Dina El Wedidi

“Slumber“

Von einer Zeit in die andere. Von einer Welt in die andere. Habe ich Afrikas und Arabiens Kultur meist nur von Weitem wahrgenommen, beamte mich Dina El Wedidi doch mal mit dorthin. Das Nildelta, Kairo, die Pharaonen und Pyramiden fokussierte ich immer mal wieder etwas interessiert. Als eine kleine Pharaonin hat auch Dina El Wedidi meine Aufmerksamkeit. Bei den Strukturen, Texturen und Elementen des Ambientsounds der ägyptischen Sängerin und Liedermacherin wird von meditativen Frequenzen, sonischer Athmosphäre und glichy Beats gesprochen im Kontext der amerikanischen und europäischen Musikszene. Der Sound wurde von manchen definiert als “gripping combination of aggressive darkness, rhythmic hypnosis, and emotive chords.“ Die Produktion mit Sampling und Fieldrecordings stammt aus Kairo. Inspirierend war eine Zugfahrt von Alexandria nach Kairo. Dann von Kairo nach Luxor und Aswan. Züge und Geräusche wurden als Instrument neben Musikinstrumenten eingesetzt. Und die Zeit, die vergeht, als ein Konzept. Die CD „Slumber“ lässt sich als “30-minute short nap” bezeichnen. Eine musikalische Reise zwischen Realität und Surrelismus, zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Alexandria und Kairo, zwischen Westlichem, Afrikanischem, Arabischem und Östlichem, zwischen Kairo, Paris und Berlin. Auch Musical, Oper und Film sind der Bühnenkünstlerin nicht fern, denn weg von Geistesgefängnissen ist sie mit Vorstellugskraft musikalisch frei. „Her decision to make the album inside this mindset was conscious; a deliberate metaphysical separation from the image that has defined her in the mind of her audience…„, berichtet das Magazin Scenenoise. „I wanted to make this album when I’m asleep, not awake”, meint Wedidi und sieht „Slumber“ als einen kurzen Traum zwischen zwei Welten und eine Verbindung zwischen Bewusst-Sein und Unbewusst-Sein. Im wachen Hier und Jetzt gilt als ihr Mentor immerhin Gilberto Gil. In Zeiten von Globalisierungsthemen und Migrationsproblematiken sind Spiritualität und ägyptische Folklore Quellen für Dina El Wedidi und ihre Rhythmizität, Vokalität und Improvisationsfreude, die nach mehreren Produktionen nun in innovativen Musikexperimenten hier in Europa auftaucht. Für den Film „Egyptian Jeanne d’Arc“ arbeitete Wedidi unter anderem mit Iman Kamel und Frieder Butzmann zusammen. Die CD „Slumber“ wurde aufgenommen mit mehreren Freunden und Kollegen ihrer Heimatregion. Aus einem Online-Archiv entstand in zweieinhalb Jahren eine CD: „Slumber… not only a piece of art, in all senses, but a work of metaphysics.“ Sieben Songs, sieben Kompositionen, sieben Bahnstationen in Ägypten.

CD, 2018, 7 Tracks, Label: Kirkelig Kulturverkset

Tina Karolina Stauner

11.05.2019