2015 gewann die damals knapp Zwanzigjährige den „Prix Découvertes“ des französischen Radiosenders RFI, der seit 1981 das Ziel verfolgt, musikalische Talente aus Afrika bekannter zu machen. In ihrer Heimat hatte Elida Almeida sich bereits einen Namen als Sängerin gemacht. Die Auszeichnung von 2015 katapultierte die Sängerin schnell von den lokalen kapverdischen Bars auf große internationale Bühnen.

Am Montag, dem 30. September 2019 performte sie mit ihrer Band vor einem völlig begeisterten Düsseldorfer Publikum. Funkig geht es los. Während die Band sich einspielt, tanzt die Sängerin auf roten Pumps hinaus auf die Bühne, der Rock ihres pastellblauen Tupfenkleids schwingt und wirbelt zu der Musik mit afro-kubanischen Anklängen. Dann stimmt sie ein rhythmisches Lied an, das sie mit einem kecken, mädchenhaften Knicks beendet und nach dem sie ins Publikum ruft: „Alles gut?“ „Ja!“ ruft das hingerissene Publikum zurück. Dem feurigen Intro folgt eine Ballade, inspiriert von ihrem „Ex“, wie die Sängerin erzählt. Dieser Ex wird im Laufe des Abends für einige weitere Balladen herhalten. Mit ausdruckstarker Stimme singt sie davon, was auch immer dieser Ex getan oder nicht getan hat. Da die Künstlerin alle Songs in ihrer kreolischen Muttersprache singt, verstehe ich den Text nicht, so wie vermutlich die meisten Konzertbesucher*innen auch nicht. Aber das ist auch völlig egal, denn Elida Almeida singt mit ganzem Körpereinsatz und viel Gesichtsmimik, so dass sich die Stimmungen der einzelnen Songs ohne Worte übertragen. Bei dem Song „Forti Dor“ wird ihr Gesichtsausdruck so traurig, dass man sofort die trübe Stimmung nachempfinden kann, die der junge Mann verursacht haben muss.

So wechselt sie bei dem Konzert zwischen ruhigeren Liedern und Gesangsexplosionen, die den traditionellen kapverdischen Sound – Funaná, Coladera und Tabanka – mit Latino- Flair vermengen. Elida Almeida ist ein Energiebündel auf der Bühne, die mit ihrer Musik eine ansteckende Lebensfreude versprüht. Man merkt ihr deutlich an, wie viel Spaß sie selber hat. Es ist, als ob sie singend und tanzend eine private Party mit ihren Musikern feiert, mit denen sie im ständigen Kontakt ist. Pausenlos in Bewegung, tanzt sie ständig von einem Bandmitglied zum nächsten. Beim vierten Song – ein traditioneller Beat – Cachupa? – ist sie nicht mehr zu halten. Der Schlagzeuger legt sich ins Zeug. Die roten Pumps werden abgeworfen und barfuß geht es weiter. Elida singt und kreist dabei wild ihre Hüften zur Musik. Zum Mittanzen holt sie sich zwei Frauen aus dem Publikum, die recht gekonnt die Hüftkreisbewegungen mitmachen.


 

Mit „Djam Krel Pa Mi“ wird es wieder etwas ruhiger. Es folgt ein gefühlvoll gesungenes, gesellschaftkritisches Lied („Grogu Kaba“), in dem die Sängerin auf Missstände auf den Kapverden hinweist. Am Ende des Konzerts sitzt kein Mensch mehr auf den Plätzen. Alle tanzen auf den beengten Brettern zwischen den bunten Stuhlreihen. Zwei Zugaben gibt es noch, das Publikum darf „Oh lé lé lé“ und einen einfachen kreolischen Refrain mitsingen. Und dann ist Schluss. Wenn es eine Kritik an diesem Konzert gibt, dann diese: Solche Musik eignet sich einfach nicht für ein bestuhltes Sitzkonzert.

Elida Almeida und Band waren ein toller Abschluss zu einem wunderbaren Festival, das im kommenden Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feiert. Der Termin steht auch schon fest: 9. bis 27. September 2020.

Fotos: N’Krumah Lawson Daku (Titelbild), Tina Adomako (Livefotos)

Autorin: Tina Adomako