Konzert Nachlese: Mariza beim Women Of The World Festival 09.05.14 in Frankfurt

„Ich kann zwar nicht singen, aber ich kann Euch etwas vortragen, wenn ihr wollt!“ – so äußert sich ironisch ein Lusitanier im Asterix-Band „Die Trabantenstadt“ über seine eigene Musik, nämlich den portugiesischen Fado.
Dass der Fado stark verwandt ist mit dem Sprechgesang, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Keinesfalls kann man dagegen die Behauptung teilen, Fadista müssten nicht singen können. Das Gegenteil ist der Fall, und das bewies einmal mehr die Fadista Mariza in ihrem Konzert vom 09. Mai, das im Rahmen des Musikfestivals Women of the World (WOTW) in der Alten Oper statt fand.

Mariza ist der Shooting Star unter den Fado-SängerInnen. Die 38-jährige Künstlerin wurde von der BBC mehrfach zur „Königin des Fado“ ausgerufen, erhielt zahlreiche Preise und ist als Ikone des Fado ein Kulturexportschlager ihrer Heimat Portugal. Zusammen mit Lisa Stansfield, ZAZ und 2raumwohnung bildete sie das Staraufgebot des diesjährigen, zum dritten Mal in Folge statt findenden Musikfestivals an der Mainmetropole.

Die junge Künstlerin wurde von vier Musikern begleitet, die in ihrer Virtuosität ihresgleichen suchen und sich an diesem Abend als großartiger Gegenpol zu einer hochdramatischen Sängerin erwiesen. Bereits der erste Fado begann mit einem Paukenschlag, als Mariza allein singend die Bühne betrat und nach einer für den Fado typisch ausgedehnten Einleitung die Instrumentalisten intonationsgenau einsetzten. In diesem Stil ging es weiter, sodass das Publikum bereits nach den ersten Stücken von Marizas Musik völlig gefesselt war. Ausdrucksstark präsentierte die Fadista neben vielen bekannten Fados, wie beispielsweise „Fado Primavera“, der im Publikum wahre Begeisterungsstürme auslöste, auch Stücke aus ihrer afrikanischen Heimat, die zu den stärksten Momenten des Konzertabends gehörten. Außerdem sang sie drei neue Lieder, die sie noch vom Blatt ablesen musste. Das machte die weltberühmte Sängerin noch sympathischer, die mit ihrer eigenwilligen Gestik und Gesangskraft durchaus an eine Diva erinnerte.

Dass Mariza als „Königin des Fado“ die Säle der Welt zu füllen vermag, dürfte nicht bezweifelt werden. Dennoch blieben an diesem Abend im Großen Saal der Alten Oper viele Sitzreihen leer. Das lag wohl daran, dass Marizas Auftritt zwar im Großen Saal mit zweieinhalb Tausend Sitzplätzen statt fand, aber schon um 19.00h. Hingegen war Agnes Obel im Mozart Saal um 20.30h bereits vorher ausverkauft. Das dürfte so manchen Konzertbesucher irritiert haben und wahrscheinlich auch die Sängerin selbst.

Trotz dieses organisatorischen Mankos bot Mariza den Anhängern des traditionellen Fado ein wunderbares Konzert, ebenso wie die, sich für einen jüngeren Fado mit afroamerikanischen Rhythmen begeistern.

Sandra Müller-Berg

26.05.2014