Katharina Franck

“On the Verge of an Autobiography“

Fluch und Segen der Popularität: obwohl inzwischen mehr als zwanzig Jahre vergangen sind, seit Katharina Franck und ihre damalige Band Rainbirds mit „Blueprint“ einen Riesenhit hatten, wird Franck stets und überall mit diesem Song in Verbindung gebracht – so prägnant war dieses Lied, nicht zuletzt durch ihre unvergleichliche, kraftvolle und klare Stimme. In den Jahren nach „Blueprint“ und dem Ende der Rainbirds versuchte Katharina Franck durch ambitionierte Projekte wie Spoken-Word-Alben und Theaterkompositionen, meist zusammen mit ihrer Freundin Ulrike Haage und FM Einheit von den Einstürzenden Neubauten, das Mainstreampop-Image loszuwerden. Die begeisterte Resonanz auf ihr 2006’er-Album „First Take Second Skin“ zeigte aber, wofür ihre Fans sie am meisten lieben: für anspruchsvollen, trotzdem eingängigen Singer-Songwriter-Pop. Die neue Platte „On the Verge of an Autobiography“ ist ein wenig zwiespältig geraten, wieder ringen mehrere Geister in Katharinas Brust: artifizielle Stücke wie der rezitative Titeltrack, Folk-Blues-Hybriden wie der Opener „San“ und „We Never Blink“ oder das bemüht hardrockige „In My Mouth“ wirken gestelzt, klingen zu gewollt nach Kunstlied. Wie gut Franck als Sängerin, Gitarristin und Komponistin sein kann, unterstreichen Songs wie die mitreißende Indie-Gitarrenperle „Reckless Reckless“, fragile Balladen wie „Things You Must Never Lose“ und „Wind Was Playing With My Hair“ oder das in satten Streicherarrangements schwelgende „Something in the Way“, das als Hommage an die Beatles verstanden werden darf. Fazit: Katharina Franck sollte sich nicht gegen die in ihr schlummernden „Blueprint“-Nachfolger wehren, sondern ihnen freien Lauf lassen!

CD, 2008, 12 Tracks, Label: Premium

Christina Mohr

11.12.2008