Music Women* Germany veröffentlicht PM zu Machtmissbrauch in der Musikindustrie
Das Netzwerk Music Women* Germany macht in seiner neusten Pressemitteilung den Machtmissbrauch in der Musikindustrie zum Thema. Die Asymmetrie der Machtverhältnisse in der Musikindustrie führe zu zahlreichen und facettenreichen Missbräuchen, bei denen besonders Frauen* – da sie in PR und Assistenzfunktionen arbeiteten – die Betroffenen seien. Die Missbrauch begünstigenden Strukturen fänden sich auch in der Musik wieder: „Männer*, die sich aufgrund ihrer Machtposition sicher fühlen, konnten und können problematische Lieder unter dem Deckmantel der Provokation und Kunstfreiheit veröffentlichen“. Von Motörhead über Ted Nugent zu R Kelly – Music Women* Germany listet viele Musiker auf, die nicht nur den Sex mit minderjährigen Groupies besungen hätten, ohne dass das kritisch hinterfragt worden wäre; viele wären auch noch Beziehungen und Ehen zu Minderjährigen eingegangen, ohne dass die Musikindustrie dies verurteilt hätte. „All das zeigt, dass es sich um ein strukturelles Problem innerhalb der weltweiten Musikindustrie handelt und dass sich diese Strukturen nicht auf eine bestimmte Musikrichtung oder Land beschränken. (…) Die Musikindustrie muss endlich anfangen, in die Verantwortung zu gehen. Sie muss aufhören, Fälle totzuschweigen und beginnen, bei neuen Fällen klar Position zu beziehen. Es müssen alte Strukturen offengelegt und geprüft werden, damit Abhängigkeiten abgebaut werden können. Wir wünschen uns, dass die Musikbranche sicher für alle Personen, ob vor, auf oder hinter der Bühne, wird! Wir möchten an alle Menschen, die Teil dieser Industrie sind, appellieren, sich mit ihren eigenen Mechanismen auseinanderzusetzen und zu schauen, wo sie Privilegien haben, welche sie anderen marginalisierten Personen zur Verfügung stellen könnten.“
Britische Initiative fordert „Safe Spaces Now“ auf Konzerten und Festivals
Veranstaltungsorte, Festivals, Studios und Arbeitsplätze sind zu oft keine sicheren Orte für Frauen, Mädchen und non-binäre Personen, schreiben die Organisator*innen der neuen Initiative der Musikindustrie „Safe Spaces Now“. Die britische Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, die Belästigung und den Missbrauen von Frauen* bei Konzerten und Festivals zu beenden. Denn einer Statistik zufolge haben mehr als 40% der Frauen unter 40 Jahren bei einer Liveveranstaltung bereits sexuelle Belästigung erlebt. Schlimmer noch, die Exekutivdirektorin von UN Women UK Claire Barnett führt kürzlich veröffentlichte Daten an, wonach nur 3% der 18-24jährigen Frauen noch nicht im öffentlichen Raum belästigt worden seien. Alle Hoffnungen auf eine Verhaltensänderung bei der neuen Generation junger Männer hätten sich nicht erfüllt. „It is not OK for women to be constantly worried about their safety at festivals, to make sure they always have phone chargers on them so they can call someone if they feel unsafe,“ werden die Organisator*innen in der Zeitung The Guardian zitiert. Den Anfang macht das Strawberries & Creem festival in Cambridge, das sich als erstes britisches Festival zu einem 50/50 Line-Up verpflichtet hat. Das Pilotprojekt mit UN Women UK will zeigen, wie Festivals mit neu gestalteten Räumen und besserer Ausbildung so ausgerichtet werden können, dass sie einladende, integrative und sichere Räme sind, in denen Menschen gemeinsam Musik genießen können. Barnett ist überzeugt, dass sich – ähnlich schnell wie bei den Rauchverboten in Innenräumen – eine Verhaltensänderung in der Zukunft erreichen lässt. Gerade die Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown böte eine einmalige Chance, Livemusik von Grund auf neu zu „programmieren“.