The Black Sheep

Eine all female Rockband auf Erfolgskurs

Sie sind jung und werden gern unterschätzt: Die vier Musikerinnen der Kölner Band „The Black Sheep“. Zum einen traut man ihnen nicht zu, dass sie ihre Instrumente beherrschen, zum anderen nicht, dass sie wirklich coole Rockmusik machen können. Tun sie aber. Und sie haben es allen gezeigt.

Von der zweitbesten Schülerband (Bravo-Otto-Schülerwettbewerb 2006) zur Vorgruppe von Silbermond (2006); zum Plattenvertrag bei Roadrunner Records, einer Tournee als Vorgruppe von In Extremo, einem Song für den Soundtrack des Kinofilms „Lauf um dein Leben“ und einem Auftritt im WDR Rockpalast im Jahr 2008; zum ereignisreichen Jahr 2009, wo sie als Vorband von Social Distortion und Sunrise Avenue zahlreiche Konzerte spielten; und schließlich dem neusten Clou in diesem Jahr, der Platzierung ihrer neusten Single „Here With You“ in dem brandneuen Kinofilm „Hanni & Nanni“ – die jungen Musikerinnen Charlotte, Johanna, Aurora und Trish gehen zielstrebig ihren Weg zum Rockstar und haben bisher alles richtig gemacht.

MELODIVA: Ihr seid mit Eurem neuen Song „Here With You“ im Film „Hanni & Nanni“ zu hören, habt Ihr die Bücher eigentlich als Mädchen gelesen? Habt Ihr den Film schon gesehen und wie fandet Ihr ihn?

Johanna: Wir haben die Bücher teilweise gelesen als wir jünger waren. Ich hab ein altes Exemplar sogar immer noch im Regal stehen!

Charly: Trish und ich waren auf der Premiere und haben da den Film das erste Mal gesehen. Er war echt spannend und sehr schön gemacht. Für Mädchen in dem Alter auf jeden Fall ein Kino-Highlight des Jahres.

MELODIVA: War der Song eine Auftragsarbeit speziell für den Film?

Johanna: Ja, der Song wurde extra für den Film geschrieben. Die Textzeile „It doesn´t get much better than this here with you“ passt einfach super zum Film und dem Zusammenhalt von Hanni & Nanni. Man bekommt richtig Lust auf ein Lagerfeuer unterm Sternenhimmel.

MELODIVA: Der Film war am Wochenende bereits auf Platz 2 der Kinocharts – geht Eure Single jetzt weg wie warme Semmeln?

Johanna: Schön wär’s! Dass sich jeder, der den Film toll fand, direkt den Soundtrack auf CD kauft, ist ja leider nicht die Regel. Aber wir fallen schon dem ein oder anderen Kinobesucher auf und haben dadurch etwas mehr Aufmerksamkeit.

MELODIVA: Als Mädels- bzw. „Frauenband“ könnt Ihr ein Vorbild für viele junge Mädchen und Frauen sein, die mit dem Musik machen anfangen und sich überlegen, ob sie eine Profimusikerin werden wollen. Wie war das bei Euch, hat sich das schon früh abgezeichnet?

Aurora: Wir haben alle sehr früh angefangen Musik zu machen und es war immer ein sehr wichtiges Hobby. Gerade als Jo und ich dabei waren unser Abitur zu machen und wir uns entscheiden mussten, ob es nur ein Hobby neben dem Studium bleibt, zeichnete sich langsam ab, dass wir eine realistische Chance hatten, die Leidenschaft zum Beruf zu machen. Und diese Chance wollten wir nutzen.

Johanna: Wir merken selber, dass sich junge Frauen da oft schwerer tun als Männer, besonders im Pop-Rock-Bereich. Dabei hat es mit männlich oder weiblich nichts zu tun. Neben gutem Können ist das richtige Timing und gute Kontakte einfach das Wichtigste um als freiberuflicher Musiker voranzukommen. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und das beschleunigt man einfach, wenn man immer am Ball bleibt.

MELODIVA: Von Dir, Johanna, wissen wir, dass Du nicht nur Gitarre spielen kannst, sondern auch Klavier, Geige und Schlagzeug – klingt nach einem musikverrückten Kind ;-). Kommt Ihr, Johanna und Charly, die ihr Schwestern seid, aus einem musikalischen Elternhaus, wo schon sonntags in der Badewanne zweistimmig gesungen wurde?

Johanna: Allerdings! Wir beide haben von klein auf viel Musik gemacht und wurden von unseren Eltern, die selber studierte Musiker sind, immer ermutigt alle möglichen Instrumente auszuprobieren. Hauskonzerte oder Musik-Wettbewerbe waren für uns als Kinder ziemlich normale Dinge. Ich bin sehr glücklich, dass wir diese Leidenschaft quasi vererbt bekommen haben.

MELODIVA: Wie war das bei Euch, Trish und Aurora, denn gerade Bass und Schlagzeug sind ja Instrumente, an die sich viele Mädchen gar nicht so rantrauen?

Aurora: Auch in meiner Familie gab es die Musik mit der Muttermilch, nur nicht in Form von konzentriertem Instrumentenunterricht. Ich habe erst mit 17 mein erstes Instrument gelernt: Ein Jahr Klavier. Danach dann nur noch Bass, Bass und… BASS! Trish hat in der Grundschulzeit einen Schlagzeug-/Percussion-Kurs gemacht und war seitdem von diesem Instrument begeistert. Dank verständnisvoller und musikbegeisterter Eltern durfte sie auch schon früh Unterricht nehmen und spielt neben dem Schlagzeug auch Gitarre und Klavier.

MELODIVA: Wer die Blog-Einträge von Euch liest, hat den Eindruck, dass Ihr viel Spaß zusammen habt, kanntet Ihr Euch eigentlich schon vorher und wie habt Ihr Euch als Band zusammengefunden?

Charly: Jo und ich hatten bereits einige Jahre eine Band zusammen. Aurora kannten wir nur flüchtig von Geburtstagpartys aus dem Freundeskreis, aber als unsere alte Bassistin vor 5 Jahren ausstiegt wurde der Kontakt schnell intensiver. Ich hatte bisher in der Band Schlagzeug gespielt, es zog mich aber schon immer weiter nach vorne ans Publikum. Leider hatten wir keine Ersatz-Schlagzeugerin in unserem Alter im Umkreis, deswegen schalteten wir eine Internetanzeige und Trish meldete sich. Direkt am nächsten Tag wurde geprobt. Und ja, wir haben viel Spass. Der ist auch ungeheuer wichtig, um die Motivation selbst in ernüchternden Situationen nicht zu verlieren.

MELODIVA: Ihr sagt von Euch selbst, dass Ihr eine demokratische Band seid und jede an den Songs mitschreibt, z.B. Texte und Melodien beisteuert – wie bringt Ihr die verschiedenen Ideen zusammen?

Johanna: Wir haben früher sehr viel im Proberaum zusammen geschrieben und jeder hat sich jederzeit beteiligt. Durch die Möglichkeit, dass jeder zu Hause sein kleines Studio hat und Demos aufnehmen kann, entstehen viele Songs jetzt am Computer. Aber auch so lässt sich gut zusammenarbeiten. Sobald man bei einer Idee nicht weiterkommt, schickt man sie per Mail an die anderen oder wartet bis zur nächsten Probe.

MELODIVA: Euch wird oft bescheinigt, dass gerade Eure rockigen und härteren Stücke Eure Stärke sind und dass Ihr eine kraftvolle, energiegeladene Liveband seid – sind das auch Eure Schwerpunkte?

Johanna: Das ist sehr schön zu hören! Konzerte zu spielen war das erste und einige Jahre auch das einzige, was wir gemacht haben. Auf der Bühne fühlen wir uns einfach wohl und man bekommt am direktesten zurück, wofür man die ganze Zeit arbeitet.
Unsere musikalischen Einflüsse kommen aus allen möglichen Richtungen, aber definitiv auch aus dem Rock und teilweise sogar Metal. Das schimmert an einigen Stellen durch und sorgt besonders bei uns auf der Bühne dafür, dass wir richtig schön abgehen können. Und das steckt das Publikum natürlich an. Ich denke man sieht einfach, dass es uns wahnsinnigen Spass macht.

MELODIVA: Was bedeutet die Art von Musik, die Ihr macht, für Euch? Ist es einfach nur eine musikalische Vorliebe oder auch Statement?

Charly: Es ist nicht so, dass wir uns generell keine Gedanken machen, aber das, was letztendlich in unseren Songs drinsteckt, ist definitiv mehr musikalische Vorliebe, Einflüsse von anderen Bands oder Genres und die Idealvorstellung unsererseits diese Einflüsse zu kombinieren, als irgendein durchdachtes Konzept mit einer bestimmten Aussage. Besonders textlich haben wir keine bestimmte „Message“, die wir unseren Hörern klarmachen wollen. Es kommt, wie es kommt.

MELODIVA: Wie werdet Ihr in „der“ Rockmusikszene akzeptiert?

Johanna: Hmm…das ist unterschiedlich. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir als reine Frauenband schnell mit Vorurteilen zu kämpfen haben, bevor man sich auch nur unsere Musik angehört hat. „Junge Mädchen? Die sind bestimmt gecastet und spielen schlecht!“ Nach Konzerten legt sich das bei vielen Zuhörern und dann kommt es eher auf den persönlichen Musikgeschmack an, den der eingefleischte „Rockmusikhörer“ jeweils hat. Überraschend waren für uns auf jeden Fall die zahlreichen positiven Rückmeldungen nach unserem Auftritt beim WDR Rockpalast Ende 2008.

MELODIVA: War es schwer, Euch auf Eurem Weg selbst treu zu bleiben?

Johanna: Sich selbst treu bleiben ist immer so etwas Pauschales… Wir haben uns viel entwickelt und verändert in den letzten Jahren und tun jetzt Dinge, die wir vielleicht früher nicht getan hätten. Und wir wissen auch Dinge, die wir früher nicht wussten. Aber da wir als Band schon so lange existieren und bei Entscheidungen auch mal zusammen lange drüber nachdenken und diskutieren, haben wir bisher eigentlich immer einen Weg eingeschlagen mit dem wir alle glücklich sind, auch wenn man z.B. der Plattenfirma zuliebe Kompromisse eingeht. Ja, ich denke schon…wir sind uns treu geblieben.

MELODIVA: Ihr habt schon früh angefangen, Videos ins Netz zu stellen und neben Euren Bandwebsites habt ihr zum Teil sogar eigene Myspace-Seiten – wie wichtig ist das Internet für Euch persönlich und als Werbemedium?

Charly: Das Internet ist als Plattform für junge Bands in den letzten fast 10 Jahren verdammt wichtig geworden. Wer nicht seine Accounts bei Myspace, Facebook und Youtube und sonst überall hat, findet ja quasi gar nicht statt. Überall aufzutauchen erhöht die Chance von vielen Menschen wahrgenommen zu werden und das muss man nutzen. Es ist zwar viel zusätzliche Arbeit für uns sich um all diese Seiten zu kümmern und sie aktuell zu halten. Andererseits gefällt es uns selber ganz gut, dass wir dadurch direkten Kontakt zu alten und zukünftigen Fans haben können.

MELODIVA: Ihr plant im Oktober Eure eigene Tour. Was ist bis dahin? Werdet Ihr bei Open Airs und Rockfestivals im Sommer zu erleben sein? Wie sind Eure Pläne?

Johanna: Wir haben ein paar Festivals im Sommer geplant, unter anderem auch ein Festival in Sardinien. So weit weg von Deutschland haben wir noch nie gespielt, das wird bestimmt spannend.
Ansonsten werden wir, wie die letzten Monate auch, fleißig weiter neue Songs schreiben und einige intensive Probesessions einlegen, damit wir bis zur Tour topfit sind und neues Material spielen können. Gleichzeitig werden wir wohl demnächst mit der Produktion des zweiten Albums anfangen. Das dauert uns eigentlich jetzt schon viel zu lange, aber es ist auch noch so viel zu tun. Die Ansprüche an uns selber sind seit dem ersten Album gestiegen und wir haben große Pläne!

MELODIVA: Dann wünschen wir Euch weiterhin viel Erfolg auf Euerm Weg und bedanken uns für das Gespräch!

Band-Websites: http://www.myspace.com/theblacksheepde und http://www.theblacksheep.de/

Aktuelle CD: „Not Part Of The Deal“
(Roadrunner)

Aktuelle Single: „Here With You“
(Roadrunner)

Tourtermine 2010:
24.07.2010 Carloforte, Sardinien
25.07.2010 Carloforte, Sardinien
14.08.2010 Open Air, Rietberg
20.08.2010 Open Air, Fehmarn
18.09.2010 Open Air, Imberg
14.10.2010 MTC, Köln
15.10.2010 Logo, Hamburg
16.10.2010 Comet Club, Berlin
18.10.2010 Nachtleben, Frankfurt
19.10.2010 59to1, München

Fotos: Dirk Schelpmeier, Live-Foto: Julian Budke

Autorin: Mane Stelzer

06.07.2010