Podcasttipp zur Gleichstellung in Orchestern @ Dlf
Ein Radiobeitrag im Deutschlandfunk bezieht sich auf die im Frühjahr veröffentlichte Studie des Deutschen Musikinformationszentrums (MIZ) über die Geschlechterverteilung in 129 öffentlich finanzierten Berufsorchestern. Der Beitrag „Musikwelt und Gleichstellung – Frauen haben oft das Nachsehen“ beleuchtet die systematische Benachteiligung von Frauen in den öffentlich finanzierten Orchesterbetrieben, vor allem in höheren Positionen. Siegfried Ressel spricht u.a. mit Juliane Färber, festes Mitglied des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, die sich für eine Quote in Orchestern ausspricht. Zu hören ist auch Anke Steinbeck, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Musikrat, die 2010 eine Dissertation über Dirigentinnen geschrieben hat und den Mythos „Maestro“ unter die Lupe nimmt. Sie stellt fest, dass sich in den letzten 11 Jahren wenig verändert hat und Frauen gern als „bunte Hunde“ und aus Gründen der political correctness eingeladen werden, damit aber eine Art zweite Liga kreiert wird. Renate Matthei versucht seit 35 Jahren, mit ihrem Furore Musikverlag Komponistinnen aus dem Schatten ins Licht zu holen; Komponistinnen, die zu ihrer Zeit sogar viel gespielt wurden, aber dann in der Versenkung verschwunden sind. Sie fordert, dass wenigstens bei den öffentlichen, also von uns Steuerzahler*innen finanzierten Festakten zu 50 Prozent Werke von Frauen gespielt werden. Zum häufig angeführten Grund, man achte bei einem Festakt auf „Qualität“, sagt sie: „Wie wird Qualität bemessen? (…) jemand, der sagen kann, ich habe schon Aufführungen hier und da gehabt, steht natürlich ganz anders da, als wenn sie sagt: Nein, ich habe mich da und da beworben. Und ist immer abgelehnt worden. Und an den Verhältnissen muss man eben etwas ändern“. Manos Tsangeris von der Akademie der Künste und der Dramaturg des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters Berlin Steffen Georgi merken an, dass neue Musik von zeitgenössischen Komponist*innen generell einen schweren Stand hätte.
Buchtipp: „Auf der Suche nach dem Ungehörten“
Wie funktioniert Improvisation? Und warum ist sie heute als Handlungs- und Kommunikationsstrategie so beliebt wie lange nicht mehr? In der Musik sind agile Prozesse vor allen Dingen im Jazz erlebbar. Doch auch im klassischen Konzertbetrieb ist eine größere Offenheit für Spontaneität und Improvisation spürbar. Das macht das von Anke Steinbeck herausgegebene neue Buch „Auf der Suche nach dem Ungehörten“ zum Thema. Zehn Künstler*innen aus Klassik und Jazz – mit dabei Angelika Niescier & Anne-Sophie Mutter – geben in persönlichen Gesprächen Einblicke in ihre schöpferische Arbeit und erörtern die (Un-)Möglichkeiten zwischen notierten Werken und freien Klangwelten in der zeitgenössischen Aufführungspraxis. Interviews mit Kulturmanagern und Forschern sowie vertiefende wissenschaftliche Beiträge ergänzen das Format.
Erhältlich ab 02.04.2019 im Buchhandel | ISBN 978-3-86846-142-8 | 216 S. | Verlag dohr köln | 24,80€