„El Intruso“-Jury kürt Instrumentalist*innen

Mehr als 60 internationale Journalist*innen wurden von dem argentinischen Musikmagazin „El Intruso“ („Der Eindringling“) zu ihren Favorit*innen 2023 verschiedener Instrumentalkategorien befragt. Die fast ausschließlich männliche „Jury“ entschied sich für erfreulich viele Frauen: Camilla Nebbia wurde als beste Newcomerin ausgewählt, als beste Newcomer-Gruppe des Jahres bekam Anna Webber’s Shimmer Wince die meisten Stimmen. Joëlle Léandre wurde zur besten Kontrabassistin gewählt. Mary Halvorson und Nicole Mitchell wurden mit großem Abstand zur besten Gitarristin bzw. Flötistin gewählt. Noch eindeutiger war der Sieg von Tomeka Reid am Cello, die herausragend viele Votes bekam. Sylvie Courvoisier (Foto) überzeugte am Piano und bekam auch viele Stimmen in anderen Kategorien, die haitianische Komponistin Val Jeanty im Bereich Electronics und Susan Alcorn an der Pedal Steel Gitarre in der Kategorie „Other Instruments“. Cécile McLorin Salvant überzeugte bei den female Vocals und Intakt Records wurde als bestes Label am häufigsten genannt. Angelika Niescier, Ingrid Laubrock, Anat Cohen, Angel Bat Dawid, Naïssam Jalal und weitere Musikerinnen sind ebenfalls in der Favorit*innenliste zu finden.

22.01.2024

Alphornistin Eliana Burki mit 39 Jahren gestorben

Sie hat das Alphorn entstaubt und dem Instrument ein neues Image verliehen: die Schweizerin Eliana Burki. Sie vermischte das Alphorn mit Jazz, Funk und Blues, kreierte für ihren Style selbst den Begriff „Funky Swiss Alphorn“. Konzerttourneen führten sie über Europa hinaus durch die USA, Südamerika sowie den Nahen und Fernen Osten – und machten sie zur begehrtesten Botschafterin des Schweizer Nationalinstruments sowohl im Jazz, in der Klassik als auch in der World Music. Weil sie bewusst nicht in Tracht spielte und die gängigen Regeln des Alphornspiels ignorierte, kam vonseiten der Volksmusik häufig Kritik. Auch der Jazzszene war sie zu kommerziell. Davon ließ sie sich nicht beirren und spielte bewusst auch mit dem Image des blonden Girls, und machte die sexualisierte Betrachtung ihrer Person in einer männerdominierten Szene zum Thema. Jetzt hat ihr Label Künstlerhafen mitgeteilt, dass die 39-Jährige an den Folgen eines bösartigen Gehirntumors verstorben ist.

03.05.2023

RIP: Barbara Thompson (1944-2022)

Eine bekannte Instrumentalistin ist Anfang Juli im Alter von 77 Jahren gestorben: die britische Saxofonistin Barbara Thompson. Sie hatte in London am Royal College of Music Saxofon und klassische Komposition studiert, entdeckte dann aber ihre Liebe zum Jazz. Im Laufe der 70er Jahre gründete sie drei Bands: das United Jazz and Rock Ensemble, in dem auch ihr Mann, der Schlagzeuger und Musikproduzent Jon Hiseman mitspielte, Barbara Thompson’s Jubiaba und Barbara Thompson’s Paraphernalia. Thompson schrieb zum Teil auch die Songs für diese Bands, darüber hinaus aber auch klassische Kompositionen sowie Musikstücke für Film und Fernsehen. In den 1970er Jahren lernte sie den Komponisten Andrew Lloyd Webber kennen und arbeitete mit ihm an seinen Musicals „Cats“ und „Starlight Express“. 1996 wurde die Saxofonistin vom britischen Königshaus für ihre Verdienste um die Musik mit einem Orden ausgezeichnet. Nur ein Jahr später erkrankte Thompson an Parkinson und zog sich aus der Livemusik zurück; neue Medikamente schlugen bei ihr jedoch so gut an, dass sie ab 2005 immer wieder mal mit verschiedenen Bands auf Tournee gehen konnte. Zuletzt erschien 2020 ihre Autobiografie „Journey To A Destination Unknown – The Autobiographical Story Of Her Musical Life“, Repertoire Records veröffentlichte die Box „Live At The BBC“ mit 14 CDs, auf der ein Querschnitt ihres Schaffens mit verschiedenen Besetzungen zwischen 1969 und 1990 zu hören ist. Thompson hinterlässt einen Sohn, eine Tochter und vier Enkel*innen.

18.07.2022

Buch-Tipp: Quellentexte zur Geschichte der Instrumentalistin im 19. Jahrhundert

„Wer’s nicht gesehen hat, denke sich einmal eine trompete-, horn- und posauneblasende oder gar fagottirende Dame. Welche Komik wird da bereits durch die bloße Vorstellung erregt!“ Mit dieser Ansicht war Wilhelm Joseph von Wasielewski, namhafter Geiger und Schumann-Biograph, keineswegs allein. Die Vorbehalte richteten sich auch gegen Flötistinnen, Klarinettistinnen, Violoncellistinnen und Organistinnen, während Geigerinnen sich im Lauf des Jahrhunderts gegen anfängliche Widerstände schließlich durchsetzen konnten. Auch Spielweise, Repertoire, Ausbildung, Berufsmöglichkeiten und Reisen von Instrumentalistinnen wurden im 19. Jahrhundert lebhaft diskutiert.
Die gerade im Olms Verlag erschienen „Quellentexte zur Geschichte der Instrumentalistin im 19. Jahrhundert“ von Freia Hoffmann und Volker Timmermann (Hg.) aus der Reihe Studien und Materialien zur Musikwissenschaft (Band 77) erlaubt es, den vielseitigen und durchaus widersprüchlichen Argumentationen nachzugehen. Sie enthält 167 deutsche, englische und französische Texte aus Musikzeitschriften, Tageszeitungen, Monographien und Sammelwerken. Thematisiert werden neben Grundsätzlichem Klavier, Streichinstrumente, Harfe und Gitarre, Orgel, Blasinstrumente und das allmähliche Entstehen von Frauenorchestern – eine logische Folge der Tatsache, dass Frauen (mit Ausnahme einiger Harfenistinnnen) aus anderen Orchestern ausgeschlossen blieben.
ISBN: 978-3-487-15020-8, 326 S. mit Abb., 19,80 Euro.

20.08.2013