Claudia Nentwich

“Windstill“

Ihre fünfte CD hat Claudia Nentwich gerade veröffentlicht, eine Sängerin in den Mittvierzigern, die ein bewegtes Leben ihr Eigen nennen kann – und in dieser Bewegtheit eine Windstille, eine Zeit des Abwartens, des Resümierens gefunden hat und besingt. Gleich im ersten Song, dem groovig-bluesigen „Häutungen“, wird das deutlich – was macht das Leben aus, „…ist es der Schlauch oder der Wein?“ Das zweite Stück schildert die Liebe der gebürtigen Bayerin, die lange in Barcelona gelebt hat und sich schließlich in Berlin niedergelassen hat, zu ihrer Wahlheimat: „Berlin, so’n Dreck, aber ich will nie wieder weg“. Und „Prinz Lügenherz“: eine Abrechnung mit eben diesem – oder eher mit sich selber, weil man auf ihn hereingefallen ist… Fast alles selbst komponiert und getextet, lebenskluge Liedermacherlieder, unaufgeregt gesungen mit ihrer angenehmen, starken Stimme und begleitet von Akustik- und E-Gitarre (Christian Wallert). Das englische „Arms Wide open“ zeigt ein interessantes Phänomen: Sobald die Muttersprache wegfällt, wird der Gesang nicht mehr in dem Maße dem Text untergeordnet wie eben oft im Deutschen üblich, wird freier, mutiger. Hübsch auch das ebenfalls englische Duett „Spinning round in Circles“. Nach nicht einmal einer halben Stunde ist der Spaß vorbei – die Windstille ist vorüber und die Lebensreise kann weitergehen.

CD, 2012, 9 Tracks, Label: Blow Till Midnight Musikverlag

Fee Kuhn

09.04.2012