Europe Folk Day 20.09.2024: jetzt mitmachen!
Die Folk-, Volks- oder traditionelle Musik genießt nicht die Anerkennung, die einige andere Kunstformen genießen. Bisher hatte diese Szene keine kollektive Stimme. Um all diese paneuropäische Energie zu bündeln und zu zeigen, dass die Folkmusik ein wesentlicher Teil des reichen kulturellen Spektrums Europas sind, wurden das European Folk Network und der European Folk Day ins Leben gerufen. Die erste Ausgabe im letzten Jahr war ein Riesenerfolg: 248 Veranstaltungen in 32 europäischen Ländern fanden rund um den 23. September 2023 statt und wurden auf der entsprechenden Website eingetragen. Der zweite Europäische Volkstag findet in diesem Jahr wieder am 23. September statt. Von Graswurzel-Gemeinschaften bis hin zu nationalen Organisationen und von einzelnen Musiker*innen bis hin zu Unternehmen, die sich auf allen Ebenen mit traditionellen Künsten befassen, kann sich jede*r engagieren und Events hier eintragen.
Alphornistin Eliana Burki mit 39 Jahren gestorben
Sie hat das Alphorn entstaubt und dem Instrument ein neues Image verliehen: die Schweizerin Eliana Burki. Sie vermischte das Alphorn mit Jazz, Funk und Blues, kreierte für ihren Style selbst den Begriff „Funky Swiss Alphorn“. Konzerttourneen führten sie über Europa hinaus durch die USA, Südamerika sowie den Nahen und Fernen Osten – und machten sie zur begehrtesten Botschafterin des Schweizer Nationalinstruments sowohl im Jazz, in der Klassik als auch in der World Music. Weil sie bewusst nicht in Tracht spielte und die gängigen Regeln des Alphornspiels ignorierte, kam vonseiten der Volksmusik häufig Kritik. Auch der Jazzszene war sie zu kommerziell. Davon ließ sie sich nicht beirren und spielte bewusst auch mit dem Image des blonden Girls, und machte die sexualisierte Betrachtung ihrer Person in einer männerdominierten Szene zum Thema. Jetzt hat ihr Label Künstlerhafen mitgeteilt, dass die 39-Jährige an den Folgen eines bösartigen Gehirntumors verstorben ist.
Andrea Pancur erhält den Ruth-Hauptpreis 2014
Mit ihrem Projekt Alpen Klezmer hat Andrea Pancur eine bislang einmalige Mischung bayerischer Volksmusik und dem jiddischen Klezmer geschaffen. Für das Projekt hat die Sängerin ein Repertoire ausfindig gemacht, welches in beiden Kulturen vorkommt und dieses mit dem Akkordeonisten Ilya Shneyveys und hochkarätigen Gästen wie Stofferl Well, Guy Shalom, Lorin Sklamberg und vielen mehr eingespielt. Überzeugt hat das Projekt auch die Jury des renommierten Ruth-Preises, der jedes Jahr beim größten deutschen Weltmusik-Festival TFF Rudolstadt überreicht wird. Andrea Pancur wird dabei den Hauptpreis überreicht bekommen, für ihr Projekt, das laut der Jury „das jiddische Pathos aufs vorzüglichste mit bayerischer Bodenständigkeit zusammenbringt“. Die Jury begründet ihre Entscheidung weiter: „Diese koscheren Gebirgsjodler kommen so lebensfroh, gefühlsecht und künstlerisch überzeugend daher, dass Alpenklezmer dafür den Hauptpreis zur RUTH 2014 verdient hat „.
(Quelle: www.galileo-mc.de)
Filmtipp: „Sound of Heimat“ entdeckt musikalische Vielfalt in Deutschland (Start: 27.09.12)
Wie klingt Deutschland? Gibt es deutsche Heimatmusik abseits des Musikantenstadls? Auf der Suche nach dem Sound unserer Heimat begibt sich der neuseeländische Musiker Hayden Chisholm auf eine Reise quer durch Deutschland und entdeckt dabei Erstaunliches: eine musikalische Vielfalt, die weit mehr ist als Schunkelschlager und die viel über unsere Identität und Wurzeln verrät. SOUND OF HEIMAT ist ein musikalisches Roadmovie, das aus einer modernen Perspektive auf die traditionelle deutsche Musik blickt und zeigt, in welcher Schönheit und mit welchem Engagement hierzulande musiziert und gesungen wird. Hayden beginnt seine Spurensuche in seiner Wahlheimatstadt Köln: Er besucht eine Kneipe, in der jeden Sonntag kölsche Lieder gesungen werden, unter einer Rheinbrücke trifft er Jugendliche, die alte Lieder der Kölner Widerstandsgruppe „Edelweißpiraten“ als Hip-Hop neu interpretieren. Er macht mit bei Loni Kuisles Kurs „Jodeln und Wandern“ im Allgäu und begleitet in Bamberg junge und wilde Musiker wie Christoph Lambertz und David Saam, die in ihren“Antistadl“-Veranstaltungen verkünden: „Volxmusik ist böse!“. Er besucht die Familie Well in Bayern, lernt dort die Wellküren und Biermösl Blosn kennen und tanzt auf einem Volksfest zu ihrer Musik. Er fährt mit dem Leipziger GewandhausChor zum Stelzenfest in eine riesige Scheune ins Vogtland und ist besonders von einem Lied über das Abschiednehmen berührt. Als „German Soul Music“ bezeichnet er das,was Rudi Vodel macht, den er in einer Bandoneon-Fabrik im Erzgebirge trifft und mit dem er zusammen musiziert. In Rudolstadt erfährt Hayden, was „Sexy VolksliederSingen“ bedeutet und in einer Kirche in Gräfenhainichen bei Wittenberg trifft er auf die Rockmusikerin Bobo, die alte Volkslieder neu vertont. Hayden begegnet auch dem ehemaligen Häftling Władysław Kożdońim früheren Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar, der mit ihm über den bis heute nachwirkenden Missbrauch vieler Volkslieder im Dritten Reich spricht. Darüber denkt auch Rainer Prüß aus Flensburg laut nach, mit dem Hayden sich schließlich auf einen Segeltörn begibt. Dabei erfährt er, wie die Gruppe „Liederjan“ aus einer Irish Folk Band entstanden ist, als sich die Musiker in den siebziger Jahren an die plattdütschen Lieder ihrer Kindheit erinnerten und diese neu auflegten.
SOUND OF HEIMAT leistet so Zweierlei: zum einen den filmischen Vorstoß in ein von historisch begründeten Tabus und Berührungsängsten sowie von verkitschter Mainstream-Folklore verstelltes, an sich faszinierendes musikalisches Feld; zum anderen die beschwingte und unvoreingenommene Wiederentdeckung eines wichtigen Elements deutscher Kulturüberlieferung, der sich ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Bevölkerung im Rahmen von Amateurmusik in Orchestern und Chören, zwar öffentlich wenig wahrgenommen, aber durchaus intensiv widmet. Kinostart: 27.09.2012
Infos: http://www.soundofheimat.de