Dein neues Album ist sehr kämpferisch und rockig – hast du Bedenken, dass dir Fans von früher abhanden kommen könnten?

Ja, das stimmt. Es ist schon eine krasse Veränderung passiert, aber ich bin ja auch immer noch die alte und es sind durchaus auch softe und sentimentale Songs auf dem Album. Ich kann ja nicht aus meiner Haut. Dennoch wäre es unehrlich zu behaupten, dass man sich als Künstlerperson keine Gedanken darüber macht, ob die eigenen Fans die neuen Songs gerne mögen. Natürlich ist mir das wichtig und ohne meine treuen Anhänger*innen wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Aber ohne, dass ich mir treu bleiben würde eben auch nicht.

Dieses Album hat mir eine Riesenfreude gemacht und ich habe so sehr Bock damit auf Tour zu fahren. Viele meiner Konzertbesucher haben sich gewünscht zu tanzen, denn sie mussten während Corona lange genug sitzen. Die neue Tour wird auf jeden Fall wild und bunt. Und irgendwann wird es auch schöne, kleine Unplugged-Konzerte geben, denn ich bin ja immer noch total gerne einfach nur mit der Gitarre unterwegs.

Am Ende geht es doch darum, das Leben zu genießen und Spaß zu haben und, dass Menschen wachsen und sich entwickeln und Dinge ausprobieren. Ich bin auf jeden Fall sehr glücklich mit diesem Album und hoffe, dass es viele andere auch glücklich macht!

 

Welcher Song ist dir selbst am wichtigsten und warum?

Oh, das ist für mich richtig schwer zu beantworten, weil mir alle Songs wichtig sind. Aber ich antworte einfach mal nach meinem ersten Bauchimpuls und der sagt: „Mein Manager“. Das Besondere an diesem Song ist, dass er eigentlich niemals auf ein Album sollte, weil es ein ganz privater Punksong war, der überhaupt nicht reflektiert ist. Diesen Song im Studio zusammen mit meinen ganzen Punkerkollegen aufzunehmen, hat sich angefühlt wie endlich wieder atmen zu können und tausend Ballaststeine abzuwerfen. Ich wollte einfach rausbrüllen, wie scheiße dieses Business manchmal sein kann, wenn du als Flinta-Person versuchst, einen Fuß in die Tür zu kriegen. Wieviele Gatekeeper es gibt und wie oft man sich das Herz „herausschneidet“ für ein Album und dann vor lauter Cis-Männern sitzt, die einfach nichts dazu sagen. Ich möchte nicht jammern, das liegt mir fern. Aber ich möchte mich beschweren. Ja, mein Name ist Lesch und ich möchte mich beschweren und ich möchte wütend sein und laut und unbequem und unhandlich. Das alles hört man in diesem Song.

Zum Glück habe ich gerade ein megageiles Flinta-Team um mich herum. Natürlich arbeiten wir immer noch innerhalb eines Systems, das patriarchal geprägt ist und das nervt an vielen Stellen, aber da erzähle ich ja niemandem etwas Neues, leider.

 

Du nimmst dir Themen vor, die man nicht unbedingt in Pop- oder Rocksongs vermuten würde wie Kapitalismus, Gendern oder die Verwendung des Pronomens „dey“ – testest du „schwierige“ Songs im kleinen Kreis, und hast du auch schon mal eine Idee verworfen?

Na klar habe ich auch schon mal Ideen verworfen, aber meistens dann, wenn ich gemerkt habe, dass sie eher wenig Resonanz hervorrufen – sowohl bei mir, als auch beim Gegenüber. Wenn ich in meinem Umfeld Songs teste, dann finde ich es sogar eher geil, wenn jemand sich aufregt oder sagt, der Song sei doof. Dann reizt mich das sehr und ich denke „ah okay, der Song hat jemanden berührt. Und das ist erst mal die Hauptsache“.

Ein Titel, den ich beim letzten Album verworfen habe, drehte sich um eine Freundin, die als einziges BIPoC-Mädchen in einer weißen Familie auf dem Land aufgewachsen ist. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt. Ich habe ewig an diesem Song geschrieben und es einfach nicht geschafft ihn ihr vorzuspielen. Ich hatte das Gefühl, dass mein Geschriebenes nicht richtig ist und, dass ich noch nicht ganz fertig bin mit meiner Reise zum Antirassismus, dass ich noch sehr viel mehr verstehen muss, bevor ich das Thema in meiner Musik richtig angehen kann. Und heute, viele Jahre später, würde ich den Song so auf gar keinen Fall mehr schreiben. Dafür ist auf GUTE NACHRICHTEN der Song „Der letzte Faschist“, der in einem ganz anderen Duktus ein ähnliches Thema aufgreift.

 

Ein älterer Song von dir („Testament“) wurde zeitweilig von Rechten und Querdenkern vereinnahmt – wie fühlt es sich an, missverstanden oder falsch interpretiert zu werden?

Das war für mich ein unglaublicher Schock, weil ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, dass man mein Lied so krass missverstehen kann. Was mich aber nicht geschockt hat war, dass viele Leute diesen Song sehr fühlen, weil es ja darin um ein gesellschaftliches und persönliches Trauma geht. Es geht um ein tiefes, seelisches Verstandenwerden, um echte Bindung und Probleme, die alle in unserer Gesellschaft betreffen. Aber dass Faschos alles für sich vereinnahmen, was irgendwie geht, das kennt man ja aus der Geschichte.

Ich versuche auf jeden Fall, weiterhin täglich antirassistisch zu arbeiten und zu leben. Und die gute Nachricht ist, dass ich mit meinen Texten auch schon den ein oder anderen jungen Menschen zum Umdenken bewegen konnte.

 

Du sagst sinngemäß (im Presseinfo), dass du nicht mehr die Erwartungen anderer erfüllen willst – wann und wie kamst du zu dieser Haltung?

Als mein Song „Testament“ durch die Decke ging und ich plötzlich großen Erfolg erlebt hatte, war ich noch ziemlich grün hinter den Ohren. Ich war zwar schon Mama, hatte aber mein Leben lang irgendwie auf dem Land gelebt und ein ziemlich beschütztes und ruhiges Leben geführt. Aufgrund eines traumatischen Erlebnisses in meiner Familie musste ich mich in die Musik retten und habe für diese Karriere alles aufgegeben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass du zwar für etwas brennen kannst, aber dass du daran auch verbrennen und wenn du nicht aufpasst, ganz verglühen kannst. Ich hatte keine Erdung mehr, bin nur noch in der Gegend herumgetingelt und habe Konzerte gespielt. Ich habe mein altes Leben komplett hinter mir gelassen und mich total an die Musik und an die Welt verschenkt. Ich bereue das überhaupt nicht und möchte diese Erfahrung irgendwie auch nicht missen, aber ich würde es nicht mehr so machen und diesmal besser auf mich aufpassen. Der Lockdown war dann für mich eine ganz gesunde Bremse und ich konnte wieder mehr Zeit und Liebe in mich und mein Privatleben investieren.

 

Welche Musik hörst du selbst am Liebsten – und hat davon etwas dein neues Album beeinflusst?

Ach du meine Güte! Ich höre so ziemlich alles gern. Für dieses Album bin ich total in die 90s und meine eigene Jugend abgetaucht und habe viel von den alten Songs aus dieser Zeit aufgesogen. Nirvana, Rage Against the Machine, Die Ärzte, Bush, Alanis Morissette, Juliette Lewis and the Licks und natürlich wie immer, die ewige Königin des Herzpunk: Patti Smith. Das sind jetzt mal die ersten, die mir eingefallen sind.

 

Du hast eine ausgiebige Tour vor dir: Wie tankst du zwischendrin auf?

Das stimmt, ich freu mich sehr darauf, aber ich habe auch großen Respekt, denn so ein Tourleben ist schon ganz schön heftig, auch wenn man nicht trinkt oder Drogen nimmt. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich vernünftig, was das angeht und versuche dazwischen vor allem ganz viel banale Dinge zu tun. Sowas wie Kreuzworträtsel machen, Lesen, spazieren gehen und ganz viel Zeit mit meinen Freunden und meiner chosen family verbringen. Ich liebe es mit Leuten Fußball zu gucken, die gerne Fußball gucken, und dabei einzuschlafen. Und ich bin ein absoluter Sportfreak. Sauna liebe ich auch. Wow, ganz schön langweilig alles, aber irgendwie auch echt okay. Mein Beruf bringt ansonsten ja wirklich genug Disco und Party mit sich.

 

Sarah Lesch
„Gute Nachrichten“ (Meadow Lake, VÖ 22.3.2024)

Tour:
18.04. Nürnberg, Z-Bau
19.04. Friedrichshafen, Kaserne
20.04. Tübingen, Sudhaus
26.04. Erfurt, HsD
27.04. Saarburg, Stadthalle
28.04. Darmstadt, Centralstation
(weitere Termine)

Infos

Fotos: Sandra Ludewig, Livefoto: Angela von Brill

Neues Album „Nicht ohne uns“ (VÖ Ende Juni 2022)

Ob Soul oder Salsa, Funk oder Fußballhyme, Brazil oder Balladen – die fünf Musikerinnen von KICK LA LUNA spielen seit 30 Jahren erfolgreich in der Musikszene. Die Latin-Rhythmen von Anne Breick, der Funk-Bass von Uli Pfeifer, die kraftvolle Soul-Stimme von Elke Voltz, das sind die Ur-KICKs. Die brasilianische Drummerin Angela Frontera und zuletzt die Salsa-Keyboarderin Christiane Sattler ergänzen seit einigen Jahren das Quintett. Die Band aus Frankfurt am Main bietet mitreißende Konzerte mit Entertainment-Qualitäten. Ihre Songs bieten eine unglaublich stilistische Vielfalt, machen Mut, berühren, gehen unter die Haut und bringen politische wie frauenpolitische Statements auf den Punkt. KICK LA LUNA ist in Deutschlands Worldmusic-Szene eine Institution. Mit ihrer 10. Jubiläums-CD „Nicht ohne uns“ will die Band auf die Situation von Frauen aufmerksam machen und für Gleichberechtigung und gegen Rassismus anspielen – verpackt mit positiver Energie – das steckt an!

Die Geschichte der KICKs

Die „Ur“-Kicks Anne Breick, Elke Voltz & Uli Pfeifer

Den ersten Kick für die KICKs gab einst Anne Breick. Sie suchte Mitstreiterinnen für eine Band und begegnete 1990 Uli Pfeifer und 1991 Elke Voltz. Sie probten im Frankfurter Stadtteil Nordend. Nach einiger Zeit hatten sie das Gefühl, jetzt muss ein Name her und sie entschieden sich für eine englisch-spanische Wortkombination. Dies repräsentierte die Weltsprachen, in denen man sang, aber auch das weibliche Element, denn der Mond – LA LUNA – ist in den mediterranen Sprachen femininer Natur. Das Trio fand bald mit Gitarristin Jutta Keller zum Quartett zusammen. Ihren ersten Auftritt hatte KICK LA LUNA am 8.6.1992 beim Open-Air-Jazz-Festival in Heppenheim, und 1994 veröffentlichte die Band ihr erstes Album „Kick La Luna“ mit kraftvollen Songs wie „Funky woman“ und „Gandalami“. Dann ging es schnell aufwärts, Auftritte im Fernsehen wie auch im Ausland folgten. 1996 spielte KICK LA LUNA etliche Konzerte in den USA und Kanada. Im gleichen Jahr fand die Gründung ihres eigenen Labels Turbulent Records statt und man entschloss sich zur zweiten CD „Secret Waves“. Die Band wurde immer populärer, die Alben folgten in kürzeren Abständen: „Celebrate“ 1997 (eine Maxi-CD zum fünfjährigen Jubiläum) und 1998 „Lucina lacht“, hier zum ersten Mal mit Angela Frontera an den Drums und von Edo Zanki co-produziert. Ihr politisches Engagement drückten KICK LA LUNA 2000 mit einer Benefiz-Single gegen Rassismus aus: „Die Rose“ – einem mutigen Remake des Weihnachtsklassikers „Es ist ein Ros‘ entsprungen“. 2002 folgte mit etlichen Gastmusikern „Bridges To You“ und einem ihrer Song-Klassiker „Strong Tears“. Danach kam es 2006 zur ersten personellen Veränderung. Jutta Keller verließ die Band. Mit dem Einstieg der Gitarristin und Sängerin Zélia Fonseca im gleichen Jahr verstärkte sich das brasilianische Element der Gruppe. Bis 2016 war sie festes Mitglied. Nach dem Album „Song in my Soul“ von 2008 hatte KICK LA LUNA zur Frauen-Fußball-WM ihre Hymne „Hier sind wir!“ als Single-CD parat und spielte zur Eröffnung im HR-TV. 2012 erschien ihre CD „Sommer unterm Mond“. Die Gruppe produzierte bislang neun Alben. Das zehnte Album „Nicht ohne uns“ zum 30-jährigen Jubiläum ist gerade in Vorbereitung, welches wie zuletzt von David Lang mitproduziert wird.

Inzwischen hat sich KICK LA LUNA längst auch international einen Namen gemacht. Es gab unzählige Auftritte von Wien bis Valencia, von Montreal bis San Francisco, von Zürich bis Amsterdam. Die Band begeisterte ihr Publikum auf internationalen Musikfestivals in Wales (2007), der Niederlande (2008) oder der Schweiz (2010). KICK LA LUNA repräsentierte zudem Deutschland 2006 auf der Weltfrauenkonferenz in Paris. Ebenso vertrat sie die Stadt Frankfurt am Main 1995 beim Ungarischen Busco-Festival in Budapest sowie 2011 beim Stadtfest in Krakau.

Die Band

Mit Kick la Luna verbindet man vor allem auch die Stimme von Elke Voltz. Ihre unglaubliche Soulstimme, aber auch ihre große stimmlichen Bandbreite sorgen für Gänsehaut. Mit ihrer Bühnenpräsenz reißt sie jedes Publikum mit. Die meisten der engagierten Songs der Band stammen aus ihrer Feder. Seit 1995 leitet sie quer durch Deutschland und die Schweiz Kurse zu Stimmermutigung und Gesang, auch in Kooperation mit anderen Künstlerinnen (Poesie und Malerei). Zusätzlich ist sie mit ihrem Soloprogramm unterwegs. Sie hat mittlerweile  vier Solo-CDs veröffentlicht, u.a. mit dem preisgekrönten Produzententeam des „Rilke Projekts“.

Die Frankfurter Perkussionistin Anne Breick prägt mit ihrer Cajon und diversen Perkussionsinstrumenten aus aller Welt den „Puls“ der Kick La Lunas. Wenn sie das Publikum zum Mitmachen einlädt, dann kocht der Saal. Sie ist seit 2006 Dozentin an der Hochschule für Musik HfMDK in Frankfurt, hat ihre eigene Perkussionsschule im Nordend, gibt Trommel-Workshops und coacht Bands im In- und Ausland. Auch das von ihr mitgegründete Frankfurter Frauenmusikbüro sowie das erste Frauen-Musik-Magazin Deutschlands „Melodiva“ wären ohne ihre ehrenamtliche Arbeit nicht denkbar. Dafür wurde sie 2020 mit dem Ehrenpreis des Landes Hessen ausgezeichnet.

Bassistin Uli Pfeifer ist die musikalisch tragende Säule der Band. Sie setzt die Chöre und beflügelt mit ihrer warmen Altstimme den Kick la Luna-Sound. Viele KICK-Songs sind von ihr geschrieben. Außerdem ist sie als Komponistin, Sängerin und Bassistin mit ihrem Trio „Friends in high Places“ unterwegs. Ihre Leidenschaft für Musik und deren Wirkung vermittelt sie seit 2013 als Professorin für Musik in der Sozialen Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences.

Die Brasilianerin Angela Frontera steht seit 1998 mit den Kicks auf der Bühne. Die gefragte Drummerin hat einen unverwechselbaren Stil, geprägt von ihrer brasilianischen Heimat und verbunden mit ihrer großen Erfahrung in internationalen Pop-Bands. Ihre unerreichbaren Drumsolis lassen so manchen Schlagzeug-Gott vergessen. Sie hat schon unzählige Stars von Nina Hagen, Grace Jones bis Airto Moreira begleitet, gehörte als Gast zur „Harald Schmidt Show Band“, gastierte bei der HR-Big-Band und brachte zwei Solo-CDs heraus.

Seit 2016 ist Christiane Sattler dabei und heizt als Latin-Pianistin zusätzlich an. Dadurch wurde der Sound voluminöser und poppiger. Die Musikerin und Klavierpädagogin fühlt sich in der Klassik genauso zu Hause wie im Salsa oder in der Popmusik. Durch ihre Vielseitigkeit hatte sie schon Engagements in über 50 Bands und gibt Workshops für Salsa-Piano.

Die Musik

KICK LA LUNA – was macht diese Band so einzigartig? Ihr eigener Stil, ihr eigener Weg! Charakteristischer mehrstimmiger Gesang, kraftvolle Soulstimmen, mitreißende Hooklines, komplexe afro-brasilianische Rhythmen, moderne Salsa-Arrangements, Funk-Riffs und engagierte Texte sind die Markenzeichen ihrer Songs. Sie haben sich nie danach gerichtet, wie eine Ethno-Band zu klingen hat, legten sich vor allem nie auf weltmusikalische Genres fest. Lange bevor es Begriffe wie Crossover oder Mestizo in der Szene gab, waren die KICKS mit ihrer Mischung der Musik verschiedener Kontinente, packender Rhythmen und davon inspirierter eigener Songs schon der Zeit voraus. Ihre beständige Neugierde, ihre unkonventionellen Ideen und die Begegnungen mit Musiker*innen aus anderen Kulturen liefern eine immer umfangreicher werdende musikalische Weltreise. Vor allem aber hat KICK LA LUNA gezeigt, dass sich eine Gruppe von Musikerinnen in der eher männlich dominierten Szene durchsetzen kann, weil sie ihr Publikum mit ihrem instrumentalen Können, ihrer Bühnenpräsenz, ihren Entertainerqualitäten und Texten voller Empowerment stets überzeugt.

Der eigene Weg

Es hat sich für KICK LA LUNA gelohnt, nie einem momentan gefragten Trend zu folgen, der morgen vorbei sein kann, sondern den eigenen Weg zu gehen. So gründete sich die Gruppe 1992 ausgerechnet mitten im Techno-Hype der Stadt Frankfurt am Main und baute 1996 ihr Label Turbulent Records auf, das bis 2006 bestand. Deutsche Gruppen, die damals Weltmusik spielten, kopierten oft nur traditionelle Stile. Die Verbindung von ethnischer Musik mit Funk oder Pop war zu jener Zeit noch ungewöhnlich und dass dies eine rein weibliche Band wagte, sowieso. Als sich Mitte der 90er-Jahre Weltmusik und elektronische Musik immer mehr verbanden, war ihre Entscheidung, eine primär akustische Band zu bleiben, ebenfalls gegen den Trend. Da wundert es nicht, dass einer ihrer Titel „Tanze aus der Reihe“ heißt. Bei KICK LA LUNA ist für jeden etwas dabei, denn eine deutsche Band mit derartiger Vielfalt wird man so schnell nicht finden. Nach 30 Jahren kann KICK LA LUNA selbstbewusst sagen, ihr wagemutiges Konzept hat sich durchgesetzt und sie bringt auch große Hallen zum Beben.

In der schnelllebigen Musikszene schaffen nur wenige Bands, 30 Jahre zusammenzubleiben. Was ist das Geheimnis der KICKs? Uli Pfeifer bringt es auf den Punkt: „Wir sind gemeinsam als Arbeitskolleginnen, Freundinnen, ja fast als Familie durch Krisen und schlechte Zeiten gegangen.“ Entsprechende Lieder wie „Deep inside so strong“ bringen diesen Zusammenhalt zum Ausdruck, mit denen die Band auch junges Publikum zieht. Wenn auch bei den KICKS jede Musikerin zwischendurch eigene Wege geht, führen diese gerade zur beständigen Inspiration ihres Sounds. KICK LA LUNA lebt die Vision einer mehrsprachigen und damit kulturverbindenden Worldmusic. Ihre Texte und Kompositionen stehen für Vielfalt und ein friedvolles Miteinander. In einer Zeit zunehmenden Hasses und Diskriminierung wird eine solche Band mehr gebraucht denn je. (Autor: Hans-Jürgen Lenhart)

Discografie 1994-2022

30 Jahre Kick La Luna – eine Hommage in 30 Miniaturen

1. Kick La Luna – eine Band, fünf Frauen, zehn CDs – und 30 Jahre Ethno-Crossover-Musik mit unverwechselbarem Sound.

2. Kann es sein, dass die Schreiberin dieser Hommage feuchte Augen bekommt, weil sie in Erinnerungen an die ersten Konzerte der Kicks in den 90ern denkt?

3. Kick La Luna – eigentlich doch ein ganz schön frecher Bandname. Da wird unser alter, lieber Erdtrabant, der Mond, getreten.

4. Nö, würden die Kicks da jetzt sagen. Zum einen heißt es nicht „der Mond“ sondern „la Luna“, also „die Mondin“. Und ein „Kick“ ist doch kein „Tritt“ – sondern pure Energie und Lebensfreude!

5. Ja, ja, aber die Nostalgie ist doch ganz schön stark. Was waren wir alle jung und die vier Kicks – die Sängerin Elke Voltz, die Bassistin Uli Pfeifer, die Percussionistin Anne Breick und die Gitarristin Jutta Keller – wagten den Sprung auf die Bühne.

6. 1992, Heppenheim. Songs, die sofort ins Blut gingen, die uns tanzen ließen und die wir begeistert mitgesungen haben.

7. Sommer 1994. Frankfurt im Sinkkasten. Ein kleiner Club in Frankfurts Zentrum, den es schon lange nicht mehr gibt. Die Kicks haben ihre erste CD herausgebracht.

8. So eine tolle CD! Mit wunderschönem Cover, blau, mit weißer Mondsichel und einer Frau, die mit den Sternen tanzt. Toll! Ich klaue mir nach dem Konzert ein Konzertplakat mit diesem Cover….

9. Wenige Monate später. Wir singen abends beim Heimgehen von der Frauendisco lauthals „Sto mi e milo“ von der ersten Kicks-CD durch die Darmstädter Strassen.

10. 1996. Jetzt sehen wir rot! Die zweite Kicks-CD kommt heraus. Wieder mit tollem Cover, ganz in Rot-und Orangetönen. Feurig! Genauso wie die Songs darauf!

11. Die Kicks springen über den großen Teich! Konzerte in den USA und Kanada!

12. Zeit für eine Pause? Nein, im Gegenteil, es bleibt turbulent! Mit der Gründung des eigenen Labels „Turbulent Records“ werden die Kicks noch professioneller.

13. Nicht zu bremsen sind sie, diese Damen! Jetzt feiern sie bereits ein Jahr später, 1997, auf ihrer dritten CD „Celebrate“ – und wie!

14. Auf „Celebrate“ wird auch wird auch gerappt uff hessisch mit „de kappe RAP“. Wir rappen alle mit!

15. Doppelte Drum-Power! Die Percussionistin Angela Frontera gibt seit 1998 den Kicks zusätzliche Kicks!

16. Schöpferische Pause? Bei den Kicks? Das wäre ja wohl gelacht! Mit „Lucina lacht“ kommt 1998 die vierte CD, bunt und voller Lebensfreude.

17. Farbe bekennen gegen Rassismus! Ganz in gelb kommt die Single „Die Rose“ 2000 im Kampf gegen Rassismus heraus.

18. Schöpferische Pause. Aber nur, was CDs angeht. Konzerte gibt`s zuhauf, landauf, landab, von Amsterdam über Lübeck nach Bern…

19. Brücken schlagen, das können sie auch, die Kicks! 2002 kommt der Silberling „Bridges to You“ heraus.

20. Hilfe, die Kicks fallen auseinander! 2006 verlässt die Gitarristin Jutta Keller die Kicks.

21. Fehlalarm! Mit Zélia Fonseca an der Gitarre sind die Kicks wieder vollzählig.

22. Die musikalische Palette der Kicks erweitert sich. Auf „Song in My Soul“, die 2008 herauskommt, wird es noch vielfältiger und bunter.

23. Volltreffer! Pünktlich zur Fußball-WM der Frauen landet die Single „Hier sind wir“ in unseren CD-Playern.

24. Sommer 2012. Warme Nächte. Vollmond. Mit „Sommer unterm Mond“ schlagen die Kicks ruhigere, besinnlichere Töne an. Wunderschöne Melodien.

25. 2012. Zwanzig Jahre Kicks. Rauschendes Jubiläumskonzert im Saalbau Frankfurt.

26. Vamos a España! Konzerte der Kicks in Valencia 2015.

27. Ein Klavier, ein Klavier! Statt Zélia Fonseca ist die Pianistin Christiane Sattler bei den Kicks dabei.

28. Silberhochzeit! 2017 feiern wir Fans 25 Jahre Lovestory mit den Kicks in der Brotfabrik Frankfurt.

29. Die Schreiberin hält inne, läßt die Kick-Jahre Revue passieren und singt laut:

30. WIR FEIERN EUCH, KICK LA LUNA! Danke für 30 Jahre female Ethno-Musik! Auf die nächsten 30 Jahre! (Autorin: Marion Möhle)

CD-Release-Tour zum 30. Jubiläum:

Sa 09.07. Grüne Soße Festspiele – Frankfurt, Rossmarkt 20 Uhr (Open Air, Eintritt frei)
Sa 23.07. Marktplatz Telgte (Open Air)
Fr 07.10. Tübingen, Sudhaus
Sa 15.10. Darmstadt, Bessunger Knabenschule
Sa 12.11. Frankfurt, Brotfabrik

Infos

Titelbild: Wolfgang Schmidt Ammerbuch