Kinder verbreiten laut Studie weniger Aerosole als Erwachsene
Kinder verbreiten beim Sprechen und Singen viel weniger der für eine Übertragung von Coronaviren relevanten Aerosole als Erwachsene. Das hat eine Untersuchung der Charité und der TU Berlin unter Federführung des Phoniaters Dirk Mürbe ergeben. „Kinder im Grundschulalter emittierten beim Sprechen eine Anzahl von Partikeln in der Größenordnung wie Erwachsene beim Atmen, und beim Singen emittierten sie ähnlich viele Partikel wie Erwachsene beim Sprechen“, sagte Mürbe, Direktor der Klinik für Audiologie und Phoniatrie an der Charité, der Nachrichtenagentur dpa. Die Anzahl der Aerosole hänge dabei stark von der Lautstärke ab. Der Befund könne nicht nur bei der Entscheidung für Präsenzunterricht an Schulen eine Rolle spielen, sondern auch für die Arbeit von Kinderchören. Mürbe zufolge bedeutet das aber nicht, dass Schulunterricht oder Chorproben und -konzerte unabhängig von der Infektionslage und ohne Beschränkungen stattfinden können. Allerdings sei je nach äußeren Umständen wie Größe des Raumes, Anzahl und Aufenthaltsdauer der Kinder sowie den Lüftungskonzepten mehr möglich als bisher praktiziert.
Unikliniken München und Erlangen zu Aerosolverbreitung bei Blasinstrumenten
Nach den Studienergebnissen zu Corona-Ansteckungsrisiken beim Singen mit Sänger*innen und des Bayerischen Rundfunkchors liegen nun weitere Ergebnisse aus der aufwendigen Studie des LMU Klinikums München, des Universitätsklinikums Erlangen und des Bayerischen Rundfunks vor. Den Ergebnissen zufolge könnten die Abstände in Ensembles zumindest zur Seite geringer ausfallen, als derzeit empfohlen wird. Im Gegensatz zu Studien, die die absolute Aerosolkonzentration durch das Musizieren gemessen haben, war der Ansatz dieser Studie, die akute Ausbreitung und Verteilung von Aerosolen im Raum durch das Spielen von gewissen Blasinstrumenten zu bestimmen.
Aerosolausstoßtest: Geringe Infektionsgefahr beim Musikmachen
Wie groß ist die Gefahr, sich in einem Orchester mit Corona anzustecken? Das wollten die Wiener Philharmoniker genauer wissen und ließen beim Spielen ihren Aerosolausstoß messen. Mit kleinen Sonden in den Nasenöffnungen wurde den Musiker*innen ein Kochsalz-Nebel kontinuierlich zusätzlich zum Atmen verabreicht. In einem schwarz ausgekleideten Raum befanden sich hinter der/dem jeweiligen Musiker*in besonders starke Scheinwerfer, um das Ausströmen der Aerosole sichtbar zu machen. Dadurch war es möglich, die Verteilung der Ausatmungsluft im Gegenlicht zu visualisieren und fotographisch zu dokumentieren. Das Ergebnis: von der Atemluft von spielenden Musiker*innen geht keine hohe Infektionsgefahr aus. Aus den Öffnungen der Instrumente entweicht kaum (sichtbares) Aerosol, einzige Ausnahme war die Querflöte, die eine Atemwolke mit bis zu 75 Zentimetern ausblies. Bei den Streichern blieb die Atemwolke beim Spielen gegenüber dem Atmen im Ruhezustand unverändert. Fritz Sterz, der ärztliche Leiter der Untersuchung, kommt daher zum Schluss: „Eine Ausdehnung der Ausatemluft eines Künstlers von mehr als 80 cm ist daher nicht zu erwarten!“