Kim Wilde

“Snapshots“

Kim Wilde hat schon immer gern gecovert: einer ihrer größten Hits, „Keep Me Hanging On“ stammt im Original von den Supremes, 2003 feierte sie mit dem gemeinsam mit Nena gesungenen „Anyplace, Anywhere, Anytime“ („Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“) ein fulminantes Comeback. Wilde ist dreißig Jahre nach ihrem Welterfolgsdebüt „Kids in America“ inzwischen wieder so gut im Geschäft, dass sie sich mit „Snapshots“ eine reine Herzensangelegenheit gönnt: auf diesem Album singt sie ausschließlich Lieder anderer Leute und hat dabei ganz offensichtlich jede Menge Spaß. Die Songauswahl überrascht: Kim Wilde interpretiert keine totgenudelten „Pop-Classics“; sie stöbert im Elektropop- und Wave-Fundus der achtziger und neunziger Jahre und verbeugt sich auch vor jüngeren KollegInnen. Der Opener „It´s Alright“ war dereinst ein großer Hit der britischen Boygroup East 17, „About You Now“ wurde von den Sugababes gesungen. Mrs. Wilde mag außerdem The Cure („In Between Days“), Black („Wonderful Life“), Erasure („A Little Respect“), Suede („Beautiful Ones“) und sogar Postpunk in Form des Buzzcocks-Songs „Ever Fallen In Love“. Viel Leidenschaft steckt sie in ihre Interpretationen von Cilla Blacks „Anyone Who Has A Heart“ und Kirsty MacColls „They Don´t Know“, das auch schon von Tracey Ullman gecovert wurde. Zu jedem Song schreibt Kim Wilde ein paar persönliche Zeilen und macht „Snapshots“ so zu einer vertraut-familiären Angelegenheit. Am allerschönsten wäre es, wenn sich Kim Wilde und ihr musikalischer partner in crime, Bruder Marty Wilde, öfters mal was trauen würden: lediglich im letzten Song, einer Duettversion von David Bowies „Kooks“ mit Hal Fowler, weichen sie vom erfolgserprobten Synthie+E-Gitarren-Autoscooter-Sound ab und vermitteln eine Ahnung davon, wie gut Kim Wilde heutzutage sein könnte.

CD, 2011, 14 Tracks, Label: Columbia/Sony

Christina Mohr

01.09.2011