Johanna Eicker ist eine vielseitige Musikerin aus Köln, die als Gitarristin, Bassistin, Pianistin und Songwriterin aktiv ist. Schon früh klassisch ausgebildet, machte sie mit der Band The Black Sheep erste große Schritte in der Musikszene, veröffentlichte zwei Alben und tourte international. Später gründete sie die kölsche Rockabilly-Band Rockemarieche und das Singer-Songwriter-Duo Roads & Shoes. Zudem ist sie Gitarristin in der TV-Showband von Carolin Kebekus und tourt aktuell mit verschiedenen Projekten, u.a. der Band ihrer Schwester Charly Klauser und der All-Girl-Kölsch-Pop-Band Mätropolis durch Deutschland.
Du bist Mutter und weiter als Musikerin tätig. Warst Du mit Deinen Kindern bereits on tour? Wie ist es Euch ergangen?
Ich habe meine Kids schon bei Shows dabei gehabt, allerdings nicht auf längeren Tourneen. Bei Kind 1 war ja ohnehin Corona und jetzt bei Kind 2 stand ich wie geplant nach 4 Wochen bei einer WDR Aufzeichnung auf der Bühne, während Baby und Papa (!) im Bus geschlafen haben. Die Konzerte danach habe ich teilweise mit Family dabei oder mit abgepumpter Milch im Kühlschrank durchgezogen. Das ging hier und da richtig an die Substanz, aber es war möglich. Da die ersten Lebensmonate im Winter waren, war ich auch viel im Karneval unterwegs. Das hieß zwar viele Konzerte, aber immer zu Hause schlafen. Aber ja, da musste der Kindersitz dann in den 9-Sitzer gebaut werden und alle haben brav am Straßenrand gewartet, weil ich stillen musste. Das war auch immer ein kleines Abenteuer und der größte Stress ist dabei eigentlich die Angst, dass es nicht hinhaut, aber es hat gut geklappt. Und ein bisschen stolz war ich auch, meine Familie dabei zu haben. Alles in allem ist uns der Spagat geglückt, nicht „aus allem raus zu sein“ und Sorge haben zu müssen, dass es beruflich den Bach runter geht. Daher bin ich erleichtert und dankbar. Und ja, auch sehr müde…Haben sich Veranstaltende bereits darauf eingestellt, dass manche Musiker*innen mit Kindern anreisen?
Ich muss zugeben, dass ich vor allem von zwei großen bekannten Festivals schwer enttäuscht war, denn da durften Kinder unter 14 Jahren partout nicht mit. Nicht mal backstage und auch nicht mit zusätzlicher erziehungsberechtigten Person. Das fand ich bitter. Ansonsten sind viele nicht darauf eingestellt, aber switchen ganz schnell auf Entgegenkommen, wenn man fragt. Ich habe hier und da selbstverständlich ein Doppelzimmer bezahlt bekommen für die Family, einen zusätzlichen Raum backstage oder es wurde ein Auge zugedrückt bei der Uhrzeit.
„Aber es fühlt sich immer noch so an, als sei man die seltene Ausnahme“.
Würdest Du es wieder machen oder lieber eine längere Auszeit in Kauf nehmen?
Wie schon erwähnt, war die Situation nach der ersten Geburt speziell, da die Zeit mitten in Corona fiel. Jetzt beim zweiten Mal war ich direkt wieder mittendrin und manchmal habe ich mir gewünscht, ich hätte eine längere Auszeit gehabt. Allerdings glaube ich, dass wir es super hinbekommen haben, dass es nicht zum Schaden der Kinder war, dass ich streckenweise viel zu tun hatte oder unterwegs war. Die andauernde Doppelbelastung für mich (und meinen Mann) war zwischendurch allerdings grenzwertig. Schlafentzug, Rückenschmerzen, eine völlig chaotische Wohnung, mal wieder nicht rechtzeitig Wäsche gewaschen, nicht geschafft, sich um offenen Rechnungen zu kümmern… und dann noch versuchen, im Job am Start zu sein. Da müssen sich die Ansprüche den Umständen schon anpassen, sonst wird man auch noch unglücklich dabei. Kurzum, es war und ist teilweise sehr hart, aber es war unsere gemeinsame Entscheidung und wir haben gut durchgezogen.
In der Regel arbeiten Schwangere in den letzten Wochen vor der Geburt nicht mehr und gehen in den Mutterschutz. Viele Musikerinnen* können sich das gar nicht leisten oder fühlen sich so fit, dass sie weiter auf der Bühne stehen. Wie war das bei Dir?
Abgesehen von den Phasen, wo es mir nicht gut ging, stand ich weiterhin auf der Bühne und war sogar einige Tage auf Tour. Die letzte Show war Anfang des 8. Monats und ich war sehr dankbar, dass das körperlich noch möglich war. Bei der ersten Schwangerschaft ging das sogar bis knapp zum 9. Monat. Irgendwann wurde die Luft beim Singen zu knapp und die Gitarre sah sehr komisch aus mit dem dicken Bauch… Nebenher habe ich weiterhin Orga gemacht für einige meiner Projekte, was ohnehin einen großen Teil meiner Arbeit ausmacht. Recht entspannt und vom Sofa aus. Natürlich nicht mit 100% Kraft und Zeit wie sonst, aber da erfahre ich zum Glück von allen Seiten vollstes Verständnis von Bandkolleg*innen oder auch Menschen aus der Branche, mit denen ich zusammenarbeite.
Konntest Du Deine Projekte so planen, dass Du beruhigt eine Auszeit nehmen kannst? Und wie kriegst Du das finanziell hin, Du bekommst ja wahrscheinlich kein Gehalt?
Das Planen der „Auszeit“ war tatsächlich recht aufwändig. Man will nicht zu früh die Pferde scheu machen, andererseits möchte man nicht zu kurzfristig „abspringen“ und Bands oder Produktionen vor den Kopf stoßen. Meine Taktik war, recht früh Bescheid zu sagen und einfach mit offenen Karten zu spielen. Ich konnte während der Schwangerschaft zum Glück bis auf wenige Ausnahmen alle Jobs selber machen oder hatte da bereits eingearbeitete Subs zur Hand.
Für nach der Geburt hatte ich einige Jobs, die ich zwar gerne selber wieder gemacht hätte, die aber zu nah dran waren und die Gefahr einfach zu hoch, dass es zu früh ist und ich noch nicht fit genug bin. Da konnte ich tatsächlich Ersatz für mich finden, mit dem ich finanziell eine Lösung dafür hatte, sollte ich doch etwas früher wieder selber spielen wollen. Es gab dann eine Ausfallgage für die Person und für mich etwas weniger, denn ich konnte dann doch nicht guten Gewissen alles für die nächsten Monate absagen. Wäre ich nicht schnell genug fit gewesen, hätte einiges davon finanziell schon wehgetan, aber was soll man machen. Sowas lässt sich einfach nicht vorher absehen, vor allem nicht gesundheitlich. Daher hatte ich es finanziell nicht eingeplant. Mein Mann und ich haben letztes Jahr schon angefangen ein wenig etwas auf Seite zu legen, damit es nicht den Druck gibt, entweder hochschwanger oder 6 Wochen nach der Geburt voll funktionieren zu müssen. Das hat zum Glück geklappt und ist psychisch eine große Entlastung. Alles andere zeigt sich immer erst, wenn das Baby da ist.
Ist der Beruf als selbstständige Musikerin manchmal auch ein Vorteil, wenn frau eine Familie gründen will?
Wenn ich mich im Freundeskreis vergleiche, sehe ich es als absoluten Vorteil, selbstständig zu sein. Der Stress mit Kind und Vollzeit-Job und eventuell auch den Druck, als Frau schnell wieder zurückzumüssen, kann ich mir gar nicht vorstellen. Und dann findet man keinen Kita-Platz…
Mein Mann ist ebenfalls selbstständig als Grafiker tätig, arbeitet von zu Hause und so haben wir maximale Flexibilität, was unsere Arbeitszeiten angeht. Ich muss aber auch zugeben, dass wir ganz großes Glück haben: Wir können es uns beide leisten etwas weniger zu arbeiten, da es finanziell ausreicht. Und sowohl Hausarbeit als auch Kinderbetreuung und Erziehung liegen wirklich zu absolut gleichen Teilen bei meinem Mann und mir. Das ist leider auch heute nicht selbstverständlich und letztendlich DER Schlüssel, um den Alltag und den Beruf als Musikerin mit Kind verhältnismäßig entspannt stemmen zu können. Wir waren uns schon vor dem ersten Kind einig, dass es lieber hier und da mal etwas knapp wird und ein großer Urlaub ausfällt, anstatt im Dauerstress zu leben. Das muss man wollen und sich leisten können und ich bin sehr dankbar dafür, dass es für uns möglich ist. Wir haben zudem eine tolle Oma um die Ecke und auch sonst ein kleines, aber zuverlässiges Netzwerk an helfenden Händen. Ohne Hilfe geht es nicht und das ist keine Schande!
Stichwort Kinderbetreuung: viele Kitas haben zu, wenn Musikerinnen* arbeiten, nämlich abends und am Wochenende. Wie hast Du das geregelt?
Ja, da bringen die normalen Öffnungszeiten nicht allzu viel… Es geht sogar so weit, dass ich meine Tochter oft gar nicht erst in die Kita bringe, weil wir uns sonst komplett verpassen würden. In den nächsten zwei Jahren mit weiterem Baby, vor allem am Anfang solange ich noch stille, wird mein Mann oft zu Jobs mitkommen müssen und dann kann meine Ältere auch direkt mitkommen. Das ließ sich doch öfter vereinbaren als man vielleicht denkt und ist ja eigentlich auch das Leben, das wir gemeinsam führen wollen. Wenn sich das nicht anbietet, haben wir noch die Oma, die am Wochenende gerne mal übernimmt. Und zum Glück direkt auch noch meinen Schwager als Hundesitter, wenn es mal richtig eng wird.
„Insgesamt ist aber oft viel Planung nötig und hier und da musste ich richtig darauf bestehen, dass „ein Baby ausnahmsweise mit ins TV-Studio“ oder „eine Dreijährige mit auf ein Festival“ darf, aber das ist mir den Aufwand und das „einfordern müssen“ wert“.
Du hast selbst einige Postings zur Vereinbarkeit von Musikberuf & Familie gemacht. Warum ist Dir das Thema wichtig?
Ich finde es ist noch viel Luft nach oben in der Selbstverständlichkeit, dass Musikerinnen Kinder haben oder schwanger sind. Und dass sie „trotzdem“ weiterhin einen super Job machen können. Da fehlt echt die Sichtbarkeit (wie bei so vielen Dingen).
Glücklicherweise erleben wir generell immer mehr Frauen in der Musikbranche – damit meine ich die Entwicklung der letzten 20 Jahre, speziell im Pop-Bereich, in dem ich es besonders mitbekomme. Es gibt so viele tolle Musikerinnen, die mit großen Acts auf Tour sind oder ihre eigenen Projekte an den Start bringen. Dass davon auch mal welche schwanger werden oder Kinder haben, wird somit immer wahrscheinlicher. Und es ist soooo schön, dass man es immer öfter auch mitbekommt.
Apropos mitbekommen: Nachdem ich vor 5 Jahren das erste Mal mit dem Thema nach außen ging (oder halt mit Bauch auf der Bühne stand), sprachen mich so viele junge Frauen an, dass sie es total spannend finden und fielen direkt mit der Tür ins Haus, wie ich es denn vereinbart bekäme und sie würden ja selber darüber nachdenken, seien aber unsicher wie und ob überhaupt… Das hat mich sehr angetrieben „mich zu zeigen“ und zu dem Thema meine Erfahrungen zu teilen.
Wo sind die kritischen Knackpunkte, wo es schwierig wird? Was braucht es, um den Spagat gut hinzukriegen? Was müsste sich verändern?
Puh, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Es IST schwierig und es gibt eine ganze Verkettung an Dingen, die es braucht. Es geht nicht ohne Unterstützung vom Partner/der Partnerin und am besten von einem ganzen Netzwerk an Oma, Opa, Tante, Nachbar, Babysitter. Das hat nicht jede und lässt sich nicht herbeizaubern. Es muss ja dann auch klappen, dass sich Baby vom Papa mit der Flasche füttern lässt oder die Große gerne bei Oma übernachtet… Das ist ja nicht selbstverständlich.
Und je nachdem, wie die Nächte laufen oder wie herausfordernd der ganz normale Alltag eben ist, ist der Knackpunkt einfach die eigene Kraft. Immer wieder habe ich Sorge, dass ich vor einem wichtigen Job nicht genug Schlaf bekomme, von 7 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags als Mami funktionieren muss und DANACH noch gute 8 Stunden vor mir habe, in denen ich volle Konzentration brauche. Das ist ein enormer Druck, obwohl ich weiß, dass zu Hause meistens alles bestens klappt.
Und was sich verändern muss – darüber habe ich schon viel nachgedacht und auch mit anderen Eltern gesprochen. Aber ganz ehrlich, mehr KiTa Plätze, Betreuungsmöglichkeiten am Wochenende oder mehr Geld wären natürlich nett. Aber ich würde meine noch kleinen Kinder ja nicht guten Gewissens im Kindergarten übernachten lassen. Und dass man nach wenigen Monaten nach einer Geburt wieder auf der Bühne stehen will, hat ja nicht zwingend nur mit Geld zu tun. In meinem Fall ist es die Lust wieder weiterzumachen und natürlich auch die Sorge, dass bei laufenden Projekten zu lange nichts passieren könnte. Deswegen sehe ich wenig Möglichkeiten, dass es Angebote von der Stadt oder bundesweit gibt, die wirklich die zeitlichen und kräftetechnischen Probleme lösen.
Aber zwei Wünsche hätte ich: Der erste geht tief in die Elterngeld-Materie. Es ist super, dass es für Selbstständige recht unkompliziert Elterngeld gibt. Da wäre eine Lösung schön, wenn man teilweise wieder Geld verdienen möchte, dass es trotzdem weiterhin Zuschüsse gibt um auszugleichen, dass man halt nicht voll arbeiten kann. Bisher sind da die Angebote sehr eng und man müsste genau x Stunden im Monat arbeiten. Das klappt als Selbständige halt nicht.
Der zweite Wunsch ist sehr global und bezieht sich auf alle Berufsgruppen, nicht nur uns Musiker*innen. Denn es fehlt oft die Selbstverständlichkeit, dass Menschen halt Eltern werden, auch um unsere Spezies am Leben zu halten. Da haben alle etwas von.
„In den ersten Jahren übernehmen wir (Männer wie Frauen) locker 2-3 Jobs gleichzeitig“.
Ich selber habe wirklich wenig schlechte Erfahrungen gemacht und habe so ein tolles Umfeld. Trotzdem höre ich viele unschöne Geschichten, wo man es mit ein bisschen Verständnis und Entgegenkommen den jungen Eltern so viel leichter machen könnte, ohne dass sie darum bitten müssen. Da wünsche ich mir, dass wir als Gesellschaft mehr zusammenhalten und das Thema „wie schafft man diesen Spagat“ nicht nur in Mami-Whatsapp-Gruppen stattfindet. An der Stelle: Wie wundervoll, dass IHR dem Thema so viel Raum gebt und es in die Sichtbarkeit rückt!!!
Wie sind Deine Pläne für die nächsten 1-2 Jahre oder lässt Du es jetzt erstmal ruhiger angehen?

Um ehrlich zu sein bin ich bereits wieder voll mittendrin. Ich war dieses Jahr bereits im Ausland oder mit Übernachtung weg und der Terminkalender füllt sich. Mein Plan ist es absolut Gas zu geben bei meinen Projekten, Songs zu schreiben, Veröffentlichungen, Live Gigs… Da gibt es tolle Entwicklungen und das möchte ich nutzen. Aber die Balance muss stimmen und die Kraft für die Kinder MUSS reichen. Außerdem wird mein Mann weniger und teilweise gar nicht arbeiten und mit den Kids mitkommen oder zu Hause bleiben, wenn ich viel unterwegs bin. Das haben wir beim ersten Kind auch so gemacht und das hat toll geklappt. Zwei größere Tourneen habe ich allerdings abgesagt, weil ich aktuell natürlich nicht für 2 Wochen am Stück weg sein kann und auch nicht will. Zum Glück bin ich in der Situation, mir das aktuell einigermaßen aussuchen zu können.
Gibt es Tipps & Tricks, die Du weitergeben möchtest?
Ich breche meine Tipps mal runter auf ein paar kurze Sätze. Ich wollte um die Geburt herum noch möglichst lange Musik machen können und vor allem danach schnell wieder fit sein. Was ich sonst nie hinbekomme, war Sport, Gymnastik und gute Ernährung und ich habe richtig gemerkt, wie gut mir und meinem Körper das getan hat. Schadet also nie ;-). Außerdem habe ich schon früh beim ersten Kind gelernt, mich selber nicht automatisch hintenanzustellen und schon früh um Hilfe zu bitten. Nicht erst dann, wenn auch psychisch nichts mehr geht. Wenn ich auf mich selber achte und auf meine Bedürfnisse höre, kann ich auch mehr leisten und mehr für die Kinder da sein. Das klingt nach einer Momfluencerin von Instagram, kann ich aber zu 100% so unterschreiben.
Vielen Dank, liebe Johanna, für das Gespräch!
Titelfoto: Marc Bremer, vor grüner Wand: Dörthe Boxberg


Sophie Trost ist eine Singer-Songwriterin aus Berlin. In ihren Liedern verarbeitet Sophie, was sie bewegt, seien es persönliche Erfahrungen oder gesellschaftspolitische Ereignisse. Die Musik der Sophie Trost Combo ist leicht und ernsthaft zugleich, tanzbar und lässt Raum für Improvisation. Die Mitglieder der Combo bereichern Sophies Lieder mit Einflüssen aus Jazz, Bossa Nova, Reggae, lateinamerikanischen Rhythmen, Pop, Chanson und vielem mehr. Mit aufrichtigem Gesang und warmen Klarinettenklängen kreiert Sophie gefühlvolle Ohrwurm-Melodien. Matijas virtuoses Gitarrenspiel sorgt für bereichernde Überraschungen. Darunter legt sich der weiche Groove von Phils Bass, den der Perkussionist Luis mit vielfältigen und subtilen Rhythmen abrundet. Im Mai 2025 hat Sophie Trost ihr Debütalbum
Nein, ich war mit meinen Kindern bisher noch nicht auf Tour. Früher hatte ich meine Kinder öfters bei Konzerten dabei und als Babies sogar währenddessen in der Trage auf dem Rücken. Doch vor ein paar Jahren wollte meine Tochter während eines Konzerts unbedingt ab dem zweiten Lied auf meinem Schoß sitzen (nackt, da sie vorher im Planschbecken war). Schwanger mit meinem dritten Kind und Kugelbauch war das eine ganz schöne Herausforderung für mich. Seitdem spiele ich Konzerte lieber ohne meine Kinder, um mich voll und ganz auf die Musik konzentrieren zu können. Die Tatsache, dass ich Kinder habe, beeinflusst auf jeden Fall mein Booking-Verhalten und meist halte ich vor allem Ausschau nach Konzerten in unserer Umgebung, also in Berlin und Brandenburg. Denn während der Konzerte passt meistens der Opa oder unsere Nachbarin auf die Kinder auf.
Musik ist nicht mein Haupt-/Brotjob. Ich genieße es, dass ich mich musikalisch entfalten kann und dabei nicht unter so großem finanziellen Druck stehe. Ich habe auch einen spannenden, inspirierenden „Brotjob“ im Marketing im Kulturbereich. Und ich bin sehr dankbar, dass sich das Musikmachen so gut mit der Kindererziehung vereinbaren lässt. Die Bandproben finden bei uns zu Hause statt und auch da sind unsere Kinder manchmal dabei.
Ich hatte schon immer den Traum von einer Work-Life-Balance: Teilzeit in einem spannenden Bereich arbeiten, Kinder haben und Musik machen. Diese Vision ist bei mir Wirklichkeit geworden, dafür bin ich sehr dankbar. Das alles funktioniert aber vor allem deshalb so gut, weil der Vater meiner Kinder als Papa und im Haushalt sehr engagiert ist und als Perkussionist in meiner Band am selben Strang zieht. Meinen ältesten, inzwischen 17jährigen Sohn habe ich alleinerziehend mit 20 Jahren bekommen. Da war neben Kindererziehung und Studium wenig Zeit für anderes. Ich habe also den Vergleich. Wenn wir wollen, dass Frauen mehr in „männlich“ konnotierten Bereichen tätig sind, müssen gleichzeitig Männer mehr „weiblich“ konnotierte Bereiche übernehmen. Das wurde Jahrzehnte lang nicht ausreichend umgesetzt, weil „weiblich“ konnotierte Aufgabengebiete traditionell weniger wertgeschätzt werden. So wurde lange Care-Arbeit und Hausarbeit ja gar nicht als Arbeit angesehen (wird ja auch nicht entlohnt) und unsichtbar gemacht.
Nach ihrem Umzug nach Berlin arbeitete Jarita mit renommierten Künstler*innen wie Judith Holofernes, Peter Fox, Astrid North und Jaqee zusammen und etablierte sich als gefragte Musikerin, Arrangeurin und Komponistin im Theaterbereich. Ihre multidisziplinäre Herangehensweise zeigt sich in Projekten wie dem interaktiven Mitmachkonzert
Ja, ich habe eine Tochter, sie ist jetzt 1 Jahr und 8 Monate alt. Als sie 3 Monate alt war, habe ich wieder angefangen, im Theater an der Parkaue zu spielen. Mein Partner ist damals immer mitgekommen, hat in der Umkleide auf sie aufgepasst oder ist mit ihr spazieren gegangen – zu der Zeit hat sie ja auch noch viel geschlafen. Als sie etwa 6 Monate alt war, begann die Produktion eines neuen Stücks am GRIPS Theater, auch dort waren die beiden immer mit dabei. Es war für uns eine angenehme Situation, weil die Regisseurin Ellen Urhahn selbst Mutter ist und großes Verständnis für meine Situation hatte. Ich war in dieser Zeit also nicht richtig auf Tour, hatte aber das Glück, als Musikerin in einem Bereich arbeiten zu können, der mir diese Flexibilität ermöglicht.
Stichwort Kinderbetreuung: viele Kitas haben zu, wenn Musikerinnen* arbeiten, nämlich abends und am Wochenende. Wie hast Du das geregelt?
In den letzten Jahren habe ich viele Songs geschrieben und produziert, die jetzt endlich fertiggestellt werden wollen. Aus meiner YouTube-Serie JAMMIN WITH JARITA entsteht gerade ein Album. Mein Mitmachkonzert für Kinder TROMMELVERSUM wächst und entwickelt sich immer weiter – nächstes Jahr möchte ich es noch öfter aufführen.
Nicole Johänntgen hat Saxophon, Komposition und Arrangement in Mannheim an der staatlichen Hochschule für Musik und darstellenden Kunst studiert. Seit 2005 lebt sie mit ihrer Familie in der Schweiz. Nicole tourt weltweit und hat bereits mit Stars wie Daniel Powter (Bad day), Roger Cicero, Eric Harland, Aaron Parks, Nils Landgren, Cæcilie Norby und Piet Klocke gespielt. Derzeit ist sie vor allem mit ihren neuen Programmen „Labyrinth II“ und „Robin“ unterwegs. Für ihr künstlerisches Schaffen erhielt sie zahlreiche internationale und nationale Auszeichnungen. Sie hat 29 Alben veröffentlicht und ihr eigenes Label Selmabird Records gegründet, ist aber auch eine begeisterte Mentorin: alle zwei Jahre organisiert sie den Musikbusiness-Workshop SOFIA Support Of Female Improvising Artists in Zürich. Bei diesem Workshop geht es darum, Selbstmanagement und Networking unter Musikerinnen zu lernen. Ihr Ziel ist es, mehr Jazzmusikerinnen auf die Bühne zu bringen. Desweiteren leitet sie den „Kids Jazz Club“, der Kindern einen leichten Zugang zur Musik verschafft. Nicole ist Saxophon-Influencerin in den
Was musstest Du an Deiner Lebens- und Arbeitsweise ändern, um alles unter einen Hut zu bekommen?
Für sie sei das eine ganz neue Erfahrung gewesen, andere DJs auch als Role Models zu erleben, sagt Jenne. „Ich bin nie auf die Idee gekommen, selbst DJ zu werden, weil ich nie eine weiblich gelesene Person gesehen hab, die hinter dem DJ-Pult steht. Einer meiner größten Inspirationen war Helena Hauff, das ist eine ganz tolle DJ mittlerweile, superbekannt, aber die hat genau meinen Sound gespielt, und ich war so: ‚Oh mein Gott, das ist eine Göttin, das möchte ich auch!‘ Ich konnte mich so krass mit ihr identifizieren und danach dachte ich: ‚Ich kann das ja eigentlich!‘. Dann hab ich damit erst so richtig angefangen (…) und gemerkt, Repräsentation ist einfach sehr wichtig“.
Ainie ist Teil des Female* Producer Collectives, auf das sich in der letzten Runde 131 Musikerinnen* beworben hatten. „Weiblich gelesene Produzentinnen sind noch sehr unterrepräsentiert. Ziel ist es, dass man diese Leute aufbaut, wenn sie noch nicht so weit sind. Dass man sie coacht. Die Leute bekommen Workshops, sie bekommen die Möglichkeit, andere Leute zu produzieren, zu networken. Man kriegt wichtige Kontakte in die Industrie, zu Sony usw. Mir persönlich hat das sehr viel gebracht, ich war supergrün hinter den Ohren, und nach dem F*PC wusste ich einfach, wie das ‚Game‘ funktioniert“. Wer einmal drin ist, kommt über das Netzwerk an Jobangebote.
Jenne sagt zum Thema Awareness & safe spaces: „Es gibt ja jetzt den Begriff von ’nem safer space, weil einen safe space kann man nie generieren. Aber man kann versuchen, dass sich Menschen wohlfühlen. Das ist eine sehr wichtige Angelegenheit, aber sehr schwer umzusetzen, weil man ja gleichzeitig auch niemanden diskriminieren will. Zum Beispiel bei einer Selektion an der Tür fängts ja irgendwie schon an. Wenn man eine queere Party machen will, dann versucht man ein gewisses Publikum zu generieren, gleichzeitig möchte man aber auch niemanden diskriminieren. Man möchte nicht assumen, was die Person für eine Einstellung oder sexuelle Orientierung hat. (…) Aber Awareness fängt vor allem von innen an, es ist wichtig, patriarchale Strukturen zu durchbrechen bei den Clubbesitzern, dass man bei sich anfängt, bevor man fünf Leute beschäftigt, die kriegen fünf Euro die Stunde und sagen ‚wir machen jetzt Awareness‘ und haben eine Schärpe um, damit ist es halt nicht getan, sondern es fängt vor allen Dingen erstmal bei Team an“.
Stichwort Gatekeeper*innen: Nach den Meilensteinen in ihrem Werdegang gefragt, erzählt Lisa-Anna von ELL, dass entscheidend gewesen sei, dass sie während der Pandemie bei Kurt Ebelhäuser aufnehmen konnten und dass sie Johanna Bauhus vom 
Nach dem Talk betrat die Songwriterin und Musikproduzentin Annelie Schwarz aka 
Nach einer gemeinsamen Begrüßung von Antje (Brotfabrik), Linda (Frauenreferat Frankfurt) und Mane (MELODIVA) ging es gleich mit dem ersten Talk in der gut gefüllten Brotfabrik los (Foto: Barbara Walzer). Auf dem Podium saßen die auftretenden Musikerinnen des Abends – Lena & Johanna von LUAH, Jamila von GG VYBE und BELQIS – sowie Mane von MELODIVA. Mit der Moderatorin Christina Mohr sprachen sie über ihre musikalischen Biografien, strukturelle Hürden und was es braucht, um Frauen* und Mädchen* beim Musikmachen und im Musikbusiness besser zu unterstützen (vor allem Räume und safe spaces!). Sascha Wild, der neue Referent für Popularmusik in Frankfurt und Vater einer kleinen Tochter, war ebenfalls Teil des Panels und vor allem da, um zuzuhören, wie er selbst sagte.
Der zweite Talk m

























Das Frauenbüro der Stadt Offenbach lädt vom 05.-15.03.2021 zu
Ein Konzert-Screening zum Weltfrauen*tag sendet das Kammerensemble Konsonanz am 08.03. ab 19:30 Uhr mit den Kompositionen starker Frauen aus zwei Jahrhunderten: 






+++ EMPOWERMENT DAY GOES CULLY JAZZ +++
Zara McFarlane (UK) Konzert für Kinder