Lizz Wright begeistert im Savoy Düsseldorf
Leicht verspätet beginnt das Konzert im Savoy Theater am 14. März 2025. Doch das Publikum im komplett ausverkauften Saal ist geduldig. Als Lizz Wright endlich die Bühne betritt, bricht frenetischer Beifall aus. In den letzten Jahren hat die Sängerin, deren Debütalbum „Salt“ sich 2003 auf Anhieb unter den Top-Ten der US-Jazz Charts platzierte, auch hierzulande eine große Fangemeinde gewonnen. Das erste Mal live in Deutschland zu hören war sie im April 2008. Seitdem ist sie mehrmals zurückgekehrt. 2011 trat sie auf dem JazzFest Berlin auf, auch 2012 tourte sie durch Deutschland. Ein Jahr später war sie im Vorprogramm von Gregory Porter unterwegs. Im Juli 2016 trat sie beim Jazzopen Stuttgart auf und 2019 sang sie auf dem Rudolfstadt Festival. Jetzt kam sie im März nach Düsseldorf.
Bevor sie den ersten Song des Abends, ein Spiritual intoniert, wird’s kurz etwas politisch. In Anspielung auf den jüngsten Ereignissen in den USA erklärt sie sich solidarisch mit den Menschen Kanadas, und fügt hinzu, dass sie dieses Land liebe, ein Land mit so viel Kultur und Natur. Sie wird an diesem Abend ein paar Songs von kanadischen Interpretinnen singen. Und die Natur wird dabei auch eine bedeutende Rolle spielen. Fast intim, erzählt sie von ihrer Reise zurück zur Natur. Sie habe sich in die Wildnis zurückgezogen, um von der Natur umgeben zu sein und habe dort festgestellt, wie wichtig die Natur für sie und ihr musikalisches Schaffen sei. Die Berge, die Täler, der Wald… daraus hole sie sich Inspiration. Dazu passen die Songs, mit denen sie den Abend eröffnet: „Sparrow“ ein Natur-Spiritual, und „Lost in the Valley“, ein ebenfalls von der Natur handelndes Lied mit Country-Anklängen und einem langen Solo des Keyboarders. Mit ihrer sanften, wandelbaren Stimme, die von Jazz, Blues und Soul bis hin zu Folk und Country reicht, präsentiert die Sängerin eine schillernde Klangwelt. Bluesig der Song “Sweet Feeling”, bei dem das Publikum nun begeistert mitklatscht, laut und funky ihre Interpretation des Spirituals “Walk With Me”, bei dem der Keyboarder sich die Mütze vom Kopf reißt. „Very old school“ sei das, kommentiert die Sängerin im Anschluss. Nach so viel schweißtreibende Energie folgen zwei ruhige Nummern. „Freedom“, ein Song, bei der sie alle Facetten ihrer Stimme einsetzt und auch ihre Fähigkeiten am Klavier zum Besten gibt. Mit einer Coverversion der christlichen Ballade „Grace“ von der kanadischen Singer-Songwriterin Rose Cousins endet das Konzert nach knapp 60 Minuten und 10 Songs. Natürlich will und bekommt das Publikum eine (eingeplante) Zugabe, die auch das Rätsel der Leinwand löst, die während des ganzen Konzerts hinten auf der Bühne aufgespannt ist. Als Zugabe singt Wright eines der bekanntesten Spirituals überhaupt, „Amazing Grace“, während auf der Leinwand ein Video mit idyllischen Naturbildern und in weißen Gewändern gekleideten, sich im Kreise drehenden Tänzerinnen läuft. Im Saal werden Handylichter geschwenkt. Mit diesem perfekten Kitsch-Moment geht das Konzert zu Ende. Eine weitere Zugabe gibt es nicht.
Mein Fazit: Ein wenig Soul, ein wenig Blues, ein wenig Country und Funk, dazwischen die intim wirkenden direkten Ansprachen ans Publikum ergaben einen rundum routinierten, gelungenen Konzertabend. Ein paar kleine Kanten hätten dieser glatten Performance nicht geschadet.
Wer Lizz Wright live erleben möchte: Im November tritt sie bei den 46. Leverkusener Jazztagen und den Kulturtagen Oldenburg auf. Ihr aktuelles Album heißt „Shadow“ und ist 2024 auf ihrem eigenen Label Blues & Greens Records erschienen.
Tina Adomako