Die Studierenden wählen einen der Schwerpunkte Spielen, Schreiben oder Leiten, erhalten aber Unterricht in allen drei Bereichen, u.a. von Mitgliedern der hr-Bigband. Ergänzend erhalten sie Unterricht bei Künstler*innen der nationalen und internationalen Szene, die sie in Absprache mit der Studiengangsleitung frei wählen können. Hinzu kommen weitere spannende Workshops, Exkursionen, Hospitationen, Seminare, Projekte und Produktionen, u.a. mit der hr-Bigband. Entsprechend ihres persönlichen Profils können die Studierenden Erfahrung in interdisziplinären Ensembles im Bereich aktueller Musik unterschiedlicher Genres sowie in der Leitung von Nachwuchsensembles, beispielsweise Landesjugendjazzorchestern sowie Schul- und Musikschulensembles sammeln und werden bei der Planung und Umsetzung ihrer eigenen künstlerischen Projekte individuell unterstützt und gefördert.
Machtmissbrauch, Diskriminierung & sexualisierte Gewalt an der Münchner Musikhochschule
Nach Missbrauchsfällen an der Münchner Musikhochschule – Ex-Präsident Siegfried Mauser wurde vom Bundesgerichtshof in letzter Instanz im Oktober 2019 zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt und der Münchner Musikprofessor Hans-Jürgen von Bose wurde in drei Fällen der Vergewaltigung angeklagt, aber freigesprochen – hat die Hochschule für Musik und Theater in München das Institut für Praxisforschung und Projektberatung mit einer wissenschaftlichen Befragung beauftragt. Unter dem Thema „Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und Diskriminierung“ wurden im Sommer 2023 alle Hochschulangehörigen befragt. Die Ergebnisse liegen nun vor. Etwa jede*r fünfte Studierende der Hochschule und sogar jede*r zweite Verwaltungsangestellte erfährt Machtmissbrauch und 6 Prozent der Hochschulangehörigen berichten, meist im Einzelunterricht selbst sexualisierte Gewalt erlebt zu haben. Von körperlicher und/oder psychischer Gewalt wird vor allem aus der Ballettakademie und der Jugendakademie berichtet. Die HMTM hat basierend auf den Ergebnissen der aktuellen Studie einen 7-Punkt-Plan entworfen, der das Kriterium „Nähe – Distanz“ in alle Berufungs- und Besetzungsverfahren in Lehre und Verwaltung integriert, Angestellte zu Fortbildungen verpflichtet, eine anonyme Lehrevaluation als Kontrollinstrument weiterführt und anonyme Beschwerdewege weiter ausbauen will. Die Ballettakademie soll künftig von einer Doppelspitze geleitet werden und künftig Intimitätskoordinator*innen und -coaches einsetzen. Eine große Herausforderung bleibt nach wie vor, so zeigt es die Münchner Studie, mit Fragen zum Thema Machtmissbrauch auch die internationale Studierendenschaft zu erreichen. Größtenteils kommen die Teilnehmer*innen aus Deutschland (88 Prozent), dabei haben etwa 40 Prozent aller Studierenden einen internationalen Hintergrund. Um diese besser zu erreichen, wird in München auch das International Office neu strukturiert.
Umfrage zu Machtmissbrauch an Musikhochschulen
In einer Umfrage, bei der wir 2014 mit Musikstudentinnen gesprochen haben, berichteten einige von einer eher unguten Lernatmosphäre, Beleidigungen und sexistischen Bemerkungen. Eine neue Umfrage zu Machtmissbrauch und psychischer Gewalt an Musikhochschulen zeigt nun, dass immer noch dringender Handlungsbedarf besteht. Die Initiative stammt vom Studierendenrat der Musikhochschule Weimar, dem immer wieder Vorfälle zugetragen worden waren, sodass dieser sich schließlich zu einer größeren Umfrage entschloss. Das Ergebnis war, dass 108 Studierende in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Region) von Juni bis Oktober 2023 414 Vorfälle anzeigten. Der Großteil der Befragten war 19 bis 30 Jahren alt und weiblich (78 Prozent).
Verschiedene Studierendenvertretungen haben daraufhin einen Forderungskatalog erarbeitet und bereits Ende letzten Jahres an die Hochschulleitungen der 24 RKM-Mitgliedshochschulen geschickt. Dieser soll übergriffiges, unangemessenes und missbräuchliches Verhalten an Musikhochschulen zukünftig verhindern. In ihren elf Forderungen setzen die Macher*innen vor allem auf Sensibilisierung. Lehrkräfte seien oft Koryphäen an ihrem Instrument, hätten aber keine pädagogische Ausbildung. Es brauche Weiterbildung, aber auch die Möglichkeit für Studierende, sich bei unabhängigen Stellen zu beschweren, ohne Angst haben zu müssen, dass es die Karriere erschwert. Gefordert werden auch regelmäßige und unabhängige Evaluationen von Lehrveranstaltungen, damit sichtbar wird, wenn es Probleme gibt.
Der Vorstand der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen (RKM) zeigte sich betroffen über die Ergebnisse der Umfrage der Initiative und arbeitet bereits an einem eigenen Positionspapier, welches neben einer Skizzierung der aktuellen Situation auch Zukunftsperspektiven und Handlungsempfehlungen für die Musikhochschulen aufzeigen soll. Die Finalisierung und Verabschiedung dieses Papiers sowie die Abstimmung über koordinierte Maßnahmen der RKM-Hochschulen stehen auf der Agenda für die RKM-Sommerkonferenz im Mai.
Mehr dazu weiß die taz.
Musikhochschule Lübeck bietet Master of Education auch für Quereinsteiger*innen an
An der Musikhochschule Lübeck wird ein viersemestriger Masterstudiengang für die Berufsperspektive Lehramt an Gymnasien und an Gemeinschaftsschulen mit dem Doppelfach Musik angeboten: „Musik vermitteln“. Seit 2020 ist auch der Quereinstieg ohne einen auf das Berufsfeld Lehramt abzielenden Bachelorabschluss, mit einem künstlerisch-pädagogischen Bachelorabschlusses möglich. Das Studium bietet nicht nur eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis, sondern auch Raum für individuelle Schwerpunktsetzungen. So sind z.B. folgende Profile im Rahmen des Masterstudiums wählbar: Chorleitung, Darstellendes Spiel, Musikwissenschaft/Musiktheorie, Musiktheater/Musical, Orchesterleitung/ Ensembleleitung, Popularmusik. Am Mittwoch, den 25.10.2023 findet von 19:30-20:30 Uhr ein digitales Info-Treffen für den Master of Education (Quereinstieg) „Musik Vermitteln“ statt (Link, Meeting-ID: 872 9889 5585 / Kenncode: 920147), das über den Studiengang und die damit verbundenen beruflichen Perspektiven informiert. Interessierte können sich hier anmelden.
Schwarze Stimmen in einer weißen Musikwelt
Die Jazzmusikerin Natalie Greffel hatte kürzlich den Mut, in ihrer Dankesrede beim Deutschen Jazzpreis 2023 von ihren Diskriminierungserfahrungen im Musikstudium und in der Jazzszene zu berichten. Als BIPoC erlebte sie Ignoranz und Mikroaggressionen, sie habe die Jazzszene als „weiße, überwiegend cis-hetero-männliche Jazz-Gemeinschaften und -Institute“ kennengelernt, die weder das Wissen noch das Bewusstsein hätten, sich intensiv mit der Politik und Geschichte des Schwarzen Bewusstseins auseinanderzusetzen.
Ihre Erfahrungen decken sich mit der neuen Studie „Schwarze Stimmen in einer weißen Musikwelt“ von Nepomuk Riva, Professor für Ethnomusikologie an der Universität Würzburg. Die Interviews, die er mit 6 Schwarzen Studierenden von 2016-2020 führte, offenbaren Diskriminierungserfahrungen, die von persönlichen Zurückweisungen bis hin zu institutionellen Praktiken reichen, die sich oftmals hinter dem Rücken der Handelnden vollziehen. Dabei geht es ihm nicht darum, objektiv rassistische Diskriminierungen nachzuweisen, sondern darzustellen, wie die Musiker*innen ihren Studierendenalltag wahrnehmen, interpretieren und ihr Verhalten danach ausrichten. Mit seiner – nicht repräsentativen – Studie möchte er einen Dialog über ein faires, diskriminierungsfreies Miteinander von Schwarzen und Weißen an deutschen (Musik-)Hochschulen eröffnen. Außerdem gibt er Handlungsempfehlungen mit, was von institutioneller Seite und dem Lehrpersonal getan werden könnte, um Schwarzen Studierenden solche diskriminierenden Erfahrungen zu ersparen, ihnen ein gleichberechtigteres Studium zu ermöglichen sowie ihr kreatives Potenzial besser zu fördern. Die Studie kann als kostenloses pdf auf der Website der Rosa-Luxemburg-Stiftung heruntergeladen werden.
Übrigens: am 17.06.2023 findet von 10-15:30 Uhr das 2. Online-Fachsymposium „Anti-Schwarzer Rassismus und Bildung (*PAD only)“ statt. Es bringt ein interdisziplinäres Netzwerk angehender und praktizierender Schwarzer (pädagogischer) Fachkräfte der verschiedenen Bildungsabschnitte, wie z.B. frühe Bildung, schulische Bildung, Hochschul- und Berufsbildung, außerschulische Bildung zusammen. Strategien und Tools für das Wohlbefinden von (pädagogischen) Fachkräften im Kontext von Anti-Schwarzem Rassismus und Bildung sollen erarbeitet und nutzbar gemacht werden. *Das Fachsymposium findet im Rahmen der UN-Dekade für Menschen Afrikanischer Herkunft (PAD People of African Descent) statt und richtet sich an alle angehenden und praktizierenden Schwarzen, Afrikanischen und Afrodiasporischen (pädagogischen) Fachkräfte der verschiedenen Bildungsabschnitte, wie z.B. frühe Bildung, schulische Bildung, Hochschul- und Berufsbildung, außerschulische Bildung. Es findet in deutscher Lautsprache über Zoom statt.
Rektorenkonferenz verfasst Positionspapier zu Lehrbeauftragten an Musikhochschulen
Auf ihrer Winterkonferenz am 15. Januar 2023 hat die Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen in der HRK (=RKM) ein Positionspapier zum Thema „Lehrbeauftragte an deutschen Musikhochschulen“ finalisiert und trotz sehr verschiedener Ausgangspunkte in den Bundesländern gemeinsame Ziele für die Verbesserung der Situation der Lehrbeauftragten formuliert. Das Papier skizziert die Bedeutung von Lehrbeauftragten für die Musikhochschulen und zeigt dringende Handlungsbedarfe auf. Dabei wird eindringlich auf die Verantwortung der Ministerien verwiesen, welche die politischen Weichen für die Umsetzung dieser Ziele stellen müssen. „Lehrbeauftragte“, so die Vorsitzende der RKM Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann, „sind eine unverzichtbare Säule der Lehre an Musikhochschulen. Dass sie finanziell schlechter gestellt sind als Lehrende an Musikschulen, ist ein Zustand, auf den die Politik aufmerksam gemacht werden muss, um in allen Bundesländern zu einer verbesserten Situation dieser Lehrenden an Musikhochschulen zu kommen. Ein gemeinsames Positionspapier aller 24 Musikhochschulen ist dabei ein wichtiger Schritt.“
HfMDK Frankfurt sendet Jazzfest „light“ als Livestream 10.02.2021
Unter dem Motto „Song. Sound. Experiment“ präsentiert die HfMDK am 10.02.2021 ab 18 Uhr das HfMDK Jazzfest. Das Programm erstreckt sich 2021 nicht wie gewohnt über 3 Tage, sondern im „light“ Format über einen Abend mit vier Bands im Livestream auf dem YouTube-Kanal der HfMDK oder hier auf der Website. Mit dabei sind u.a. das Quartett um die Saxophonistin Ulrike Schwarz (Foto links), das frei improvisierte Musik und Eigenkompositionen mit Einflüssen aus dem Jazz spielt. Neelah spielen Songs der Singer-/Songwriterin Nicole Siegel in der Besetzung Rhodes, Klavier, Bass, Schlagzeug und Gesang. Der Sound bewegt sich zwischen Jazz, Soul und Pop. Oli Rubow, Schlagzeuglehrer an der HfMDK bringt zur diesjährigen Ausgabe des Jazzfests zwei langjährige musikalische Freunde mit: Fola Dada (Foto rechts) und Ulf Kleiner. Mit der Sängerin spielt er seit 2006 in der Band von Hellmut Hattler, mit Ulf Kleiner bei DePhazz. Die drei haben ein großes gemeinsames Repertoire und viele gemeinsame Schnittpunkte und werden daraus ein unikates Amalgam enstehen lassen: Dada3! Auch in den Umbau-Pausen lohnt sich das Dranbleiben, denn dann gibt es Backstage-Talks mit den Bands live aus der HfMDK.
Man kommt davon. Sexualisierte Gewalt, Status und die bayrische Justiz
Auf seinem Bad-Boy Blog berichtet der Komponist Moritz Eggert über den Umgang der bayrischen Justiz mit den Angesehenen und Mächtigen: „Am 10.12. 2020 wurde der ehemalige Kompositionsprofessor der Münchener Musikhochschule, Hans-Jürgen von Bose, vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen und trotz Drogenbesitzes eines ganzen Arsenals von illegalen Drogen zu einer so geringen Strafe verurteilt, dass ihm seine Beamtenbezüge voll erhalten bleiben. (…) Bose wurde nicht freigesprochen, weil das Gericht den Vorwürfen der Vergewaltigung nicht Glauben schenkte. Das Gericht hing sich an Spitzfindigkeiten der Beschreibungen der Taten auf, stellte aber die Glaubwürdigkeit des Opfers nie auch nur im Geringsten in Frage. Das tat auch die Gutachterin nicht, die hierüber ausführlich befragt wurde. Auf dem Tisch war nicht nur der Tatbestand einer Vergewaltigung, sondern einer schweren Vergewaltigung samt Freiheitsberaubung.“ Seine lesenswerte Zusammenfassung der Ereignisse und seiner Gedanken dazu sind hier nachzulesen.
Lehrauftrag Musikwissenschaft in Köln
Erster Preis im Hochschulwettbewerb Musikpädagogik geht an die Dresdner Musikhochschule
Der erste Preis des mit insgesamt 7.000 Euro dotierten Hochschulwettbewerbs Musikpädagogik geht an ein Studierendenteam aus der Fachrichtung Instrumental- und Gesangspädagogik (IGP) der Dresdner Musikhochschule. Judith Beckedorf, Ladislav Pazdera, Georg Wiede und Ida-Lene Bragenitz überzeugten mit ihrem Projekt „Neue Impulse für die IGP: Ein Leitfaden zur Unterrichtsreflexion, ausgehend von Kodier-Techniken der ‚Grounded Theory‘-Methode“. In ihrem Projekt skizzieren sie einen Weg, Unterricht ohne vorgefertigten Raster zu beobachten und in Bezug auf direkt aus der Praxis abgeleitete Fragen systematisch auszuwerten. Die vier Finalist:innen-Teams teilen sich ein Preisgeld von insgesamt 7.000 Euro, das vom Bundesverband Musikunterricht und vom Verband deutscher Musikschulen ermöglicht wird. Die offizielle Preisübergabe erfolgt im Mai 2021.
Winterthurer Institut für aktuelle Musik sucht Dozent*in
Das WIAM (Winterthurer Institut für aktuelle Musik) in der Schweiz sucht im Musikpädagogik-Masterstudiengang ab dem 24.08.2020 ein*e Dozent*in für das Fach Psychologie/Pädagogik/Musikdidaktik. Arbeitsbereich: Gruppenunterricht sowie Betreuung und Benotung von Masterarbeiten. Wöchentliche Unterrichtszeit 2-3 Stunden. Bewerbungsunterlagen werden an hc.ma1733777731iw@ta1733777731irate1733777731rkes1733777731 erbeten.
Deutsche Jazzunion fordert Aufrechterhaltung der Lehre an Musikschulen und Musikhochschulen in Coronakrise
Die Deutsche Jazzunion warnt vor einer Verschärfung der wirtschaftlichen Situation für Honorarkräfte an deutschen Musikschulen und Musikhochschulen. Sie fordert Politik und Institutsleitungen auf, Planungssicherheit für Lehrende, Studierende und Schüler*innen trotz der coronabedingten Verschiebung des Semesterstarts zu schaffen. Um den Unterricht an Musikschulen und -hochschulen in der Coronakrise aufrechtzuerhalten, müssen Politik und Ausbildungsinstitutionen die Rahmenbedingungen für zeitgemäße Lehrangebote mittels E-Learning schaffen.
Honorarkräfte leisten einen wesentlichen Teil der Musiklehre an deutschen Ausbildungsinstituten. Aufgeschobene Honorarverträge und Nichtvergabe von Lehraufträgen für das Sommersemester gefährden die wirtschaftliche Existenz vieler Lehrender angesichts kurzfristiger Verträge und stundenbasierter Abrechnung zusätzlich. Die Einnahmen aus Unterrichtstätigkeit stellen für einen Großteil der Honorarkräfte einen existentiellen Teil des Einkommens dar, so etwa für 80% der Lehrbeauftragten im Jazzbereich.
Die prekäre Situation der Lehrbeauftragten im Fachbereich Jazz an Musikhochschulen wird von den Ergebnissen einer Umfrage bestätigt, die die Deutsche Jazzunion in Abstimmung mit der Bundeskonferenz der Lehrbeauftragten an Musikhochschulen (bklm) durchgeführt hat. Die Ergebnisse zeigen dringenden Verbesserungsbedarf schon im Normalbetrieb – etwa hinsichtlich der Honorierung und der sozialen Absicherung. So müssen Honorarkräfte in aller Regel selbst für die Sozialversicherung aufkommen, haben keine Fortzahlung im Krankheitsfall und meist nur Planungssicherheit für ein Semester.
Eine vorläufige Auswertung der Umfrage zur Situation der Lehrbeauftragten an deutschen Musikhochschulen im Fachbereich Jazz findet sich hier.
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