Krisengewinnler Amazon

Die Krise hat nicht nur auf die Musiker*innen massive Auswirkungen. Auch Vertriebe und Labels sind an den Rand der Existenzgefährdung getrieben. Der komplette stationäre Tonträgerhandel wurde geschlossen, und den Musikverlegern bleiben in dieser Phase ausschließlich Versandhändler wie Amazon, JPC, buch.de sowie die kleineren Mailorder-Einzelkämpfer, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Dabei sind sie oftmals auf den Marktführer angewiesen. Der Konzern ist schon öfter damit aufgefallen, dass er in absoluter Kapitallogik agiert und seinen eigenen Gewinn auf Kosten seiner Unterhändler maxmiert. In der aktuellen Krise zeigt sich Amazon erneut rücksichtslos.

Kolleg*innen aus unserem Netzwerk, die aus Gründen der Existenzsicherung anonym bleiben müssen, beschreiben die Lage so: Ihr Haupthandelspartner, der gerade in dieser Situation wichtig wäre, habe sich als komplett unsolidarisch erwiesen. In ihrem Lieferantenportal schreibt Amazon: „Wir beobachten aufmerksam die Entwicklungen von COVID-19 und deren Auswirkungen auf unsere Kunden, Vertriebspartner und Mitarbeiter. Wir haben die Bestellung von Produkten, bei denen es sich nicht um Haushaltsklammern, medizinische Versorgung oder andere Produkte mit hoher Nachfrage handelt, vorübergehend unterbrochen….“

Dies bedeute in diesem Fall praktisch, dass in der ganzen letzten Woche statt wie üblich ca. 60-70 Bestellungen, keine einzige Bestellung eingetroffen sei, da Produkte mit höherer Nachfrage priorisiert werden. An dem Bestellverhalten von anderen Anbietern wie JPC ist erkennbar, dass die Menschen nach Alternativen für die Bestellung von Musikprodukten suchen. Die Kolleg*innen beschreiben die Situation als Katastrophe, und versuchen, nun sich an die Politik zu wenden. Und uns als Verbraucher*innen bleibt nur, wieder einmal zum Boykott aufzurufen
 
25.03.2020