#MelodivaSpotlight: „Fliehkraft“ von Kerstin Wahl
Wer als Künstlerin nicht sichtbar ist, bekommt keine Arbeit oder Unterstützung, bleibt erfolglos. Und nur wer sichtbar ist, kann von Mädchen* als Role Model wahrgenommen werden. Sobald Künstlerinnen Kinder bekommen, wird es aber erheblich schwieriger, unter dem Druck der Care-Arbeit weiter die eigenen Projekten voranzutreiben. Die Musikerin und Mixed-Media-Künstlerin und dreifache Mutter Kerstin Wahl setzt sich in ihrem Projekt „Sichtbarkeit“ mit Musik, Poesie, Lyrik, Essays, Fotos, Illustrationen und persönlichen Statements zu diesem Thema auseinander. Ein Ergebnis dieses Projekts ist auf der CD „Fliehkraft“ (VÖ: 01.11.2023) und in einem aufwändigen Booklet zu hören und zu lesen. Auf dem Album hat sie Gedichte von Ingeborg Bachmann und Annette von Droste-Hülshoff vertont, aber auch eigene Songs verwirklicht. Mitgewirkt haben Musikerinnen, die sie auch interviewt hat, wie Caroline Bäßler, Claudia Lattner, Manuka Kolikowski und Heide Lutz sowie weitere Musiker, die für den warmen Mix aus Singer-/Songwriter, Folk, Pop und Kunstlied verantwortlich zeichnen. Im liebevoll von Stefanie Seltner illustrierten Begleitbuch sind ihre und die Gedanken von Kolleginnen zu lesen zu Fragen, die wir – nicht nur als Musiker*innen – wohl alle kennen: Wie schaffe ich es, im stressigen Alltag Kraft zu tanken und der Erschöpfung entgegenzuwirken? Wie gehe ich schonend mit den eigenen Ressourcen um? Will ich wirklich – unperfekt – gesehen werden? Was macht mich zu einer „vollwertigen“ Künstlerin? Kerstin Wahl lädt uns mit ihren gefühlvollen Songs ein, diesen Fragen nachzuspüren und neue Einsichten zu gewinnen – aber auch, für bessere Bedingungen zu streiten.
Parenthood in Music will Arbeitsbedingungen für Eltern verbessern
Die Initiative Parenthood in Music wurde 2021 von Steffi von Kannemann (Gründerin Better Things) und Marit Posch (General Manager IDOL Germany) in Berlin gegründet. Sie setzt sich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Eltern in der Musikindustrie ein. In einem Video des Reeperbahn Festivals erklärt Steffi von Kannemann, warum der Gender Pay Gap in der Musikindustrie vor allem bei Frauen ab 30 J. besonders gravierend ausfällt und was sich strukturell ändern müsste: Meetings nur noch bis 15 Uhr, Kinderbetreuung, Transparente Gehaltsstrukturen, geteilte Führungspositionen, Väter zu ermutigen, in Teilzeit zu arbeiten u.a. Mit ihren Workshops, Keynotes und Panels gehen sie dabei in den direkten Austausch mit Künstler*innen, Führungspersonen, Institutionen, Festivals und Unternehmen, um Problemstellungen zu diskutieren, innovative Arbeitsmodelle zu entwickeln und somit eine zukunftsorientierte Arbeitswelt, auch branchenübergreifend zu schaffen, die Arbeitnehmer*innen und selbständige Kulturschaffende mit Kindern unterstützt.
Neue Interview-Reihe „Mothers In Jazz“ bietet Unterstützung & Tipps
Unbedingt für (Jazz-)Musikerinnen mit Kindern oder solchen, die eine Familie gründen wollen, zu empfehlen: die Interview-Reihe Mothers in Jazz! Die im August 2022 von der Sängerin Nicks Schrire gestartete Reihe umfasst bereits 26 Interviews und veröffentlicht pro Woche ein neues, englischsprachiges Interview mit internationalen Jazzmusiker*innen. Schrire möchte damit Informationen und Unterstützung für alle zugänglich machen. In den niedergeschriebenen Gesprächen erzählen die Musikerinnen aus ihrem Alltag, es geht um die Wichtigkeit von Netzwerken für die Kinderbetreuung, gute Mindsets, Energiequellen, aber auch ganz praktische Tipps für den Alltag, das Touren mit kleinen Kindern, empfehlenswertes Equipment – kurz: um den Spagat zwischen Kindern & Karriere. Sie macht Mut zur Gelassenheit und dem Bauchgefühl zu vertrauen und sollte auch zur Pflichtlektüre für Veranstalter*innen gehören. Julia Hülsmann und Nicole Johänntgen sind auch dabei (Foto: pexels/Leah Kelley).