Musiker*innenverbände fordern Abgabe aller Musikstreaming-Plattformen

Die Verbände PRO MUSIK, Deutsche Jazzunion, Bundesverband Popularmusik und unisono, die freischaffende und fest angestellte Musiker*innen vertreten, begrüßen den Vorstoß des Kulturstaatsministers Wolfram Weimer, eine Abgabe für große Online-Plattformen einzuführen, und fordern in einer Pressemitteilung, diese Abgabe auch auf Musikstreaming-Plattformen wie Spotify auszuweiten. Sowohl die EU-Resolution vom 17.01.2024 als auch die kürzlich erschienene Studie des BKM zum Musikstreamingmarkt in Deutschland hätten erheblichen Handlungsbedarf festgestellt. Musiker*innen und Musikautor*innen seien die wichtigsten Triebkräfte und die ersten Glieder in der Wertschöpfungskette, würden aber noch immer nicht in ausreichender Weise anerkannt oder vergütet, schreiben die Autor*innen. Zahlte die Plattform Spotify 2023 noch etwa 68 % ihres Umsatzes an Rechteinhaber*innen aus (ca. 9 Mrd. € bei 13,2 Mrd. € Umsatz), waren es 2024 nur noch ca. 63 % (ca. 10 Mrd. € von 15,7 Mrd. €). 75 % der Ausschüttungen gingen an 0,1 % der Musikschaffenden! Dieses Ungleichgewicht sei nicht länger tragbar, schreiben die Verbände. Die ausbleibende Vergütung im Musikstreaming verschärfe die Krise aus wegbrechenden Kulturetats und sinkenden Live-Einnahmen bei gleichzeitigen Kostensteigerungen. “Zahlreiche Musikschaffende arbeiten unter prekären Bedingungen, da die Nutzung ihrer Werke weder angemessen vergütet noch eine faire Beteiligung angeboten wird, während die Musikindustrie, Ticketmonopole und insbesondere Musikstreamingkonzerne auf der Grundlage ihrer Arbeit Umsätze in Milliardenhöhe erzielen”, sagt Michael Griener, Vorsitzender der Deutschen Jazzunion. Durch eine Abgabe wäre es möglich, alle Musikschaffenden sämtlicher Genres und Größenordnungen gerechter zu vergüten. Frankreich führte bereits 2021 eine ähnliche Abgabe für Streaming-Plattformen ein. Die Einnahmen fließen in einen Fonds zur Förderung der Musikproduktion und unterstützen besonders kleinere Künstler*innen und lokale Musikszenen. Auch in Kanada gibt es eine vergleichbare Abgabe.

23.06.2025

Plattform songs.de: Alternative zu Spotify

Viele von euch kennen die Realität: Millionen Streams auf großen Plattformen wie Spotify oder Apple Music führen oft nur zu Cent-Beträgen – Einnahmen, von denen kaum jemand leben kann. Das will der Hamburger Unternehmer Jens Reese ändern. Er hat mit seinem Team eine Plattform entworfen, die Musikstreaming fairer gestalten will: songs.de ist ein Marktplatz, auf dem Künstler*innen ihre Tracks und Videos (nur) zum Streaming anbieten und dabei selbst auswählen können, wie viel Geld sie pro Klick verdienen möchten. Jeder Stream wird bezahlt und es werden 35% an die Künstler*innen ausgeschüttet (mit dem Rest deckt die Plattform ihre laufenden Kosten wie GEMA-Gebühren, KSK, PayPal, Hosting, Support, Erhalt und Ausbau der Plattform usw.). Was erstmal nicht viel klingt, ist dennoch eine echte Alternative, denn so können Musikschaffende das Sechsfache der durchschnittlichen Ausschüttungen herkömmlicher Streaminganbieter erwarten – und das ohne Rechteverlust oder Abhängigkeit von Algorithmen oder Abo-Modellen! Zum Vergleich: Während sie auf herkömmlichen Plattformen bei 100.000 Streams gerade mal 250 € verdienen, können sie bei songs.de ca. 1.500 € Verdienst bei der gleichen Anzahl an Streams erwarten. Also, registriert euch kostenlos, ladet eure Tracks hoch und eure Fans ein! Diese können ein Guthaben ihrer Wahl via Paypal anlegen, eure Musik genießen und euch dabei endlich fair bezahlen.

05.05.2025

Musikverbände fordern mehr Fairness und Transparenz im Musikstreaming

Ein Zusammenschluss von mehreren Verbänden und Initiativen, die Musikschaffende vertreten, begrüßt die Ankündigung von Kulturstaatsministerin Claudia Roth, sich für mehr Fairness und Transparenz im Musikstreaming einzusetzen: „Die in der Pressemitteilung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) vom 11.02.2025 zitierten Zahlen aus der kürzlich veröffentlichten und von der BKM geförderten Musikstreaming-Studie bestätigen unsere langjährigen Erfahrungen: Wenn 75 % der Streaming-Umsätze auf nur 0,1 % der Künstler*innen entfallen und gleichzeitig 68 % der Musikschaffenden weniger als 1 Euro Umsatz generieren, zeigt dies die massive Schieflage im aktuellen System. Die von Roth vorgeschlagenen Maßnahmen gehen in die richtige Richtung; insbesondere die Forderungen nach mehr Transparenz bei Algorithmen und Abrechnungen sowie die Prüfung alternativer Vergütungsmodelle wie eine nutzerzentrierte Abrechnung. Allerdings braucht es jetzt schnelle und konkrete Umsetzungsschritte. Die angekündigte Unterstützung für Independent Künstler*innen und Newcomer*innen ist wichtig, kann aber nur ein erster Schritt sein. Von der neuen Bundesregierung erwarten wir, dass sie unter Einbezug der Verbände, die Musikschaffende vertreten, die vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzt“. Außerdem unterstützen die Verbände ausdrücklich die Initiative des EU-Parlaments zur Regulierung des Streamingmarktes vom 17.01.2024, die gerechte Bezahlung für Künstler*innen und faire Algorithmen fordert. Die Zeit für grundlegende Reformen in Europa sei überreif, damit Musikschaffende von ihrer kreativen Arbeit auch im digitalen Zeitalter leben könnten.

24.02.2025

Befragung zum Thema Vergütung im Musikstreamingmarkt

Die GEMA startet eine neue Studie zur Vergütung im Musikstreamingmarkt. Ziel der von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geförderten Studie ist eine unabhängige, wissenschaftliche Prüfung bestehender und alternativer Vergütungsmodelle. In der Befragung, die vom Forschungsnetzwerk Digitale Kultur durchgeführt wird, geht es um deine Perspektive als Musikschaffende*r auf den Musikstreamingmarkt. Die Befragung kann jederzeit pausiert und später fortgesetzt werden. Alle Daten werden anonym erhoben, aggregiert ausgewertet und können deiner Person nicht zugeordnet werden.

Eine Studie der GEMA hatte bereits 2022 festgestellt, dass es ein gravierendes Ungleichgewicht bei der Einnahmenverteilung gibt: „Vor allem die Musikurheberinnen und -urheber stehen am Anfang der Wertschöpfungskette, aber am Ende der Einnahmenverteilung. Dies entspricht nicht den Prinzipien einer sozialen Marktwirtschaft, die Leistung belohnt und immer einen fairen Ausgleich zwischen allen Marktteilnehmenden anstrebt“, hatte GEMA Vorstandsvorsitzender Harald Heker erklärt. Auch die im Rahmen der Studie befragten GEMA Mitglieder sahen ein Ungleichgewicht bei der Erlösverteilung: 89 Prozent gaben an, dass sie die Vergütung der Musikschaffenden aus dem Musikstreaming als nicht angemessen sehen.

22.07.2024

Was verdienen Künstler*innen an Streaming?

Das fragt sich nicht nur die Singer-/Songerwriterin Christina Lux. Auf ihrer Facebookseite weist sie darauf hin, dass die Einnahmen für Künstler*innen je nach Plattform sehr unterschiedlich ausfallen und zieht dazu eine Analyse des Online-Magazins für Social Media, Digitales und Tech Basic Thinking heran. Diese zeigt, dass es nicht nur darauf ankommt, wie viel die Plattform der/dem Künstler*in pro Stream zahlt.  Auch die Größenordnung der zahlenden Mitglieder, das Verhältnis von zahlenden Nutzer*innen zur Bezahlung pro Stream entscheidet über die Einnahmen. Bei Spotify z.B. zahlten 2020 nur 138 von 299 Mio. Nutzer*innen für das Streamen der Musik, der Rest hört über einen kostenfreien Account. Bei Tidal oder Apple gibt es zwar Probeabos, das Streamen danach kostet aber. So werden die Künstler*innen auch wirklich für ihre bereitgestellte Musik bezahlt. Lux macht das Rechenexempel mit einem Streamingrechner, bei 300 Streams kommen bei der/dem Künstler*in folgende Beträge zusammen: Qobuz 11,70 €, Tidal 3,45 €, Apple 2,03 €, Deezer 1,87 €, Spotify 0,86 €. Auch die oben erwähnte Analyse rechnet vor, wie viele Streams ein*e Künstler*in benötigen würde, um auf einen monatlichen Bruttoverdienst von 3100 Euro zu kommen: „Während der Wert bei Apple Music bei 550.222 Streams liegt, kommt Amazon Music auf 871.830 Streams und Spotify auf 1,067241 Millionen Streams. Auf YouTube liegt der Wert schon bei über 2,4 Millionen Streams“. Es empfiehlt, auf exklusive Deals mit einzelnen Plattformen zu verzichten und die Umsätze durch eine möglichst breite Streuung zu maximieren.
06.12.2021