Macher stellen Musikzeitschrift SPEX ein

Nach 38 Jahren und 384 Ausgaben wird die Zeitschrift SPEX zum Jahresende eingestellt. Chefredakteur Daniel Gerhardt sagt dazu im Editorial der vorletzten Ausgabe:

Der Anzeigenmarkt befindet sich seit Jahren im Sinkflug. Verändert hat sich (…) auch das Medienverhalten des popinteressierten Publikums. Jahrzehntelang kümmerte sich der Pop-Journalismus nicht zuletzt darum, seinen Leser_innen einen Überblick über eine kaum zu fassende Menge an neuen Alben, Büchern, Filmen, Serien und Ausstellungen zu verschaffen. Heute sind beinahe alle Platten der Welt für beinahe alle Menschen gleichzeitig verfügbar. Die sogenannte Gatekeeperfunktion von Pop-Journalist_innen hat sich weitgehend erledigt. Zumindest letztere Entwicklung haben wir bei SPEX durchaus begrüßt. Die Rolle der allwissenden Kritiker_in, die von ihrem hohen Ross herab über Bands, deren Alben und sonstige Kulturschaffende urteilt, kam uns schon altbacken und elitär vor, als sich die Redaktionen von Pop-Magazinen noch mit einem tatsächlichen Informationsvorsprung vor ihrem Publikum brüsten konnten. SPEX sollte kein Heft der Vogelperspektive sein, sondern aus der Mitte des Geschehens berichten. Die große Zahl unserer Autor_innen, die auch künstlerisch tätig ist, war alles andere als ein Zufall. Statt sich in eine Empfehl-O-Mat-Funktion zu ergeben, die gar nicht mehr gefragt ist, haben wir uns als Magazin begriffen, das seine Geschichten dort sucht, wo Pop und Gesellschaft am heftigsten aufeinanderprallen. (…) Alles können wir nicht richtig gemacht haben, sonst gäbe es jetzt nicht dieses Editorial zu schreiben. (…) Und trotzdem: Ein Heft wie SPEX wäre heute wichtiger denn je für die deutsche Medienlandschaft, davon sind wir überzeugt. Weil jemand die Stimmen aufzeigen und stärken muss, die für übersehene und unterdrückte, versponnene, abseitige und revolutionäre Positionen im Pop stehen – oder sich, ganz aktuell, gegen einen in Deutschland aufblühenden neuen rechten Mainstream in Stellung bringen„. Den vollständigen Text könnt ihr in der aktuellen SPEX No. 383 lesen, die inklusive CD für 5,90€ auf spex.de/shop oder am Kiosk erhältlich ist.

30.10.2018