„Afghanistan National Institute Of Music“ ermöglicht vertriebenen Jugendlichen aus Afghanistan musikalische Bildung
Drei Jahre nach dem überstürzten Abzug der Westmächte und der erneuten Machtübernahme der Taliban sind in Afghanistan 21.000 Instrumente zerstört worden! Das meldet Dr. Ahmat Sarmast, Vorsitzender des im portugiesischen Exil wirkenden „Afghanistan National Institute Of Music“ (ANIM) in einer Pressemitteilung. „Das ANIM, das sich unermüdlich für den Erhalt der afghanischen Musiktraditionen eingesetzt hat, sieht in diesem Akt einen herzzerreißenden Rückschlag in ihrer Mission, die afghanische Musik zu schützen und zu fördern“, schreibt Samast. „Die Zerstörung von Instrumenten ist ein weiterer verheerender Schlag in einer Reihe von Unterdrückungsmaßnahmen, die afghanische Künstler, Musiker und Kulturschaffende seit der Rückkehr der Taliban an die Macht zum Schweigen gebracht haben.“ Von Portugal aus setzt sich das ANIM für die Bewahrung der afghanischen Musiktraditionen ein und ermöglicht vertriebenen Jugendlichen aus Afghanistan musikalische Bildung. Verbunden mit der Pressemitteilung ist der dringende Appell an die internationale Gemeinschaft, Menschenrechtsorganisationen und Kulturinstitutionen, den Akt der kulturellen Zerstörung zu verurteilen und den Erhalt der afghanischen Musik zu unterstützen (Spenden).
#MelodivaSpotlight: Compilation „Hope For Her Future“
„Hope For Her Future“ ist eine ganz besondere Compilation von 25 Tracks, mit denen das Underground Institute und der Afghanische Frauenverein auf die aktuelle Situation von Mädchen in Afghanistan aufmerksam machen und Spenden sammeln wollen. Mit den neuen Bildungsbeschränkungen der Taliban sind Schulen derzeit nur für Schülerinnen bis zur 6. Klasse geöffnet. Der Afghanische Frauenverein mit Sitz in Hamburg konzentriert sich darauf, auf kreative Weise Bildung und Zugang zu Wissen zu vermitteln – durch Homeschooling, Online-Unterricht, Lerngruppen, Radiositzungen usw. sowie Mädchen dabei zu helfen, anderswo Stipendien für eine höhere Bildung zu erhalten. Das „Underground Institute“ ist eine Agentur und Plattform für Kultur, deren Hauptaugenmerk auf herausfordernden, multidisziplinären und genreübergreifenden Künstler*innen liegt, von denen die meisten Frauen sind. Deren Gründerin Mary Ocher hat selbst einen neuen Track mit Audrey Chen beigesteuert, außerdem sind die Burka Band*, ein female Trio aus Kabul, zu hören sowie Gudrun Gut, Xiu Xiu, Ka Baird, Ana da Silva, Michelle Gurevich, Julia Kent, Gloria de Oliveira, u.v.a. Auf Bandcamp könnt ihr die Tracks anhören und kaufen, die Erlöse gehen an die Afghan Women’s Association.
Gesprächsrunde: Musiken der Welt – Afghanische Musikwelten im Exil
Begleitend zur Konzertreihe „Musiken der Welt“ in der Alten Oper gilt es am 15.11.2022 herauszufinden: Was ist afghanische Musik? Wie präsent ist sie in Frankfurt? Wie nimmt die afghanisch-stämmige Community solche Konzerte wahr? Während der Gesprächsrunde wird live Musik gespielt. Wer mitdiskutiert, bekommt eine Freikarte für das Konzert „Afghanische Musikwelten im Exil“ am 21.11. und kann an einer Führung durch die Alte Oper teilnehmen. Zu Gast ist Yalda Yazdani (Foto: Zeitgenössische Oper Berlin), im Iran geborene Ethnomusikologin und Kuratorin (u.A des Festivals „Female Voice of Afghanistan“) sowie der Rubab-Spieler Ustad Ghulam Hussain und der Tablaspieler Mirweis Neda. Los geht’s um 18:00 Uhr im stadtRAUMfrankfurt, Mainzer Landstr. 293 in Frankfurt am Main. Die Teilnahme ist kostenfrei, Anmeldungen per Mail.
Crowdfunding-Kampagne für „Female Voices of Afghanistan“: jetzt unterstützen!
Im Juli 2021 reisten die Musikethnologin Yalda Yazdani und der Filmemacher Andreas Rochholl für vier Wochen nach Afghanistan, um dort lebende Sängerinnen – Gulshan, Freshta Farokhi, Sumaia Karimi, Sadiqa Madadgar, Naria Nour und Wajiha Rastagar – zu filmen. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass es die letzte Möglichkeit sein würde, das Leben dieser Künstlerinnen vor der Machtübernahme der Taliban zu dokumentieren. Die daraus entstandenden 16 Konzert- und Porträt-Videos wurden beim virtuellen Festival „Female Voice of Afghanistan“ gezeigt. Aus dem Filmmaterial soll jetzt ein Dokumentarfilm entstehen, der die Erinnerung wach hält und als Zeugnis der kulturellen Identität für die Weltgemeinschaft verfügbar bleibt. Dazu sammeln die Filmemacher*innen per Crowdfunding Spenden. Das Budget wird für einen Nachdreh mit einer der im Film vorkommenden afghanischen Sängerinnen verwendet, um zu dokumentieren, wie es ihr aktuell geht. Außerdem soll damit die Postproduktion mit dem Final Cut umgesetzt und Untertitel hinzugefügt werden. Die Kampagne könnt ihr noch bis 8. Mai hier unterstützen.
Afghanisches Musikinstitut im Exil
Seit der Machtübernahme der Taliban im August sind die Musiker*innen des Landes in akuter Gefahr. Während der Zeit der westlichen Besatzung wurde das ANIM („Afghanistan National Institute Of Music“) gegründet, das seit 2010 prominente Gruppen wie das Ensemble Safar oder das Mädchenorchester Zohra hervorgebracht. Im August musste das Institut seine Arbeit einstellen. Die portugiesische Regierung hat 272 Mitgliedern des ANIM, sowohl Studierenden, Lehrenden wie auch Meistern, humanitäre Visa ausgestellt. Vor wenigen Wochen sind sie in Lissabon gelandet. Dort soll nun das ANIM im Exil aufgebaut und fortgeführt werden. Natürlich sind auch nach dieser Rettungsaktion weiterhin viele Künstler*innen in Afghanistan bedroht. Ihnen hilft nun die „International Campaign For Afghanistan’s Musicians“ (ICFAM), die auch bei der Erlangung eines prioritären Asylstatus unterstützt.
Kinotipp: „Afghanistan – Women’s Voices“ 05.12.21 @ IFFF Köln
Anlässlich der dramatischen Lage in Afghanistan laden das Kölner Filmnetzwerk LaDOC und das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund/Köln e.V. zur Film- & Diskussionsveranstaltung „Afghanistan – Women’s Voices“ am 05.12.2021 ein. Gezeigt werden zwei Dokumentarfilme: In ihrem international gefeierten, wirklich beeindruckenden Film „Sonita“ (IR/D/CH 2015, 91 Min., OmU) erzählt Rokhsareh Ghaem Maghami die Geschichte der 19-jährigen Rapperin Sonita. Sie stammt aus Afghanistan und lebt als illegale Migrantin in Iran – ohne Rechte, offizielle Schulbildung und Papiere. Doch Sonita hat Talent: Als erste afghanische Rapperin erzählt sie ihre Geschichte, die kein Einzelfall ist. So hofft sie, dem Vorhaben ihrer Familie zu entkommen: Diese plant, sie für 9.000 $ an einen ihr unbekannten Ehemann zu verkaufen, damit Sonitas Bruder heiraten kann. Nun muss sich auch die Filmemacherin entscheiden: Bleibt sie neutrale Beobachterin oder greift sie ein? Danach folgen der Dokumentarfilm „A Thousand Girls Like Me“ von Sahra Mani sowie ein Vortrag der Regisseurin und Leiterin des Instituts Afghan Film Sahraa Karimi über das filmische Schaffen von Frauen in Afghanistan. Außerdem werden die Filmemacherinnen im Dialog mit Filmemacher*innen aus Deutschland über die Filme und ihre Arbeitssituation sprechen.
Filmhauskino | Maybachstr. 11 | 50670 Köln | 10 – 18 Uhr (inkl. Mittagessen) | Tagesticket (Filme, Vortrag, Mittagessen und Snack): 20.- € / ermäßigt 16.- € (2G-Regel)
Female Voice of Afghanistan – virtuelles Festival 15.-20.10.2021
Mit einer Woche voll Musik zeigen afghanische Musikerinnen*, dass sie sich ihre Stimme nicht verbieten lassen. Die Musikethnologin Yalda Yazdani und der Leiter der Zeitgenössischen Oper Berlin, Andreas Rochholl, waren im Juli 2021 nach Afghanistan gereist, um afghanische Sängerinnen zu proträtieren. Beide hatten bereits 2017 und 2018 das Festival „Female Voice Of Iran“ veranstaltet, die neue Ausgabe sollte nach diesem Vorbild auf die Beine gestellt werden, um ihnen internationales Gehör zu verschaffen. Dann kam die gewaltsame Machtübernahme durch die Taliban und nichts ist mehr, wie es vorher war. Umso wichtiger ist jetzt, dass das Festival nun trotzdem stattfindet: vom 15. bis 20. Oktober wird es als virtuelles Festival „Female Voice Of Aghanistan“ auf dem Youtube-Kanal der Zeitgenössischen Oper gestreamt. Seid dabei und lernt neun Sängerinnen, die aus verschiedenen biografischen und stilistischen Perspektiven ihre Gesangskunst beisteuern: Mashal Arman, Rouya Doost, Gulshan, Freshta Farokhi, Sumaia Karimi, Sadiqa Madadgar, Naria Nour, Wajiha Rastagar und Ghawgha Taban. Hier geht es zum Festivalstream.
Mehr Infos gibt es bald hier
Jetzt für Musik- & Frauen-Projekte in Afghanistan spenden
Der Institutsleiter des Afghanistan National Institute of Music berichtet von schlimmen Zuständen, seitdem die Taliban die Herrschaft in Afghanistan übernommen haben. Instrumente wurden bereits zerstört, seine Schule kann nicht öffnen. Alle, die in die Arbeit und den Unterricht an diesem Institut verwickelt waren, sind nun gefährdet, denn die Taliban verstehen Musik als Sünde. Die Spenden für dieses Institut können nun erst mal nicht für Tourneen oder Neuanschaffungen verwendet werden, sondern müssen in Sicherheitsleistungen investiert werden, um das, was schon da ist, vor der Zerstörung zu bewahren. Hier könnt ihr für das ANIM spenden.
Ein weiterer Verein setzt sich bereits seit 1984 für die Schulbildung – anfangs insbesondere von Mädchen – in Afghanistan ein. Afghanistan Schulen will vor allem Schulangestellte mit Zuwendungen unterstützen, weil die neue Regierung den Lehrenden weniger Gehalt zahlen will. Im Moment herrsche große Unsicherheit, in Behörden, Banken und Hilfsorganisationen dürften Frauen bislang nicht arbeiten – die Taliban-Kämpfer wüssten nicht, wie sie sich gegenüber Frauen verhalten müssten und müssten erst ausgebildet werden, wurde dem Verein mitgeteilt. Die Schülerinnen der Frauenzentren lernen momentan gemeinsam mit ihren Lehrerinnen zuhause und nähen u.a. Schuluniformen für Bedürftige.
Die neue Inititative des Zentrums für feministische Außenpolitik Berlin und HÁWAR.help möchte auf ihrer Plattform Defend Afghan Women’s Rights Spenden für afghanische NGOs und Akteur*innen sammeln, die Frauen in Afghanistan unterstützen und helfen, sie außer Landes zu bringen. Außerdem arbeiten sie an politischen Forderungen für eine menschenrechtsbasierte Außenpolitik. Pinkstinks hält einen regelmäßig aktualisierten Blog bereit, der euch über weitere Unterstützungsmöglichkeiten informiert. Mehr zu Aktionen und Demos findet ihr bei Seebrücke.