Nachlese: CHANGES FESTIVAL 2005
in der Brotfabrik, Frankfurt
„Sie konnten viel und auch anders“
(Um unseren Kollegen von der Frankfurter Rundschau fast zu zitieren, siehe Artikel über das Festival in voller Länge weiter unten.)
Das Festival ist mit vielen schönen Begegnungen und vor allem viel guter Musik über die Bühnenbretter der Brotfabrik gegangen. Etwas mehr BesucherInnen hätten wir uns schon gewünscht – doch die, die dort waren, kamen voll auf ihre Kosten und sorgten für gute Stimmung.
Von Drum-Duos der beiden mit besten deutschen Schlagzeugerinnen (Grey meets Bigge) bis hin zu Big-Band-Salsa-Arrangements der Hamburger Bassistin Maria Rotfuchs, die ein Latin-Jazz-Stück ihres Quartets einfach für Big Band umschrieb… gab es viele schöne Höhepunke, nicht zuletzt steuerte auch die Nachwuchsband Velvet June den abendlichen Tutti- und Mix-Formationen ein eigenes Stück bei.
FOTOGALERIE CHANGES FESTIVAL
online unter /www.changes-festival.de
1. Tag: 29. September 2005 mit Deirdre Cartwright Group und Ak 4711
2. TAG: 30.09. mit: Velvet June, SCO und Jazminas
3. TAG: 01.10. mit: Presence of mind und Karin & Soultrain
Das Festival-TEAM:
Aus der Frankfurter Rundschau „Kulturspiegel“ – vom 05.10.2005:
Sie können auch anders: Das erste „Changes-Festival“ des Frauen Musik Büros
VON GERD DÖRING
Eine Session beschließt wie versprochen den ersten Abend des Changes-Festivals und es sind leicht welke Dancefloor-Klassiker, auf die sich die acht Musikerinnen geeinigt haben: Nutbush City Limits und Supersticious. Zwei vorzügliche Sängerinnen aber und eine ausgelassene Band machen in der Brotfabrik den greisen Soulnummern Beine. Susan P, die man eben noch für ihre jazzigen Voicings bewundert hat, zitiert grinsend Tina Turner, und die junge Frontfrau von AK 4711 lässt sich als verwegene Soulröhre feiern.
Vor einem Jahr wurde im Südbahnhof das Jubiläum der Initiative Frauen machen Musik gefeiert, und an eben jenes gelungene Festival (mit mehr als 1000 Gästen) knüpft jetzt das Changes-Festival in Frankfurt-Hausen an. Seit 1995 organisiert das Frauen Musik Büro seine „female concerts“, seit 2001 ist das Internet-Journal Melodiva online, und den umtriebigen Macherinnen verdankt auch Changes seine Existenz – mit Unterstützung von Frauenreferat und Wissenschaftsamt der Stadt haben Anne Breick, Hildegard Bernasconi und Esther Zeschky vom Frauen Musik Büro ein dreitägiges Festival mit acht Bands organisiert.
Routiniers aus London
Zum Auftakt stehen zwei längst etablierte Jazzmusikerinnen auf der Bühne. Deirdre Cartwright und Alison Rayner betreiben nicht nur gemeinsam einen Liveclub in London, die Gitarristin und die Bassistin blicken auch zurück auf eine lange gemeinsame Zeit im Rock-Geschäft. Rock und Fusion bestimmen die ersten Stücke, am Schlagzeug sitzt die routinierte Carola „Noisy Mama“ Grey und vor den Tasten Christiane Sattler, die, man glaubt es kaum, an diesem Abend zum ersten Mal mit der Deirdre Cartwright Group auf der Bühne ist. Schnelle, grooveorientierte Stücke stehen am Anfang, Stücke aus der neuen Cartwright-CD Dr Quantum Leaps, die sich an Jazzrock und R&B orientieren.
Dass die vier auch ganz anders können, das zeigt sich, wenn Sarah P zu dem Quartett hinzukommt, für deren „spoken poetry“ die vier eben noch so lauten Frauen einen spannend zwischen Ambient und Blues changierenden Hörfilm liefern .
Und der Geist der späten Achtziger
Mit AK 4711, der zweiten Band des Abends kommt ein wenig der Geist der späten achtziger Jahre zurück. Mit rotzigem Auftreten geben die vier Musikerinnen die Rockgören und haben erkennbar Spaß mit ihren Fun-Punk-Nummern – und mit ihrem Publikum. Offenkundig hat das Quartett auch schon eine Fangemeinde, die sich den Guten Flug! wünscht. Ihren „TrümmerRock“ haben sie mittlerweile bei Herbert Grönemeyers Grönland-Label untergebracht und in London ihre erste CD eingespielt. Demnächst also vielleicht der Auftritt in einer ganz anderen Liga.
Wie breit gespannt das Spektrum der eingeladenen Musikerinnen ist, das zeigt ein Blick auf das Restprogramm des Festivals: mit dabei waren eine Salsa-Band aus Köln und eine House DJane, SCO aus Hamburg spielten eine „Jazz Mixtura“, Presence of Mind „melodischen Pop-Rock“. Eine Vielfalt, die sich so selten findet und nur durch die Klammer „Frauen machen Musik“ zusammengehalten wird. Über den Sinn und Unsinn einer solchen Veranstaltung mag man streiten. Solange aber in manchen Sparten des Musikgeschäfts Frauen im Konzertbetrieb so gut wie außen vor bleiben (bei den großen Jazz-Festivals bleiben Männer immer noch unter sich) oder in anderen allenfalls in bestimmten festgelegten Rollen auftauchen, haben solche Veranstaltungen ihren Sinn – zumal wenn sie, wie jetzt in Frankfurt, auch ein Forum bieten für Nachwuchsmusikerinnen.
Ausführliche Infos, Band-Porträts und das gesamte Programm auf der eigenen Fesitval-Homepage
copyright: Redaktion Melodiva
Autorin: Anne Breick
30.09.2005