Ersatzmusika

“Songs Unrecantable“

Ersatzmusika – das klingt irgendwie nach wässrigem Malzkaffee statt duftendem Bohnenbräu und rohe Plattenbauten statt Stuckfassaden. Mit ihrem zweiten Album knüpfen die Exil-Moskauer nun an jene Monate an, in denen der Sowjetkommunismus implodierte. Mit traurigen Melodien, aber auch jenen tanzbaren Klängen, die man zum „Russian Beat“ assoziieren mag, lässt das Ensemble um Bandgründerin Irina Doubrovskaja die entfesselte Stimmung in heruntergekommenen Moskauer Kellerklubs aufleben. Die Tristesse des postkommunistischen Russlands spiegelt sich vielleicht in der Coolness dieser siebenköpfigen Band. Irina Doubrovskaya, Songschreiberin, Sängerin, Akkordeonistin, Keynboarderin und Pianistin, scheint sich in tiefer Lage, aber immer samtweich dem konsequenten Verfall hinzugeben, in dem nichts mehr Sinn ergibt. Und der sensationelle Bariton des einzigen nicht-russischen „Ersatzmusikers“ Thomas Cooper konkurriert wahrhaftig mit dem eines amerikanischen Country-Stars.

CD, 2009, 13 Tracks, Label: Asphalt Tango Records

Angelika Calmez

09.06.2009