Musikmesse REPORT 2004

Lost in space...wo sind sie geblieben?

Frankfurter Musikmessse Ende März – Frühlingserwachen oder Qual der Erkenntnis, frei nach dem Motto: „TAKE TWO of us“ – Sind Musikerinnen auf der weltgrößten Musikmesse in Frankfurt, sichbar, hörbar, wahrnehmbar…? Wohl kaum, eher totally lost in space!
TAKE TWO
In diesem Jahr war die Ausbeute echt beschämend: Zwei Bassistinnen und zwei Gitarristinnen und zwei Percussionistinnen…das kann und darf doch wohl nicht alles sein, oder? Patty Stucky und Anne Breick von der Melodiva-Redaktion begaben sich auf diesen mühseligen Trip durch die vielen Hallen der Austeller und Instrumentenhersteller.

Bei den ersten Sonnenstrahlen dieses Jahres trafen sich viele BesucherInnen auf dem Innenhof beim schnellen Snack und Bier. Dort wurde man auch beschallt von der angrenzenden Konzertbühne „AGORA-Halle“ , wo sich halbstündlich die Acts das Mikro in die Hand gaben. Hier war der Musikerinnen-Anteil sogar gleich NULL, abgesehen vom Scool-Jam-Wettbwerb, über den Patty Stucky weiter unten berichten wird.

Ganz anders auf der kleineren, leiseren „Accoustic Village Bühne“. Hier trafen wir gleich auf ein ganz neues Gesicht – die Bassistin von KICK LA LUNA, Uli Pfeifer (Foto li.), war mit ihrem neuen Duo „Friends in high places“ und Gitarrist Oliver Kraus zu hören. Sie präsentierte am ersten Fachbesucher-Messetag eine Auswahl neuer Songs ihrer Debut-CD. Uli spielte und präsentierte einen neuen akkustischen Baß der Firma Stoll und war auch erstmalig als Frontfrau und Leadvokalistn zu hören.

Eine andere Musikerin ist schon seit Jahren immer wieder dabei. Sie präsentiert, promotet und ist die einzige Gitarristin, Singer-Songwriterin, die täglich auf der Accoustic Village Bühne zu hören ist: Diane Ponzio (Foto re.) aus New York. Diane – „lonely“ on Stage, aber mit einer Bühnenpräsenz versehen, die hresgleichen sucht – schafft es spielend während den 30 Minuten ihres Auftritts, die sonst so vorbeitröpfelnden Fachbesucher an die Bühne zu fesseln. Sie stellte in diesem Jahr ihre neue CD vor. Außerdem tourte sie 2-3 Wochen vor der Musikmesse durch deutsche Clubs.

Nicole Krier-Badila (Foto li.) gehört mit zu den Musikmesse-Pionierinnen. Sie präsentierte sowohl ihren Sechs-Saiter-Bass von HUMAN-BASS wie auch die AMPS von „Glockenklang“. Die in Wetzlar lebende Musikerin besuchen wir seit Jahren in der lautesten Halle 4 – für Bässe/E-Gitarren/Amps..etc. Die Saiten-Instrumente scheinen es den Musikerinnen angetan zu haben. Christina Lux (auch eine alte Messebekannte) war in Halle 4 aktiv mit ihren Songs für „Elixir Strings“.

Bei den etwas leiseren Saiten-instrumenten, in der akkustischen Halle 3.1. fanden wir wenigstens, in Großformat an der Wand abgelichtet, die Star-Bassistin von Prince, RHONDA SMITH. Sie warb für Spezial-Bässe, war aber leider nicht in Persona anwesend. (das wünschten sich so einige Menschen um mich herum, die sich mit dem Plakat begnügen mußten.

In Halle 3, der Halle für Drums und Percussion-Instrumente, fanden wir nicht eine „Endorserin“? Warum, frage ich mich immer, sind hier nur Männer vertreten? Selbst die Drumerinnen Carola Grey und Carolina Bigge tauchten nicht auf, obwohl beide „Endorserinnen“ sind.

Im klassischen Bereich, also bei der klassischen Gitarre (hier an einem Stand eines Gitarrenbauers aus Worbswede, der zwei Bremer Studentinnen zur Präsentation verpflichtet hatte), wie aber auch in der Piano-Halle waren durchaus vereinzelt Musikerinnen vertreten. Aber auch hier wird deutlich, daß es selbst im Jahr 2004 wenig Frauen an Instrumenten gibt.
Text: Anne Breick

Rhonda Smith

Studentinnen klass. Gitarre

Elektronische Instrumente und die Abendveranstaltungen

Im folgenden berichtet Patty Stucki von Halle 5. Dank an http://www.sequencer.de moogulator für die Fotos 🙂

Ich nahm mir hauptsächlich den Bereich „elektronische Instrumente und Recording“ vor, mit einem Ausflug in die Studiotechnik und Beschallung.

Auch wenn manche Stände deutlich kleiner ausfielen und teils altehrwürdige Firmen sogar ganz fehlten, weil sie dem Pleitegeier zum Opfer gefallen waren, so ging doch nichts ohne die allabendlichen „Plattfüsse“ meinerseits.

Eigentlich gab es wenig wirklich neues. Am interessantesten fand ich einige Entwicklungen im Softwarebereich, wie z.B. die Gesangsemulation „Cantor“ (VirSyn), die, keine Angst liebe Sängerinnen, noch in den Kinderschuhen steckt und vor allem Soundbastler begeistert.

Auffällig erfreulich war, dass auch Netzcommunities und Opensource Entwickler mit eigenem (Stück) Stand vertreten waren.

MIPA

Am Donnerstag Abend gab es in der Lounge Halle des MMV Verlags die Verleihung der MIPA Preise. Die Leserschaft von 58 Musik-Fachmagazinen weltweit hatte mit ihrer Stimme die besten Produkte in fast 50 Kategorien gewählt. Ausserdem wurde ein Preis „Lebenswerk“ vergeben.

Der Saal war voll, alle Vertreter der Musikwarenindustrie mit Rang und Namen waren anwesend. Die Präsentation war spannend und gelungen. Die Gewinner holten ihre Preise und bedankten sich. Auch hier wurde klar, wie sehr das Business nach wie vor in Männerhänden liegt.

Infos zu MIPA: www.mipa-award.de

Verleihungen der MIPA Preise: Auch hier äusserst selten eine Frau auf der Bühne: John D`Addario III, Director of Sales, David Phillips, Pearl UK Cragie Zildjian, CEO of Zildjian, John Sorenson, Head of Marketing Zildjian.
Der Preis fürs Lebenswerk ging an T. Katoh (Korg)

Zwischendurch vertrat ich mir draussen die Füsse und unterhielt mich mit Kollegen. Dabei schnappte ich einige Gesprächsfetzen einer Unterhaltung „nebenan“ auf. Eine junge Frau mit Cap und langen blonden Haaren erzählte von Software und einem eigenen Label.

AROMAMUSIC: ELECTRONIC WILDSTYLE AUS BERLIN

Aroma ist DJane und Produzentin aus Berlin und betreibt ein eigenes Label. Auf der Messe promotete sie Ableton Live. www.aromamusic.com
IM MAI GIBT ES BEI MELODIVA EIN PORTRAIT ÜBER AROMA!
Am Freitag traf ich sie wieder, am riesigen Vorführstand von Ableton/M-Audio, angekündigt als „DJane Aroma presents Ableton Live“. Diese Software bekam den MIPA „bestes DJtool/Software“ und war nominiert als „innovativstes Produkt“.
Aroma hatte 2 Laptops dabei und spielte 1,5 Stunden an dem Messestand, und dann nochmal abends auf der Messeparty im Präsidium. Danach gings mit dem Zug zurück nach Berlin, wo sie abends schon den nächsten Gig hatte.
Aus dem Blickwinkel eurer Melodiva-Electronic-Reporterin war AROMA DAS HIGHLIGHT und entschädigte mich für die ersten beiden Tage, an denen ich weit und breit keine Frau in den ganzen Electro-Hallen ausmachen konnte. Umso erfreulicher, hier auf Aroma getroffen zu sein!
„Als DJane wirst du sofort ernst genommen, es gibt mittlerweile soviele, kein Problem. Aber wenn du sagst, du bist Produzentin, dann glaubt das erstmal keiner.
Auf jedenfall freute ich mich sehr, mit einer FRAU über Plugins zu diskutieren!!

SCHOOLJAM:

Freitag abend im grossen Zelt auf dem Messegelände: das Finale des Schooljam Wettbewerbs. Der Titel „Deutschlands beste Schülerband“ sollte hier vergeben werden und die Gewinnerband darf dann zur Eröffnung bei Rock am Ring spielen!

Die zehn Bands, die es bereits durch mehrere Vorentscheidungen geschafft hatten, spielten abwechselnd auf 2 Bühnen. Reichlich Publikum war anwesend, einige hatten ihren Fanclub dabei, gegenüber sass die Jury, die aus Musikern und Journalisten bestand und zu entscheiden hatte. Das ganze wurde von VJ Johanna (MTV) moderiert und per Video in die MMV-Lounge übertragen.

Die einzige Mädchenband: C-Flow live…

…und dann: Platz 1 für C-Flow! Die glücklichen Gewinnerinnen nach dem Konzert

Die Stimmung war super, und das musikalische Niveau der meisten Bands beachtlich! Etwas erstaunt war ich persönlich darüber, dass das Spektrum stilistisch nicht so breit war wie ich es angesichts des heutigen multikulturellen Umfeldes vermutet hätte. Die Entscheidung fiel der Jury jedenfalls nicht leicht.

Gewonnen hat schliesslich „C-Flow“, eine Band aus 6 Mädels zwischen 14-16 Jahren aus Thüringen mit deutschem Hiphop! Prof. Dahmen (Pop-Akademie) begründete die Entscheidung der Jury: „Sie hatten den originellsten Beitrag, waren sicher im Auftritt und hatten durchdachte Texte“. Als die Siegerband verkündet wurde, konnte ich in meiner direkten Umgebung im Zelt Kommentare hören wie „andere waren zwar besser, aber die sind die einzigen, die man verkaufen kann“.

Auch hier beim Schooljam war der Anteil an Instrumentalistinnen verschwindend gering.

Infos zum Schooljam:

www.musikmachen.net/schooljam

Weitere Infos und Hörbeispiele: www.mtv.de/schooljam
Text: Patty Stucki

Übereinstimmendes FAZIT der zwei Redakteurinnen:

FEMALE MUSIC FAIR 2005 – let’s do it!

So wenig spannende Begegnungen wie auf dieser Messe hat es für uns noch nie gegeben. Wir möchten hiermit einen Aufruf an alle Musikerinnen für das nächste Jahr starten und die Musikmesse 2005 zur „FEMALE MUSIC FAIR“ erklären. Dazu werden werden wir uns noch eine Strategie überlegen, wie wir Musikerinnen ansprechen und präsentieren sowie Treffpunkte installieren können.

SICHTBAR, HÖRBAR – EINFACH PRÄSENT SEIN!!!!

Internationale Fachmesse für Musikinstrumente, Musiksoftware und Computerhardware, Noten und Zubehör. See you next year!
06. bis 09. April 2005

Copyright: Redaktion Melodiva

www.musikmesse.com

31.03.2004