Maria Baptist
Freiheit im Jazz
Maria Baptist zierte den Titel der letzten gedruckten MELODIVA-Ausgabe von 2000, in der ein Interview von Angela Ballhorn mit ihr veröffentlicht war. Danach durften wir sie zweimal als Dozentin der „Hessischen Frauen Musik Woche“ erleben, in den Jahren 2002 und 2006, auf denen sie mit ihrer Power, Energie und ihrem frischen und natürlichen Temperament alle begeisterte. In den letzten 10 Jahren hat sie viele musikalische Erfolge mit den unterschiedlichsten Projekten errungen und nun gibt es aktuell Neues über sie zu berichten.
Die neue CD „Spring in Berlin“
Das Maria Baptist Trio verbindet auf außergewöhnliche Weise Jazz mit klassischen Elementen, die Musik lebt durch ihre großen Spannungsbögen und atemberaubenden Kontraste. Die musikalische Palette umfasst eingängige Melodien voller Poesie, schnelle zupackende Phrasen und als Kontrast ganz subtile, ja klassisch konzertante Momente, immer mit einer inneren emotionalen Tiefe. „Mir kommt es darauf an, den Zuhörer emotional einzufangen, ihn auf eine Reise in unterschiedliche Stimmungen und Atmosphären einzuladen“, fasst Baptist den Anspruch ihrer Kompositionen zusammen. Beim Albumtitel „Spring in Berlin“ handelt es sich um ein Medium Swing Stück, mit großer Leichtigkeit und Drive wird der Frühling musikalisch umgesetzt und so steht die Stadt Berlin, in der Baptist und ihre beiden Mitmusiker Andreas Henze (bass) und Micheal Kersting (drums) leben, Patin für die Vielfalt und Inspiration des gesamten Albums.
Die neue CD wird live auf einer Tour präsentiert: Bremen 03.06. | Berlin 11.06. | Dresden 12.06. | Baden Baden 14.06. | Hannover 17.06. | Hamburg 18.06. | Nauen 26.06. | München 04.07.
… und weitere Projekte
Im nächsten Jahr wird eine weitere CD von ihr veröffentlicht, es handelt sich um das Projekt mit einem Streichquartett: Maria Baptist & the Cosmopolitan Strings.
Beim internationalen Jazzfestival auf Island wird sie im August 2010 die Reykjavik Bigband leiten.
Und im Jahr 2011 wird Maria Baptist das Bundesjugendjazzorchester mit ihren Kompositionen leiten. Sie ist damit die erste Frau, die diese Leitung übernimmt.
Das BuJazzO, das Jugendjazzorchester der Bundesrepublik Deutschland, wurde 1987 auf Anregung des Deutschen Musikrates gegründet und von Anfang an bis ins Jahr 2006 von Peter Herbolzheimer geleitet. Seitdem wechselt die künstlerische Leitung halbjährlich zwischen renommierten Dirigenten.
Das Bundesjugendjazzorchester ist die wichtigste Fördereinrichtung für junge JazzmusikerInnen in Deutschland, die sich auf der Schwelle ins musikalische Berufsleben befinden. „Ohne das BuJazzO wäre ich heute nicht da, wo ich bin“, so das Fazit von Trompeter Till Brönner, der von 1988-91 im BuJazzO spielte. Im BuJazzO spielen immer die besten JazzmusikerInnen der aktuellen Szene. Es gilt unter Jazzern als Eintrittskarte auf die großen Bühnen der Welt. Mitgliederinnen des Bujazzo (in der Mehrzahl Sängerinnen mit wenigen Istrumentalistinnen) waren beispielsweise Sascha Cohn, Susanne Folk, Laia Genç, Julia Hülsmann, Anja Krabbe und Céline Rudolph.
Im Folgenden drucken wir Auszüge eines Berichts und Interviews, die im Dezember 2009 in der ersten Ausgabe von „humboldt chancengleich“ erschienen, herausgegeben von der Zentralen Frauenbeauftragten der Humboldt Universität Berlin.
Als Mitglied einer höchst musikalischen Familie, die neben Komponisten und Orchestermusikern auch Akkordeonspieler und traditionelle Swing-Pianisten zu ihren Mitgliedern zählt, hatte sie von Anfang an die Möglichkeit, diverse Musiktraditionen zu entdecken und darin ihre eigene künstlerische Stimme zu finden. Mit fünf Jahren begann sie, Klavier zu spielen, später erhielt sie Theorie- und Kompositionsunterricht, und schon mit elf Jahren wusste sie, dass sie unbedingt professionelle Musikerin werden wollte. Mit 14 Jahren, so berichtete sie in einem Interview mit Susanna Binas, sah sie zusammen mit ihrem Vater eine Fernseh-Übertragung eines Tschaikowsky-Wettbewerbs; die Kamera zeigte den Zusammenschnitt von jeweils etwa drei Takten der insgesamt zehn Pianisten, als sie dasselbe Stück aus Bachs Wohltemperiertem Klavier spielten. Baptist, damals nur in klassischer Musik ausgebildet, erschrak über die absolute Gleichheit des Spiels, und
wusste sofort, dass sie sich nie in solch eine „Zwangsjacke” stecken lassen würde.
1990 begann sie, Klassik und Jazz-Piano an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin zu studieren, doch die Suche nach Freiheit brachte sie noch vor dem Studienabschluss zunächst nach New York, zur New School, wo sie zwei Jahre lang von der freien, vielfältigen, chaotischen Künstlerszene dort fast zu fasziniert war, um zu schlafen. “Die Sonne ging auf,” so Maria Baptist wörtlich. 1995 kehrte sie an die HfM „Hanns Eisler“ zurück, wo sie sofort ihr Klavierabschlussexamen bestand und direkt danach mit einem weiteren Studiengang begann – diesmal klassische Komposition bei Wolfram Heicking, der extra den Ruhestand verließ, um sie als letzte Studentin anzunehmen. 1996 erhielt sie parallel einen Lehrauftrag für Jazz und hat sich damals noch gewundert, wie wenige weibliche Studierende und Lehrkräfte um sie herum zu finden waren.
Inzwischen begann die Welt, aufmerksam auf Baptist zu werden. 1992 war sie die zweite Preisträgerin beim Internationalen Piano-Improvisationswettbewerb in Litauen, 1994 erhielt sie Stipendien und Kompositionsaufträge des Berliner Senats. Dazu kamen 1995 und 1996 Preise beim Nachwuchs-Komponisten-Wettbewerb des Hessischen Rundfunks in Frankfurt/Main, die zu Aufträgen als dortige Gastdirigentin führten, sowie ein Sieg beim Leipziger Jazznachwuchsfestival 1996, wo sie als „die Entdeckung des Festivals“ gefeiert wurde. Danach spielte sie zum ersten Mal auf großen Festivals, so bei den 20. Leipziger Jazztagen mit ihrem Trio auf einer Opernbühne und bei „jazz across the border“ im Haus der Kulturen der Welt in Berlin. „Maria Baptist,“ schrieb die Zeitung Neues Deutschland im September 1996, „mit ihrem Trio und ihren originalen Kompositionen, ist der Neue Stern des Deutschen Jazzhimmels.“
Ebenso glänzend waren die Kritiken über ihre CDs – so über das 2000 erschienene Album Crazy Dreams, über das sich die amerikanische Komponistin Maria Schneider folgendermaßen äußerte: „Ihre Musik ist ein Geschenk, durchdrungen von Kreativität, Kraft, Gefühlen, Generosität und Wärme, die sich auch in ihrem ganzen Lebensstil widerspiegeln.“ 2006 wurden bei ihrer CD „Music for my Trio“ und dem Solo-Album „Sometimes Alone“ keineswegs nur ihre technische Virtuosität, sondern auch die Kreativität und Vielschichtigkeit ihrer Tonsprache gelobt – die „seltene organische Mischung aus der Freiheit des Jazz und der Komplexität der Klassik“ – so Mauretta Heinzelmann im NDR. Ulf Drechsel, der Chefredakteur Jazz im rbb, betonte 2007, „ihr geht es immer um den ganz individuellen Ausdruck, um eine eigene unverwechselbare Sprache als Pianistin, Komponistin und Arrangeurin. “Auch die Pierrot Lunaire CD, gegen die Arthur Schönbergs Tochter einen Boykott zu organisieren versuchte, wurde als „frappierend und fesselnd“ und als „eine heikle Idee, die überraschend gut funktioniert“ gelobt. Maria Baptist hat es also geschafft, ihre eigenen Regeln zu schreiben.
Heute teilt Baptist ihre Zeit weiterhin zwischen mehreren musikalischen Projekten auf und bleibt zugleich immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen, um nichts in Gewohnheit versinken zu lassen. „Man muss Visionen haben“, sagte sie mir, „du musst selbst sagen, womit du dich beschäftigst, und warum.“ Seit 2001 unterrichtet sie als Gastprofessorin an der HfM „Hanns Eisler“ Komposition, Jazztonsatz, Arrangieren und Improvisation – darunter auch einen Anfängerkurs in Improvisation, der sich insbesondere an Klassik-Musiker und -Musikerinnen richtet. Zuhause im Grünen – in Pankow – komponiert sie in Ruhe und tankt jene Energie auf, die sie braucht, um etwa ein Viertel jeden Jahres auf Konzertreisen überall auf der Welt zu verbringen. Demnächst plant sie u. a. eine Aufnahme mit der Reykjavik Big Band, die nächstes Jahr erscheinen wird.
Sie versucht immer wieder, neue Ausdrucksformen in der Kunst zu erobern, und freut sich über das breite Spektrum an Klangfarben und Energien, die heute für Künstler/innen zur Verfügung stehen. Als ich sie fragte, ob sie sich als Jazz-Musikerin definiere, antwortete sie. „Doch, ich bin Jazz-Musikerin, denn im Jazz habe ich die Freiheit gefunden, die ich suche. Aber wo auch immer ich diese Freiheit finde, möchte ich sein. Ich genieße die Herausforderung, unterschiedliche Musiker zusammenzubringen. Ich lasse mich von dem Leben an sich inspirieren. Wie später alles definiert wird, ist für mich nicht so relevant.“
Autorin: Jaime McGill
„Nicht verzagen!“
Interview mit Maria Baptist
Grynet Kleiner: Wie haben Sie Ihr Studium erlebt? Spielte Ihr biologisches Geschlecht während des Studiums eine Rolle?
Maria Baptist: Da ich selbst aus einer Musikerfamilie komme, war für mich die Tatsache, dass ich als Mädchen in der Musikausbildung war, kein Thema. Das war selbstverständlich. In meinem Studium waren wesentlich mehr Männer als Frauen anzutreffen. Im Instrumentalbereich findet sich oft eine Mentalität der Konkurrenz und so fühlte ich mich dabei etwas einsam auf weiter Flur, weil im Jazz-Bereich weniger Frauen studierten als Männer. Das bezog sich nicht nur auf die Studierenden, sondern auch auf die Lehre, da ich überwiegend von männlichen Dozenten unterrichtet wurde und ich es immer schade fand, dass nur wenige Frauen im Lehrkörper tätig waren.
Vergleichen Sie bitte die Situation der heutigen Studentinnen mit den Zeiten als Sie selbst Studentin waren aus Sicht der Gastprofessorin an der Hochschule für Musik „Hanns-Eisler“. Ist eine Entwicklung festzustellen?
In bestimmten Studiengängen ist eine Entwicklung festzustellen. Im klassischen Bereich gibt es mittlerweile eine wesentlich größere Anzahl von Frauen, in vielen Bereichen eine paritätische Verteilung. Es gibt sogar Fächer wie Harfe oder Klavier, die in der Regel mehr Frauen als Männer studieren. Dies ist eine erfreuliche und positive Entwicklung in den letzten Jahren. Das heißt nicht automatisch, dass Frauen in den großen Orchestern mehr Stellen haben als Männer. Einer meiner Studenten versucht gerade, ein 13-köpfiges Orchester zusammenzustellen und wünscht sich einen 50/50 Geschlechteranteil. Aber er findet nicht genügend Frauen. Das spricht dafür, dass in der alltäglichen Praxis der Musikwelt Gleichstellung noch lange nicht hergestellt ist.
Im Jazz-Bereich gibt es inzwischen mehr weibliche Studierende, ebenso bei den Bläsern, aber den Hauptanteil stellen nach wie vor männliche Studierende. In meiner Tätigkeit als Gastprofessorin im Direkt-Kompositionsbereich habe ich ausschließlich männliche Kollegen. Auch bei den Studierenden gibt es wesentlich mehr Männer als Frauen. Schon bei der Aufnahmeprüfung erscheinen prozentual mehr Männer als Frauen. Ich als Feministin wünsche mir natürlich, dass auch häufiger Frauen kommen, die qualitativ ein gutes Niveau haben. Aber da sind noch nicht alle Messen gesungen. Das braucht Zeit und ist lange noch nicht ausgeglichen.
Glauben Sie, die Ursachen dafür zu kennen?
Gerade die Domain Komposition ist historisch gesehen stark männlich besetzt. Es sind meist Männer, über die wir reden. Fanny Hensel und Clara Schumann sind wirklich mehr oder weniger die rühmlichen Ausnahmen. Insbesondere das Komponieren und der Mythos Genie ist doch nach wie vor stark männlich besetzt. Es braucht Zeit und Mühe, sich im Berufsleben durchzubeißen und hat überhaupt nichts mit Begabung oder Veranlagung zu tun. Sich nicht so schnell demotivieren zu lassen, fällt vielen Frauen doch sehr, sehr schwer. Wenn man sich umguckt und fast keine Frauen als Identifikationsfiguren bzw. als Vorbilder hat, wird es ein schwieriges Einzelgängerdasein, das sich viele Frauen nicht für ihr ganzes Leben vorstellen wollen. Wenn man zurückguckt in vergangene Jahrhunderte, war es für Frauen jedoch wesentlich schwerer, denn die Rollenverteilungen waren klassisch klar definiert und es war nett, wenn die Frau zu Hause ein bisschen Klavier spielen konnte und durfte, aber es hatte nichts mit einer professionellen Ausbildung und Karriere zu tun.
Es war für Sie als Frontfrau einer Jazzband sicher nicht ganz leicht. Welche Hürden begegneten Ihnen?
Mit 19 hatte ich ein tolles Quartett und wir hatten einen ersten richtig tollen Gig außerhalb Berlins. Wir sind dort angereist und der Veranstalter begrüßte mich mit den Worten ‚Ach, Sie sind ja bestimmt die Sängerin’, worauf ich verneinte, und er dann vermutete, ich sei die Freundin des Schlagzeugers. Ich verneinte wiederum und sagte, ich sei die Pianistin und im Übrigen die Chefin der Band. Woraufhin er verstummte und es ihm sichtlich peinlich war. Aber zu dem Zeitpunkt hatte das Ensemble noch nicht meinen Namen. Dies war aber der Auslöser, die Band, in welcher Konstellation auch immer, nach mir zu benennen. Dann wissen die Veranstalter zumindest, dass eine Frau kommen wird. Es muss sich in den Köpfen, in den Bildern etwas ändern, weil man als Frau sonst irgendwann frustriert ist, wenn man sich nicht als gleichwertige Ansprechpartnerin, als gleichwertige Musikerin aufgenommen bzw. wahrgenommen fühlt.
Gestaltet sich das Leben als Jazz-Musikerin heute einfacher? Was ist heute anders?
Ich bin in den 90er Jahren nach New York gezogen und habe im Vergleich festgestellt, dass dort wesentlich mehr Frauen in der Szene aktiv waren. Das hat mich sehr ermutigt und motiviert. Ich habe gemerkt, wie wichtig das Gefühl ist, eingebunden und nicht so ganz alleine zu sein. Das hat nichts damit zu tun, gegen Männer zu sein. Überhaupt nicht. Es ist eher ein Gruppengefühl und ein sich Aufgehobenfühlen in einem Ensemble, als ausschließlich die einzige Frau zu sein. Das geht los mit der Garderobe oder im Bandbus. Als Frau ist man froh, eine andere Frau zu haben, mit der man sich über ein paar Themen austauschen kann. Ich denke, dass die Anzahl der Frauen international gesehen in der Szene der Musikwelt wesentlich höher geworden ist, was sehr erfreulich und positiv ist. Aber es gibt nach wie vor ein paar Bereiche, die stark von Männern dominiert werden. Durch deren ausgeprägtes Macho-Gebaren haben es Frauen dort wirklich sehr, sehr schwer. Ich kann immer nur sagen, sie sollen dran bleiben, sich nicht unterkriegen lassen und nicht an ihrer Qualität zweifeln. Das passiert ganz oft und aus Frustration erfolgt dann ein Rückzug. Aber das sind Sozialstrukturen, die über lange Zeiträume gewachsen sind und die erst durchbrochen werden müssen. Dafür braucht es Mut.
Am Jazz-Institut der Hochschule für Musik „Hanns-Eisler“ ergibt sich ein ungleiches Bild: Außer im Bereich Gesang finden sich nur sehr wenig Studentinnen. Dasselbe trifft für Dozentinnen zu. Woran liegt das?
Man muss sich das so vorstellen: Wenn es um eine Ausschreibung einer Stelle geht, und die ganze Kommission, aufgrund der Tatsache, dass der Lehrkörper bis auf eine Gesangsprofessorinnen und eine Gastprofessorin, nur aus Männern besteht, hat die Auswahl oft nur irrationale Gründe. Die Männer suchen sich erst mal ihre Männer aus. Hierbei handelt es sich um eine Rang- und Hierarchiegeschichte. Wenn sich das vorgefasste Bild in der Kommission nicht ändert, dann kommen Frauen im nachfolgenden Verlauf des Auswahlverfahrens gar nicht dazu, eingeladen zu werden, ausgenommen die Frauenbeauftragte bemüht sich intensiv um die Einladung von Frauen. Ich glaube oft, dass Gleiches Gleiches sucht und sich anzieht. In so einer Kommission gibt es die gedanklichen Klischees: Frauen sind schwierig oder zickig, neigen zu Eifersüchteleien. Aber das Problem ist insgesamt sehr komplex und gar nicht in zwei Sätzen zu erklären. Das sind Entwicklungsprozesse, die nichts mit Musik zu tun haben. Hierzu bedarf es einer grundsätzlichen Veränderung.
Welche Musikerinnen konnten sich, neben Ihnen natürlich, einen Namen machen?
Klar, viele Amerikanerinnen konnten das. Eine meiner großen Vorbilder, inzwischen auch sehr gute Freundin, ist Maria Schneider aus New York, Big Band Komponistin und Arrangeurin. Sie hat als wirklich weltweit inzwischen anerkannte Bigband-Leiterin bereits Grammies gewonnen. Ganz, ganz konsequent und ganz diszipliniert hat sie ihre Sachen, ihre eigene Musik verfolgt und es mit einem unglaublichen Durchhaltevermögen auch wirklich geschafft! Dann gibt es einige, wirklich hervorragende Instrumentalistinnen, alteingesessene wie die Pianistin Carla Bley oder die Trompeterin Ingrid Jensen. Aber es gibt natürlich auch in Europa einige tolle Frauen. Leider aber sind sie nach wie vor, wenn man jetzt einmal den Gesangsbereich ausklammert, immer noch ein bisschen die Ausnahme. Also, nennen kann ich zum Beispiel Caroline Carrington, die Schlagzeugerin. Es gibt schon einige Frauen, aber eben doch noch eher vereinzelt.
Was können Sie Studentinnen mit auf den Weg geben?
Allen Studentinnen kann ich wirklich nur raten, dran zu bleiben und nicht aufzugeben. Emsig und diszipliniert zu sein, sich nicht entmutigen zu lassen, da es immer ein paar Rückschläge gibt. Nicht verzagen und sich MitstreiterInnen suchen, bei denen man das Gefühl hat, es ist völlig in Ordnung, dass Frau Frau ist. Sehen, dass man seine Visionen verfolgt, und diese auch erst mal herausfindet. Das ist ganz wichtig für das eigene Leben, denn dann macht es auch mehr Spaß. Gucken, wie komme ich mit bestimmten Sachen weiter, wie kann ich ständig mein Niveau steigern und einfach neugierig bleiben. Neugierig auf das Leben bleiben, reisen, neue Sachen entdecken. Das sind alles Punkte, die ich in meinem Leben täglich aufs Neue versuche zu erweitern und zu entdecken. Das ist auf alle Fälle ein Weg, bei dem man das Gefühl hat, dass man das Leben lebt und jeden Tag ein Stückchen weiter kommt.
Herzlichen Dank für das Interview!
Die Autorin Grynet Kleiner, Stellvertreterin der Zentralen Frauenbeauftragten, führte das Interview im Juli 2009.
PREISE & AUSZEICHNUNGEN
Internationaler Kompositionswettbewerb des Danish Radio Jazz Orchestras | Kopenhagen | Preisträgerin beim
Thad Jones Composers Competition | 2000
rbb Radio Kultur wird Koproduzent diverser CD-Produktionen | 1999, 2003, 2005, 2009
Dirigentenwettbewerb des NDR | Förderpreis | 1998
Stipendium des Berliner Senats für die Erarbeitung einer Bigband-Suite | 1998
Kompositionspreis beim Bigband Wettbewerb des Hessischen Rundfunks | Frankfurt/Main | 1996
Jazznachwuchswettbewerb | Leipzig | 1.Platz | 1996
Kompositionsauftrag für Bigband des Berliner Senats | 1996
Kompositionspreis beim Bigband Wettbewerb des Hessischen Rundfunks | Frankfurt/Main | 1995
Förderung des Berliner Senats aus dem Künstlerinnenprogramm für das Studium in New York | 1995
Stipendium des Berliner Senats für ihr Studium in New York | 1994
Internationaler Klavier-Improvisationswettbewerb | Vilnius/Litauen | 2. Platz | 1992
CD’s
Maria Baptist Trio – Spring in Berlin, 2010
Maria Baptist & Telmo Pires – Sinal, 2009
Opus 21, Arnold Schönberg plus Jazz Interludes, 2008
Maria Baptist Trio – Music for my Trio, 2007
Maria Baptist – Sometimes Alone, 2006
Maria Baptist Trio – Crazy Dreams, 2000
Wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung aus „humboldt chancengleich“
http://gremien.hu-berlin.de/frb/publ
Copyright: Redaktion MELODIVA
Autorin: Hildegard Bernasconi
31.05.2010