Filmtipp: „Mama Afrika – Miriam Makeba“

Im Jahr 1967 schaffte es zum ersten Mal eine schwarze Sängerin mit einem Song weltweit in den Top Ten Charts. Müsste ich raten, wer das war, ich hätte auf Ella Fitzgerald, Nina Simone, Gladys Knight oder Diana Ross getippt. Doch mit diesen großartigen Jazz -und Souldiven läge ich falsch. Es war die Südafrikanerin Miriam Makeba, die mit ihrem Song „Pata Pata“ auf dem ganzen Globus die Charts stürmte.
Am 10. November kommt die Dokumentation „Mama Afrika – Miriam Makeba“ ins Kino, mit der der finnische Regisseur Mika Kaurismäki das Leben der Sängerin nachzeichnet. Anhand von zahlreichem Archivmaterial sowie aktuellen Interviews mit Freunden, Verwandten und Wegbegleitern, erzählt Kaurismäki die Geschichte einer ungewöhnlichen Künstlerin und Kämpferin. Kaurismäki zeichnet jedoch kein „Star“porträt, sondern nähert sich Miriam Makeba aus verschiedenen Blickwinkeln. Der Film zeigt sie als sorgende Mutter, als liebevolle Oma, mutige Aktivistin, als Sängerin, und als Frau, die viele Erfolge gefeiert, aber auch viele Schicksalsschläge erlitten hat. Dazu gehören der Entzug ihrer Staatsbürgerschaft, die Verweigerung der südafrikanischen Regierung, sie selbst zur Beerdigung ihrer Mutter einreisen zu lassen, die Verbannung aus ihrer Exil-Heimat, den USA, nach ihrer Heirat mit dem Black-Panther-Aktivisten Stokely Carmichael, der frühe Tod ihrer einzigen Tochter Bongi. Wir sehen aber auch, welche Kraft die Sängerin aus dem Zusammenhalt ihrer Familie zieht – Tochter und Enkeltochter schreiben ihre Songtexte, der Enkel spielt in der Band seiner Oma. Dazwischen gibt es jede Menge Musik-Footage: Ausschnitte aus frühen Auftritten mit den „Manhattan Brothers“ und der Frauenband „The Skylarks“ in den 50er Jahren, aus Shows in den späten 60er Jahren und aus weltweiten Konzerttourneen in den 90er und 00er Jahren sowie aus dem letzen Konzert am 9. November 2008.
Miriam Makeba betonte immer wieder, keine politische Sängerin zu sein. „Ich habe über mein Leben gesungen. In Südafrika haben wir immer darüber gesungen, was wir erleben und besonders darüber, was uns verletzt.“ Doch ihre Reden vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen, viele ihrer Songtexte und ihr Engagement nicht nur für den Wandel in ihrer Heimat, sondern für die Gleichberechtigung aller Menschen zeigen ein anderes Bild. So passt es zu ihrem Leben, dass ihr letzter Auftritt ein Benefizkonzert für den von der Camorra bedrohten Schriftsteller Roberto Saviano war. Ihr Welthit „Pata Pata“ war übrigens das Lied, das ihr am wenigsten von allen ihren Songs gefiel, weil es keinerlei Botschaft vermittelt, sondern einfach nur zum Tanzen ist. Mit „Mama Afrika“ setzt Mika Kaurismäki der afrikanischen Legende Miriam Makeba ein wunderbares und bewegendes Denkmal. Der Kinobesuch lohnt sich sehr.

Tina Adomako

Mama Afrika im Frankfurter Mal Seh’n Kino s. https://www.melodiva.de/news/mama-africa-uber-miriam-makeba-im-kino/

10.11.2011