Ausstellung „Klangquellen – Everything is Music!“ in Frankfurt
Was ist Musik? Wo verläuft die Grenze zwischen Geräusch und Musik? Gibt es überhaupt so eine Grenze? Diesen Fragen geht die aktuelle Ausstellung „Klangquellen – Everything is Music!“ nach, die noch bis 01.09.2024 im Frankfurter Weltkulturen Museum zu sehen (und hören) ist. Die Frage steht auch im Zentrum eines Forschungsprojekts der Musikabteilung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA): Die Forscher*innen haben dafür kurze Ausschnitte aus Musik, Natur- und Alltagsgeräuschen aus verschiedenen Teilen der Welt gesammelt und sie Teilnehmer*innen einer Online-Studie vorgespielt. Sie sollten dann sagen, ob sie das jeweilige Klangbeispiel für Musik halten oder nicht. Während die Urteile bei vielen Beispielen sehr eindeutig ausfielen, gab es auch eine interessante Gruppe von ambivalenten Klängen, die zeigen, wie schwierig eine klare Trennung zwischen Musik und Geräusch sein kann. In einem Raum der Ausstellung können die Museumsbesucher*innen diese Studie selbst nachempfinden und sich mit den präsentierten vorläufigen Ergebnissen auseinandersetzen.
Frankfurter Konzert-Experiment stellt Live und Stream gegenüber
Ein Live-Stream kann nicht als Konkurrenz zum Livekonzert gesehen werden, sondern sollte als eigenständiges audiovisuelles Musikformat behandelt werden. Das ist das Ergebnis eines Experiments, das die Kammerphilharmonie Frankfurt und das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main durchgeführt haben. Am 11.09.2022 spielte die Kammerphilharmonie Frankfurt zwei Konzerte mit identischem Programm auf dem Campus Bockenheim der Goethe-Universität Frankfurt. Sie fanden im Festsaal des Studierendenhauses statt und wurden zeitgleich in das im selben Gebäude gelegene Café KoZ gestreamt. Das Publikum war eingeladen, während der Konzerte zwischen den Sälen hin- und herzuwechseln, um die Qualitäten beider Formate zu erleben. 130 Personen besuchten die Vorstellungen, die vom MPIEA wissenschaftlich begleitet wurden. Ein großer Teil nahm an Befragungen teil, ergänzt wurde die Datenerhebung durch Videoaufnahmen, die während der Konzerte vom Publikum gemacht wurden. Insgesamt zeigte sich, dass die Mehrzahl der Konzertbesucher*innen den Live-Saal als den Ort des eigentlichen Geschehens wahrnahm und nur punktuell in den Streaming-Saal wechselte. Die empfundenen Vorzüge des Live-Erlebens bestanden vor allem im Ereignishaften, seinem ganzheitlichen Charakter und dem sozialen Miteinander, inklusive der Interaktion mit den Musiker*innen. Demgegenüber punktete der Stream durch die Möglichkeit, die Musiker*innen durch die Kameraführung besser und im Detail sehen zu können sowie durch die teilweise bessere klangliche Abmischung. Obwohl fast alle der Live-Situation den Vorzug gaben, wurden Streaming-Formate keineswegs für überflüssig gehalten – und zwar nicht nur als lohnende Alternative bei eingeschränkter Mobilität, aus Kostengründen o.ä. Für das weitere künstlerische Erkunden von Live- und Übertragungsformaten scheint es daher vielversprechend, solche Formate nicht als Konkurrenz zueinander aufzufassen, sondern komplementär zueinander als künstlerische Formen eigenen Rechts zu entwickeln, die Musik auch auf unterschiedliche Art und Weise erfahrbar machen.