Erstmalig, dafür auch gleich achtfach nominiert wurde Lizzo (Foto: Atlantic Records) u.a. für ihr erstes Studioalbum auf einem Majorlabel „Cuz I Love You“. Die US-amerikanische Sängerin, Rapperin und Songschreiberin widmet sich mit ihrem Mix aus Pop, R’n’B und HipHop vor allem Themen wie Diversität und Body Positivity. Sie kann bereits mehrere Gold- und Platinschallplatten vorweisen.
Bereits zum sechsten Mal nominiert, aber noch nie gewonnen hat die erst 17jährige Chartbreakerin Billie Eilish (Foto), die bereits bei den MTV Europe Music Awards 2019 abgeräumt hat. Sie wurde in gleich mehreren Kategorien ausgewählt, sodass ihr diesmal ein Sieg sicher sein sollte. Lana Del Ray wurde ebenfalls noch nie ausgezeichnet, und ist 2020 für ihr Album „Norman F***king Rockwell!“ zur Wahl gestellt worden. Auch H.E.R. ist für das Album Of The Year, den Best Rocksong und die Best R’n’B Performance nominiert. Zwar erst 20 Jahre jung, ist sie in einer Musikerfamilie aufgewachsen, hatte mit 14 bereits ihren ersten Plattenvertrag und arbeitet seit ihrer Kindheit kontinuierlich an ihrer Musik.
Als Best New Artist ist die junge Singer-/Songwriterin Maggie Rogers nominiert worden. Sie schreibt nicht nur ihre Songs selbst, sondern produzierte sie früher sogar im Alleingang; für ihr aktuelles Album „Heard It In A Past Life“ reiste sie regelmäßig von Maryland nach Los Angeles, um dort mit Produzenten wie Greg Kurstin (Foo Fighters, Adele, Kendrick Lamar) zu kollaborieren. Als Newcomer*innen sind auch die britische Musikerin Yola und die großartigen Tank In The Bangas im Gespräch, bei denen Tarriona „Tank“ Ball, früher als Slampoetin aktiv, am Mikro steht.
Bei der Kategorie Best Contemporary Instrumental Album kann das mexikanische Gitarrenduo Rodrigo y Gabriela auf einen Preis hoffen. Die beiden Akustikgitarrist*innen Rodrigo Sánchez und Gabriela Quintero spielten früher gemeinsam und relativ erfolglos in einer Thrash-Metal-Band und zogen dann nach Irland, um in Pubs zu spielen. Dort entwickelten sie ihren Stil, der auch von Charterfolgen gekrönt wurde. 2011 wirkten sie gar an Hans Zimmers Soundtrack von „Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten“ mit.
iLe aus Puerto Rico hat schon für ihr Debüt einen Grammy gewonnen, jetzt hat sie auch mit ihrem neuen Album „Almadura“ überzeugt und hat Aussichten auf einen Preis in der Kategorie Best Latin Rock, Urban or Alternative Album. “My first album was about recognizing hurts and vulnerabilities and realizing that those aren’t weaknesses, but signs of strength,” sagte sie dem Rolling Stone. “Now with ‘Almadura,’ we release that strength, and courage.” Auch sie stand bereits als 16jährige Frontsängerin der Band ihrer Brüder Calle 13 auf der Bühne und gewann mit ihnen 24 Latin Grammys. Mit ihrem zweiten Album singt sie gegen den Machismo an und wirbt für Gleichberechtigung und ein Ende des Patriarchats.
Auch die all female Mariachi-Band Flor De Toloache (Titelfoto) mit ihrem Album „Undestructible“ sowie Rosália mit „El Mal Querer“ sind in dieser Sparte aufgestellt. In der Kategorie Best Urban Contemporary Album sind fast nur weibliche Künstler aufgestellt: nämlich Lizzo, Georgia Anne Muldrow, NAO und die kanadische Künstlerin Jessie Reyez. Auch in Sachen Rock tut sich was: für den besten Rocksong wurde Brittany Howards „History Repeats“ zur Auswahl gestellt, deren Musik mit Prince‘ verglichen wird. Sie gewann im letzten Jahr als Sängerin und Gitarristin der US-Rockband Alabama Shakes. Sie ist auch für Best Rockperformance neben Karen O & Danger Mouse nominiert.
Die Best American Roots Performance könnte von Sara Bareilles, Rhiannon Giddens, Yola oder I Am With Her kommen, bei Best Americana Album hoffen wir auf Madison Cunningham mit „Who Are You Now“ . Erstmalig nominiert wurde die all female Bluegrass Band Missy Raines für ihre CD „Royal Traveller“. Als langjähriger Fan von Larkin Poe freue ich mich besonders, dass sie mit „Venom & Faith“ zum ersten Mal die Grammy-Jury auf sich aufmerksam gemacht haben und jetzt auf einen Preis als Best Contemporary Blues Album hoffen können.
Die fünfköpfige megageile Soul-Blue-R’n’B-Truppe Southern Avenue um die Schwestern Tierinii (voc) und Tikyra Jackson (dr) ist mit ihrem Zweitling „Keep On“ in der gleichen Kategorie aufgestellt. Bei Best Improvised Jazz Solo ist die chilenische Saxophonistin Melissa Aldana für ihr Solo in „Elsewhere“ nominiert. Die Sparte Best Vocal Jazz Album ist komplett in weiblicher Hand: Sara Gazarek, Jazzmeia Horn, Catherine Russell, Esperanza Spalding und The Tierney Sutton Band. Esperanza Spalding wurde für “12 Little Spells (Thoracic Spine)” auch in der Kategorie Best Arrangement nominiert.
Die besten Alben für Large Jazz Ensemble hat nach Meinung der Jury u.a. das Anat Cohen Tentet mit „Triple Helix“ veröffentlicht. Die israelische Saxophonistin und Klarinettistin hat sich für dieses Projekt eine 10köpfige Gruppe aus erstklassigen New Yorker Musiker*innen zusammengestellt, u.a. spielen Sheryl Bailey (git) und Nadje Noordhuis (tp) mit.
Amy Hanaiali’i hat Chancen auf den Preis Best Regional Roots Album, Angelique Kidjo könnte die Auszeichnung Beste World Music Album bekommen. Barbara Streisand, India.Arie, Ella Mai, Ashley McBryde, Tanya Tucker, Maren Morris, Reba McEntire, Pistol Annies, Joy Williams, Patty Griffin gehören ebenfalls zu den potentiellen Preisträger*innen.
Die Jury der National Academy of Recording Arts and Sciences, die aus über 20.000 Bewerbungen und Vorschlägen die Nominierten auswählt, besteht aus 150 Mitgliedern. Eigentlich sollten die Preisträger*innen unabhängig von Charterfolgen und Plattenverkäufen ausgesucht werden, aber in der Vergangenheit war auffällig, dass häufig Megastars und Topseller*innen die Begünstigten waren.