Bat For Lashes

“Two Suns“

Natasha Khan alias Bat For Lashes wird erwachsen: war ihr letztes Album „Fur and Gold“ (2007) stark vom spielerischen Umgang mit vielerlei Einflüssen – von Filmfiguren wie Johnny Darko bis zu Phil Spectors Teen-Popopern – und Khans Hang zu comichaftem Okkultismus á la Emily the Strange geprägt, richtet sich „Two Suns“ ganz eindeutig an ein etwas älteres Publikum und schielt nach hohen Chartsplatzierungen. Produzent David Kosten stellt die helle Stimme der 30-jährigen Britin mit pakistanischen Wurzeln in den Mittelpunkt: Songs wie der atmosphärisch dichte Opener „Glass“, das fragile Kunstlied „Moon and Moon“ und die klavierunterlegten Balladen „Siren Song“ und „Travelling Woman“ bauen ganz auf eine mystisch-entrückte Stimmung, die beinah körperlosen Vocals erinnern an Enya, viel weniger an Björk, mit der Allroundkünstlerin Bat/Natasha früher oft verglichen wurde. Interessant wird es, wenn das märchenhafte Setting verlassen wird: im folkigen, beschwörend-dämonischen „Sleep Alone“ klingt Bat For Lashes wie eine weibliche Version der frühen Violent Femmes, „Peace of Mind“ ist behutsam modernisierter Gospel, auf „Two Planets“ hört man dumpfes Trommeln und Stimmfetzen vom Anrufbeantworter. „Good Love“ basiert auf einer kinderlied-einfachen, minimalistischen Synthiemelodie, die perfekt zu Khans schwebender Stimme passt, der treibende Elektrobeat von „Pearl´s Dream“ ist von einem langen New York-Aufenthalt inspiriert. Die Single „Daniel“ ist leider einer der schwächeren Tracks der Platte und klingt trotz der zugegeben hübschen Melodie wie ein Mainstream-Produkt der mittleren achtziger Jahre. Die große Überraschung wartet am Schluss: kein Geringerer als der legendäre Scott Walker ist Natashas Duettpartner beim elegisch-pastoralen „The Big Sleep“.

CD, 2009, 11 Tracks, Label: EMI

Christina Mohr

14.04.2009