03. – 06.11.2022 Jazzfest Berlin

Das Jazzfest Berlin kehrt nach zwei hybriden Festivals zurück in den „physischen Resonanzraum des Hier und Jetzt“. Dieses Jahr ist das Ziel der Veranstalter*innen, Jung und Alt, Tradition und Erneuerung, Kontinuität und Bruch sowie eine Pluralität an Kulturen zu vereinen und somit ein Zeichen gegen Kriegspropaganda zu setzen. Junge Künstler*innen wie die Pianistin Kateryna Ziabliuk, die Sängerinnen Maryana Golovchenko  und Olga Kozieł oder die Musiker*innen Sanem Kalfa, George Dumitriu und Joachim Badenhorst stellen dabei unter Beweis, dass sich Tradition am besten nicht durch Abgrenzung nach außen und Konservierung nach innen, sondern im kulturellen Dialog und durch Offenheit für Veränderung am Leben erhalten lässt. Darüber hinaus werden etablierte Größen der US-amerikanischen Avantgarde-Szene wie Craig Taborn, Kris Davis, Hamid Drake, Tomeka Reid oder Matana Roberts auftreten. Ebenfalls vertreten sind Improvisationsmusiker*innen von Estland über Norwegen, die Niederlande bis hin nach Portugal und Griechenland wie Kirke Karja, Mette Rasmussen (Foto: Francesco Saggio), Sun-Mi Hong oder Evi Filippou. Infos

 

04. – 06. 11. 2022 Playground-Festival Weimar

„The Glory of the Kitchen” ist das diesjährige Motto des Playground-Festivals in Weimar. Passend dazu präsentieren The Playfords ihr neues Programm „Garlic and Onions“ und das Ensemble all‘ improvviso aus Halle präsentiert eine Improvisation in historischem Stil zum Thema Schokolade. Neben den Konzerten kann man sich dieses Jahr auch auf Workshops und Jam Sessions mit Alter Musik, Tanz und historischer Improvisation freuen. Infos

 

05. – 20. 11. 2022 KlezMORE Festival Vienna

Das seit 2004 bestehende KlezMORE Festival behandelt die jüdische Musik und Kultur mithilfe von Konzerten, Stummfilmen und Workshops und schafft somit Grundlagen für vielfältige Dialoge. Isabel Frey eröffnet das Festival mit jiddischen Revolutions- und Widerstandsliedern. Außerdem kann man sich musikalisch auf STEVE GANDER & FRIENDS feat. SISTAS CHOR freuen, wie auch auf den Wiener jüdischen Chor, dessen Repertoire traditionelle Melodien ebenso wie Hits des jiddischen Theaters und Films oder Widerstandslieder umfasst und dessen Mitglieder jüdisch und nicht-jüdisch sind. Ebenso begeistern Regina Außerwöger, BABA YAGA, Ethel Merhaut & Band (Foto: Mato Johannik) und Niki Jacobs mit musikalischen Darbietungen. Infos

 

09. – 13.11.2022 Trans4JAZZ-Festival Ravensburg

Das Trans4JAZZ-Festival bietet seit 2004 jährlich ein Programm mit nationalen und internationalen Jazz-Künstler*innen. Auch dieses Jahr wird wieder ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt. Vertreten sind unter anderem Lady Blackbird (Foto), aus den USA mit Jazz-Gesang, Yilian Cañizares mit kubanischen Rhythmen, Jazz und Klassik und der Jazzchor Freiburg & Band mit vielstimmigen Jazz-Gesang. Infos

 

 

09. – 23.11.2022 rejazz Festival Berlin

Das rejazz-festival präsentiert in seiner 3. Ausgabe Musik von Bands, die von „female bandleaders“ geleitet werden. Das Ziel des von der Sängerin Jacobien Vlasman kuratierten Festivals ist es zu zeigen, dass Musik genderunabhängig ist und für sich steht. Von kammermusikalischem über contemporary Jazz bis hin zu experimentellem Jazz und elektronischen Klängen ist alles dabei. An drei Abenden (9., 16. und 23.11.) zeigt das Festival im A-Trane spannende Projekte wie das MOVE String Quartet um die Cellistin Susanne Paul, das mit einem Mix aus Alter und Neuer Musik, aus Indie-Rock und zeitgenössischem Jazz begeistert. Das Eva Klesse Quartett (Foto: Geraldine Hutt) hat die Improvisationsmusik seines neuen Albums „Songs Against Loneliness“ im Gepäck. Am zweiten Abend stehen das Quintett Archiotíc, ein Projekt der Violinistin Fabiana Striffler, und die Band der Sängerin Mirna Bogdanovic auf der Bühne. Ihr Debütalbum wurde 2021 mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet und steht auf der Bestenliste der Deutschen Schallplattenkritik. Den Schlusspunkt setzen das Quartett Hollywood Isn’t Calling der in Berlin lebenden, israelischen Sängerin Efrat Alony und die Band Virtual Leak der Kölner Trompeterin Heidi Bayer. Infos

 

11. – 13.11.2022 Liederszene – Kennenlern- & Workshopwochenende Leipzig

Der Verein Leipziger Liederszene veranstaltet dieses Jahr zum ersten Mal einen offenen Raum für Begegnung, Musik und Diskussion für Menschen, die rund um das Lied arbeiten. Von Freitagabend bis Sonntagmittag treffen sich Songwriter*innen, Chansonniers, Musikschaffende und Neugierige zum Hören, Austauschen, Lernen und zum gemeinsamen Musizieren. Der Freitagabend wird mit einer offenen Bühne begonnen mit Maria Schüritz, Ingeborg Freytag, Masha Potempa und vielen anderen. Am Samstag stehen verschiedene thematische Workshops zur Wahl: Instrumentenpflege und -reparatur, Tontechnik für Einsteiger*innen und Diskussionen zu Feminismus und Frauen in der Musikbranche. Der Sonntag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück. Darauf folgen Workshops zu Presse- und Medienarbeit und psychischer Gesundheit im Musikbusiness. Eine gemeinsame Abschlussrunde fasst die Inspirationen und Erkenntnisse des Wochenendes zusammen und gibt einen Ausblick auf Kommendes. Infos

 

11. – 12.11.2022 LISTEN TO MUNICH. pop.culture.summit München

Die Feierwerk Fachstelle Pop – die Anlaufstelle zur Förderung, Vernetzung und Interessenvertretung der popkulturellen Szenen in München unterstützt und berät Musiker*innen, Bands, Künstler*innen und alle weiteren Akteur*innen im Popgeschehen der Stadt. Vom 11.-12.11.2022 veranstaltet sie mit Koop-Partner*innen eine Pop-Konferenz für München zum Netzwerken, Denken und Diskutieren, mit Panels, Workshops, Foren, Impulsen, Speed-Dating, Demo-Listening Sessions, Konzerten u.v.m. Es geht um kulturelle Vielfalt, safes Feiern, Diversität, Kohle, Social Media und mehr und ihr bekommt die Gelegenheit, die vielen Akteur*innen des Münchner Musik- und Nachtlebens – andere Musiker*innen, Veranstalter*innen, aber auch Behördenvertreter*innen, Business-Expert*innen, Kulturpolitiker*innen, Kollektive usw. kennenzulernen und euch über Förderungen zu informieren. Beim Panel „Problemkind Popkultur – Musik im Spannungsfeld von Alphamännern, Popsternchen und Heimatgefühlen“ reden Expert*innen wie die DJ Crew Busy Bandulu Sound (Foto: Feierwerk) und die Musikerin und Aktivistin Sookee über tradierte Rollenbilder, Oberflächlichkeit und kulturelle Aneignung. GIRLS* GET SHIT DONE und musicBYwomen* veranstalten ein Panel + Q&A + Ask Me Anything Sessions + Netzwerken am Samstag von 11-14 Uhr, um mit den alteingesessenen Strukturen der Geheimniskrämerei zu brechen. In dieser Session erfährst du von vier Frauen* aus der Musikbranche alles, was du wissen möchtest. Diese Session richtet sich an FLINTA*-Personen innerhalb der Musikbranche aus den Bereichen Management, Booking und Label, die sich organisatorisch und geschäftlich professionalisieren wollen. Insbesondere Berufseinsteigerinnen* sind herzlich willkommen. Nur mit vorheriger Anmeldung per Mail oder vor Ort am Welcome Desk. Infos

 

12.11.2022 Ettlinger Folknacht

Am Samstag, den 12.11.2022 findet die 13. Ettlinger Folknacht mit Folkmusik aus Deutschland, Zentralfrankreich und der Bretagne statt. Zu Gast sind Deitsch mit traditionellen Liedern und Tanzmusik aus Deutschland, das Sextett Eben mit bretonischer Folkmusik und Cadène mit Tanzmusik aus verschiedenen Regionen Frankreichs. Infos

 

12. – 14.11.2022 KLAENG Festival Köln

Das KLAENG Jazzkollektiv präsentiert dieses Jahr die 13. Ausgabe des KLAENG Festivals, welches sich dieses Jahr durch seine stilistische Bandbreite auszeichnet. Zu hören und zu sehen sind dieses Jahr Künstler*innen aus aller Welt und grundverschiedenen Musikwelten. Auf dem vielfältigen Programm des Festivals stehen dieses Jahr unter anderem Soundtrips NRW feat. Andria Nicodemou, Golnar Shahyar Quartett, Johanna Summer Solo (Foto) und Enso: Strings & Percussion. Infos

 

19.11.2022 World Drum Festival Popakademie Mannheim

Beim World Drum Festival treffen sich jährlich im November Schlagzeuger*innen und Perkussionist*innen aus verschiedenen Weltkulturen an der Popakademie, um Musik zu machen, sich auszutauschen und zu netzwerken. In einer Mischung aus Workshops, Masterclasses, Panels und Konzerten stellen sich Weltklasse-Solist*innen einem interessierten Fachpublikum vor. Sie zeigen, was derzeit Stand der Dinge in der internationalen Drum- und Percussionszene ist. Im Jahr 2022 findet das Event bereits zum achten Mal statt. Mit dabei sind international bekannte Musiker*innen wie Anika Nilles (Foto) mit ihrer Band Nevell und Joannie Labelle. Infos

 

20.11. – 27.11.2022 Fluid Realities! Köln

Mit FLUID REALITIES präsentiert FRAU MUSICA NOVA eine neue Ausgabe des gesellschaftspolitischen Musikfestivals, in dem futuristische Stimmen und utopische Klanglandschaften in inszenierten Musikperformances und hybriden Formaten ein transdigitales Spektrum fluider Bühnenrealitäten aufzeigen – an insgesamt 7 Tagen, im Netz und auf der Bühne im Kölner Stadtgarten. FMN (FRAU MUSICA NOVA) präsentiert zukunftsweisende Komponist*innen, Performer*innen und Interpret*innen, die mit ihrer künstlerischen Sprache eine Konfrontation mit Gegenwart und Gegenwärtigem evozieren. Im Mittelpunkt steht dabei der experimentelle Umgang mit Musik sowie ihre Wechselwirkung mit Medien, Performance und Theatralität. FMN lotet Grenzen aus, erweitert kontinuierlich das Spektrum transmedialer Produktionen und spricht sich für die Überwindung der Grenzen von Genre und Gender aus. Die diesjährige Festivalausgabe startet mit dem jungen Freiburger Ensemblekollektiv s c o p e, das mit GL;TCH in futuristische und musiktheatrale Sphären entführt. Im zweiten Live-Konzert des Festivals präsentiert das Kölner Ensemble Garage mit „DARK LIGHT“ Werke der Komponist*innen und Performer*innen Bára Gísladóttir und Laure M. Hiendl. Das Programm bewegt sich fließend zwischen unterschiedlichen kompositorischen Sprachen und kombiniert klassische Kammermusik mit Improvisation, Elektronik und Video. Ebenfalls vertreten ist die Künstlerin AMET (Foto), die exzentrische, verwegene und gewagte Musik als moderierte digitale Audioshow präentiert. Ihr Sound versteht sich als Reflexion über Race, kulturellen Background, Gender und Spiritualität. Infos

 

24. – 26.11.2022 Blue Bird Festival Wien

„Die Welt 2022 ist eine andere als die, die wir kannten. Musik ist einerseits eine Konstante, ein Seelentröster, eine erhebende Macht in dunklen Zeiten. Und andererseits Spiegel der Geschehnisse, Trägerin und Überträgerin dessen, was gerade um uns herum passiert. Auf jeden Fall aber auch eine Kraft, die Menschen zusammenbringt und Freude und Inspiration spendet“, schreiben die Veranstalter*innen des jährlichen Clubfestivals im Porgy&Bess in Wien. Das Festival der Vienna Songwriting Association präsentiert drei Tage lang unterschiedlichste Vertreter*innen des Singer-/Songwriter-Genres und ihre sehr verschiedenen Zugänge. In diesem Jahr könnt ihr euch auf das Wiener Ensemble Alpine Dweller freuen, das mit Cello, Viola, Harfe, Gitarre, Ukulele, Maultrommel und drei Stimmen in einer Mischung aus Indie und Kammermusik neue spannende Wege beschreitet. Mit dabei ist außerdem die Singer-/Songwriterin aNNika mit poetischen Songminiaturen, die mal sommerlich-sanft, mal skurril klingen. Neben diesen und weiteren Bands aus Österreich werden internationale Künstler*innen wie Clara Mann aus Bristol und Julia Odell aus New Orleans erwartet. Das britische Kollektiv Black Country, New Road (Foto: Holly Whitaker) verbindet Kammermusik mit Art- und Post-Rock. Sie sind bekannt dafür, dass die Songs live jedes Mal anders klingen. Infos

Titelbild: Jazzfest Berlin

Autorin: Delia Brauburger

Los ging es im voll besetzten Saal – die Studierenden hatten Anwesenheitspflicht – mit Livemusik von Simona Miranda (Foto: Alex Münch). Die Musikproduzentin, Singer-/Songwriterin und Popakademie-Studentin Simona Miranda Melzer verarbeitet den Sound analoger und modularer Synthesizer mit organischen Klangflächen und sphärischen Gesangsmelodien. Die Musik ist Teil einer audiovisuellen Gesamtinszenierung, sie wurde in diesem Jahr als „Newcomer Artist 2019“ durch das Roundhouse in London ausgezeichnet. Beim zweiten Stück kam Lucy.Dye, ebenfalls Studentin im Fachbereich Popmusikdesign mit dem Schwerpunkt Singer-/Songwriter, dazu.

Panel 1: Gender Balance in der Live-Musik

Nach der Begrüßung durch den Popakademie-Geschäftsführer Prof. Udo Dahmen ging es denn auch schon los. Martin Müller, Gründer des Queer-Festivals Heidelberg und Programmmacher des Karlstorbahnhofs, hielt eine Impulsrede, in der er davon erzählte, wie sie als Festivalmacher*innen zuerst belächelt worden seien. Solange Deutschland im Gender Pay Gap-Ranking von Platz 5 (2006) auf Platz 14 (2014) abgerutscht sei und eine Künstlerin wie Lizzo einen Style-Award bekäme, bliebe noch viel zu tun. Musik sei besonders in der Lage, gesellschaftliche Veränderung anzustoßen. 

Von links: Linus Volkmann, Fiva, Elena Witzek, Zora Brändle, Cäthe, Mine (Foto: Alex Münch)

Das erste Panel „Gender-Balance in der Live-Musik“ bestritten die Musikerinnen Mine, Cäthe und Fiva sowie die Veranstalterin Zora Brändle (u.a. Maifeldderby) und der Autor und Musikjournalist Linus Volkmann. Letzterer hatte 2018 mit seinem offenen Brief an das Hurricane Festival die Diskussion über die mangelnde Präsenz von Frauen auf großen Festivals losgetreten. Ein häufig verwendetes Argument sei ja, sagt die Moderatorin Elena Witzeck (FAZ), dass die Künstlerinnen* nicht genug Publikum zögen. Einig sind sich die Diskutierenden, dass die Veranstaltungsteams irgendwann einmal damit anfangen müssten, Frauen* auf die Bühne zu bringen, damit sie bekannter werden. Von nichts komme eben nichts!

Dann berichten die Musikerinnen auf dem Podium von ihren Erfahrungen. Mine wurde z.B. lange nicht für Festivals gebucht. Erst seitdem der Diskurs über männlich dominierte Line-Ups mehr in den Fokus gerückt ist und den Booker*innen Druck gemacht hat, wird sie auf Festivals eingeladen. Fiva wurde immer nur als „rappende Frau“ zu Panels eingeladen und nie nach ihrer Musik gefragt. Sie sei aber seit langem im österreichischen Radio gespielt worden, darum sei es für sie kein Problem, für österreichische Festivals gebucht zu werden. Zora Brändle hat 2017 das Netzwerk Delta Frauen*: Stammtisch Frauen in der Kulturwirtschaft Rhein-Neckar gegründet, um weibliche* Acts sichtbar zu machen und neue Ideen zu schmieden. Auf die Frage in die Runde, ob sie Musikerinnen-Stammtische gut fänden, sagte Mine, dass sie solche meide, weil sie in Nischen nicht ihren eigenen und den Horizont der Anderen erweitern könne.

In der Pause suche ich das Gespräch mit Prof. Udo Dahmen. Er beschreibt, dass es im Vorfeld gar nicht leicht gewesen sei, für das Programm so viele weibliche Akteure einzuladen; es habe an die 30 Absagen gegeben. Er vermutet, dass manche es leid sind, immer nur zu Gender-Themen eingeladen zu werden. Auf meine Frage, warum es so wenige Studentinnen in die Instrumentalklassen schaffen würden, meinte er, dass viele Bewerberinnen in der Aufnahmeprüfung regelrecht versagen. Sie seien gut, könnten das aber in der Prüfung nicht zeigen. Das Niveau sei sehr hoch und die männlichen den weiblichen meist überlegen. Dazu später mehr. Während unseres Gesprächs konnte das Publikum am Workshop „Producing“ von Novaa teilnehmen, Grundkenntnisse waren erforderlich.

Producing-Workshop mit Novaa (Foto: Alex Münch)

 

Panel 2: Gender Equality an den Musikhochschulen

Bei inhaltlich sehr ergiebigen Panel 2 stand die Frage „How can we create gender equality in higher popular music education?” im Mittelpunkt. Prof. Dr. David-Emil Wickström von der Popakademie sprach als Moderator zum einen mit Prof. Dr. Barbara Hornberger, die seit dem WS 2018/19 die Leitung der Popabteilung an der Hochschule Osnabrück innehat. Außerdem war Désirée Blank eingeladen, die als Sprecherin der neu gegründeten musicBWwomen auftrat und Popakademie-Absolventin im Fach Musikbusiness ist sowie die weibliche Hälfte des Electropopduos MADANII, Dena Zarrin (Vocals). Patsy Gilbert vom Leeds College of Music hatte sich leider krank gemeldet.

Von links: David-Emil Wickström, Dena Zarrin, Désirée Blank, Barbara Hornberger (Foto: Alex Münch)

 
Zu Beginn gab David-Emil Wickström ein paar Zahlen zum Frauen*anteil der Studierenden und Dozent*innen an der Popakademie in die Runde, wo mir vor allem der geringe Anteil an Frauen an den Instrumenten ins Auge stach. Anschließend berichteten die Gäste von ihren Erfahrungen. Barbara Hornberger nannte einen Anteil von ca. 25% Frauen im Fachbereich Pop der Hochschule Osnabrück, wovon fast alle Sängerinnen mit Nebenfach Klavier seien. Lange Zeit hätte es nur Gesangsdozentinnen gegeben, aber seit letztem Jahr hätten sie zwei Lehrbeauftragte im Bereich Schlagzeug- (Christin Neddens) und Producing (Consuelo Sternel) gewinnen können, und zwar durch gezielte Suche und nicht aufgrund einer Ausschreibung (!).

Désirée Blank erzählt von ihrer Zeit in den USA (bei der Agentur Three Six Zero Group in L.A.), dass sie viele Kolleginnen, aber nur männliche Chefs gehabt habe und dass frau gerade in den USA extrem hart auftreten müsse. Dena Zarrin vom Duo Madanii berichtet, dass sie an der Popakademie die einzige „performing artist“ am Gesang und die einzige gewesen sei, die sich bei der Bandbörse keine Band, sondern eine Produzentin gesucht habe. Sie bemängelte, dass es für sie im Studium keine Möglichkeit gegeben habe, die eigenen Fähigkeiten als Produzentin zu entwickeln; sie hätten einen Workshop für Frauen in Eigeninitiative organisiert.

Nach Best Practice-Beispielen und guten Ideen gefragt, erzählt Barbara Hornberger, dass sie mit ihrer Besetzungspolitik, die nach weiblichem Lehrpersonal schaut und damit mehr Role Models für Frauen bezweckt, auch erreichen will, dass die männlichen Studierenden andere Vorbilder als Lehrer*innen haben. Mit einem Coaching für Lehrkräfte möchte sie die Möglichkeit schaffen, die eigene Arbeit gendersensibel zu gestalten, d.h. das eigene Verhalten den Studierenden gegenüber zu hinterfragen, mehr Künstlerinnen in das Repertoire aufzunehmen, und z.B. auch zu schauen, wie sich männliche Coaches in Bands mit Frauen verhalten. Die oft gehörte Aussage, das Musikbusiness sei ein raues und Frauen müssten sich damit abfinden, halte sie für falsch. Männer befänden sich schon immer in ihrer gewohnten Umgebung, seien im Spielen in Bands ohne Leitung geübt, sie hätten ihren Platz bereits gefunden, Frauen müssten das erst nachholen. Außerdem hätten sie eine Veranstaltungstechnikerin im Haus, die getrennte Technikkurse für Frauen und Männer anbietet, was sehr gut angenommen würde. Einmal im Semester initiiert Hornberger einen Musikerinnen-Stammtisch, bei dem sich Studentinnen über Alltagsprobleme wie Kränkungen austauschen und vernetzen können. Sie versuche, auch mit den männlichen Kollegen über ihren Anteil am System zu sprechen, da sie der Meinung ist, dass diese Platz machen müssen. Frauen trauten sich oft nicht aus der Deckung.

Stand der musicBWwomen (Foto: Mane Stelzer)

Désirée von musicBWwomen – deren Träger offiziell die Popakademie ist, faktisch aber von Studentinnen getragen wird, die dort die Räumlichkeiten nutzen können – möchte Aufmerksamkeit für Frauen* schaffen, damit sie mehr gehört werden. Benachteiligungen geschähen nämlich häufig nicht mit böser Absicht, es sei daher wichtig, Situationen benennen zu können und Sprachrohre zu schaffen. Mit ihrer Konzertreihe „Club Of Heroines“ präsentieren und unterstützen die Macherinnen weibliche* musikalische Projekte und bringen Musikerinnen* und gemischte Bands (von Frauen geleitet oder 50/50%) auf die Bühne. Des Weiteren sei ein Mentoring-Programm auch für Männer angedacht. Außerdem erzählt sie von einem Karrierefördernetz für Frauen, das sich gezielt an Studentinnen kurz vor dem Abschluss richte und an 5 Wochenenden in 18 Monaten zu verschiedenen Themen wie Führung, work & life balance usw. ein Mentoring anbietet.

David-Emil Wickström präsentiert das „Elevate“-Projekt des Leeds College of Music, das eigentlich von der erkrankten Patsy Gilbert vorgestellt worden wäre. Um die Zahl der Mitarbeiterinnen zu erhöhen und die vorhandenen zu empowern, wurden dort mehrere Maßnahmen durchgeführt: Vom Staff Training und Peer Monitoring zu einer Bibliothek zu Gender, Panels mit weiblichen Akteuren, einer großen Fotoausstellung, wo die Mitarbeiterinnen gewürdigt wurden, bis hin zu Diskussionen mit den männlichen Kollegen über gendersensibles Verhalten.

Als nächstes diskutierte die Runde über Blind Auditions. Wickström erzählte, dass in der Kunstmusik die Einführung von Blind Auditions zu einer Erhöhung des Frauenanteils auf 50% geführt habe. Eventuell wären solche „Blindanhörungen“ schon bei der Vorauswahl der Demos hilfreich, damit ausgeschlossen wird, dass sich die Profs von subjektiven Vorurteilen leiten lassen. Dazu schauen sie sich jetzt andere Hochschulen und deren Gestaltung der Aufnahmeprozedur an. Ich bin gespannt, ob sich die Popakademie dazu durchringen kann, das Auswahlverfahren mit Blind Auditions durchzuführen – erstrebenswert wäre es.

Hornberger betont, dass auch die Art, wie Ausschreibungstexte geschrieben sind, Frauen abschrecken können. Sie reagierten auf eine klare Fokussierung von technischen Skills eher negativ und würden sich eher bewerben, wenn Teamwork, Kreativität und das künstlerische Profil im Vordergrund stünden. An ihrer Hochschule würden die Ausschreibungstexte von der Gleichstellungsstelle geprüft, bevor sie öffentlich gemacht werden. Auch die Präsentation der Website wäre entscheidend.

Von links: Udo Dahmen, Mine, Dena Zarrin, Cäthe

Wickström berichtet, dass auch spontane Aufforderungen bei der Aufnahmeprüfung wie „spiel mal einen Blues“ oder „jam mal mit deinen Kollegen“ weibliche Bewerber häufig in Bedrängnis brächten. Bei den Aufnahmeprüfungen sollte stattdessen transparent gemacht werden, was die Prüflinge erwartet, und nicht davon abgewichen werden. Auch die Theorie-Prüfung stehe Popakademie-intern auf dem Prüfstand, weil es Menschen gäbe, die keinen Zugang zu diesem Wissen hätten, obwohl sie gute Künstler*innen seien. Auch Menschen ohne musikalische, „bürgerliche“ Vorbildung sollte die Möglichkeit gegeben werden, studieren zu können.

Auch der Umgang mit non-binären Personen wurde angesprochen. An der Hochschule Osnabrück müssen z.B. unbekannte Personen im Brief erstmal mit Vor- und Nachnamen angesprochen werden, bis bekannt ist, welchem Geschlecht sich die Person zuordnet. Bei den Altbauten sei es schwer, neue Unisex-WCs einzubauen, aber bei den Neubauten wird das erwägt. Warum sich die Hochschulen damit noch schwer tun, liegt auch daran, dass Frauen*förderung mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben ist, aber der Umgang mit Inter-/Transpersonen noch nicht geregelt ist.

Intersektionalität war ein weiteres Thema, nämlich people of colour, mit Migrationshintergrund oder finanzschwache Menschen nicht auszuschließen; momentan dominiere noch der Anteil von gutsituierten, weißen, alten und jungen Männern die Hochschulen. Deswegen werde an der Popakademie über ein Pre-College nachgedacht, also eine Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung und das Studium, für das aber bislang noch das Personal fehle (eine Art Vorstudium gibt es bereits an privaten Akademien und Hochschulen, ist aber mit enormen Studiengebühren verbunden).  

Es folgte der Workshop „DJing“ mit DJ Cashmiri, während dem ich mich in Sachen Networking betätigt habe. Zuerst hab ich mit Désirée Blank von musicBWwomen darüber gesprochen, ob es schon eine Hessen-Initiative gibt und wie sie die Gründung ihrer Gruppe vorangetrieben haben. Momentan sind sie eine kleine Gruppe von Studentinnen an der Popakademie, die sich in der Vereinsgründung befinden, musicBWwomen hat sich im September 2018 zusammengeschlossen. Ich erkläre ihr unsere Arbeit und dass wir schon seit 35 Jahren Networking, Nachwuchsarbeit und Role Modelling betreiben. Und bin immer wieder erstaunt, wer uns noch nicht kennt!!!

Lisa Tuyala und Hajnalka Péter von „Women of music“ (Foto: Janine Kühn)

Désirée stellt mich Lisa Tuyala und Hajnalka Péter vom Stuttgarter Kollektiv Women Of Music vor. Es hat zum Ziel, „unterschiedliche Musikstile und Expertisen innerhalb der Musikindustrie sowie (trans-)kulturelle Backgrounds“ zu vereinen. „WoM bündelt die Kraft und das Wissen von Frauen auf regionaler Ebene, um einen Beitrag zur weltweiten Sichtbarkeit und den Arbeitsbedingungen von Frauen in der Musikindustrie zu leisten. WoM strebt es an, das Zentrum eines künstlerischen Geschäfts-Netzwerks zu sein. Unsere Vision ist eine Zukunft, in welcher ein Netzwerk wie WoM nicht mehr als Notwendigkeit angesehen werden muss“, heißt es im Flyer des Kollektivs. Dazu organisiert das Team z.B. die offene Diskussionsreihe für Frauen aus der Musikbranche „WOM talks“ bei Second Hand Records in Stuttgart (nächster Termin ist am 13.12.2019 mit Marina Pommier, einer französischen Kulturmanagerin, Bookerin und Kuratorin, die seit 2002 das Weltmusikprogramm auf dem Sziget Festival kuratiert). Wir beschließen, in Kontakt zu bleiben und uns gegenseitig mit Expertise zu versorgen, damit nicht alle das Rad neu erfinden müssen.

Panel 3: Diversität im Deutschen HipHop

Auf dem letzten Panel diskutiert Moderatorin Lilly Amankwah mit Linda-Philomène Tsoungui, die an der Popakademie Schlagzeug studiert und Lina Burghausen, die mit ihrem Blog „365 female DJs“ von sich reden gemacht und inzwischen eine Datenbank von 1400 Rapperinnen aufgebaut hat. Außerdem mit dabei waren die ehemalige splash! Mag-Chefredakeurin und DJ Miriam Davoudvandi aka Cashmiri, die DJ und Rapperin Josi Müller sowie Malcolm Ohanwe (ARD Alpha), der 2019 den International Music Journalism Award bekommen hat. Erkenntnisse auf diesem bisweilen sehr akademischen Panel waren, dass HipHop/Rap teils inklusiver ist als die Gesamtgesellschaft, in dem er migrantische Themen in den Vordergrund stellt und auch Menschen Berufschancen bietet, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht sonst keine Chancen hätten. Was Frauen* im Rap angeht, sei das HipHop-Genre natürlich nicht inklusiv. Frauen* würden daran gemessen, ob sie von einem männlichen Rap-Kollegen für cool erklärt werden. Dass inzwischen mehr weibliche Rapper gebucht würden, läge eher an einer Anpassung des kapitalistischen Systems an die Mode oder Zeichen der Zeit, als an wirklicher Veränderung. Ohnehin würden immer die gleichen female Rapperinnen gebucht, was eher auf eine Alibifunktion der weiblichen Künstler schließen lässt. Man wolle nicht wirklich etwas ändern, sondern das Gesicht wahren und keinen Shit Storm bekommen.

Von links: Miriam Davoudvandi, Malcolm Ohanwe, Lilly Amankwah, Lina Burghausen, Josi Müller, Linda-Philomène Tsoungui (Foto: Alex Münch)

Auch eine Art kolonialistische Struktur habe sich breitgemacht, wo weiße Männer als Journalisten, Veranstalter und Labelchefs wie über „Tiere im Zoo“ schrieben und festlegten, wie HipHop zu sein habe. Sobald man selbst inklusiv agiere, würde einem von diesen Schreibern der HipHop abgesprochen. Josi Müller erzählt, dass die Kommentarspalten zeigten, dass die Gender Equality-Debatte das Publikum noch nicht erreicht hätte. Linda-Philomène Tsoungui hat ihre Masterarbeit über „Kapitalisierung von Weiblichkeit im HipHop“ geschrieben. Sie beklagt, dass weibliche Künstler im HipHop oft nur nach außen hin emanzipiert wirkten; schaue man genauer hin, falle das Konstrukt in sich zusammen. Akteurinnen seien in kapitalistischen Strukturen, die männlich geprägt sind, verhaftet. Lina Burghausen fordert, dass Labelchef*innen Verantwortung übernehmen müssen, in dem sie sexistische Videos z.B. nicht produzieren und für bestimmte Werte eintreten. Eben nicht nach der Maxime „Hauptsache, es verkauft sich gut“.

Am Abend konnte sich das Publikum bei freiem Eintritt noch von Musik von Madanii, Cäthe und Mine mitreißen lassen.

(Titelbild: Mane Stelzer)

Infos

Das Reeperbahnfestival war im Jahr seiner Entstehung 2006 noch als reines Musikfestival konzipiert, doch bereits drei Jahre später wurde ein umfangreiches Kunstprogramm sowie eine Business-Plattform für Unternehmen und Organisationen aus der internationalen Musik- und benachbarten Digitalwirtschaft geboten. Vor allem die gleichzeitig stattfindende Konferenz hat sich zu einem Medium entwickelt, das die großen Zukunftsfragen nicht nur der Musikwirtschaft, sondern unserer Gesellschaft als Ganzes in den Blick nimmt und Lösungsvisionen entwirft. Neben dem Festival, das vielversprechende Newcomer*innen fördert, ist also ein regelrechter „Zukunftskongress“ entstanden. Fragen nach einer deutlichen politischen Haltung von Künstler*innen, nach dem, was Kunst darf (und was nicht), wie der Gender Gap überwunden und der veränderten Mediennutzung begegnet werden kann und vieles mehr.

Die im vergangenen Jahr gestartete Initiative „Keychange“ der britischen PRS Foundation, bei der das Festival mitgewirkt hat, hebt den gesellschaftspolitischen Anspruch der Macher*innen auf eine neue Ebene. Keychange setzt sich für die Stärkung der Rolle der Frau in der Musik ein und fördert die internationale Vernetzung und Auftrittsmöglichkeiten von Musikerinnen und Musikwirtschaftenden gezielt beim Zugang zu neuen Märkten. Die Initiative hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, dass 2022 50 Prozent der Festivalmitwirkenden Frauen sein sollen.

Auch die im Rahmen des Festivals stattfindenden VUT Indie Days wirken am Programm mit. In diesem Jahr wird es bei der Konferenz also einmal mehr darum gehen, eine Art „moralischen Kompass“ für die Musikindustrie zu entwickeln und zu diskutieren.

Programm

Gründerin der HipHop-Agentur „Die Marina“: Marina Buzunashvilli (Foto: Robert Maschke)

FRAUEN IM RAP 20.09. (Uhrzeiten stehen noch nicht fest)
Marina Buzunashvilli (Agentur Die Marina), Miriam Davoudvandi (Chefredakteurin splash!Mag), Sookee (Musikerin) und Salwa Benz (Journalistin Radio Fritz) diskutieren darüber, ob es immer noch nötig ist, Frauen im Rap zu thematisieren.

IMPROVING AN ARTIST’S MENTAL HEALTH 20.09.
Beim Vortrag von Sarah Anna Psalti-Helbig geht es um die Gesundheit von Musiker*innen und was gegen Angst, Depressionen usw. getan werden kann. Psalti-Helbig gibt ein monatliches Online-Zine über psychische Gesundheit heraus und ist seit 2016 Beiratsmitglied von DOMUS – der deutschen Lobbyorganisation für Künstlerrechte, Gründungsmitglied der International Artists Organisation.

THE PATH TO A HAPPY & HEALTHY CAREER 20.09.
Hier können sich Musiker*innen & das Festivalpublikum von einer Food-Coach, Diplom-Psychologin und einer Personal Trainerin erklären lassen, welche Wege zu einem gesunden und glücklichen Lebensstil führen, auch unter erschwerten Bedingungen, die Musiker*innen nicht selten zu schaffen machen (wenig Schlaf, Langstreckenflügen, volle Terminkalender, ständiger Erfolgsdruck usw.).

Kinnie Starr (Foto: Robin Gartner)

WOMEN IN MUSIC 20.09.
Eine Gesprächsrunde über den Status Quo, Verbesserungsbedarf und Zielvorgaben für das künftige Miteinander von Frauen und Männern im Musikgeschäft der Gegenwart und in naher Zukunft u.a. mit der kanadischen Musikerin Kinnie Starr.

NEUE ARBEITSWELTEN 20.09.
Diese Veranstaltung beschäftigt sich mit der Frage: Wie kann die Musikwirtschaft in Zukunft, ungeachtet der wirtschaftlichen Herausforderungen, eine für Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen vorteilhafte Umgebung schaffen?

OLL INCLUSIVE 20.09.
… nimmt die Generation 60+ in den Fokus, wie sie aktuell und zukünftig von der Musikwirtschaft bedient werden kann und welche Chancen sich für Künstler*innen und Kulturanbieter*innen dabei eröffnen.

POP UND POPULISMUS 20.09.
Wie ist es um die freiwillige Selbstkontrolle der Musikwirtschaft bestellt? Welche Verantwortung haben Künstler*innen und die Teams hinter den Kulissen dafür, dass der Populismus – die Wiederholung einfacher Wahrheiten und niederer Vorurteile – sich zum in der Breite akzeptierten kulturellen Stilmittel aufschwingt? Ist es alles halb so schlimm oder bereits der Soundtrack zu einer Politik zwischen Fake News und Fremdenangst?

ANTISEMITISMUS, VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN, MUSIK 20.09.
Auch Antisemitismus kommt in der Musik vor, vor allem im HipHop haben menschenverachtende Inhalte in jüngster Zeit Konjunktur. Besonders besorgniserregend: Musik ist ein wichtiger Bezugspunkt für Kinder und Jugendliche, Künstler*nnen sind oft Vorbilder. Bei dieser Session befassen sich daher die Springstoff-Labelbetreiberin Anna Groß, die Journalistin und Künstlerin Azadê Peşmen u.a. mit der Frage, was getan werden muss, damit menschenverachtendes Gedankengut als solches erkannt, eingeordnet und entlarvt wird. Wie sollte die Musikbranche ihrer Verantwortung nachkommen?

INKLUSIVE KULTURARBEIT 21.09.
… behandelt die Fragen, ob es eine gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Behinderung gibt und was der Kulturbereich, insbesondere die Musikwirtschaft auf dem Gebiet der Inklusion tut und noch tun sollte. Ein Workshop vermittelt die Grundlagen der barrierefreien Veranstaltungsplanung und –kommunikation.

THE FORGOTTEN AUDIENCE 21.09.
… nimmt die 80 Millionen Menschen in der EU in den Blick, die entweder physisch oder psychische Behinderungen haben und von der Musikwirtschaft vernachlässigt werden. Es gibt kaum Zugang zu musikalischer Ausbildung, keine Förderung von Talenten mit Behinderung, wenige behindertengerechte Live-Venues und nicht mal einen Ticketing Service im Internet, der barrierefrei wäre. Der Vortrag zeigt Wege auf, eine wirklich integrative Welt der Musik aufzubauen.

MUSIC INDUSTRY WOMEN-GET-TOGETHER 21.09.
Ein Treffen von Akteurinnen deutscher und französischer Musiklabels, die darüber sprechen, wie frau eine Plattenfirma gründet und betreibt.

MUSIC IN THE MIDDLE EAST 21.09.
… wagt einen Blick über den (deutschen) Tellerrand: in „Music In The Middle East“ bekommen Vertreter*innen lokaler Musikunternehmen wie Maram Kablawi (Künstlermanagerin Palästinensische Gebiete, Foto rechts) aus dem Iran, Palästina und dem Libanon die Gelegenheit, uns von den Schwierigkeiten, Problemen und Herausforderungen ihrer Märkte zu erzählen und einen Einblick in die unabhängige lokale Musikszene zu geben.

So viel hochkarätiges Programm hat leider seinen Preis: Konferenztickets sind teuer (ab 178.-€ für ein Sessions Only Ticket) und hier erhältlich. Vergünstigungen für Musiker*innen und Unternehmen aus der Region Stuttgart bietet das Popbüro hier an.