Stephanie Wagners Quinsch

“Shapes & Colours“

Wieder einmal ist es soweit, ein neues Album von Stephanie Wagner und das zweite Album ihres experimentellen Quintetts „Quinsch“. Sie ist wohl eine der wandlungsfähigsten Jazzflötistinnen, studierte in Mainz und am Berklee College of Music in Boston, erhielt mehrere Musik-Preise als herausragende Instrumentalistin, ist Komponistin und Tontechnikerin. Sie hat sich im Laufe der Zeit mehrere Musikprojekte aufgebaut, ist Dozentin auf verschiedenen Workshops und veröffentlichte letztes Jahr ihre Jazzflötenschule „Play Jazz-Flute – now“. Als Fan der Hardbop-Ära der 50er und 60er Jahre bietet ihr das Quintett die Möglichkeit, die in dieser Zeit dominierende Trompete durch ihre Flöte zu ersetzen. So sind die verschiedensten Klangfarben neben Blues, Latin und Modern Jazz auch Elemente des Hardbops vereint. Die Fünferbeziehung „Quinsch“ besticht durch Wagner`s Flöte und dem Saxophon des Weinheimers Steffen Weber. Dies kommt nicht nur durch die zweistimmigen Melodien zum Ausdruck, sondern auch in den Soli-Parts. Dort haben beide genügend Raum um aufeinander einzugehen, so in „von Fremden Ländern und Menschen“. Ursprünglich ein reines Klavierstück von Robert Schumann, läßt es der Pianist Steffen Stütz zu Beginn auf seinem Klavier anklingen, dann verwandelt es sich im Verlauf mit Swing und Charme. Udo Brenner am Bass und Jens Biel am Schlagzeug vervollständigen das Ensemble. Der Titel „Kangaroo“ beginnt mit einem musikalischen Springen, hier hat sich Wagner auf ihrer Australienreise von diesen Tieren inspirieren lassen. Beim Beobachten stellte sie fest, dass deren Sprünge nicht immer unwillkürlich und unkoordiniert sind, sondern teilweise einem rhythmischen Muster folgen, welches sie in Musik umsetzte. Winterlich, kalt und weiss wird es im Titel „White Landscape“. Mit dem warmen und gefühlvollen Zusammenspiel nehmen die Fünf einen mit auf ihren verschneiten Spaziergang. Wie Wassily Kandinsky einst sagte: „Ein Bild muss klingen und von einem inneren Glühen durchtränkt sein“, so besitzen alle Stücke auf „Shapes and Colours“ dieses „innere Glühen“. Mitgeglüht werden kann am 18. April 2016 beim CD-Release Konzert im Mannheimer Nationaltheater. Neben der Einheit, die „Quinsch“ ausstrahlt ist es Wagner`s nicht immer ganz klassische Auslegung des Flötenspiels, so z.B. in Form einer Beatbox, die das Quintett so besonders macht. Eine rundum schöne Jazzplatte für jede Gelegenheit, von mir ganz klar mit Prädikat: Ausgesprochen Hörenswert!

CD, 2016, 10 Tracks, Label: Personality Records

Anja Klein

07.04.2016