
Lali Puna
“Our Inventions“
Lali Puna sind Valerie Trebeljahr (Gesang/Keyboard/Texte), Schlagzeuger Christoph Brandner (sonst bei Tied und Tickled Trio), Keyboarder Christian Heiß und Markus Acher (sonst bei The Notwist). Kaum zu glauben, dass die Veröffentlichung ihres letzten regulären Studioalbums schon mehr als fünf Jahre zurückliegt. Möglicherweise ist die Band derartig eng mit den ebenfalls aus Weilheim stammenden The Notwist und dem Berliner Label Morr Music verbandelt, dass sobald deren Namen fallen, auch Lali Puna in den Fokus rücken und so nie in Vergessenheit gerieten. Das ist ein großes Kompliment für jemanden, der seit 2004 lediglich ein B-Seiten-Album und einzelne Sampler- und Kooperationsbeiträge veröffentlicht hat und zeugt für die Maßstäbe, die Lali Puna in Sachen intelligenter Popmusik gesetzt haben. Herzblut, Individualität und Menschlichkeit treffen auf elektronisches Gefrickel und gekonnt minimalistisch arrangierte Klangcollagen, ohne dabei die Seele der Musik hinter technoiden, kalten Sounds zu verstecken. Wenn man so will, sind Lali Puna eine der wenigen Bands, die der Popmusik etwas wirklich Neues hinzugefügt haben. Wer das von sich behaupten kann, muss sich mit seinem vierten Album auch nicht neu erfinden, sondern kann einfach mitteilen, was er zum Weltgeschehen zu sagen hat. „Our Inventions“ setzt sich mit den treibenden Kräften des Fortschritts und dem Technikwahn auseinander. Ironisch konstatiert das Titelstück „The birds in the trees/Singing our mobile melodies/what a sweet, sweet world“. Trebeljahrs Texte sind eine Zustandsbeschreibung der modernen Welt und kommen zu dem Schluss, dass diese vom Fortschrittsglauben aufgefressen wird. Ein Immer-mehr-wollen führt in den Ruin. Da passt die zurückgenommene Musik. In sich ruhend bilden pulsierende Keyboards, Valeries fast flüsternder, sanft-melodiöser Gesang und die Texte eine Symbiose, die unaufdringlich, dafür aber nachhaltig Gesellschaftskritik mit warmen, menschlichen Tönen vereint, ohne dabei in einen gerade modernen Rückgriff auf die Musik vergangener Epochen zu verfallen.
CD, 2010, 10 Tracks, Label: Morr Music
Janine Andert28.04.2010