Unikliniken München und Erlangen zu Aerosolverbreitung bei Blasinstrumenten
Nach den Studienergebnissen zu Corona-Ansteckungsrisiken beim Singen mit Sänger*innen und des Bayerischen Rundfunkchors liegen nun weitere Ergebnisse aus der aufwendigen Studie des LMU Klinikums München, des Universitätsklinikums Erlangen und des Bayerischen Rundfunks vor. Den Ergebnissen zufolge könnten die Abstände in Ensembles zumindest zur Seite geringer ausfallen, als derzeit empfohlen wird. Im Gegensatz zu Studien, die die absolute Aerosolkonzentration durch das Musizieren gemessen haben, war der Ansatz dieser Studie, die akute Ausbreitung und Verteilung von Aerosolen im Raum durch das Spielen von gewissen Blasinstrumenten zu bestimmen.
Chorverband Österreich präsentiert Ergebnisse einer Aerosolmessung beim Chorsingen
Nach mehr als 11 Wochen Pause können Chöre in Österreich ihre Proben- und Konzerttätigkeit seit vergangenen Freitag wieder aufnehmen. Um den Chören Empfehlungen für ein verantwortungsvolles Singen geben zu können, beauftragte der Chorverband Österreich (ChVÖ) eine Untersuchung durch die MedUni Wien, in der auch erstmals fotografisch festgehalten wurde, wie sich Aerosole während des Singens in der Luft verbreiten. Der Leiter der Untersuchung stellt in seinem Bericht fest, dass sowohl beim ruhigen, der Norm entsprechenden Aus- und Einatmen als auch beim Singen, welcher Art auch immer, eine Aerosolwolke von 0,5 Meter – um den Kopfbereich verteilt betroffen war. Die Ausdehnung – vor allem nach vorne hin (…) – erstreckte sich bis maximal 0,9 Meter, bei gewissen Sing-Techniken allerdings mit vermehrter Wirbelbildung. Dabei konnte vor allem durch Mund-Nasen-Schutz-Masken, welcher Art auch immer, die Ausdehnung dieser Wolke signifikant eingeschränkt werden. Auf Basis dieser Ergebnisse erarbeitete der Chorverband Österreich wertvolle Empfehlungen für Obleute, Chorleiter*innen und Chorsänger*innen, um sie bei der Wiederaufnahme ihrer musikalischen Tätigkeiten zu unterstützen.
Ansteckungsgefahr in Flug- und Konzertbetrieb – Deutscher Musikrat fordert Koordinierung der Studien
Der Deutsche Musikrat wundert sich ebenso wie wir in unserem letzten Festivalersatzreport über die Diskrepanzen zwischen den strengen Abstandesregelungen für Kulturveranstaltungen und den laxen Regelungen in Flugzeugen, die inzwischen wieder voll besetzt fliegen dürfen. Der Deutsche Musikrat fordert darum das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) dazu auf, gemeinsam mit dem Robert Koch-Institut federführend Corona-Grundlagenforschung zur Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumen zu betreiben, zu koordinieren und zur Verfügung zu stellen. Die Entscheidung, Flugzeuge wieder vollbesetzt starten zu lassen, ist wirtschaftlich begründet. Der Flugbetrieb lohnt sich nur mit voll besetzten Reihen, ebenso wie der Kulturbetrieb, der ein erheblicher Wirtschaftsfaktor in Deutschland ist. Was für Flugzeug und Bahn gilt, müsse auch für Konzertsäle gelten, so der Generalsekretär des Musikrats. Falls die Luftfahrtindustrie in ihrer Annahme Recht hat, dass aufgrund der guten Belüftung durch Hochleistungspartikelfilter Fliegen unkritisch sei, könnte dies auch eine gute Nachricht für Veranstaltungsräume mit geräuschminimierter Klimaanlage sein bzw. es könnte gezielt in solche investiert werden. Doch hierfür werden verlässliche Erkenntnisse benötigt, wie sie das DLR in einem Forschungsprojekt gerade untersucht.