Esperanza Spalding

Keine Frage, diese Musikerin ist auf der Karriereleiter schon ganz oben angekommen: erst durfte die Bassistin, Sängerin und Komponistin aus Portland 2009 bei Barack Obama’s Friedensnobelpreis-Verleihung auftreten, dann schnappte sie Teenie-Idol Justin Bieber 2011 den Grammy für den “Newcomer des Jahres” weg – eine Kategorie, die noch nie von JazzmusikerInnen gewonnen wurde. Schließlich eroberte sie sogar noch die anspruchsvolle Jazzszene und wurde bei der jährlichen Umfrage unter den renommiertesten JazzkritikerInnen der USA zur besten E-Bassistin und Jazzkünstlerin des Jahres gekürt. Nun steht also ihre vierte Veröffentlichung an und auf die kammermusikalisch orientierte „Chamber Music Society“ (2010) folgt die CD „Radio Music Society“, die sich mit Songformen und Melodien auseinandersetzt, die vom Format her eher „Popsongs“ sind. Spaldings Vision war dabei, ihre geliebte Jazzmusik so umzuformen, dass auch jazzunkundige HörerInnen sie zufällig eines Tages im Radio für sich entdecken können. „Diesen Augenblick, in dem die Musik einfach in einen hineinsinkt, wollte ich einfangen. Es geht dabei um die Kraft eines Songs und wie er einem zumindest den Tag retten kann.” Dazu lud die erst 27jährige all die hervorragenden JazzmusikerInnen, die sie im Laufe ihrer Karriere kennengelernt hat, ins Studio ein, um sie einem breiteren „Mainstream“-Publikum näher zu bringen. Neben langjährigen Partnern und „persönlichen Helden“ wie Joe Lovano, Keyboarder Leo Genovese und Schlagzeugerin Terri Lyne Carrington übernahmen Algebra Blessett, Lalah Hathaway, Gretchen Parlato, Leni Stern und Becca Stevens Vocalparts. Wie bei radiotauglichen Songs üblich, handeln die Lieder vornehmlich von Liebe, aber es gibt auch andere Themen wie etwa die Ode an ihre Heimatstadt („City Of Roses“), das bezaubernde Trostlied für einen Freund („Cinnamon Tree“) oder die Singleauskopplung „Black Gold“, die der schwarzen Community huldigt.

MELODIVA CD Tipp März 2012