Maryam Akhondy wurde in Teheran geboren und lebt seit 1986 in Köln. Seit der Grundschule hat sie vor allem klassische Musik gesungen, war bei Schulfesten als Sängerin dabei. Nach dem Abitur studierte sie Theaterwissenschaften und Gesang in Teheran. Kurz bevor sie nach ihrem Abschluss ihre künstlerische Karriere starten wollte, begann die Islamische Revolution. Um öffentlich auftreten und ihren Beruf ausüben zu können, blieb ihr nichts anderes übrig, als 1986 nach Köln zu fliehen. Dort begann sie mit iranischen Musikerkollegen zusammen zu arbeiten; die wohl bekannteste war die Weltmusikband Shäl Sick Brass Band, mit der sie zwei mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnete Alben aufnahm.
Dass Akhondy ihre Heimat verließ, hat ihr zu großer künstlerischer Freiheit verholfen, die sie in Ensembles wie der Band Paaz nutzt oder dem Chor Banu, der wahrscheinlich einzigen iranischen Frauen-A Capella Gruppe weltweit. Bis zu 25 Sängerinnen zwischen 25-65 Jahren kommen donnerstags zur Probe, aber bei Konzerten stehen meist nur 7 von ihnen auf der Bühne. Eine Unmöglichkeit in ihrer Heimat, denn Frauen ist dort das öffentliche Musizieren und Singen nur ganz eingeschränkt möglich: vor weiblichem Publikum dürfen sie solistisch öffentlich auftreten, vor gemischtem Publikum aber nur, wenn ihr Gesang von männlichen Gesangsstimmen überdeckt wird. Wie sie die Islamische Revolution und den Umzug nach Deutschland erlebt hat und was ihren Chor so besonders macht, erzählt sie uns in folgendem Interview.
Du bist in Teheran geboren, hast Deine Kindheit und Jugend dort verbracht und Theaterwissenschaften und Gesang studiert. Dann kam die Islamische Revolution und mit ihr wurden die Frauenrechte massiv eingeschränkt. Wie hast Du diese Zeit erlebt?
Anfangs glaubten wir nicht, dass die damals neu verordneten Regeln und Verbote – die Musik und den Frauengesang betreffend – von Dauer sein würden. Erst als die ersten Musik- und Kunstschulen schließen mussten, wurde uns das ganze Maß der Veränderungen und die Schwierigkeiten, in denen wir nun steckten, bewusst. Natürlich haben wir Studentinnen und Studenten zusammen mit unseren Lehrern versucht, die Verbote zu umgehen, z.B. damit, dass der Unterricht nicht mehr in der Schule, sondern im Haus des Ostads stattfand (persisch für „Meister“). Auf einen gewissen öffentlichen Druck hin durften die Musikschulen dann nach einiger Zeit wieder öffnen. Allerdings wurden die bisherigen Klassen geteilt und Männer und Frauen getrennt unterrichtet – von einer Lehrkraft des gleichen Geschlechts. In der Öffentlichkeit zu singen, wurde Mädchen und Frauen gänzlich verboten. Das galt natürlich erst recht für die Bühnen- und Radioauftritte professioneller Sängerinnen.
Welche Auswirkungen hatte die islamische Revolution 1979 auf Dich und Deine Musik? Wie haben sich Dein Leben und Dein Alltag verändert?
Das Gesangsverbot für Frauen habe ich ja schon erwähnt. Es betraf auch mich, weil ich zu der Zeit meine ersten kleinen Auftritte im Radio hatte. Die Veränderungen im Land wirkten sich natürlich auch auf den privaten Bereich und das Berufsleben aus. Ein Beispiel: Neben meiner Gesangsausbildung arbeitete ich als Lehrerin in einer Grundschule. Anfangs trug ich, wie alle jungen Leute, während des Unterrichts Blue Jeans und eine Bluse. Nach der Revolution war daran natürlich nicht mehr zu denken. Eine lange, mantelähnliche Jacke und das Tragen eines Kopftuchs wurden zur Pflicht – in der Schule ebenso wie im Alltag außerhalb der eigenen vier Wände.
In der Folge durften Sängerinnen nicht mehr öffentlich auftreten. War das für Dich der Hauptgrund, dass Du 1986 nach Köln gezogen bist?
Ja. Darüber hinaus hatte ich ja Theaterwissenschaften studiert. Auch in diesem Bereich galten nach der Revolution ähnliche neue Regeln und Verbote wie in der Musik. Da traf es sich gut, dass ich in dieser Zeit zu einem asiatischen Musikfestival nach Stuttgart eingeladen wurde – als Gastsängerin einer iranischen Band aus Köln. In Deutschland traf ich meinen damaligen Mann wieder, der schon vorher aus dem Iran fliehen musste, weil er politisch verfolgt wurde. Also blieb auch ich und versuchte einen künstlerischen Neustart – ohne zu wissen, ob mir der mit meiner Musik in diesem für mich fremden Land gelingen würde.
Wie ging es Dir in Köln zu Beginn? Musstest Du ganz neu anfangen? Ist es Dir leichtgefallen, Kontakt in der Musikszene zu knüpfen?
Nein, das ist es nicht. Es war ein in jeder Hinsicht schwieriger Neuanfang für mich: in einer mir unbekannten Kultur mit einer völlig anderen Sprache und einem damals erst sechs Monate alten Kind! Der Weg in die Kölner Musikszene führte erst einmal nur in den Kreis der in Köln lebenden exiliranischen Musiker. Mit einigen von ihnen tourte ich bald durch Deutschland und Skandinavien. Später gründete ich meine eigene klassisch-iranische Musikgruppe, das Ensemble Barbad, und schrieb das Musiktheaterstück „Andaruni“, das ich wohl ein Dutzend Mal vor Exiliranern in Deutschland, Dänemark, Holland und Österreich aufführte.
Kontakt zu nicht-iranischen Musikern fand ich erst Anfang der 1990er-Jahre, als ich die Schäl Sick Brass Band und deren gänzlich andere Musik kennenlernte. Seitdem habe ich mit zahlreichen Kölner Musikerinnen und Musikern aus unterschiedlichsten Genres zusammengearbeitet. Auch deshalb empfinde ich mich heute als Teil dieser Szene.
Wann kam Dir die Idee, den Frauen-Chor Banu zu gründen? Was hat Dich daran gereizt?
Das war kurz vor dem Jahr 2000. Da bekam ich Lust, mehr über die Volksmusik meiner iranischen Heimat zu erfahren. Weil ich ja aus der traditionellen persischen Kunstmusik komme, die man vom Anspruch her vielleicht mit der klassischen europäischen Musik vergleichen könnte, wusste ich gar nicht soviel über die Volksmusik Irans. Mit einigen meiner in Köln lebenden iranischen Gesangsschülerinnen gründete ich deshalb einen kleinen Chor, der vorerst nur aus sieben Frauen und mir bestand. Reizvoll war daran auch, dass wir keine zusätzlichen Musiker brauchten – Klanghölzer und Rahmentrommeln reichten völlig aus, um unseren Gesang selbst zu begleiten.
Wie waren die Reaktionen von iranischen Musikkollegen und dem Publikum? Wurdest Du sofort akzeptiert?
Die Reaktionen waren erst einmal, wie man hier in Deutschland sagt, „sehr durchwachsen.“ Das lag zum einen daran, dass mich viele iranische Kollegen bis dahin nur als Interpretin im Genre der bereits erwähnten ernsten persischen Kunstmusik kannten. Neben dieser akademischen Musik wirkt die iranische Volksmusik sehr viel ursprünglicher, lebensfroher und manchmal sogar recht derb.
Dass ich mich, als professionelle Sängerin, gemeinsam mit meinen Schülerinnen auf die Bühne wagte, obwohl deren Stimmen unfertig klangen, sorgte ebenfalls für Unverständnis. Dabei war genau das die Absicht: Die Exiliranerinnen sollten so klingen, wie es die einfachen Frauen im Iran taten, wenn sie bei der Feldarbeit, beim Teppichknüpfen oder bei privaten Feiern gemeinsam sangen. Interessanterweise war es ein deutscher Veranstalter, Peter Schneckmann in Frankfurt, der uns erstmals für einen Auftritt buchte. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar.
Woher nimmst Du das Repertoire? Sind es auch Lieder, die Ihr selbst geschrieben habt oder eher Volkslieder?
Viele der Lieder sind mir als Iranerin bereits bekannt. Von anderen habe ich erfahren, als ich mich intensiver mit der Gesangskultur einzelner im Iran lebenden Bevölkerungsgruppen beschäftigte. Was man hier vielleicht nicht weiß: Iran ist ein Vielvölkerstaat, dessen Provinzen im Westen an Irak und die Türkei, im Norden an Aserbaidschan und Turkmenistan, im Osten an Afghanistan und Pakistan und im Süden an die arabischen Golfstaaten grenzen. Alle diese Länder haben eigene Musikkulturen, die natürlich auch auf die benachbarten Regionen im Iran ausstrahlen.
Teile dieser Musik bilden den Kern unseres Repertoires. Allerdings bearbeite ich manche Lieder so, dass ich sie mit meinen Frauen auch mehrstimmig singen kann – was in der ursprünglichen Version in der Regel nicht der Fall ist. Einmal haben wir auch ein Gedicht des bekannten iranischen Lyrikers Ahmad Shamlou vertont und dabei seinen modernen Text mit traditioneller Musik verknüpft. Und für ein von der Akademie der Künste der Welt in Köln gefördertes Projekt sangen wir von mir ausgewählte alte Frauengesänge aus dem Rheinland – zur Hälfte auf Kölsch und zur Hälfte auf Persisch!
Worum geht es in Euren Liedern?
Einiges habe ich ja schon erwähnt. Um es noch einmal zusammenzufassen: Es geht um die ursprüngliche Musik einfacher Menschen, wie sie – vor allem auf dem Land und in kleinen Dörfern – über Generationen weitergegeben wurde. Diese Musik ist ein selbstverständlicher Teil ihres Alltags und beinhaltet keinen Kunstanspruch. Deshalb klingt sie so authentisch und ehrlich. Weil Frauen offensichtlich mehr Anlässe finden, um zu singen, besteht ein großer Teil unseres Repertoires aus von Frauen gesungenen Liedern. Ein Beispiel ist das einer Nomadin, deren Gesang dem Rhythmus folgt, in dem sie den Ziegenledersack bewegt, in dem Milch zu Butter wird. Ein anderes Lied ist das von Wäscherinnen am Fluß, die ihre Metallschüsseln umdrehen und so zu Trommeln machen. Im von den Frauen weitgehend improvisierten Text kann fast alles vorkommen: Spötteleien über die jungen Männer des Dorfes, Scherze über Schwiegermütter oder gegenseitiges Sich-auf-den-Arm-nehmen.
Mit Deiner Band Paaz kombinierst Du iranische Chansons und Popsongs mit Jazz. Was reizt Dich daran?
Es ist das Eintauchen in ein weiteres mit dem Iran verbundenes Genre und noch einmal etwas wesentlich Anderes als der Schritt, den ich seinerzeit von der klassischen persischen Kunstmusik meines Ensembles Barbad hin zu den mit meinem Frauenchor Banu gesungenen Volksliedern machte. Natürlich geht es auch um schöne Erinnerungen an meine Jugend. Die meisten der Paaz-Stücke entstanden ja in den 1950er bis 1970er Jahren, in denen sich viele iranische Komponisten von populärer europäischer Musik inspirieren ließen.
Dank der wunderbaren Musiker, die ich in Köln für dieses Projekt fand, klingen die meisten der von mir ausgewählten Stücke aber nicht wie bloße Coverversionen, sondern eher wie Neuinterpretationen. Und weil die Instrumentalisten sowohl aus der Klassik als auch aus dem Jazz kommen, fließen auch diese Klangfarben in unsere Musik ein.
In Presseberichten und Radiosendungen über Paaz wurde oft hervorgehoben, dass die Musiker nicht nur aus Deutschland, Weißrussland oder Chile kämen, sondern auch aus Israel und dem Iran. Das ist aber Zufall und sagt mehr über die Vielfalt der Kölner Musikszene aus als über unsere Arbeit. Mich beschäftigt das jedenfalls weniger als die Tatsache, dass alle Paaz-Kollegen vom Alter her meine Söhne sein könnten. Mit solch jungen, aber bereits sehr erfahrenen Künstlern ein gemeinsames Gefühl für Musik entwickeln zu können, die ich sowohl mit schönen, als auch wehmütigen Erinnerungen an mein früheres Leben im Iran verbinde, ist wirklich ein Geschenk.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise für Dich beruflich? Dein Chor kann wahrscheinlich auch nicht proben?
Den letzten Auftritt mit Paaz hatte ich im September 2020 in Mainz bei einer interkulturellen Veranstaltung. Obwohl der unter Corona-Bedingungen stattfand, fühlte es sich an wie ein Neustart – was sich als Irrtum erwies. 2020 wird mir wohl als mein „Online-Jahr“ in Erinnerung bleiben. Egal, ob Einzelunterricht oder Workshops für Gruppen: Nichts ging mehr im direkten persönlichen Kontakt. Meinen Probe- und Unterrichtsraum im Pfarrsaal einer Kölner Kirchengemeinde habe ich zuletzt im vergangenen Februar mit meinem ganzen Chor nutzen dürfen, dann nur noch in kleinen Gruppen mit ausreichendem Abstand und ab dem Frühjahr gar nicht mehr. Mehr als das hat aber geschmerzt, dass unsere ursprünglich mit Banu im Sommer 2020 geplante USA-Reise nicht stattfinden konnte. Auf unseren Auftritt bei einem großen Chorfestival in Washington DC hatten wir uns schon sehr gefreut – vor allem, weil wir dort eigentlich das 20-jähriges Bestehen unseres Chors feiern wollten!
Welche Unterstützung in dieser besonderen Situation würdest Du Dir wünschen?
Ich sag erst einmal, was mich gestört hat: Dass man die Probleme der Künstlerinnen und Künstler anfangs scheinbar nicht gesehen und ernstgenommen hat! Manche Informationen zu den Corona-Hilfen fand ich auch sehr widersprüchlich. Mein größtes Problem hatte allerdings weniger mit finanzieller Not oder mit abgesagten Konzerten zu tun, sondern damit, dass mir im Sommer der Mietvertrag meines Proberaums gekündigt wurde. Ich habe vier Monate suchen müssen, um einen vergleichbar großen Saal zu finden. Nutzen können werde ich den natürlich erst dann, wenn es die Corona-Situation wieder zulässt.
Reist Du nach wie vor in den Iran? Hast Du Kontakt zu Musiker*innen dort? Wie geht es ihnen aktuell dort?
Wenn es möglich ist, reise ich einmal im Jahr in den Iran, treffe mich dort mit alten Kolleginnen und Kollegen oder bummele in Teheran durch den Stadtteil Baharestan, in dem es besonders viele Instrumentenbauer und Musikgeschäfte gibt. Eigentlich hätte ich in diesem Jahr erstmals eine Studienreise zu den Musikkulturen Irans begleiten sollen. Dabei wäre es möglich gewesen, weitere Kontakte zu Musikern in fast allen Landesteilen zu knüpfen. Das ging natürlich wegen Corona nicht. Meine letzte Begegnung mit im Iran lebenden Musikern hatte ich deshalb beim Rudolstadt Festival 2019, bei dem Iran der Länderschwerpunkt war und zu dem auch ich mit Banu eingeladen war. An den Kolleginnen und Kollegen im Iran bewundere ich sehr, mit welcher Ausdauer und Energie sie es schaffen, sich immer wieder neu auf sich häufig verändernde Regeln einzustellen und ihre künstlerische Arbeit fortzuführen.
Was sind Deine Wünsche für 2021?
Wie alle anderen wünsche ich mir natürlich, dass es irgendwann mit dieser Corona-Pandemie zu Ende geht und wir wieder ein halbwegs normales Leben führen können. Für die Menschen im Iran wünsche ich mir bessere und menschenwürdigere Lebensbedingungen – losgelöst von allen Problemen, die durch Corona zusätzlich zu den schon so lange bestehenden hinzugekommen sind. Iran ist nämlich ein großartiges Land mit einer viele Jahrtausende alten Kultur und besonders gastfreundlichen Menschen. Ich wünsche mir sehr, dass viele Reisende aus dem Ausland beides in Zukunft wieder häufiger erleben und genießen können.
Infos: http://www.maryamakhondy.com, https://persischsingen.wordpress.com/singen-im-chor/
(Fotos: Bernd G. Schmitz)


Und obwohl die Band bis vor wenigen Jahren alles selbst machte und bis heute nur ein kleines Management-Team hat, hat sich ihre Musik herumgesprochen. Sie spielen häufig in ausverkauften Hallen und auch die Presse ist aufmerksam geworden: Der Rolling Stone listete sie im Mai unter die “10 New Country Artists You Need to Know”. Als ich am Konzertabend das Frankfurter BETT betrat, hatte ich davon keine Ahnung und vorher nur kurz in zwei Songs reingehört. Als Opener war Temple Haze eingeladen, ein US-amerikanischer Singer-/Songwriter, der seit geraumer Zeit in Berlin lebt. Dass er auch als Yogalehrer arbeitet, erfahren wir nach einiger Zeit, und es erklärt, warum das Publikum seine Musik zunehmend im Sitzen genießen wollte. Seine sehr freie Art zu singen, seine Ausdrucksstärke und sein akzentuiertes Gitarrenspiel waren beeindruckend, aber eher geeignet, den Puls zu verlangsamen und sich nach einer bequemen Couch zu sehnen.
Nach seinem Set und einer kurzen Pause begannen Leah und Chloe Smith ihr Konzert mit einem A Cappella-Stück, das vom Publikum mit Begeisterung gewürdigt wurde. Schnell wurde klar, dass die beiden mit ihrem zweistimmigen Gesang über ein großes Maß an künstlerischem Potential verfügen. Zwei wunderschöne Klangfarben, die sie in ihren Arrangements interessant variiert und verfeinert haben, die zugleich kontrastieren und perfekt zusammenpassen. Mit Wechselgesang, harmonisch toll gesetzten Stimmen und fast schon percussivem Einsatz der Stimme und des Atems werden sie mich im Laufe des Abends immer wieder auch an Zap Mama erinnern. Nach dem ersten Stück greifen sie zu Gitarre und Banjo und später auch zu Fiddle und Rahmentrommel, ganz in der Tradition der traditionellen Musik der Appalachen, mit der sie aufgewachsen sind. Es ist diese traditionelle Musik, auf die sie sich berufen, die sie in ihren 13 Jahren gemeinsamer Bandgeschichte mit neuen Einflüssen vermischt haben.
Nicht alles ist in Englisch, da sind das spanische „Caminando“ und ein bulgarisches Lied namens „Zavidi Me Lalino“, das die schöne Reibung der traditionellen Gesangskunst Bulgariens offenbart. Am Ende erklingt „Downtown“, wo sich HipHop in Leahs Gesang mischt und ein noch kämpferischer Ton Einzug hält. Keine Frage, mit dieser Band kann frau nicht nur einen tollen Abend verbringen – sie hat das Zeug, Menschen zusammenzubringen und Veränderung ins Rollen zu bringen. Während ich dies schreibe, höre ich in den Nachrichten vom befürchteten Wahlsieg der Rechtspopulisten in Schweden (!). Da hilft nur noch Musik: „I am resilient | I trust the movement | I negate the chaos | uplift the negative | I’ll show up at the table | again and again and again | I’ll close my mouth and learn to listen“, heißt es in dem Song „Resilient“. Er wird in den nächsten Monaten noch oft bei mir zu hören sein.
Der Titel ist gleichsam Lebensmotto: der Glaube an eine Welt, die gerecht ist und gleiche Chancen für alle bietet. Mal sparsam vor allem mit filigranen Gitarren und perlenden Klavierklängen instrumentiert, dann rockig mit Band umgesetzt, singen die beiden mit ineinander verschlungenen schönen Stimmen von dem, was ihnen wichtig ist. Vom „grundlos Glücklichsein“, das vom rastlosen Drang nach immer mehr Geld und Besitz verdrängt wird, von ewig Gestrigen, die anderen das Leben schwermachen und dem „Großmaul Arnulf“, der gewohnt ist, dass alle vor ihm kuschen. Vom Gefühl der grenzenlosen Freiheit, einfach genau das tun zu können, wonach einem ist, aber auch von Einsamkeit und vom Verlassen werden. Und von der Liebe: „i bin erscht dahoim, wenn i bei dir bin“, der Sehnsucht nach dem Liebsten. Dabei schätzen sie die künstlerische Freiheit, neben Songs im allgäuerischen Idiom singen die beiden auch auf Englisch und Hochdeutsch. Wie in ihrer neuen Single „Schneeflockennacht“, die gerade erschienen ist und den beiden ein großes Publikum beschert hat. Der Song ist nämlich im Intro und Outro des brandneuen Augsburger Puppenkiste Kinofilms „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ zu hören und wird bereits viele Kinder- und Erwachsenenohren verzaubert haben.
Ihr habt vor 15 Jahren als Straßenmusikerinnen begonnen, was hat Euch damals gereizt?
