Ohne Bass kein Spaß
Interview mit Lexi Rumpel
Neben den Bands Strapaze, Fitzroy and Friends, Konrad Beikircher und Aguirre in den 80er Jahren, Lexicana, Candela, Halbquartett, Palitos und Salsa Verde in den 90ern (um nur einige zu nennen) und den sieben Ensembles, in denen sie heute als festes Bandmitglied spielt, war und ist sie eine gefragte Gast- und Vertretungsmusikerin. Wenn sie auf der Bühne steht, verströmt sie eine Spielfreude, die ihresgleichen sucht. Neben ihren vielen Live-Engagements bietet sie seit vielen Jahren offene Musikprojekte in Jugendhäusern und coacht vorzugsweise Mädchen in Projekten wie z.B. „sistars“; außerdem gibt sie Bass-Unterricht und ist Lehrbeauftragte an der Fachhochschule Frankfurt im Bereich Ästhetik und Kommunikation. Wir freuen uns, dass wir Lexi als neues Vorstandsmitglied im Frauen Musik Büro gewinnen konnten und nutzen die Gelegenheit, sie euch hier vorzustellen.
Du strahlst eine unbändige Freude aus, wenn Du auf der Bühne stehst! Macht Dich Musik glücklich?
Ich würde mal sagen, meistens habe ich ziemlich viel Spaß beim Spielen und manchmal bin ich da auch richtig glücklich.
Du warst ja laut Info auf Deiner Homepage 18 Jahre lang leidenschaftliche „Luftbass-Spielerin“, bis Du Deinen ersten Bass in der Hand hattest und fortan Profimusikerin werden wolltest. Hast Du vorher kein Instrument gespielt?
Nein, ich habe zwar gerne gesungen (wenn auch eher in der Dusche), aber ein Instrument habe ich vor dem Bass nicht gespielt.
War das erste Instrument ein E-Bass und hast Du gleich Unterricht genommen?
Die ersten Schritte habe ich mit Hilfe befreundeter Musiker gemacht und nach einem Jahr hatte ich eine Zeit lang Unterricht bei Udo Kistner.
Was hat Dich so am Bass fasziniert?
Zuerst einmal der „Groove“, ich bin damals total gerne tanzen gegangen und war von Funk, Soul und Jazz Rock total begeistert. Außerdem hatte ich Jaco Pastorius in der Offenbacher Stadthalle mit Weather Report gesehen. Er hat einfach Bassgeschichte geschrieben und die Grenzen des Instruments weiter gesteckt, dies war ein nachhaltiges Erlebnis.
Hattest Du auch weibliche Vorbilder?
Ja, ich war damals auch von der Bassistin Klara Brandi von Cochise angetan, die slappte sogar damals schon.
Deine erste Band hieß „Strapaze“, das muss so Anfang der 80er gewesen sein, wie war das damals? Was war das für eine Band, wie hast Du die Zeit in Erinnerung?
Bei Strapaze hatte ich gleich die Möglichkeit Gigs zu spielen und bei der LP „wild und weiblich“ ein paar Songs einzuspielen, was natürlich eine riesige Erfahrung für mich war. Strapaze spielte ja Punk und New Wave, eine Musik mit der ich eigentlich gar nicht soviel am Hut hatte, das Spielen der Musik hat dann aber total viel Spaß gemacht! Es gab damals ganz verschiedene Bands im Rhein Main Gebiet, die alle auf gewisse Weise Erfolge feierten, wie z.B. die Monotones, Flatsch, Hob Gobelin, The Touch, Aquirre, Leaf und und und… irgendwie kannten sich alle und man ist sich bei Festivals immer wieder begegnet.
Und wie war das für Euch, als Frauenband auf der Bühne zu stehen? Frauenbands gab es ja nun auch noch nicht so viele damals!
Es hatte seine Vor-und Nachteile. Auf der einen Seite waren die Leute neugierig „sowas“ mal zu sehen, auf der anderen Seite wurde man zum Teil überkritisch betrachtet. Doch am Ende zählt ja dann doch, ob die Musik gut ist und ob die Band das transportieren kann und das war bei Strapaze der Fall. Zudem war die Stimmung in der Band klasse, es gab auf den Fahrten immer viel zu erzählen und es wurde viel gelacht.
Hattest Du es anfangs schwer, Dich als Bassistin zu behaupten?
Eher nicht, es gab zwar mal den ein oder anderen blöden Spruch, aber mein Umfeld war eher interessiert und so habe ich recht schnell viele Kontakte zu anderen MusikerInnen bekommen. Ich fand es manchmal eher schwierig mit dem guten Ruf umzugehen, der mir vorauseilte. Sicherlich habe ich eine Portion Talent, aber trotzdem brauchen die Fähigkeiten Zeit, sich zu entwickeln. Wie sagt ein afrikanisches Sprichwort: „Der Grashalm wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“
Du hast in Deiner Bio geschrieben, dass „die Faszination des Musik Machens“ bis heute nicht abgerissen ist – ist es die immer wieder neue Herausforderung, die unendliche Variabilität der Musik, die die Faszination für Dich ausmacht?
Zum Einen bringt das die Musik an sich mit sich. Auch wenn du ein Stück schon oft gespielt hast, kannst du es neu interpretieren, du hast die Möglichkeit zu improvisieren und somit deine Ideen umzusetzen und Emotionalität auszuleben. Zudem gibt so viele Stilistiken, Stücke… es wird einfach nicht langweilig. Dann triffst du beim Musik machen immer wieder auf andere Menschen, sei es bei den KollegInnen, SchülerInnen oder im Publikum, wie gesagt das fasziniert mich.
Du hast schon mit vielen verschiedenen KünstlerInnen wie Konrad Beikircher, Fitzroy & Friends, Jesus Fuentes, Mathias Raue, Uli Kratz, Karol Chaikin, Jaime Gamero, Carola Grey, u.v.a. zusammen gearbeitet, ein Schwerpunkt ist aber der Latinbereich und Du warst bereits mehrmals in Kuba. Wie kam es dazu und was verbindet Dich mit dem Land?
Der entscheidende Anstoß hierfür kam von Uli Kratz, den ich beim Jazz & Rock Workshop in Remscheid Anfang der 90er wieder getroffen habe. Er hat mich mit seiner Begeisterung für Salsa angesteckt und ein Jahr später haben wir bei „Lexicana“ Latin Jazz gespielt. Meine erste Kubareise fiel auch in diese Zeit. Wir waren eine Gruppe von 12 Leuten, die alle entweder Musik machten oder getanzt haben. In Kuba haben wir dann viele MusikerInnen kennen gelernt und mit ihnen zusammen Musik gemacht. Auch haben wir Musik-Schulen und Workshops besucht und wahnsinnig viele neue Eindrücke mitgenommen.
Du spielst in insgesamt sieben festen Bands (Salsa Verde, The Wonderfrolleins, PartyZone, Palitos, Georg Crostewitz & Freundinnen, Merichando, Karin & Soultrain), das sind vor allem Coverbands, aber auch Formationen, wo Eigenkompositionen gespielt werden. Macht das für Dich einen Unterschied und was bevorzugst Du?
Wenn mir die Musik gefällt, macht es eigentlich keinen Unterschied. Aber klar, wenn ein Stück von der Band selbst kommt, sind natürlich die eigenen Ideen drin und wenn es dann bei den Leuten gut ankommt, freut man sich um so mehr und ist stolz… am Ende wird es noch ein Hit und wir werden reich und berühmt!
Gibt es ein Projekt, welches Du schon immer mal machen, ein musikalisches Neuland, das Du schon immer mal betreten wolltest?
Wenn es die Zeit erlaubt, würde ich gerne mal in einer Big Band spielen und im Bereich Nu Jazz, wie er z.B. Von Laia Genc, Rainer Tempel, Roter Bereich… gespielt wird, ganz viel dazu lernen.
Du hast bei diversen Platten-, Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt. Welches waren die wichtigsten für dich? Würdest Du das gern ausbauen?
Am meisten Spaß hatte ich bei den CD’s, die ich mit meinen Bands wie „Salsa Verde“ gemacht habe. Hier sind wir gerade in der Probephase und gehen für unsere neue CD im März ins Studio.
Bei Salsa Verde seid ihr 13 Leute – könnt ihr da überhaupt regelmäßig in voller Besetzung proben?
Gesamtproben haben wir nicht so viele, sind aber über die Jahre, die wir gemeinsam Musik machen, gut eingespielt und es klappt zum Glück auch so. Für die neue CD haben wir aber doch ein paar gemeinsame Termine zum Proben, da wir das meiste im Studio live einspielen werden und wir uns einige neue Titel für die Aufnahmen vorgenommen haben.
Du unterrichtest auch, zum Teil als private Musiklehrerin in Mainz, aber auch am Jugendhaus Heideplatz, wo Du ein offenes Musikangebot machst und z.B. Bandcoaching anbietest. Hast Du da eigentlich nur mit Mädels zu tun? Worauf legst Du Deinen Fokus?
Beim Bassunterricht in Mainz ist das Verhältnis von Frauen und Männern ca. 40 zu 60%. Im Jugendhaus und auch sonst bei meiner Workshoparbeit gibt es Projekte die sich explizit an Mädchen richten und es kommen Mädchen, die z.B. im Studio aufnehmen möchten, gerne zu einer Frau. Ansonsten ist das Musikangebot im Jugendhaus ein offenes, das sich auch an Jungs richtet. Übrigens bin ich immer montags von 14.00-19.00 Uhr im Jugendhaus Heideplatz in Ffm.
Du bist ja schon lange in der Mädchenarbeit tätig. Hat sich da was über die Jahre verändert?
In den letzten Jahren haben die Mädchen selbstständiger gearbeitet. Was sicherlich an besseren Vorkenntnissen (die Mädchen haben mittlerweile öfter schon mal Schlagzeug- oder E-Gitarrenunterricht), an einem größeren Selbstbewusstsein der jungen Frauen, aber auch in meinem Fall an geänderten Coachingmethoden liegt.
Was würdest Du heutigen jungen Musikerinnen auf den Weg geben wollen? Welche wertvollen Tips hättest Du, die das Leben als (Profi-)Musikerin leichter machen?
Ein gut gepackter Handwerkskoffer, Netzwerke, Offenheit und Neugierde… und eine ordentliche Portion Selbstvertrauen.
Du bist seit fünf Jahren mit dem Drummer und Percussionisten Rainer Rumpel verheiratet, d.h. bei euch sind zwei ProfimusikerInnen unter einem Dach – ist das für Euch von Vorteil, dass Ihr denselben Beruf habt?
Ja, auf jeden Fall. Wir spielen gerne zusammen und wissen beide um die besondere Situation des Profimusikers. Da wir aber auch noch andere Interessen wie beispielsweise die Malerei haben, ist die Gefahr nicht so groß, dass sich alles nur noch um Musik dreht!
Auf Deiner Myspace-Seite sind Bilder und Skulpturen zu sehen – stammen die von Dir?
Ja, ich empfinde das Malen oder Bildhauern als tollen Ausgleich oder besser als Ergänzung zum Musik machen.
Tourtermine:
05.03.2011 20:00 Salsa Verde, E-Werk Erlangen
01.04.2011 20:00 Radio Nightfly, Neumühle Selters
05.05.2011 22:00 The Wonderfrolleins, Louisenkeller, Bad Homburg
07.05.2011 20:00 Radio Nightfly, Glauburg
08.05.2011 11:00 The Wonderfrolleins, Mutterstadt
14.05.2011 20:00 Salsa Verde, Haßfurt
04.06.2011 19:00 Salsa Verde, Neu-Isenburg Open Doors
18.06.2011 20:00 Salsa Verde, Langen Alte Ölmühle
25.06.2011 20:00 Salsa Verde, Bingen
CD Salsa Verde „Incubacion“ (2001)
http://www.lexirumpel.com/
http://www.myspace.com/lexirumpel
10.02.2011