Fokale Dystonie bei Musikern als Berufskrankheit anerkannt
Nach jahrelangem Einsatz von Betroffenen, ihren VertreterInnen und MedizinerInnen ist jetzt die sog. „fokale Dystonie“ als Berufskrankheit anerkannt worden. Dabei handelt es sich um eine motorische Störung beim Spielen eines Instruments, zum Beispiel Oboe oder Posaune. Weil Muskeln und Gefäße nicht mehr ihren normalen Spannungszustand haben, leiden Betroffene unter neurologischen Bewegungsstörungen. Im Extremfall können MusikerInnen ihr Instrument überhaupt nicht mehr spielen. Die Deutschen Orchestervereinigung (DOV) setzte sich lange für die Anerkennung der fokalen Dystonie als Berufskrankheit ein. „Für die Betroffenen ist das eine gute Botschaft. Jetzt sind sie finanziell besser abgesichert“, sagt DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. „Auch psychologisch hilft es vielen bei der Heilung, wenn eine Krankheit aus dem Schatten der ausschließlich privaten Betroffenheit tritt.“
Fokale Dystonie ist eine von fünf Krankheiten, die mit der 4. Verordnung zur Änderung der Berufskrankheiten-Verordnung anerkannt wurde. Damit folgte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales den fachlichen Empfehlungen seines wissenschaftlichen Beirats. Die fokale Dystonie bei InstrumentalmusikerInnen betrifft ausschließlich professionell Musizierende, zum Beispiel OrchestermusikerInnen oder MusiklehrerInnen. Die Zahl erkrankter Musikerinnen und Musiker wächst, auch jüngere sind bereits betroffen. Zur Erkrankung führen zu wenig Ruhepausen, Erschöpfung, Konkurrenz und Leistungsdruck, aber auch dauerhafte Überlastung im privaten Bereich. „Bei der Genesung spielt es eine große Rolle, wie flexibel Arbeitgeber und Kollegen reagieren und wie sie Betroffene unterstützen“, sagt Mertens. Der Heilungsprozess ist meistens langwierig. „Auch in der Musikerausbildung sollten die Lehrkonzepte weiter angepasst werden. Neben Leistungsorientierung wird gesundheitliche Prophylaxe immer wichtiger, um das Entstehen von Krankheiten zu verhindern.“
15. Symposium der DGfMM: „Die vielen Gesichter der Musikermedizin“
Die Deutsche Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin e.V. (DGfMM) veranstaltet vom 07.-08.10.2016 ein interessantes Symposium zum Thema „Die vielen Gesichter der MUSIKERMEDIZIN“ in Berlin, bei dem die Physiologie erfolgreichen Übens, die Prävention von Musikerkrankheiten und häufige Musikerkrankheiten aus interdisziplinärer Sicht im Mittelpunkt stehen, auch Workshops werden angeboten. Hier geht es zum vollständigen Programm: http://www.dgfmm.org/fileadmin/user_upload/_imported/fileadmin/downloads/Veranstaltungen/programm-vorlaeufig-symposium-2016.pdf
Infos: http://www.dgfmm.org/