Weltmusikpreis RUTH geht an „Silent Tears – The Last Yiddish Tango“
Der deutsche Weltmusikpreis wird seit 2002 jährlich am ersten Juliwochenende während des Rudolstadt Festivals vergeben. Seit dem Jahr 2020 entscheidet das zehnköpfige Organisationsteam des Festivals über diese mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung. In diesem Jahr geht der Musikpreis an das Projekt „Silent Tears – The Last Yiddish Tango“. Auf dem Album sind vertonte Gedichte von Frauen aus Osteuropa, die den Holocaust überlebt haben und in diesem Projekt erstmals veröffentlicht und vom vom Payadora Tango Ensemble eingespielt wurden. Die Musik basiert auf der Tangotradition der Zwischenkriegszeit in den jüdischen Gemeinden Mitteleuropas. Sie wurde von Rebekah Wolkstein komponiert und teilweise aus dem Werk von Komponisten entnommen, die wie Artur Gold in den Lagern getötet wurden. Es gibt auch einen Roma-Walzer, der von dem moldawischen Virtuosen Sergiu Popa auf dem Akkordeon gespielt wird und uns daran erinnert, dass auch die Roma Opfer des Nazi-Genozids waren. „Silent Tears ist Mahnung und Hoffnung zugleich und ein beeindruckendes Zeugnis jüdischer Kultur sowie deutscher Vergangenheit und Schuld,“ sagt Bernhard Hanneken, der künstlerische Leiter des Festivals.
Cymin Samawatie erhält den Deutschen Weltmusikpreis RUTH 2018
Als „eine der kreativsten Musikerinnen der deutschen Ethno-Jazz-Szene“ wird Cymin Samawatie mit dem Deutschen Weltmusikpreis RUTH ausgezeichnet. „Die Sängerin hat nicht nur mit ihrer Band Cyminology, sondern auch als Komponistin und Festival-Kuratorin dem Musikleben in Deutschland herausragende Impulse verliehen“, so die Jury. Dafür erhält Cymin Samawatie den Hauptpreis 2018. Die 1976 als Tochter iranischer Einwanderer in Braunschweig geborene Sängerin und Komponistin studierte klassische Musik und Jazz. 2002 gründete sie das international renommierte Quartett Cyminology, das Elemente orientalischer Musik mit Facetten westlicher Klassik und Jazz sowie der bilderreichen Dichtung alter persischer Meister und mit eigenen Texten verschmilzt. Ab 2010 arbeitete Cymin Samawatie mit Musikern der Berliner Philharmoniker zusammen, rief 2012 das transkulturelle Orchester Divan der Kontinente ins Leben, unterrichtete an der ACADEMY Bühnenkunstschule in Berlin und kuratierte in ihrer Wahlheimatstadt 2017 das Festival Female Voice of Iran. Für die Jury steht fest: „All diese Aktivitäten zeigen eine vielseitige Künstlerpersönlichkeit auf höchstem Niveau, die in die Brücke zwischen westlicher und persischer Musik deutlich sichtbare und eigenständige neue Elemente einzufügen versteht.“
Die Preisträger der Förder-RUTH Dine Doneff & Maria Dafka bilden laut Jury „eine kongeniale Verbindung für innovative Eigenkompositionen und Improvisationen, die alle auf mazedonischen Lied- und Tanztraditionen basieren“. Maria Dafka, Jahrgang 1998, spielt das Akkordeon Bajan, Doneff als Altmeister auf der Grenze zwischen Tradition und Jazz die Trommel Tapan sowie Gitarre und Tambura. Dine Doneff ist ein in Deutschland geborener Mazedonier, der sich vor allem als hervorragender Kontrabassist einen Namen gemacht hat. 1966, ein Jahr nach seiner Geburt, kehrte seine Familie in ihre nordgriechische Heimat zurück. Dort wurde er gezwungen, einen griechischen Namen anzunehmen (Kostas Theodorou); Mazedonien und seine Musik blieben aber seine kulturelle Heimat. Maria Dafka kommt aus dem gleichen Umfeld. Beide leben inzwischen in München, wo sie sich 2017 als Duo zusammengetan haben.