Forschungsprojekt untersucht die Rolle der Musik für den Aufstieg populistischer Ideologien in Europa

Was haben die Wahlerfolge der AfD, die Beteiligung Zehntausender an Pegida-Demonstrationen oder der Einzug der FPÖ ins österreichische Parlament mit Bands wie frei.wild oder dem selbst ernannten Volks-Rock’n‘Roller Andreas Gabalier zu tun? So einiges, vermutet Musikpädagoge Prof. Dr. Mario Dunkel. Gemeinsam mit Kollegen aus Ungarn, Österreich, Italien und den Niederlanden geht er in einem Forschungsprojekt der Frage auf den Grund, inwiefern kommerziell erfolgreiche Musik mit der Verbreitung populistischer Ideologien zusammenhängt. Die Expert*innen richten ihren Blick auf kommerziell erfolgreiche Musiker*innen und Bands, die in ihren Songs populistische Ideen und Bilder aufgreifen. „Wir gehen davon aus, dass es einen engen Zusammenhang zwischen dem Erfolg dieser Musik und der Verbreitung populistischer Ideologien in verschiedenen Ländern Europas gibt“, erklärt Dunkel. In insgesamt drei Projektphasen nähern sich die Wissenschaftler*innen dem Phänomen populistischer, populärer Musik. Beispielländer sind Deutschland, Ungarn, Österreich, Italien und Schweden. Gemeinsam analysieren sie zunächst musikwissenschaftlich, welche populistischen Elemente in kommerziell erfolgreichen Musikstücken zu finden sind. Hierfür untersuchen sie die Verbindung zwischen Songtexten, Musikvideos und musikalischen Parametern wie Form, Rhythmus, Melodik, Harmonik und Sound. Anschließend geht es um die Rezeption dieser Lieder aus soziologischer Perspektive. Hierfür sind in den fünf Beispielländern moderierte Gruppendiskussionen mit Erstwählern geplant. In der letzten Phase des Projekts geht es darum, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Ländern herauszustellen.

Mit ihrem Projekt richten die Forscher*innen den Fokus auf die kulturelle Dimension des Populismus. Obwohl populistische Bewegungen gezielt auf die emotionale und identitätsstiftende Wirkung populärer Kultur setzten, werde dieser Aspekt in Studien bisher kaum berücksichtigt, so Dunkel. Eine zentrale Rolle komme dabei der Musik als europaweit führendem Zweig der Kultur- und Kreativwirtschaft zu. „Wir wollen mit unserer Grundlagenforschung einen zentralen Aspekt aktueller kultureller Veränderungen in Europa dokumentieren. Die Ergebnisse können außerdem Anknüpfungspunkte bieten, um didaktische Methoden zu entwickeln, die ein kritisches Bewusstsein gegenüber populistischen Kulturen fördern“, fasst Dunkel die Ziele des Projekts zusammen.

21.08.2018