RockCity in Hamburg sieht in den Maßnahmen die Zerstörung der Kulturlandschaft in Deutschland und stellt sich in einem eindringlichen Appell offen dagegen:  „Auch der Kulturbereich [ist] bereit, Einschränkungen hinzunehmen, wo sie notwendig und verhältnismäßig sind. Wir haben Verständnis gezeigt, Einschränkungen bis in die Existenznot hingenommen, Geduld und Spucke bewiesen und die besten Hygienekonzepte des Landes präsentiert, ohne jemandem an den Kragen zu gehen. (…) Die Kulturbranche hat gelitten, ausgehalten, querfinanziert, runtergeschraubt und ihre Altersversorgung aufgegessen. Doch seit Sie die gesamte Kulturszene zum Sozialfall machen, ist unsere Geduld am Ende. Das ist nicht länger hinnehmbar, sichern Sie die Kulturwirtschaft während und nach der Corona-Krise!“. Die Verfasser*innen fordern: „Verzahnen Sie endlich die Kulturförderung mit der Wirtschaftsförderung, retten Sie die Kulturhäuser, schaffen Sie Bestandsschutz und finanzielle Absicherung, machen Sie Arbeitslosenversicherung zu Einkommensausfallversicherung, schaffen Sie den Unternehmer_innenlohn, erhalten Sie unsere Räume und bewahren Sie Akteur_innen und Gesellschaft vor den von Ihnen in Kauf genommenen und somit geplanten Verlusten!“ Hier geht es zum ganzen Text.

Der Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage e.V. unterstützt den Appell der Kultusministerinnen und -minister vom 30.10.2020, eine Förderung für Soloselbständige unabhängig von anfallenden Betriebskosten vorzusehen und bittet ausdrücklich um Berücksichtigung der besonderen Finanzierungssituation dieses für den Kulturstandort Deutschland elementaren Bereiches. Er wendet sich mit einem Offenen Brief an den Bundesminister der Finanzen und den Bundesminister für Wirtschaft und Energie. Darin heißt es: „Wir begrüßen die Ankündigung der außerordentlichen finanziellen Unterstützung der betroffenen Berufszweige ausdrücklich. Erste Informationen lassen jedoch befürchten, dass die Unterstützung viele Künstler*innen nicht erreichen könnte, da sie sich ausschließlich auf fixe Betriebskosten beziehen soll. Insbesondere für die Bühne schreibende Künstler*innen, also Bühnenautor*innen, Komponist*innen und Übersetzer*innen, haben in der Regel kaum Betriebskosten, die geltend gemacht werden können. Dies hat sich bereits bei bisherigen Unterstützungsmaßnahmen gezeigt. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt zum maßgeblichen Teil von Urhebervergütungen aus Bühnenaufführungen. Diese bleiben durch die Schließung der Konzerthäuser, Opern und Theater nun vollständig aus.“

Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn verteidigen gemeinsam die neuen Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie: „Die Infektionszahlen steigen seit Wochen an. Wir haben diesen Trend bis heute nicht stoppen können. Was uns vor allem alarmiert: In drei von vier Fällen können die Gesundheitsämter nicht mehr sagen, wo sich die Infizierten angesteckt haben. Das lässt nur einen Schluss zu: Wir müssen Kontakte wieder massiv reduzieren. (…) Diese erneuten Einschränkungen sind ein harter Schnitt. Ganz besonders im Kulturbereich: Kultur lebt vom direkten Kontakt zwischen Menschen, das ist ihre große Qualität, das macht sie aber auch so verwundbar. Kultur ist ein unersetzlicher Teil einer lebendigen demokratischen Gesellschaft und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Aber wir sollten nicht vergessen, worum es geht: Diese Beschränkung ist ein Beitrag dazu, die Gesundheit von Menschen zu schützen und eine tückische Krankheit aufzuhalten, die schwere bleibende Schäden verursachen und tödlich sein kann. (…) Vom Restaurant bis zum Fitnessstudio, vom Kino über das Theater bis zum Museum: An ganz vielen dieser Orte sind umfangreiche Hygienekonzepte erarbeitet und umgesetzt worden. Das ist wichtig und das war vor allem nicht umsonst! Denn wir werden die Konzepte dringend benötigen, wenn diese Bereiche hoffentlich bald wieder öffnen können. (…) Jetzt geht es darum, Hilfen auf die Beine zu stellen, die bei denen ankommen, die sie am meisten brauchen. Die Bundesregierung hat finanzielle Hilfen für betroffene Betriebe und auch für Soloselbstständige angekündigt, die deutlich weitreichender sind als im März.“

Der Musikrat in Rheinland-Pfalz sieht den neuen Lockdown als „Katastrophe für die Musik“. Er begrüßt zwar die Möglichkeit, dass der außerschulische und schulische Musikunterricht weiterhin stattfinden kann, sieht aber für die Laien- bzw. Amateurmusik und die Soloselbständigen deutlichen Nachbesserungsbedarf. Kritisiert wird zum Beispiel, dass Proben und Auftritte für Chöre und Blasorchester untersagt wurden, allerdings der Einsatz von Chören und Blasorchestern im Gottesdienst erlaubt ist – dies stelle eine Ungleichbehandlung dar. Für die Unterstützungen für Soloselbstständige fordert der Musikrat: „Die begrüßenswerten Unterstützungen seitens des Bundes mit bis zu 75% Prozent des Umsatzes im November 2019 oder anderen Vergleichseinnahmen sind aktuell nur unter Zuhilfenahme eines Steuerberaters möglich. Vor allem Solo-Selbständige mit nahezu prekären Einkommensverhältnissen, wie sie in der Musik leider oft zu finden sind, verfügen über keinen eigenen Steuerberater und werden von den ohnehin stark belasteten Steuerberatungskanzleien bei solch geringen Umsätzen nicht aufgenommen. Hier muss dringend nachgebessert werden. Darüber hinaus wird mit diesem einmonatigen Ansatz der Eindruck vermittelt, den Solo-Selbständigen würde umfassend geholfen werden. Die Wahrheit ist, dass dieser Personengruppe seit März 2020 keine angemessene Unterstützung zuteilwurde. Ein Monat der Kompensation reicht nicht aus!“ Auch die Schließung der Kultureinrichtungen trotz überzeugender Hygienekonzepte sind für den Musikrat RLP nicht nachvollziehbar.

Auch in München stößt die Schließung der Bühnen auf wenig Verständnis. Darum setzen nach dem gemeinsamen offenen Brief ihrer Intendantinnen und Intendanten an Ministerpräsident Markus Söder vom 26. Oktober die Münchner Bühnen nun erneut ein Zeichen. Während der Dauer der Schließung werden die Bayerische Staatsoper, das Residenztheater, der Gasteig, das Gärtnerplatztheater, das Prinzregententheater, das Staatstheater Augsburg sowie das Deutsche Theater jeweils von 16.30 bis 22 Uhr rot beleuchtet. Dieses Statement soll unter dem Motto #alarmstuferot das Augenmerk auf die besondere Situation der Kulturschaffenden richten. Die Tatsache, dass umfangreiche Hygienekonzepte vorliegen und erprobt sind, findet bei der Entscheidung keine Berücksichtigung. Des Weiteren wird außer Acht gelassen, dass kulturelle Einrichtungen mehr als bloße Freizeiteinrichtungen sind. Die Ensembles der beteiligten Theater formulieren dies in einem offenen Brief: „Auf die gesellschaftliche Lage kreativ zu reagieren und Denkanstöße anzubieten, ist unsere Kunst. Eine Kunst, die in diesen Zeiten Halt geben kann und muss.“

Das Bündnis Alarmstufe Rot  rief auf Initiative der Münchner Philharmoniker  dazu auf, am 02.11.2020 um 20 Uhr – dem Tag des Kultur-Lockdowns – Videos, Livestreams und Beiträge zu veröffentlichen, die individuell dargestellte Stille zeigen. Dies immer mit dem einenden Hashtag „#sangundklanglos #alarmstuferot“, in allen verfügbaren Medien und auf allen Kanälen. Auf der Webseite des Bündnisses sind einige Ergebnisse dieser Aktion zu sehen.

Der Deutsche Kulturrat veröffentlicht zum zweiten Mal in diesem Jahr die rote Liste durch Corona bedrohter Kultureinrichtungen. Politik & Kultur, die Zeitung des Deutschen Kulturrates, stellt dazu die Arbeit der Einrichtungen vor und teilt sie, in Absprache mit den Institutionen, in Gefährdungskategorien von 0 (geschlossen) bis 4 (Gefährung aufgehoben/ungefährdet) ein. Die zweite Liste stellt vier neue gefährdete Kulturinstitutionen vor. Hinweise zu weiteren durch Corona bedrohten Kultureinrichtungen und Initiativen nimmt der Kulturrat unter ed.ta1752042218rrutl1752042218uk@ku1752042218p1752042218 gern entgegen.

Beitragsbild: Staatstheater am Gärtnerplatz, rot beleuchtet (Foto: Christian Pogozach)

Bereits seit Beginn des Lockdowns im März verfolgen wir intensiv die Situation von Musiker*innen, die von einem auf den anderen Tag mit einem vollständigen Berufsverbot zurechtkommen mussten. Mitte März hatten wir die Musikerinnen* aus unserem Netzwerk erstmals angeschrieben und die Ergebnisse in einer Pressemitteilung veröffentlicht. Damals konnte sich noch keine*r vorstellen, dass wir uns im Herbst immer noch mit dem Thema beschäftigen müssen und Hilfsangebote für Soloselbstständige in den meisten Bundesländern nach wie vor an der Lebensrealität von freischaffenden Künstler*innen vorbeigehen. Auch zwei weitere Umfragen im Juni und September zeigen zwar kurzzeitige zarte Verbesserungen in den Lebensumständen der Musikerinnen*, offenbaren aber auch, dass der monatelange Lockdown vor allem ein Gefühl hinterlässt: eine tiefe Erschöpfung. 

 

„Die Anträge für Soloselbstständige sind nach wie vor weit an der Realität der Kulturschaffenden vorbei gedacht.“

Denn während größere Betriebe auf Kurzarbeitergeld und andere Maßnahmen zurückgreifen konnten, dürfen nach wie vor nur in wenigen Bundesländern die Soforthilfen für Soloselbstständige auch für die Lebenshaltungskosten verwendet werden. Für viele Musiker*innen greift die Soforthilfe also nach wie vor nicht.

Ich fühle mich alleine gelassen von der Regierung und den zuständigen Stellen. Die Anträge für Soloselbstständige sind nach wie vor weit an der Realität der Kulturschaffenden vorbei gedacht. Wenn ich schon Arbeitsverbot habe, erwarte ich eine „Grundsicherung“ für meine Lebenshaltungskosten (und nicht für meine nicht existenten Betriebskosten). Das ist nicht der Fall.“

Dass eine solche Soforthilfe unter Einbeziehung der Lebenshaltungskosten durchaus sinnvoll sein kann, beschreibt eine Musikerin aus Berlin:

Ich habe die Soforthilfe beantragt und konnte sie auch für ausgefallene Konzerte und Schüler im Frühling benutzen. Da ich in Berlin lebe, denke ich, dass ich das Geld auch für meinen Gehalt benutzen kann, so, wie es mir die IBB geschrieben hatte. Ich habe viel gelesen, dass Künstler ihre Soforthilfe nur für Betriebskosten benutzen dürfen. Das gilt aber nicht für Berlin. Ich bedauere es sehr, dass es für die anderen Länder komplizierter ist. Ich bin eigentlich diesbezüglich fassungslos.

Als nicht „systemrelevant“ eingestuft, von der Politik ignoriert zu werden, stößt vielen auf und trägt zusätzlich zum Frust bei. Es sei dem Wirtschaftsministerium anscheinend egal, wenn Tausende Kulturschaffende verhungern, obdachlos werden oder sich umbringen, weil große Player wie Spotify, Amazon und Youtube davon profitierten, dass es keine Live-Events mehr gibt, heißt es in einem Statement. Auch das mangelnde Engagement der Berufsverbände wie GEMA, GVL, KSK u.a. wird kritisiert.

 

„Ich möchte doch keine Almosen erhalten, sondern selber arbeiten und dafür bezahlt werden.“

Zwar gab es inzwischen weitere Hilfsprogramme, Stipendien, Spendenaktionen und Fördertöpfe, aber sich in diesem Antragswald zurechtzufinden, erfordert erstens viel Kraft und Zeit, und zweitens ist es dann immer noch Glückssache, zu denen zu gehören, die für eine Förderung ausgewählt wurden. Auch muss in der Zeit des Wartens auf eine Zusage weiter Miete bezahlt und Essen eingekauft werden! Ein Ersatz für den Wegfall regelmäßiger Einnahmen ist dies jedenfalls nicht. Musiker*innen, die in der Regel ohnehin wenige finanzielle Ressourcen haben, brauchen seit Monaten die Spareinlagen auf, die für die Rente gedacht waren. 

Bild: Pfohlmann

Bereits in normalen Zeiten verlangt ein Leben als freiberufliche*r Musiker*in ein großes Maß an Flexibilität, Kompromissbereitschaft und Idealismus ab. Die Coronakrise hat diese Belastungen jedoch noch verstärkt und führt bei vielen zu einem Gefühl der chronischen Erschöpfung.

Als Freelancerin war ich schon immer recht anspruchslos und war gewohnt alleine und irgendwie mit der momentanen Situation improvisierend zurecht zu kommen, aber mit zunehmendem Alter fällt es mir immer schwerer, die positive Kraft für die immer gleichen finanziellen Probleme aufzubringen. In dieser Coronakrise habe ich tatsächlich Bedenken, ob der Kulturbetrieb „danach“ wieder weitergehen kann wie vorher. Ich fühle mich ausgepowert, etwas verunsichert und darin jetzt erst recht bestätigt, dass die freie – nicht kommerziell tätige, kreative – Kulturszene einfach dauerhaft zu wenig Unterstützung hat und zu wenig ernst genommen wird. Auch halte ich es für schwierig, immer wieder neue Bedingungen erfüllen zu müssen, um Unterstützung zu bekommen: die Organisationsarbeit nimmt immer mehr Raum ein, im Gegensatz zur ausübenden künstlerischen Tätigkeit.“

Dass langjährige erfolgreiche selbstständige Musiker*innen, die häufig ein Hochschulstudium vorweisen können, von der Politik wie in Hessen auf die Grundsicherung verwiesen werden, die sie noch dazu selten bekommen, weil der/die Partner*in zu viel verdient, beschreiben sie als Abwertung der eigenen Arbeit. Auch die Spendensammlungen, so sehr das Engagement zu begrüßen ist, verstärken den Eindruck, dass die Arbeit von Freischaffenden nicht gewürdigt wird.

Warum gibt z.B. die Oper Frankfurt nicht direkt freiberuflichen Musikern die Chance, dort aufzutreten, und zwar gegen eine ordentliche Gage, statt dass man die angestellten Orchestermusiker ins Rennen schickt, ohne Eintritt zu nehmen, und Spenden für uns arme Freiberufler sammelt (…). Ich empfinde das als entwürdigend. Ich möchte doch keine Almosen erhalten, sondern selber arbeiten und dafür bezahlt werden.“

„Die Online-„Zwischenlösungen“ sind mittlerweile die meisten leid.“

Viele Musikerinnen* hatten gleich zu Beginn der Krise neue Projekte im Online-Bereich entwickelt, manche konnten ihren Unterricht online weiterführen, bei anderen ging dies gerade nicht, da die Klangqualität oder die Zeitverzögerung der digitalen Übertragung das, worum es in einem hochwertigen Musikunterricht geht, nicht mit übertragen kann. Eine Chorleiterin berichtet, dass sie mit einem ihrer Chöre über Zoom geprobt hat, dort aber die Sänger*innen abwechselnd stumm stellen musste, weil der Klang der einzelnen Stimmen sich über dieses Medium eben nicht zusammensetzt. Dies erhielt zwar ein wenig die Motivation der Gruppe, machte aber musikalisch wenig Sinn. Bereits in unserer zweiten und noch mehr in der letzten Umfrage zeigte sich zunehmend, dass die Energie sich über Onlinelösungen für Konzerte und Unterricht nicht über Monate hinweg aufrechterhalten lässt.

Die Online-„Zwischenlösungen“ sind mittlerweile die meisten leid. Unsere Proben und die Musikprojekte leben von dem kooperativen, inspirierenden LIVE Miteinander. (…) Für kreative Freiberufler ist die Situation ein Albtraum.“

Künstlerisch befriedigend ist es nicht, in eine Kamera hinein zu unterrichten, es ist auch energetisch und zwischenmenschlich eher reduziert. Dennoch ist die Entwicklung von Onlineformaten als Ergänzung sicher ein Gewinn der Krise.“

Noch nie habe ich so einen Rückfall im Ansehen der Frau empfunden.“

Bild: mauritius images / dieKleinert / Markus Grolik

Bei vielen Musikerinnen*, die Kinder haben, kam noch eine weitere Belastung hinzu, wenn sie zwischen Online-Unterricht, Projektanträgen, Booking, Üben, Komponieren, der Entwicklung von neuen Webinhalten (Webshops, Livestreams, Online-Unterrichtsplattformen), um Einkommen zu generieren, monatelang auch noch die Kinderbetreuung und Homeschooling übernehmen mussten.

Noch nie habe ich so einen Rückfall im Ansehen der Frau empfunden, wenn es darum geht Muttiresourcen auszubeuten ohne Wenn und Aber, ohne Ausgleich. Ich „arbeite“ seit Monaten 18 Stunden am Tag.“

Ist der/die Partner*in selbst freischaffend, ist die Not noch größer. Ohnehin zeigen die einzelnen Schilderungen, dass auch die Strategie vieler Künstler*innen, sich für den Lebensunterhalt mehrere Standbeine anzuschaffen, kein Garant ist, diese Krise zu meistern.

Seit ca. 30 Jahren bin ich als freiberufliche Sängerin/Musikerin tätig und diese Einnahmen sind für die Sicherung des Lebensunterhaltes als Alleinerziehende existenziell! Der Kindsvater ist freiberuflicher Profimusiker und bezahlt seit April keinen Unterhalt mehr. Das Unternehmen, in dem ich als Büro-Angestellte arbeite, hat seit April auf Kurzarbeit umgestellt. Entsprechend sind meine Einnahmen auf einen extrem niedrigen Betrag zusammengeschrumpft. Meinen Vermieter musste ich im letzten Monat um Reduzierung der Miete bitten. Da ich nicht im Haupterwerb als Sängerin tätig bin, bekomme ich keine Soforthilfe. Da ich nicht arbeitslos bin, habe ich keinen Anpruch auf Arbeitslosengeld. Ich bin durch alle Raster gefallen.“

Live-Konzerte unter den aktuellen Bedingungen (…) sind ein absolutes Verlustgeschäft.“

Während des Sommers konnten zumindest einige Konzerte Open-Air stattfinden. Mit großem Aufwand, viel Herzblut und professionellem Know-How entwickelten Veranstalter*innen und Musiker*innen neue Formate, die endlich wieder Liveerlebnisse ermöglichten.

Dank des Sommerwetters waren viele Konzerte Open Air möglich. Im Duo oder mit der ganzen 8-köpfigen Band, Hofkonzerte, Fensterkonzerte, in Biergärten, offenen Scheunen und überdachten Bühnen draußen. Weniger Zuschauer, mehr Auflagen und Einschränkungen und dennoch Musik, und sogar vor echtem Publikum. Dafür bin ich sehr dankbar. Nothilfe haben wir von der GEMA bekommen für die vielen ausgefallenen Konzerte. (…) Dass wir schon so viele kleinere Auftrittsmöglichkeiten hatten, erfüllt mich mit Respekt und Dankbarkeit.“

Foto: Ralph Köhler

 

Schwierig wird es jetzt in der kalten Jahreszeit. Zwar sind inzwischen in allen Bundesländern teilweise Lockerungen der Auftrittsverbote erfolgt. Dass dies die Situation der Musiker*innen entspannt, ist jedoch ein Trugschluss. Durch die Abstandsregelungen im Zuschauerraum können Veranstalter*innen jeweils nur einen Bruchteil der Plätze belegen, sodass die Einnahmen die Kosten nicht aufwiegen können. Die Clubs können also weiterhin entweder gar nicht öffnen oder nur verschwindend geringe Gagen auszahlen. Bei Streaming-Konzerten, die im Frühjahr noch Zulauf hatten, ist das Interesse deutlich abgeflaut und es kommt für die Musiker*innen ebenfalls kaum Geld zusammen – vielleicht auch durch den Eindruck, es gäbe ja wieder Konzerte. Die Regelungen kommen jedoch in Wirklichkeit weiterhin einem Berufsverbot gleich. 

Onlinekonzerte bringen nicht viel Geld und sind kein Ersatz für das Erlebnis, live zu spielen. Live-Konzerte unter den aktuellen Bedingungen mit wenigen Zuschauer*innen sind ein absolutes Verlustgeschäft, was sich direkt auf die Gagen der Musiker*innen auswirkt. Die Musiker*innen, die Hartz 4 bekommen können, müssen ihre Gagen dann auch zum großen Teil wieder abgeben. Das System passt nicht auf die flexible Situation der Freiberufler*innen.“

Außenstehenden, auch im direkten privaten Umfeld der Musikerinnen* ist oft nicht vermittelbar, unter welchem Druck selbst die bis vor Corona seit Jahrzehnten erfolgreichen Musikerinnen* stehen.

Ich habe das Gefühl, dass ich ständig irgendwelche Anträge schreibe und mir Sachen ausdenke. Auf Dauer finde ich das sehr anstrengend und ich bin mittlerweile erschöpft. Ich habe das Gefühl, ich arbeite noch mehr als vor Corona. Ich fühle mich manchmal alleingelassen und ärgere mich über das Unverständnis von Menschen (auch Freunden), die nicht betroffen sind und sich einfach scheinbar überhaupt gar nicht vorstellen können, wie doof die aktuelle Situation für freiberufliche Musiker*innen ist.“

Am meisten aber ärgert mich die Ignoranz für die Kultur und die falsche Berichterstattung in den Medien über die angeblich fließenden Gelder. Die Lockerungen sind keine Hilfe, auch wenn die kleineren Spielstätten öffnen dürfen, so doch unter dermaßen eingeschränkten Bedingungen, dass eine kurze Überschlagsrechnung (Beispiel in München: das Ars Musica – normal 77 Sitzplätze, jetzt erlaubte 27 Besucher, maximal Trio auf der Bühne – zahlt also jeden Abend drauf, wenn’s öffnet) den Unsinn der Aktion zeigt. Aber offiziell heißt es: ihr dürft ja wieder spielen. Alles eine hohle Augenwischerei. Straßenkonzerte und Wohnzimmer-Livestreams generieren ebenfalls kaum Geld und werden zu allem Überfluss sofort pauschal von der GEMA in Rechnung gestellt. Das ist einfach eine Frechheit.“

 

„Die Tontechnik-Firmen sind pleite. Die Clubs geben auf. Die Bühnen schmeißen hin. Wir stehen alle so dicht vor dem totalen Aus.“

Die Planungsunsicherheit wirkt weit in das nächste Jahr hinein: Viele Konzerte aus diesem Jahr sind bereits auf das nächste Jahr verschoben worden. Damit bleiben kaum Spielräume für Veranstalter*innen, neue Konzerte zu buchen. Dazu kommt die ständige Unsicherheit, ob jetzt geplante Veranstaltungen tatsächlich stattfinden können, und nicht zuletzt die immer konkreter werdende Gefahr, dass immer mehr Clubs pleitegehen werden. 

„Aber es sind nur sehr sehr wenige Konzerte geplant, die Veranstalter sind 1. im Wartemodus, 2. spielen zuerst diejenigen, deren Konzerte in Frühjahr ausgefallen sind, d.h. es gibt einen Konzertstau. Bis es wieder „normal“ losgeht wird es dauern…“

„Wir haben schon viele Buchungen für Festivals für nächstes Jahr – aber die ersten haben schon wieder auf 2022 durchgeschoben“.

Nicht nur die Musiker*innen bangen um ihre Existenz, eine komplette Branche steht vor dem Aus, denn immer mehr Veranstalter*innen, Gaststätten, Cateringfirmen, Konzertagenturen, Techniker*innen, usw. kurz: die Berufe, die hinter den Kulissen arbeiten, gehen nach und nach pleite.

Wir machen uns furchtbare Sorgen. Wir brauchen für unsere Bälle Gastwirtschaften mit Saal ab 200 qm. Denen geht es so nass rein, wir wissen nicht ob es nachher überhaupt noch einen Gastropartner für unsere Bälle gibt. Wir hören von den Festival-Veranstaltern, dass die meisten Händler und Gastro Stände mit denen sie arbeiten, nächste Jahr nicht mehr kommen werden – die sind insolvent. Die Veranstalter schmeißen dann auch die Flinte ins Korn. Wir werden, wenn es so weiter geht, keine Infrastruktur mehr haben. Die Tontechnik-Firmen sind pleite. Die Clubs geben auf. Die Bühnen schmeißen hin. Wir stehen alle so dicht vor dem totalen Aus.“

Vorschläge, wie die schlimmen Folgen auf die Veranstaltungsbranche abgemildert werden könnten, gibt es genug: das Forum Musik Festivals, in dem sich über 100 Festivals aus Deutschland zusammengeschlossen haben, hat Forderungen vorgelegt, wie die Kulturbranche wieder auf die Füße kommen könnte, die Deutsche Jazzunion hat gemeinsam mit der Allianz der Freien Künste Änderungen bei der Soforthilfe gefordert, die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbstständigenverbände setzt sich mit ihrer Petition für eine Verlängerung und rechtssichere Ausgestaltung von Soforthilfen für Selbstständige ein, der Deutsche Kulturrat fordert die Schaffung eines Bundeskulturministeriums in der nächsten Legislaturperiode, u.v.a. Noch gibt es sie in Deutschland: die vielfältige und lebendige Kulturszene. Wenn wir diese nicht ausbluten lassen wollen, müssen wir jetzt handeln. 

Alle Zitate stammen aus den Rückläufen unserer zweiten und dritten Umfrage. Sie werden hier anonymisiert wiedergegeben. Die jeweiligen Personen sind der Redaktion bekannt.

Titelbild: AdobeStock

Autorinnen: Maria Bätzing, Mane Stelzer

Alarmstufe Rot Demo Berlin (Foto: Radio WAF)

Seit dem Ende des vollständigen Veranstaltungsverbots am 30. Juni sind zweieinhalb Monate vergangen. Veranstaltungsorte, die die strengen Hygiene- und Abstandsauflagen gewährleisten können, haben den Vorstellungsbetrieb auf Sparflamme wieder aufgenommen und auch große Spielorte wie Theater und Opernhäuser öffnen spätestens mit dem Beginn der neuen Saison unter umfassenden Sicherheitsmaßnahmen wieder ihre Pforten. Es könnte der Eindruck entstehen, dass der Veranstaltungssektor allmählich auf dem Weg zur Normalität sei.
Dass die Realität davon nicht weiter entfernt sein könnte, darauf machte am 9. September das Aktionsbündnis #Alarmstufe Rot mit einer Großdemonstration zum Regierungsviertel in Berlin aufmerksam. 15.000 Teilnehmer, unter ihnen prominente Redner wie Herbert Grönemeyer, hatten vor allem vor dem drohenden wirtschaftlichen Ruin der Branche gewarnt. Dass hinter den beeindruckenden Zahlen, die das Bündnis auf seiner Website www.alarmstuferot.org veröffentlicht – es handele sich immerhin um den sechstgrößten Wirtschaftssektor mit 130 Milliarden Euro Umsatz und über einer Million Beschäftigter – unzählige persönliche Existenzkrisen stehen, lässt sich leicht erahnen.
Eine in mehrfacher Hinsicht Betroffene ist die Musikerin und Konzertagenturbetreiberin Gudrun Walther. Seit 17 Jahren tourt sie mit ihrer Irish Folk-Band Cara durch Deutschland, Europa und die USA und hat sich mit ihrem fünfköpfigen Ensemble nicht nur einen exzellenten Ruf in der internationalen Szene erspielt, sondern das Projekt auch auf eine solide finanzielle Basis gestellt. Daneben betreibt sie seit zwei Jahrzehnten eine Konzertagentur für Folkmusik. Für gut 15 Bands mit über hundert Gigs jährlich zeichnet die Agentur verantwortlich. Eine gut funktionierende Struktur zwischen Agenturaufgaben im Konzertbüro und eigener künstlerischer Arbeit im Studio, auf der Bühne und im Proberaum hat sich Gudrun Walther mit den Jahren geschaffen, die ihr eine verlässliche Existenz gesichert hat.

Booking wird zur Absagenverwaltung

Seit dem 11. März diesen Jahres ist nichts mehr, wie es war. Das war der Tag, an dem die Corona-Epidemie zur Pandemie erklärt wurde und von dem an das Telefon mit Absagen für Walthers Band und die von ihr vermittelten Ensembles nicht mehr stillstand. „Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt Gudrun Walther. „Bis zu diesem Zeitpunkt lief alles super, der Konzertkalender war voll, wir waren gut gebucht und haben zuverlässig verdient. Wir hatten jede Menge Pläne, die plötzlich mit einem Schlag hinfällig waren.“ 44 Gigs hat ihre eigene Band durch die Absagenwelle bislang verloren, 27 Gigs der von ihr gebuchten Bands wurden in den letzten Monaten gecancelt. Dank einiger krisenfester, kreativer Veranstalter*innen und dem vom Land Baden-Württemberg geförderten Programm „Kultur Sommer 2020“ kamen im Sommer für Cara und einige der vermittelten Bands wenigstens einzelne kleinere Open Air-Gigs hinzu, die jedoch den Verlust teilweise ganzer Tourneen nicht auffangen konnten.
Die Open Air-Saison, die mit den wenigen Ersatzgigs dem Alltag wieder so etwas wie Normalität verliehen hat, liegt nun hinter ihnen, ihr jetziger Alltag, so Walther, sehe anders aus. Statt, wie sonst im September üblich, in die Zukunft zu planen und Programme für das Folgejahr festzuzurren, verwaltet Gudrun Walther nun Absagen. Diese betreffen die bislang noch stehenden Herbsttourneen und bereits die ersten Frühjahrstermine 2021. Unabhängigen Veranstalter*innen, die zu hundert Prozent auf Eintrittsgelder angewiesen sind, ist durch die Einbußen aufgrund der Abstandsregeln der Konzertbetrieb teilweise unmöglich gemacht worden. Zwar seien für diese Betriebe nun Fördergelder in Aussicht gestellt, deren Beantragung jedoch kompliziert sei, da nicht jeder Veranstalter die dafür geforderten Voraussetzungen erfülle. Auch viele engagierte ehrenamtliche Kulturinitiativen können das Ausrichten von Konzerten nicht verantworten, wenn ein zu großer Anteil der aktiven Helfer*innen der Risikogruppe angehören.
Die dritte Gruppe sind die städtischen Veranstalter wie Kulturämter. Diese können weiter Konzerte ausrichten, da sie nicht unbedingt darauf angewiesen sind, schwarze Zahlen zu schreiben. „Dies führt dazu, dass Tourneepläne, die ursprünglich chronologisch und geografisch effektiv gebucht waren, mittlerweile vollkommen zerschossen sind“, so Walther. „Bei einer Absagenquote von 50 Prozent sind manche Tourneen vor allem für Künstler aus dem Ausland wirtschaftlich nicht mehr haltbar, da die Hotelkosten für die zahlreichen entstandenen Lückentage in keinem Verhältnis mehr zu den Gagen für die verbleibenden Gigs stehen – eine perfide Situation, wenn man dann als Agentur selbst die wenigen noch verbleibenden Konzerte absagen muss.“ Für die abgesagten Termine versuche sie dann Ersatzkünstler*innen zu schicken.

Konzerte hinter Plexiglas und vor fast leeren „ausverkauften“ Sälen

Für dieses unbezahlte Krisenmanagement rotiert Gudrun Walther nun seit mehreren Monaten, teilweise bis zur Erschöpfung. Jetzt vermelden die ersten Festivals für den Sommer 2021, dass sie womöglich nicht stattfinden können. Und auch der derzeitige Touralltag ist alles andere als alltäglich. Da wird so mancher Gig in skurriler Erinnerung bleiben. So fuhr die in Baden-Württemberg lebende Musikerin 900 km für ein Konzert mit ihrer Band auf der Insel Föhr, um dann dort vor „ausverkauftem Haus“, sprich in diesem Fall 35 Zuhörer*innen, aufzutreten. Der Auftritt am Folgetag in Neumünster musste hingegen hinter einer Plexiglasscheibe stattfinden, da der Veranstalter die geforderten sechs Meter Abstand zwischen Bühne und Publikum nicht gewährleisten konnte. „Das war ein wenig wie Spielen im Terrarium“, sagt Gudrun Walther, die versucht, ihren Humor zu bewahren, „aber was tut man nicht alles, um auftreten zu dürfen.“

Eigeninitiiertes Onlinefestival „Sang und Klang“ sammelte 30.000 Euro für die freie Musikszene

Unermüdlich und mit kreativen Konzepten versuchen ehrenamtliche Veranstalter*innen, die Livemusik am Leben zu halten. Und auch Gudrun Walther hat mit einigen Musikerkolleg*inen ein solches Projekt buchstäblich aus dem Boden gestampft. Im Juni reifte die Idee, ein Onlinefestival für Folkmusik und Singer-Songwriter*innen aus Deutschland zu veranstalten. Dabei sollten Spenden generiert werden für die teilnehmenden Musiker*innen und drei große Künstlernothilfeorganisationen. Fünf Wochen verblieben dem Team für Namensfindung, inhaltliches Konzept, Kuratieren des Line-ups, Verpflichtung der Künstler*innen, die sämtlich ihre exklusiv produzierten Konzertmitschnitte kostenfrei zur Verfügung stellten, Filmschnitt und technische Realisation, Erstellen von Website und Social Media-Kanälen und Bewerbung des gänzlich unbekannten Formats, ehe am 11. Juli das Festival „Sang und Klang“ als Livestream online ging. 14 Acts, unter ihnen Größen wie Stoppok, Dota, Wenzel und Sarah Lesch, gaben sich sieben Stunden lang die Klinke in die Hand, mit im Boot Deutschlands größte Zeitschrift für Folkmusik „folker“, deren Herausgeber Mike Kamp die Moderation übernahm.
Die Resonanz auf das Festival war überwältigend. Fans und Fachkreise zeigten sich begeistert und voll des Lobes. Weit über 19.000 Klicks verzeichneten die Festivalstreams auf YouTube und Facebook und der schönste Lohn: Über 30.000 Euro Spendengelder können derzeit an die Corona-Hilfsorganisationen Die Deutsche Orchesterstiftung, Initiative Musik gGmbH und #handforahand sowie die 44 beim Festival beteiligten Musiker*innen verteilt werden. „Ein toller Erfolg und mein persönliches Highlight 2020“, sagt Gudrun Walther über das unverhoffte Pilotprojekt.

Rückkehr zur Normalität frühestens in 2022

Mittlerweile setzt die Musikerin fast ausschließlich auf derartige Selbsthilfe: „Am Anfang habe ich noch viele Petitionen zur Rettung der Kulturbranche unterschrieben und E-Mails an Abgeordnete geschrieben, aber irgendwann wird man dessen müde, weil einfach so wenig Resonanz seitens der Politik kommt, abgesehen vom Verweis auf Grundsicherung. Es ist für mich als Musikerin aber keine Lösung, meine Instrumente verkaufen zu müssen, um Grundsicherung zu erhalten, oder dass ich, wenn ich diese bezöge, vereinzelt reinkommende Auftrittsangebote nicht annehmen kann, weil ich nichts dazuverdienen darf. Dieses Angebot empfinde ich schlichtweg als Affront.“
Bis 2022, so rechnet Gudrun Walther, wird es wohl mindestens dauern, bis in der Konzertszene wieder so etwas wie Normalität einkehrt. Durch die permanente Verschiebung von Veranstaltungsterminen werde eine Planung fast unmöglich gemacht. „Normalerweise würde ich jetzt Tourneen für den Zeitraum bis Frühjahr 2022 buchen, das ist jedoch der Zeitraum, in den die Veranstalter jetzt alle Veranstaltungen aus dem Jahr 2020 verschoben haben. Daher gibt es dort keine freien Termine mehr. Das heißt, alle noch nicht gebuchten Gigs und auch solche, die man bräuchte, um die besagten Lücken in den Tourneen zu füllen, müssen erst mal auf Eis gelegt werden. Wenn wir großes Glück haben, sind bis Herbst 2022 die gröbsten Trümmer der Krise beseitigt.“

(Titelbild Gudrun Walther: Eva Giovannini)

Infos & Kontakt: Anne Gladitz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, moc.g1752042218nalkd1752042218nugna1752042218s@ess1752042218erp1752042218, www.sangundklang.com