Aki Takase

“St. Louis Blues“

Blues hat immer zwölf Takte, ein simples harmonisches Gerüst und rhythmisch geht’ s immer im 4/4-Takt ab… falsch! Die große Pianistin Aki Takase, immer wieder aufs Neue für Überraschungen gut, beweist, daß Blues in erster Linie Gefühlsausdruck ist. Durchaus nicht nur von Tristesse und Melancholie, sondern auch von den anderen, helleren Emotionen. Mit der CD „St. Louis Blues“ haben sich Aki Takase und ihre Mitstreiter – die teils im Free Jazz ihre Wurzeln haben, vor allem Rudi Mahall (bcl) und Fred Frith (git) – die alten Blues – Kamellen von W.C. Handy vorgenommen. Neben dem Opener, der diesem Werk seinen Namen gab, finden sich hier auch so Evergreens wie „Memphis Blues“ oder der „Yellow Dog Blues“, aber ganz neu interpretiert. Es scheint, als hätten Aki Takase und Band versucht, den traditionellen Blues-Fans mal zu zeigen, was eine Harke ist. Besonders deutlich wird das auch bei den Eigenkompositionen der Mitmusiker – wie dem Stück „Jazz Ain’t What It Used To Be“ des Posaunisten Nils Wogram, das doch irgendwie ganz schön ironisch daherkommt. Naja, und was den Rhythmus des Blues angeht, da zeigt Drummer Paul Lovens, wie schräg Blues sein kann. Aki Takase ist hier erneut eine Jazz-Platte der ganz besonderen Art gelungen. Nix für PuristInnen, aber gibt’s die überhaupt noch?

CD, 2001, 12 tracks, Label: enja records

Marion Möhle

20.02.2002