren, das gilt für kleine Theater ebenso wie für große Hallen“, so Stefan Schornstein von der Veranstaltungsagentur S‐Promotion GmbH und Initiator der Kundgebung in Frankfurt. Er und seine Mitstreiter*innen fordern jetzt ernstgemeinte politische Lösungen und vor allem finanzielle Unterstützungen, um Massenentlassungen und Privatinsolvenzen in nie dagewesener Höhe zu verhindern. Erwartet werden neben Künstler*innen vor allem auch die beschäftigten Sub‐Unternehmer wie Veranstaltungs‐ , Künstler ‐, Presse ‐ und Eventagenturen, Technikfirmen, Cateringfirmen, etc., die zumeist Selbstständige sind.  Auf der Bühne werden zahlreiche Künstler*innen und Veranstalter*innen stellvertretend für eine ganze Branche ihre Stimme erheben. Um eine Registrierung wird gebeten, aber auch ohne Ticket ist der Einlass möglich. 

Um 12 Uhr gibt es eine Pressekonferenz per Livestream, außerdem wird es am Montagabend um 20:30 Uhr einen Live-Stream mit einem prominent besetzten Panel geben.

22.06.2020

Allianz der Freien Künste begrüßt Bundesrat-Entschließung und fordert Nachbesserung

Die 18 in der Allianz der Freien Künste zusammengeschlossenen Bundesverbände begrüßen die Entschließung des Bundesrates zur „Sicherung von Selbstständigen und Freiberuflern – Hilfen für die Kultur- und Kreativwirtschaft nachhaltig ausgestalten“. Die Allianz der freien Künste schreibt in einer Pressemitteilung: „Diese Entschließung ist ein deutliches Signal der Länder an die Bundesregierung, bei der Ausgestaltung des geplanten Konjunkturpakets angemessen auf die Arbeits- und Lebensrealität der soloselbstständigen freischaffenden Künstler*innen und Kunstschaffenden in Deutschland einzugehen.

Es gibt weiterhin dringenden Handlungsbedarf:

Erfreulicherweise hat die Politik erkannt, dass die Kunst- und Kulturszene von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie besonders heftig betroffen ist und hat für die Unterstützung dieses Bereichs eine Milliarde Euro bereitgestellt. Dieser geplante Kulturinfrastrukturfonds ist ein dringend notwendiger Schritt, um die Strukturen innerhalb des Kulturbereichs abzusichern und sie durch die Krise zu bringen. Allerdings muss eine echte Unterstützung von Kunst und Kultur in Kombination mit individuellen Hilfen für Künstler*innen und Kulturschaffende gewährleistet werden, damit die Strukturförderung nicht ins Leere läuft. 

Grundsicherung ist keine Lösung

Freie Künstler*innen und Kunstschaffende, die bis zum Lockdown von ihrer Kunst leben konnten und durch das staatlich verhängte Berufsverbot seit März keine Einnahmen mehr haben, werden weiterhin in die Grundsicherung geschickt. Dies erschwert unternehmerisches Handeln und verhindert gerade in der Krise unverzichtbare Investitionen für freie Kunstschaffende unnötig. Viele von ihnen sind aufgrund bestehender Regularien beispielsweise bezüglich Bedarfsgemeinschaften ohnehin von der Grundsicherung ausgeschlossen. 

Künstlerinnen und Künstler nehmen einen immanent wichtigen gesellschaftlichen Auftrag wahr. Umso erschreckender ist, dass diese Berufsgruppe in einer solchen Krisenzeit erneut durchs Raster fällt. Während in verschiedenen Berufsbereichen eine angemessene Form der Krisenhilfe installiert wurde, werden Künstler*innen und Kunstschaffende im Stich gelassen. Dabei zeigt der Blick ins europäische Ausland, dass passende Lösungen durchaus möglich sind.

Die Allianz der Freien Künste unterstützt die Entschließung des Bundesrats und fordert die Bundesregierung erneut mit Nachdruck auf, den Leistungen der Akteur*innen der Freien Szene Rechnung zu tragen und bei den Coronahilfen persönliche Lebenshaltungskosten als betrieblich relevante Ausgaben anzuerkennen bzw. Zuschüsse zur Abfederung von Einnahmeverlusten zu leisten!

Es wird höchste Zeit für eine Kultur-und Sozialpolitik, die Künstler*innen und Kunst-schaffenden der Freien Szene passende Hilfe in der Krise bietet und ihnen eine Fort-setzung ihres Schaffensermöglicht!“

09.06.2020

Jazzraum macht jetzt Visite: jetzt Hinterhofkonzert buchen

Der Jazzraum, ein Live-Jazzclub im Hafenbahnhof Hamburg – macht jetzt „Visite“: wer 300.-€ für ein Duo oder 450.-€ für ein Trio (jeweils zzgl. Fahrgeld) bezahlt, bekommt im Gegenzug ein privates Open-Air-Konzert mit Hamburger Musiker*innen. Ab sofort können Konzerte (rund einer Stunde Dauer) angefragt werden, natürlich nur ohne Ankündigung, um Ansammlungen zu vermeiden.

08.06.2020

„Festival für Festivals“ will 130 Events zusammenbringen

Wie so oft in diesem seltsamen Jahr, wird einem erst jetzt, da Festivals nicht in gewohnter Form stattfinden können, bewusst, was man an ihnen hat. Deshalb möchte das Team von „Höme – Für Festivals“ über 130 Events zusammen bringen, um beim „Festival für Festivals“ vom 21. bis 23. August die gesamte Bandbreite der Festivalkultur zu feiern. Das „Festival für Festivals“ ist ein bundesweites, online und auf Balkonen oder in eigenen Gärten stattfindendes Event mit einem bunten Programm aus Talks, Konzert-Streams und Challenges, das den Festivalspirit nach Hause bringt und dadurch Mittel zur Sicherung der Festivalkultur generiert. Ein Festival also, das einerseits die Macher*innen feiert und unterstützt, zugleich aber von all jenen zuhause gefeiert wird, die in diesem Jahr auf ihre Herzensfestival verzichten müssten. Alle geplanten Aktionen laufen auf der Website festivalfuerfestivals.de zusammen: Dort werden nach und nach alle teilnehmenden Festivals ausführlich vorgestellt. Am Festivalwochenende wird es auf der Website ein einmaliges Programm geben, das weit über die inzwischen bekannten Konzertstreams hinaus geht. Außerdem gibt es zahlreiche unterhaltsame Camp Challenges, bei denen man viele Preise oder die Tickets für den nächsten „normalen“ Festivalsommer gewinnen kann und eine Box mit Merch fürs Festivalfeeling. Die Einnahmen jedes Box- oder Bändchenkaufs wandern, abzüglich der Produktionskosten, direkt an das Lieblingsfestival und/oder in einen gemeinsamen Topf, der unter allen teilnehmenden Festivals gleichermaßen aufgeteilt wird. Du hast zudem die Möglichkeit einen frei wählbaren Betrag zu zahlen und damit die Festivalbranche zu unterstützen. Zusätzlich geben Sponsoren einen Betrag in den Gesamttopf.

08.06.2020

#artistathome: Lucy Rose

Lucy Rose hat für ihr neues Video „Question it all“ Aufnahmen ihrer Fans aus dem Lockdown einbezogen:

20.05.2020

Stoffel abgesagt – Stalburg Theater startet Spendenaktion

Aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen muss nun auch das diesjährige Open Air-Event des Frankfurter Stalburg Theaters, Offen Luft, kurz „Stoffel“, abgesagt werden. Grund dafür sind die geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen. „Mit tausend Leuten hätten wir leben können, (…) aber mit der Begrenzung auf hundert Leute ist das Ganze einfach nicht machbar“, sagt Organisator Michael Herl. Das vierwöchige Festival locke normalerweise täglich bis zu 5000 Besucher*innen in den Günthersburgpark, eine Kontrolle auf dem Gelände sei kaum möglich. Herl kritisiert deshalb das am vergangenen Montag von Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen) angekündigte Kulturpaket. Es sieht zwar eine finanzielle Unterstützung für Festivals vor, doch „Festivals, die keinen Eintritt verlangt haben, werden nicht entschädigt. Der Besuch auf dem Stoffel ist grundsätzlich kostenlos, wir fallen also durchs Raster.“ Tatsächlich richtet sich die Höhe der Finanzmittel bei den Festivals nach der durchschnittlichen Höhe der eingenommenen Eintrittsgelder in den vergangenen drei Jahren.
Das Stalburg Theater wird durch die Absage des Festivals vor große Herausforderungen gestellt und hat deshalb eine Spendenaktion auf gofundme gestartet. Aktuell ist das Theater im Nordend nämlich noch geschlossen, nach dem derzeitigen Stand der Corona-Auflagen dürften nur 12,6 Zuschauer*innen das Theater besuchen, lohnen würde es sich jedoch erst ab 40 Gästen. Inzwischen haben Herl und sein Team einen offenen Brief an die Kulturministerin gerichtet und hoffen, doch noch Unterstützung erhalten zu können. Wer nicht über gofundme spenden will, kann dem Theater auch direkt eine Spende zukommen lassen. (Quelle)
20.05.2020

Petition fordert Kulturprämie

Während die Bundesregierung noch über Kaufprämien für Automobile berät, fordert eine neue Petition stattdessen eine sog. Kulturprämie. Die Unterzeichner*innen fordern die Politik auf, die Nutzung von kulturellen Angeboten und Veranstaltungen in Höhe von 50.-€ pro Bürger*in zu bezuschussen. Hunderttausende Menschen in der Veranstaltungs- und Kreativwirtschaft, Kunst und Kultur seien massiv von den Folgen der Pandemie betroffen. Sie gehörten zu den ersten, die ihre Tätigkeit mit dem Veranstaltungsverbot Mitte März einstellen mussten und seien wohl die letzten, die sie wieder im vollen Umfang aufnehmen können. Vom Lockdown des Kulturbetriebs seien viele Berufe betroffen, neben den Künstler*innen die Veranstalter*innen, die Gastronomie, Bühnenbau, Veranstaltungstechnik, Roadies, Barleute, Cater*innen, Agent*innenen, der Ticketverkauf, Tourbusfahrer*innen, Reinigungskräfte u.v.m.

Die Kulturprämie soll bereits während der Krise in Form von Gutscheinen an die Bürger*innen weitergegeben werden. Sie solle den Relaunch der Kreativwirtschaft in den Monaten nach der Krise beschleunigen, sobald Veranstaltungen wieder nach hygienischen Gesichtspunkten sicher stattfinden könnten. Damit solle auch gewährleistet werden, dass jede*r, die/der finanziell nicht gut gestellt ist oder selbst unter den wirtschaftlichen Folgen der Krise leidet, Kultur konsumieren könne. Hier könnt ihr die Petition unterzeichnen.

20.05.2020

Keine Künstlersozialabgabe bei Ausfallhonoraren

Derzeit gewähren einige Veranstalter*innen Künstler*innen bei Corona-bedingten Absagen von Veranstaltungen oder Kursen Ausfallhonorare. Es stellte sich für sie die Frage, ob diese Ausfallhonorare künstlersozialabgabepflichtig sind. Bei einer Anfrage des Kulturbüros Rheinland-Pfalz bei der Künstlersozialversicherung, verneinte sie dies und verwies auf folgenden Passus:
„Künstlersozialabgabe ist nur zu zahlen, wenn eine künstlerische oder publizistische Leistung tatsächlich erbracht wurde. Wird eine Leistung nicht erbracht, fällt keine Künstlersozialabgabe an. Deshalb gehören Schadenersatzansprüche und Vertragsstrafen nicht zum meldepflichtigen Entgelt. Werden Ausfallhonorare gezahlt, obwohl eine Leistung nicht erbracht wurde, sind sie wie Vertragsstrafen zu behandeln und daher nicht meldepflichtig. Ausfallhonorare für bereits erbrachte Leistungen, die nur nicht verwertet bzw. genutzt werden, müssen der KSK dagegen gemeldet werden.“ Mehr hier  (Punkt Nr. 26).

Quelle: Newsletter Freie Szene Rheinland-Pfalz Nr. 191, Mai 2020

19.05.2020

Batschkapp & Nachtleben starten Supporter-Shop: jetzt einkaufen!

Seit sechs Wochen stehen die Frankfurter Batschkapp und das Nachtleben durch den Corona-Lockdown leer, 150 Konzerte und Diskoveranstaltungen sind bis dato ausgefallen. „Wie es weitergehen wird, liegt vollkommen außerhalb unseres Einflussbereiches. Und leider – und das macht die ganze Sache noch unwägbarer – ist Unterhaltungskultur offensichtlich ein Bereich über den sich die Politik – wenn überhaupt – erst ganz am Ende Gedanken macht“, heißt es auf der Homepage des neu aufgelegten Batschkapp-Supporter Shops. Die Macher*innen haben ihre beiden Läden sozusagen „ins Wach-Koma befördert“, um Fixkosten zu sparen, aber das reicht nicht, um zu überleben. Deshalb haben sie für beide Clubs einen Supporter Shop eröffnet und bieten jetzt kultige T-Shirts (ab 25.-€) und Bags (ab 20.-€) mit den Schriftzügen der Clubs zum Kauf an – und wer mehr bezahlen will, darf das natürlich tun.

07.05.2020

#artistathome: Christina Lux schreibt Brief zur Systemrelevanz

Die Musik-Welt steht Kopf und keine*r weiß, wie lange noch. Die Singer-/Songwriterin Christina Lux tut deshalb dieser Tage vor allem eins: sie engagiert sich politisch. Ihr Brief zur Systemrelevanz von Musiker*innen, den sie vor einigen Wochen auf Facebook veröffentlicht und an Politiker*innen verschickt hatte, wurde jetzt auch im culturmag abgedruckt. Wer sich bisher nicht recht vorstellen konnte, was der Lockdown für Musiker*innen und Kulturschaffende bedeutet, sollte ihren Brief unbedingt lesen. Darin redet sie Tacheles und informiert zum einen darüber, wie mies Musiker*innen am Musik-Stream ihrer Werke verdienen (im Schnitt 0,003 €) und dass die Livekonzerte nicht nur über Tickets Einnahmen generieren. Sie verkauft auch viele CDs bei ihren Konzerten, die jetzt nicht mehr stattfinden können und GEMA-Einnahmen fielen dadurch auch weg. Sie erinnert daran, dass an der Musik unendlich viele weitere Berufsgruppen (grade nicht mehr) verdienen: Veranstalter*innen, Ton,-und Lichttechniker*innen, Cateringservices, Booker*innen, PR Leute, Grafiker*innen, Fotograf*innen, Studios, Presswerke, Labels, Roadmanager*innen, Verlage und selbstredend auch Musiker*innen, die man sich für ein Projekt buche. Auf Tantiemen durch Radio-Airplays könnten Musiker*innen in diesen Tagen auch nicht hoffen, weil die meisten Radiosender ohnehin nur sehr etablierte oder Mainstream-Künstler*innen spielten. Die Soli-Aktion Airplay for Artists, die von Tokunbo und ihr gestartet wurde und die für mehr Solidarität durch verstärkte Radiopräsenz in Coronazeiten warb, ergab kaum Resonanz von Seiten der Radiosender, obwohl diese – vor allem öffentlich rechtliche! – den Auftrag haben, die Kultur des Landes abzubilden. Jetzt seien Musiker*innen und andere Soloselbstständige größtenteils sich selbst überlassen: sie hat sich ausgerechnet, dass sie nur 150.-€ Grundsicherung monatlich bekäme, momentan ist sie auf CD-Käufen und Spenden treuer Fans angewiesen, die sie über eine eigens aufgesetzte Künstlerartenschutz-Seite sammelt. „Aber von Spenden zu leben kann der Weg langfristig nicht sein. Ich habe einen Beruf“, schreibt sie zu Recht. Es reiche eben nicht, sich als Politiker*in hinzustellen und von der Wichtigkeit der Kultur zu reden und sie zugleich als nicht systemrelevant zu betrachten oder sie zu kleinen Bittstellern zu degradieren. Daher plädiert auch sie wie so viele dieser Tage (und bisher weitgehend ignoriert) für eine Nachjustierung der Soforthilfe, damit Künstler*innen wie in Bayern oder Baden-Württemberg ein Einkommen haben, mit dem sie einigermaßen über den Lockdown kommen. Den vollständigen Brief könnt ihr hier nachlesen und hier teilen. (Foto: meyeroriginals)

05.05.2020

Offener Brief der Initiative Kulturschaffender

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie bestimmen seit mehr als fünf Wochen Alltag und Diskurs auf allen Ebenen unserer Gesellschaft. Für einen Großteil der Künstler*innen, Freiberufler*innen, Soloselbständigen und Unternehmer*innen in der Kultur-, Kreativ- und Unterhaltungsbranche in ganz Deutschland ergibt sich aktuell eine immer dramatischere und existenzbedrohendere Situation. Die Bundes- und Landesregierungen reagieren mit Soforthilfemaßnahmen, die gerade für diese Zielgruppe kaum greifen und in der Realität den Großteil der Kunst- und Kulturschaffenden ausschließen. Mit der Untersagung von Veranstaltungen bis voraussichtlich 31. August 2020 droht ein unmittelbarer, bisher einmaliger sozialer Abstieg eines ganzen Berufszweiges. Nach Schätzungen der Initiative Kulturschaffender in Deutschland werden etwa drei Viertel der Freischaffenden und Selbständigen eine solch lange Zeit ohne Aufträge und Einnahmen wirtschaftlich nicht überstehen können.

Mit einem umfangreichen Offenen Brief wendet sich nun die „Initiative Kulturschaffender in Deutschland“ an alle politischen Vertreter*innen auf Bundes- und Länderebene. „Mit einem faktenreichen Positionspapier stellen wir die aktuelle Lage detailliert dar und zeigen gleichsam auf, wie Abhilfe geschaffen und der Fortbestand der Veranstaltungs-, Kultur- und Kreativbranche bundesweit gesichert werden kann“, informiert Jana Riediger, eine der Sprecherinnen der Initiative. Zu den Zielen des Positionspapiers gehören dringende Verbesserungen an den aktuellen Hilfsprogrammen, klare Rechtsverbindlichkeiten und die Forderung nach einem bundeseinheitlichen Vorgehen der Politik. Größter Kritikpunkt ist die Tatsache, dass Solo-Selbstständige und freie Kulturschaffende ihren „Geschäftsführerlohn“ bisher nicht als Betriebsausgabe über Soforthilfeprogramme finanzieren können. Deshalb fordert sie ein durch Landes- und Bundesmittel abgedecktes bundeseinheitliches Soforthilfeprogramm, in welchem ein monatlicher Bedarf zur Lebenshaltung in Höhe von 1.180€ integrierbar ist.

Hier könnt ihr den Brief mitzeichnen.

21.04.2020